Social Banking 2.0 – Der Kunde übernimmt die Regie

Archive for November 2009

M-Pesa: Hilft „mobiles Geld“ gegen finanzielle Apartheid?

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Die Wochenzeitung „die Zeit“ wirft die Frage auf, welche Reichweite das mobile Bezahlen per Handy besonders in unter entwickelten Regionen wie Afrika haben kann, und ob dies die Wirtschaft irgendwie beeinflußt  – man kann schon sagen, dass es das tut, denn M-Pesa hat seit dem Start in 2007 in Kenia bereits über 40 Millionen Nutzer gewonnen, das sind rund 40 Prozent aller Handynutzer, berichtet die ZEIT in dem Beitrag „Mit Mobile Money gegen finanzielle Apartheid, hier online verfügbar: 

http://www.zeit.de/digital/mobil/2009-11/m-money-africa

Alles hat zwei oder gar noch mehr Seiten – denn natürlich lässt sich so noch nicht die Armut bekämpfen – auch wirtschaftlich gesehen ist der Einfluß von Mobile Payment via M-Pesa begrenzt, die Banken werden halt letztlich durch die Telekommunikationsdienstleister als Schnittstelle ersetzt. Aber auch das ist ja schon eine kleine Nachricht wert.

Interessant mit Blick auf die vielschichtige Rolle von Banken in der Wertschöpfungskette ist etwa dieser Leserkommentar hier unten nach dem Artikel:

Die Banken machen es sich sehr einfach. Geld per Telefon. Man bekommt aber nur Geld, wenn was auf dem Konto ist. In einem Bericht, vor ganz kurzer Zeit, wurde dieses Telefon-Bank-System noch sehr stark kritisiert, weil viele Menschen sich ihr Wasser nur noch so kaufen können, ansonsten gibt es nichts, kein Wasser. In Ghana gibt es 24 Millionen Einwohner und nicht alle werden jemals ein Konto bekommen, also auch kein Wasser. Ans Wasser kommt man nur mit Cash. Dafür gibt es dann ja die Mikrokredite. 

Und im Weblog der Huffington Post stellt Jared Cohen die Frage: Is Social Media really changing the world?“  – Offenbar ein bisschen schon, denn der Experte vom Policy-Planungsstab des US-Außenministeriums zeigt zwar auf, dass Social Media nicht das Zauberwort des dieses digitalen Jahrhunderts sein wird, wie aber gleichwohl die Bezahlung per Mobiltelefon in der afghanischen Armee die Korruption schmälere und gleichzeitig die Effizienz erhöhe. Hier gehts zum Artikel von Jared Cohen:

http://www.huffingtonpost.com/jared-cohen/is-social-media-really-ch_b_327164.html 

Das Internet oder kreativ eingesetzte Telekommunikationstechnologie können also doch was Positives bewirken, vielleicht sollte der Herausgeber der FAZ, Frank Schirrmacher, sich mal damit beschäftigen, statt nur wie in seinem Buch „Payback“ (zu dem ich mir jede Verlinkung erspare), darauf zu schauen, mit welchem nächsten Thema er denn nun die größte Auflage erzielt –

Interessant mit Blick aufs mobile Bezahlen – und irgendwie auch die Connection zu den Mikrokrediten in ländlichen Gebieten ist auch dieser Ansatz „Nano Ganesh“ aus Indien, auch eine Art mobiles Geldtransfersystem via Telecom Service Provider TTSL für ländliche Gebiete, über den der Business-Standard hier berichtet:

http://www.business-standard.com/india/news/tata-indicom-launches-nano-ganesh/363659/

Man kann es auch so zusammenfassen: Überall dort, wo Banken nicht in der Lage sind, die „realen“ Bedürfnisse von Kunden zu befriedigen, werden neue, kreative Nutzungsmodelle entstehen, die auch ihre Rückkoppelung auf die bisher so hermetisch abgeschlossene Welt der Banken entfalten. Und hier stehen wir erst am Beginn einer spannenden Entwicklung, bei dem der Mensch das „missing link“, das disruptive Element im Geschäftsmodell von Banken darstellt. 

Übrigens: Warum sollten derartige Modelle in abgewandelter Form nicht auch bei uns funktionieren – das jedenfalls glaubt zumindest mit Blick auf das bis dato unter entwickelte Mikrokreditwesen in Deutschland – in einem Spiegel-Interview auch der Friedensnobelpreisträger Muhamad Yunus, der die Grameen Bank gegründet hat:

http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/0,1518,663463,00.html 

Written by lochmaier

November 30, 2009 at 7:58 am

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Noa Bank: Fort_Schritte – und was Fußball mit Banken zu tun hat

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In der wöchentlichen Presseschau wird deutlich, dass die Noa Bank sich einer guten Medienresonanz erfreut, offenbar trifft Gründer Francois Josic den Nerv der Zeit, wie sich hier in diesem sehr ausführlichen und journalistisch sehr gut nachgehakten Interview in „der Westen“ nachlesen lässt: 

http://www.derwesten.de/nachrichten/waz/wirtschaft/2009/11/23/news-141482611/detail.html

Auch T-Online vermeldet die Gründung der Noa Bank:

http://wirtschaft.t-online.de/glaesernes-geldhaus-noa-bank-will-mit-einfachen-produkten-und-transparenz-punkten/id_20659506/index

Und das Banking.Portal macht sich Gedanken darüber, ob es sich bei der Noa Bank „um eine neue Ära im Bankwesen“ handelt – oder nur um eine Art „Marketingstrategie“. Sogleich aber wird dieser Widerspruch ganz elegant aufgelöst:

Kurz nach der Gründung der Bank sollte nicht darüber spekuliert werden, ob es sich bei der Vorgehensweise der Noa Bank um einen neuen Ansatz in der Kreditwirtschaft oder um einen Marketing-Trick handelt. Die Kombination aus Neugründung (und damit einhergehender geringer Reichweite und geringem Bekanntheitsgrad) und regional und thematisch spezialisierter Kreditvergabe wirft allerdings die Frage auf, ob das Kreditvergabepotenzial des Instituts ausreicht, um Angebot und Nachfrage in ausreichendem Maße zu bedienen.
 

Der ganze Artikel findet sich hier: http://www.bankingportal24.de/finanzredaktion/453/neue-aera-oder-marketing-strategie-die-noa-bank-verspricht-ihren-kunden-transparenz/

Und schließlich spielt ja bei der Noa Bank auch noch die Kreditvergabe an kleinere und mittlere Unternehmen eine Rolle, weshalb sich auch die Fachzeitschrift Markt und Mittelstand der Neugründung widmet:   

http://www.marktundmittelstand.de/portal/nachrichten/393/neue-bank-fuer-mittelstaendler-an-den-start-gegangen/

Interessant auch dieser Artikel hier in der Süddeutschen Zeitung, der das latente Konflikpotenzial in der „grünen“ Nische andeutet, da ja neben Noa Bank auch die holländische Triodos Bank in Deutschland in dieser Woche mit der ersten Niederlassung in Frankfurt an den Start gehen wird. Auffallend: Es wird allerorts viel Geld für Marketing ausgegeben, um den gesellschaftlichen „Mainstream“ anzusprechen. Hier der Beitrag der Süddeutschen:  

http://www.sueddeutsche.de/75O38u/3167444/Es-wird-eng-in-der-Ethik-Nische.html

Allerdings werden hier erneut  Äpfel mit Birnen verglichen, denn gerade die Noa Bank ist gar nicht in dem grünen Umfeld und Dunstkreis entstanden, sondern entstammt einem aus der kreativen Mitte der Gesellschaft entstammenden Denkansatz. Wir werden sehen, wie sich diese eher unverbundenen Sektoren weiter professionalisieren, jenseits dogmatischer Ausrichtungen.

Fußball ist unser Leben: Citibank macht jetzt einen auf Targobank

Zumindest im oberflächlichen Erscheinungsbild ändert sich derzeit auch bei den „alten Banken“ so einiges, die sich in der Finanzkrise wenig mit Ruhm bekleckert haben. Beispiel Citibank, die ja bald Targobank heißen soll. Damit sollen wohl die durch Zertifikate abgezockten Kunden rasch vergessen, dass die Kopie noch etwas mit dem Original zu tun hat.

Und wer gestern im Fernsehen bei der ARD-Sportschau aufmerksam hin geschaut hat in Bremen beim Bundesliga-Fußball, da hat doch (nicht erst seit gestern) eine Bank an Bande und auf Spielertrikots ziemlich viel geworben – www.so-geht-bank-heute.de – das war eben jene in letzter Zeit ziemlich abgetauchte Citibank, na ja, ob so die Bank von heute wirklich so geht, und ob das „Fort-Schritte“ sind, das muss sich noch zeigen?

Hier im Interview mit dem Bremer Glücksbringer Per Mertesacker, der in letzter Minute den Ausgleich gegen Wolfsburg erzielte, kann man im Hintergrund die Einblendungen der Citibank sehen – www.so-geht-bank-heute.de – natürlich war auch die Bande neben dem Spielrasen, groß flankiert, kaum zu übersehen.

http://www.sportschau.de/sp/layout/jsp/komponente/mediaseite/index.jsp?id=87663#mbContent

Viel Show mit dem Sympathieträger Fußball – aber zumindest mit Blick auf den Einsatz von  „Social Media“ ist es ein interessanter Ansatz, oder? Doch ist dies tatsächlich „Social Media“?

Ob man indes mit der Welt des Fußballs – und mit einer sicherlich teuren Werbekampagne die Kunden hinterm Ofen wird hervorlocken können, wird sich zeigen. Die breite Masse wird jetzt eben mit diesem neuen „Spielball“ des mehr oder minder wuchtigen viralen Marketings beglückt – Trikotstories, Auffrischprämien, Ranglisten, Anekdoten, Preise, na ja. Wer’s mag, und auf diese Art von Fort_Schritt abfährt….Wie sagte schon Alt-Bundestrainer Sepp Herberger: Ein Fußballspiel dauert 90 Minuten. Manchmal sogar ein paar länger.

Wir werden das große Spiel mit dem Geld schon schaukeln, dachten sich auch die Bremer Vereinsverantwortlichen – hier erläutert Werder-Manager Klaus Allofs, was es mit der Kampagne „So geht Bank heute“ alles so auf sich hat:

https://www.so-geht-bank-heute.de/trikotstory.asp?episode=0

Und hier kommt nun meine Preisfrage für die Leser von Social Banking 2.0: Ist das gleich folgende Video auf der Kampagnen-Seite der Citibank, pardon Targobank, in dem Menschen wie Du und ich in einem Cafe Auskunft über ihre Ansprüche an die „Bank auf Augenhöhe“ geben, ein reines Fake, oder wirklich echt?

Lauschen und folgen Sie doch selbst dem „rasenden Reporter“ Torsten Knüppertz (übrigens der historisch wirklich verbürgte erste rasende Reporter, Egon Erwin Kisch war absolut echt und authentisch, also Vorsicht liebe Citibanker, mit der leichtfertigen Analogie, denn der war bekanntlich ein Kommunist, und ihr wollt doch jetzt nicht denselbigen in euren Geschäftsstellen ausrufen, oder?) – hier geht’s zum Testimonal-Video:

https://www.so-geht-bank-heute.de/bank-tagebuch.asp?episode=3 

Hat’s geklingelt? Wenn nein, hier kann man sich auch noch zwei Klingeltöne runterladen:

https://www.so-geht-bank-heute.de/media.asp 

Also mal schauen, ob das eine neue Allianz der Täuschung gibt, die nicht immer glückliche Verbindung von Fußball und der großen Finanzwelt (siehe der großflächige europäische Bestechungsskanal). Motto: Wer frisst denn eigentlich hier wen auf? Deshalb gibt es dazu hier auf Youtube ein nettes kleines Puppenspiel für Kinder, mit zwei Dinos namens Sepp und Herberger:

Written by lochmaier

November 29, 2009 at 10:21 am

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„Friendly Fire“: Öko- und Genossenschaftsbanken beäugen (zu) autonome Anleger misstrauisch

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Im Fachjargon würde man dies „freundliches Feuer“ aus den eigenen Reihen nennen.  Im militärischen Kontext versteht man unter friendly fire, wenn die eigene Armee sich im Vorwärtsgang befindend, von einem versehentlichen Beschuss aus den eigenen Reihen aus dem Gleichgewicht geworfen wird  – und es dabei zu Kollateralschäden kommt, sprich zu tödlichen Opfern.  

Etwas überraschend schlägt neuen Instituten wie der Noa Bank nun Kritik aus dem eigenen Lager der nachhaltigen Geldanlage entgegen. Das „friendly fire“ verwundert umso mehr, als bei der Noa Bank die Anleger direkt über die Verwendung der Mittel jenseits aller Spekulation mitbestimmen können, sprich, an welche Projekte und Unternehmen die Bank die Kundeneinlagen in Form von Krediten weiter reicht. Zunächst einmal scheint diese Idee keine allzu schlechte zu sein.

Somit vertritt doch eigentlich die Noa Bank das geschäftliche Grundprinzip einer „Volksbank“, das auch Öko-, Ethik- und Genossenschaftsbanken gut heißen müssten. Doch es ist wohl eher das Gegenteil der Fall.  Wie für jede andere Bank gilt ansonsten auch für die vor wenigen Wochen gestartete Noa Bank das Prinzip, sich am Markt erfolgreich beweisen zu müssen. Eine kritische Auseinandersetzung, die auch dieses Weblog in früheren Beiträgen mit Blick auf die Noa Bank angeregt hat, ist dazu sicherlich auch gerne willkommen.

Aber warum muss es gleich ein Verdammen ins Reich der Finsternis sein? Die wenig verhaltene Kritik aus dem Genossenschaftssektor gegenüber der Noa Bank ließ nach erfolgter Gründung nämlich nicht lange auf sich warten. Sie kommt auf den ersten Blick überraschend, eben nicht aus dem Lager der etablierten Geschäfts- und Privatbanken, sondern von der größten deutschen Ökobank, der GLS Bank in Bochum. Und die möchte offenbar den Aktionsradius von dezentral durch die Kunden mit gestalteten Geldhäusern wie der Noa Bank doch eher flach gehalten sehen.

Deshalb kommentiert sie den Markteintritt der Noa Bank auf dem Entwicklungshilfeblog  mit einem Verweis auf die eigene historische Rolle: Die Möglichkeit, über die Mittelverwendung angelegter Gelder mitzubestimmen, das gebe es bei der GLS Bank bereits seit 1974. Von daher sei das Konzept (der Noa Bank) nicht neu. Das stimmt, aber welche Schlüsse ziehen wir daraus, dass nur Banken mit 25-jähriger Erfahrung das Recht auf ein Kundenprivileg haben?

Quelle: http://www.entwicklungshilfe-blog.de/2009/11/social_banking_noabank

Wohl gemerkt, es geht hier auf diesem Weblog Social Banking 2.0 nicht um Parteinahme für irgendeine Seite. Jedoch soll hier die Möglichkeit zu einer konstruktiv-kritischen Diskussion eröffnet werden. Denn in dem Entwicklungshilfe-Blog führt die GLS Bank weiter aus, sie sei absolut transparent, da sie den Verwendungszweck jedes vergebenen Kredits in ihrem Kundenmagazin veröffentliche. Auch das stimmt, aber das beansprucht zunächst einmal auch die Noa Bank für sich.

Auch Sicherheit werde bei der GLS Bank groß geschrieben, denn die Einlagen seien durch die Zugehörigkeit zur Sicherungseinrichtung des Bundes der Volks- und Raiffeisenbanken zu 100% abgesichert. Das Konzept der GLS Bank sei zudem durch die ethisch-ökologische Mittelverwendung sowie die Konzentration auf die Finanzierung der Realwirtschaft absolut nachhaltig und ebenfalls frei von Spekulation, so die GLS Bank. All dies ist richtig und positiv zu werten.

Aber: Warum zielt das immerhin mit einem Volumen von etwas mehr als einer Milliarde Euro ausgestattete führende deutsche Ökoinstitut auf einen zumindest in einem ähnlich nachhaltigen Umfeld agierenden Mitbewerber wie die Noa Bank, wie der Feldherr mit Kanonen auf Spatzen? Wo doch die Noa Bank bislang gerade einmal etwas mehr als 1.000 Kunden in Deutschland gewonnen hat. Darf man hier keine neue Bank gründen? 

Sicherlich, die Genossenschafts-, Öko- und Ethikbanken nehmen in Deutschland eine Art Vorbildfunktion ein, denen man aber im gleichen Atemzug mit den Worten des großen Dichters Goethe aus Faust gelegentlich zurufen möchte: Was du ererbt von deinen Vätern hast, Erwirb es, um es zu besitzen!

Vielleicht aber geht es ja hier weniger um hohe moralische Werte und Kategorien, sondern schlicht um Marktanteile, die man rhetorisch begrenzen und klein reden möchte. Indes sind die Modelle der Noa Bank, www.noabank.de, oder einer Smava, www.smava.de, die sich der direkten Kreditvergabe zwischen Menschen widmet, sowie einer Fidor Bank AG, www.fidor.de,  auf deren Plattformen sich die Geldanleger über neue Trends austauschen, gar nicht mit jenen des genossenschaftlichen Sektors zu vergleichen.

Es sei denn, man vergleicht Äpfel und Birnen. Das Internet hat eine ganz eigenständige Kultur der Geldanlage und Kreditvergabe hervorgebracht, jenseits von gängigen weltanschaulichen Rastern, was offensichtlich noch nicht überall durchgesickert ist. Während bei Smava, Fidor und Noa Bank vor allem der Kunde selbst aktiv mitbestimmt, über den Verwendungszweck der Gelder, oder dies sogar weitgehend autonom entscheidet, so bleiben hingegen auf der anderen Seite – eben auch bei den Öko- und Genossenschaftsbanken – immer noch sie selbst die „Master of Universe“, natürlich in diesem Fall im Sinne eines nachhaltig verstandenen Universums. Auch dies steht bar jeder Kritik.

Dennoch geht es letztlich in der freien Marktwirtschaft ums „Gewinnen“ und „Verlieren“. In diesem Fall übt der Genossenschaftssektor eben Macht als die Herrscher über die nachhaltigen Geldreviere aus, die sie in der Regel entweder direkt in Projekte investieren, oder über institutionelle Kanäle vermarkten, bzw. in nachhaltigen Fondsprodukten platzieren. Auch das soll hier nicht kritisiert werden.

Im Gegenteil: Sicherlich könnte, positiv ausgedrückt, vieles von dem, was in Deutschland etwa die GLS Bank oder die Umwelt- und Ethikbank bereits seit Jahrzehnten erreicht haben, nämlich den sozial-ökologischen Aspekt bei der Geldanlage in den Vordergrund zu rücken, unsere Bankenwelt künftig in einem stärkeren Ausmaß als bislang prägen.

Die alte und die neue Bankenwelt könnten sich annähern. So könnten zweifellos Informationen über die transparente Mittelverwendung der Kundeneinlagen über das Internet zu einem Standardangebot werden, wie dies bei der GLS Bank heute bereits der Fall ist – und wie es hier eingesehen werden kann.

http://www.gls.de/projekte

Neue Banker zum Anfassen: Konkurrenz belebt das Geschäft

Dennoch ist gerade die Welt der Genossenschafts- und Ökobanken ein nicht ganz so harmonisches Revier, wie sich dies gelegentlich nach außen darstellt. Da kommen sich offenbar die einen oder anderen Spieler ins gleiche Gehege, obwohl der Finanzsektor des nachhaltigen Wirtschaftens derzeit noch als relativ groß und wachstumsträchtig erscheint.

So wurde der Gründer der Noa Bank Francois Jozic vor kurzem nach eigenem Bekunden von einem besorgten Bankenvertreter des Genossenschaftssektors in einem persönlichen Gespräch überraschend gefragt, ob er denn der Scientology-Sekte angehöre. Einen Beweis für diese gewagte These blieb der Mann natürlich schuldig. Aber immerhin, es steht schon mal ein Verdacht im Raum. Die Frage, ob er Scientology angehören, verneinte der 36-jährige Belgier übrigens mit einem doch ziemlich verdutzten Lächeln.

Etwas skurril mutet eine derartige Verbalattacke unter der Gürtellinie erst recht deshalb an, wenn man bedenkt, dass Francois Jozic als Mitgründer des Factoring-Dienstleisters Quorum im vergangenen Jahr mit 570 Firmenkunden immerhin einen Umsatz von 432 Millionen Euro erzielte, und zwar in Deutschland.

So ganz unerfahren und von einer „bösen Sekte“ fehl geleitet kann der Mann also doch nicht sein. Das Beispiel zeigt: Wer etwas Neues und Unkonventionelles in Deutschland versucht, und mit einigen gängigen Konventionen und Verhaltensmustern bricht, dem schlägt erstmal der Markt ziemlich rau ins Gesicht.

Auch gegenüber der in Deutschland führenden Plattform in der Kreditvermittlung von Mensch-zu-Mensch – Smava – immerhin von der Stiftung Warentest wiederholt als seriös ausgezeichnet – wird von führenden Vertretern aus dem Genossenschaftssektor deutliche Kritik geäußert, ob ein derartiges Modell überhaupt seriös sein könne, oder ob auf solchen Plattformen sich nur unseriöse Kreditsuchende tummelten, die lediglich auf das schnelle Schnäppchen beim Kredit aus seien, den sie später ohnehin mehr nicht zurück zahlen könnten. Sind dort bei Smava wirklich nur von einer Schnäppchenmentalität „geistig fehl gesteuerte“ Individuen unterwegs?

Zur Erläuterung, dass dieser pauschale Vorwurf wohl kaum in der pauschalen Form zutreffend sein dürfte, und wir es hier eventuell doch mit einer nach allen denkbaren betriebswirtschaftlichen Kriterien „planbaren Rendite“ zu tun haben, siehe dazu die aktuelle Pressemitteilung der Online-Kreditbörse Smava hier:

http://www.smava.de/Startseite+981+Pressemitteilungen+Einzigartiges-Konzept–smava-bietet-planbare-Rendite.html

Übrigens: Selbst die sicherste Bank ist ein unsicheres Geschäft. Dies gilt aber für alle Spieler, gleich welcher Couleur. Es darf also weiter diskutiert werden – aber bitte nicht hinter vorgehaltener Hand. Dass jedes Geschäftsmodell mit Pro und Contra zu diskutieren ist, ist also eine offene Frage. Fortschritt entsteht aber durch Reibung, und nicht durch Harmonie.

Dass gerade die Genossenschafts- und Ökobanken jedoch die Leine für den Kunden nicht ganz so lang lassen wollen, und in der „autonomen“ und „mündigen“ Anlegerschaft letztlich eine Bedrohung für die eigene Position interpretieren, das verwundert schon ein bisschen. Aber wie sagte der Finanzsoziologe Günter Schmölders: Geld ist, was gilt! Und bei dem hört bekanntlich (manchmal) die Freundschaft auf.

Schließlich haben aber doch die Genossenschaftler den Begriff „Volksbank“ in Deutschland erfunden. Den Finanzsektor zu demokratisieren, das wird deshalb – falls das „friendly fire“ aus dem eigenen Lager anhält – ein recht komplexes Unterfangen sein.

„Die Banken“, organisatorisch in Deutschland nach einem Drei-Säulen-Modell strukturiert, gleich welcher Couleur, sind sich scheinbar zumindest in einem Punkt einig: Wir wollen dem Social Banking Paroli bieten, bei der die allzu flügge gewordenen Verbraucher zu sehr selbst die Regie übernehmen wollen. Die Leine für den Kunden soll nicht zu lange sein. Oder trügt diese Wahrnehmung? Wir lassen uns gerne vom Gegenteil überzeugen und lernen jeden Tag dazu.

Eine offene Diskussion ohne verkappte Visiere, wo der Kunde im künftigen demokratisierten Bankgeschäft verortet werden kann, ist wünschenswert und wohl auch notwendig.    

Neues Zeitalter von Common Banking?

Dabei ist der mündige Kleinanleger doch nichts anderes als ein „Common Banker“, eine Gemeinschaft von (künftig hoffentlich) verantwortungsvolleren Bürgern, die auf einer allgemein verbindlichen Grundlage möglichst vernünftig und nachhaltig mit dem Geld, der Umwelt und der Natur umgehen. Da läge doch der gemeinsame Nenner, eine Art „Common Sense“.

So müssten gerade die Genossenschafts- und Ökobanken im Sinne von „Common Banking“ als Fürsprecher von mündigen Verbrauchern im Finanzwesen auftreten. Mehr direkte Demokratie hat jedoch offenbar einen gewissen Makel von etwas Unseriösem an sich.

Die versteckte Botschaft: Viele Menschen seien (noch) nicht reif für die Finanzdemokratie, deshalb übernehmen wir als Geldinstitut doch lieber gleich die Verantwortung ganz. Bis zu einem gewissen Grad mag dies aus soziologischer und historischer Betrachtungsweise heraus zutreffen. Sprich: Verantwortungsvolle institutionalisierte Banker, die seriös mit dem erwirtschafteten und angelegten Geld der Gemeinschaft umgehen, sind zweifellos auch künftig gefragt, allen voran die nachhaltig aufgestellten Geldinstitute. Zum Konfliktpotential in der Ökonische, in der es etwas enger zugehen könnte, siehe auch den folgenden Artikel in der Süddeutschen Zeitung:

http://www.sueddeutsche.de/75O38u/3167444/Es-wird-eng-in-der-Ethik-Nische.html 

Indes – die Noa Bank und einige andere sind gar nicht im Umfeld und Dunstkreis von Ökobanken entstanden. Wann aber sind die Menschen in der Finanzdemokratie reif, für sich selbst die Verantwortung zu tragen, wenn sie dabei nicht von den Banken selbst darin aktiv unterstützt werden? Bilanzieren wir also: Die Zukunft wird zeigen, ob autonome, sich weitgehend selbstständig organisierende Interessengemeinschaften übers Netz einen alternativen bzw. komplementären Lösungsweg zu den etablierten Banken darstellen, oder ob wir auch weiterhin unsere Geldgeschäfte fast ausschließlich über eine – hoffentlich dann seriös agierende – Bank als zentrale Machtinstanz erledigen werden dürfen und müssen. Demokratie ist anstrengend, aber was nichts kostet, das ist bekanntlich wirklich nichts wert. Und diese Erfahrung machen jeden Tag vor allem viele Menschen, die im Niedriglohnbereich beschäftigt sind, während andere mit finanziellen Segnungen seitens der allerdings etwas aus dem Tritt geratenen Wohlstandsindustrie allzu reichlich überhäuft worden sind. Die wirkliche Evolution entsteht jedoch aus der Mitte der Gesellschaft, wo zumindest eine kreative Elite mehr Finanzdemokratie einfordern wird.

Siehe dazu auch die beiden folgenden Beiträge auf diesem Weblog:

Common Banker: Das „freundliche“ Banken-Manifest:

https://lochmaier.wordpress.com/diskussion-banken-manifest/

Sowie die Diskussion um ein neues Selbstverständis von Banken anhand des Begriffs „Common Banking“:

https://lochmaier.wordpress.com/2009/11/25/diskussion-wie-aus-social-banking-2-0-common-banking-werden-konnte/

Written by lochmaier

November 27, 2009 at 11:53 am

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Diskussion: Wie aus Social Banking 2.0 „Common Banking“ werden könnte

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In ihrem Weblog nimmt Gartner-Analystin Kristin Moyer die bislang eher rudimentäre Verbindung zwischen „Social Media und den Banken“ unter die Lupe:

http://blogs.gartner.com/kristin_moyer/2009/02/05/defining-social-media-in-the-banking-sector/

Was kennzeichnet nun Social Media im Bankensektor:

Social media in the banking industry spans a range of online communications using Web 2.0 technologies, including:

  • Financial social networks (FSNs) – for example, Prosper, Virgin Money, Lending Club, Mint, Wesabe, Stockhouse
  • General social networking – for example, Facebook, MySpace, LinkedIn
  • Blogging and microblogging tools – for example, Twitter, Blogger, WordPress
  • Podcasts
  • Wikis such as SocialText
  • Mashups
  • Widgets – for example SmartyPig and iGoogle widgets

Quelle: Gartner

Das Statement aus dem Hause einer der weltweit führenden Unternehmensberatungen und Marktforschungseinrichtungen in der Informationstechnologie klingt gut. Was aber kennzeichnet die Verbindung zwischen Social Media und Banking?

Das Weblog Social Banking 2.0 sieht hier doch mehr Veränderung, als den Kunden über einen zusätzlichen Vertriebskanal im Internet mit in das Bankgeschäft einzubeziehen. Mein Vorschlag lautet:

Ersetzen wir den Begriff Social Banking (2.0) doch durch das Wort:

Common Banking

© Textbüro Lochmaier – und der Rest der Welt, bitte mit Quellenangabe weiter verwenden.

Der Begriff drückt meines Erachtens am besten aus, worum es in der Bank der Zukunft gehen wird. Der Begriff „sozial“ ist ohnehin historisch in vielerlei Hinsicht vorbelastet – siehe unter anderem meinen Eintrag auf diesem Weblog hier:

https://lochmaier.wordpress.com/2009/11/19/diskussion-was-ist-oder-was-konnte-social-banking-sein/

Oder den Beitrag hier zur „Bankenwelt vor dem Wochenende“ auf Finance 2.0, in dem Boris Janek die folgende, ganz interessante Schlußfolgerung zieht:

Eventuell ist ja eine Bank, die  von Kunden gestaltet wird, ja die höchste Form von Social Banking.

Quelle: Finance 2.0

> Um die Welt der Bank 1.0 und die Welt des Social Bankings (2.0) freilich auf einer für alle Seiten akzeptablen Grundlage zu verbinden, bedarf es eines Begriffes, mit dem viele Seiten leben könnten. Deshalb mein Vorschlag: Common Banking – es drückt nicht nur im allgemeinen Sinne ein paar lose formale Richtlinien, die sich ganz alltäglich unter dem Begriff „Common Banking Services“ für das Management von Banken ausdrücken lassen, wie etwa hier nachgelesen werden kann:

http://www.commbank.com.au/personal/apply-online/download-printed-forms/CAR0252_ADB1782FeesCharges.pdf

http://www.eioba.com/a10976/defining_common_banking_terms

Es geht nämlich nicht nur darum, wie die Bank anhand von konkreten Abläufen und Verhaltensregeln mit dem Kunden umspringt, im Sinne von Common Banking Services. Es gilt die Brücke zu Social Media im Bankensektor zu schlagen.

Und hier müssen wir uns zunächst einmal die Frage stellen, was denn den vielerorts gebräuchlichen und heute oftmals missverstandenen Begriff „Social Banking“ ausmacht, wenn es um die neuen, direkt von Nutzern gestalteten Plattformen und „finanziellen soziale Netzwerke“ geht -, die Kristin Moyer oben in ihrer Übersicht sicherlich nicht ganz unabsichtlich an die erste Stelle gesetzt hat, wie Prosper,Virgin Money, Lending Club, Mint, Wesabe, Stockhouse.

Der Begriff Social Banking geht zurück auf die USA. Rechtssoziologe Udo Reifner definiert Social Banking wie folgt:

[…] Nach allzu lang und fruchtlos geführten Prinzipienstreitereien über die Vereinbarkeit von Gewinnprinzip und Solidarität, privater Wirtschaft und sozialem Verbraucherschutz, Eigenverantwortung und Fürsorgepflicht etc. geht es dem ‚Social Banking’ um eine fallbezogene pragmatische Herangehensweise ohne den Anspruch darauf, globale Lösungsansätze zu liefern oder bestehende Konzepte etwa staatlicher Programme abzulösen. Im Grunde geht es also um eine soziale Beweglichkeit in der alltäglichen Praxis einer Bank. […]

Quelle: Udo Reifner: Social Banking – Ansätze und Erfahrungen über die Integration sozialer Zielsetzungen in privatwirtschaftliche Finanzdienstleistungen. In: Schuster, L (Hrsg): Die gesellschaftliche Verantwortung von Banken, Erich Schmidt, Berlin 1997.

Als historischen Ursprung von Social Banking in den USA sieht Reifner den „Community Reinvestment Act“ an, der von der damaligen Regierung unter Jimmy Carter im Jahre 1977 verabschiedet worden war. Folgt man dieser Argumentation, dann stellt Social Banking keineswegs die betriebswirtschaftlichen Grundlagen des Bankgeschäftes infrage, sondern erweitert diese um den sozialen Aspekt, jedoch unter Einbeziehung einer marktüblichen Rendite für das eingesetzte Kapital.

Das Ziel von Social Banking besteht laut Reifner darin, Finanzdienstleistungen zu entwickeln und zu verbessern, damit sich auf eine gewinnbringende Art und Weise die wirtschaftlichen Strukturen von benachteiligten Gebieten, Gruppen und Wirtschaftsbereichen erhalten und fördern lassen.

Wagen wir nun den Spagat zwischen Social Banking und Social Media – also zu der von mir vorgeschlagenen neuen Wortschöpfung Common Banking, sozusagen die zweite Generation des „Community Reinvestment Aktes“.

Was ist Common?  Darunter verstehe ich vor allem eine aus der Mitte der Gesellschaft heraus gestaltete Bank, die nicht von oben herab durch exerziert wird – sondern vom Gemeinwesen gestaltet wird, und die der Gemeinschaft dient.

Insofern also läge der Fokus beim Common Banking gerade nicht nur auf der Förderung von sozialen Randgruppen, oder von neuen ökologischen Ideen und Projekten, sondern auf der ganzen Gesellschaft. Der „gewöhnliche“ Banker und die „gewöhnliche Bank“ zum Anfassen sozusagen, eine Art moderne Direktbank 2.0:

https://lochmaier.wordpress.com/2009/11/20/kommentar-banker-zum-anfassen-so-sieht-die-direktbank-2-0-aus/ 

Das Internet, und damit Social Media, kann genau diese Brücke bereitstellen, um die Welt der alten Banken mit neuen Kommunikationsmöglichkeiten zu bereichern, im Sinne von mehr direkter (sicherlich auch anstrengender) Demokratie, im bislang ausschließlich hierarchisch durch organisierten Finanz- und Bankenwesen. Das wäre eine echte Evolution.

Im Rechtswesen beschreibt „Common law“ eine für die gesamte Gesellschaft allgemein verbindliche Rechtsgrundlage. Es gibt jede Menge Ideen, wie man eine Bank nennen kann. Die in Deutschland gerade gestartete Noabank knüpft indirekt und ungewollt mit ihrer Namensgebung an der Kultur der in Neuseeland beheimateten Maori an.

https://lochmaier.wordpress.com/2009/11/06/noa-bank-greift-an-wir-sind-alle-opfer-der-grosen-banken/

„Noa Bank“ bedeutet frei übersetzt „gewöhnliche Bank“, aber nicht im Sinne von trivial, sondern einem kulturell für alle Menschen verbindlichem Arrangement, also eine gesamtgesellschaftliche Übereinkunft über die Wertewelt, denen die ganze Gemeinschaft folgen möchte.

Eine kleine Übersicht über die „Schnittmengen“ in der Bankenwelt:

Noa Bank – die gewöhnliche Bank

Fidor – Community Banking – Banking mit Freunden

Smava – Kredite von Mensch zu Mensch

Ökobanken – Oikos (griechisch): Das Haus

Triodos – historisch: eine Niederlassung in der griechischen Präfektur von Messina

Genossenschaft/Kooperative – ein Zusammenschluss von natürlichen und juristischen Personen (Personenvereinigung), die sich gemeinsam unternehmerisch betätigen (genossenschaftlicher Geschäftsbetrieb) 

„Volks-Bank“

GLS „Gemeinschaftsbank“   

Comunitae – Spanische P2P-Kreditplattform

Civic Banking – spanischer Begriff: Übersetzt bedeutet dies die „Bürgerbank“

Tu cuentas – Du zählst – Spanische Plattform der BBVA

Kiva – Kiva.org ist eine amerikanische Plattform zur Vergabe von Mikrokrediten. Kiva ist ein Zeremonien- und Versammlungsraum der Pueblo-Kulturen.

Quirin Bank – auf Honorarberatung spezialisiert. Historisch: Quirinus – häufig gebrauchter Name in der römischen Zeit , vermutlich auch eine Gottheit der Sabiner  

Babyloan – französische Plattform für Mikrokredite – historisch: Babylon war eine der wichtigsten Städte des Altertums

Zopa – britische P2P-Kreditbörse – übersetzt: Zone for possible agreement – Gebiet für eine mögliche Übereinkunft

….. hier könnte Ihr Beitrag stehen!

Die „Commons“ sind somit die schützenswerten Güter einer Gemeinschaft. „Commons“ agieren wie eine Art „Gemeinderat“ vor Ort, dezentral aufgestellt. Das bringt Farbe ins Spiel ums große Geld – und müsste das Ziel einer in der Mitte des Gemeinwesens nachhaltig verankerten Bankenwirtschaft sein, auf dessen Grundlage sich alte und neue Spieler treffen könnten.

Passend wäre dazu auch der Begriff „Nachbarschaft„, den PR-Blogger Klaus Eck etwa hier mit Blick auf die Unternehmen ins Feld führt, oder der Begriff (globale und lokale) Dorfgemeinschaft, den Fidor-Geschäftsführer Matthias Kröner hier im Interview mit Social Banking 2.0 – was ist eigentlich Community Banking –  so elegant erklärt hat.   

Indes: Wie weit die konventionelle Branche von diesem idealistischen Leitbild „Common Banking“ entfernt scheint, das verdeutlicht in eindrücklicher Weise der Vortrag des renommierten Korruptionsspezialisten Wolfgang Hetzer kürzlich auf der Fachtagung Euro Finance Week, vor einem fast leeren Saal. Letztlich scheint also der ehrbare Kaufmann immer noch ein „Störfaktor“ im Geschäft der Bankenlenker zu sein. Geld schlägt alles, auch die Moral. 

Das ZDF berichtete gestern in Frontal 21 (wenngleich etwas volkstümlich und publikumswirksam polarisierend), das Redemanuskript dazu von Wolfgang Hetzer ist aber hier vollständig abgedruckt:

http://frontal21.zdf.de/ZDFde/download/0,6753,7013449,00.pdf 

Wolfgang Hetzer nennt als Ursachen für die Finanzkrise persönliches Versagen, professionelle Inkompetenz, politische Nachlässigkeit und kriminelle Energie. Unternehmer hätten das Leitbild des ehrbaren Kaufmanns aufgegeben und folgten der Logik der Mafia. Der Korruptionsexperte mahnt strengere Konsequenzen an: Vergütungsregeln, zivilrechtliche Haftungspflichten und strafrechtrechtliche Sanktionen.

Quelle: http://frontal21.zdf.de/ZDFde/inhalt/25/0,1872,7941337,00.html

Wo also liegt die Zukunft: Vielleicht im Mensch, denn jeder Bürger ist ohnehin der einzige systemimmante Rettungsfallschirm im Finanzwesen. Die neuen Peer-to-Peer-Kreditmarktplätze und Plattformen, auf denen sich Anleger gemeinsam nicht nur über die Geldanlage austauschen, sondern ganz konkrete Projekte und Ideen realisieren, sie nehmen die strategische Brückenfunktion zwischen der alten und neuen Welt ein.

Der „Commoner“ ist bislang laut Definition jedoch „nur“ der „gemeine“ Bürger, der Nichtadlige, oder im britischen Rechtsverständnis ausgedrückt, das Mitglied des Unter- und nicht des Oberhauses. Das muss und soll nicht so bleiben.

Die Gesellschaft braucht den mündigen, selbst verantwortlichen Geldanleger, Kreditgeber und Kreditnehmer, der das Kapital in die richtigen Kanäle fließen lässt. Common Banking at it’s best.

Der neue „Allgemeinsinn“ – Common Sense – er könnte die Brücke bilden, zwischen den Umwelt-, Ethik- und Genossenschaftsbanken, über die etablierten Privat- und Geschäftsbanken, bis hin zu den neuen Spielern in der über soziale Netzwerke organisierten Kreditvergabe und Geldanlage. 

Zu viel Idealismus, dass plötzlich alle gemeinsam an einem Strang ziehen, ist jedoch kaum angebracht. Veränderung entsteht nicht in der Harmonie, sondern in der alltäglichen Reibung. Deshalb liegt die Verbindung zur Zukunft von Common Banking in der kreativen Verschmelzung, mit Hilfe gerade von jenen etwas unscharf als „soziale Medien“ gekennzeichneten Werkzeugen, im Fachjargon eben als Social Media bezeichnet.

Und diesen Trend können die neuen Banken, die sich dem Peer-to-Peer-Banking oder Social Lending verschrieben haben, viel besser und viel rascher als die etablierten Spieler adaptieren, die um ihre Macht fürchten müssen, wenn sie dem Kunden eine zu lange Leine lassen.

Deshalb: Aus Social Banking wird „Common Banking“, mit Hilfe von dezentral gesteuerten Netzwerken, bei der sich mündige Verbraucher über den Einsatz von sozialen Medien aktiv und direkt in die neue Bankenwelt einbringen und diese mitgestalten.

Davon hätte die gesamte Weltgesellschaft rund um den Globus etwas, der Kreis zwischen Social Banking, Social Media und Common (Private) Banking würde sich (zumindest in der begrifflichen Welt) schließen. 

Aber nicht nur dort: Auch Claus Lehmann, der die Plattform P2P-Kredite betreibt, resummiert mit Blick auf finanzielle Netzwerke, in denen sich die Menschen zur gemeinsamen Kreditvergabe versammeln:

Auch wenn sie (Anmerkung: die Banken) sich nicht äußern, glaube ich, dass jede Bank mittelfristig für sich entscheiden muss wie sie zum Thema P2P Kredite steht. Umarmen und integrieren, bekämpfen, beobachten, ignorieren? Letzteres dürfte aus meiner Sicht die schlechteste Entscheidung sein, denn die Chancen, dass diese Form der Kreditvermittlung über das Internet sang- und klanglos wieder verschwindet, sehen aktuell nicht sehr groß aus.

Quelle: http://www.p2p-kredite.com/neues-interview-mit-alexander-artope_2009.html

Denn die „Commons“, die sich gerade über soziale Netzwerke organisieren kann, macht all das aus, was wir gemeinsam schützen und erhalten sollten. Und wir brauchen dazu aus gutem Grund einen weltweit in englischer Sprache gültigen Begriff. Aber eine englische Wortschöpfung darf ja auch mal in Deutschland neu erfunden werden, oder? 

Also: Common Banking – eine „Schnapsidee“, oder ein ganz guter Begriff? Diskutieren Sie oben mit und hinterlassen Sie einen Kommentar.

Vielleicht erhält ja dieses Weblog bald schon ein neues Zuhause in der neuen Bankenwelt:

www.commonbanking.com

www.commonbanking.de

Written by lochmaier

November 25, 2009 at 11:17 am

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Smava: Interview – Gründer sieht selbstbestimmte Anleger-Netzwerke auf dem Vormarsch

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Im Gespräch mit Social Banking 2.0 erläutert der Gründer von Smava, Alexander Artopé, seine Sichtweise auf menschliche Netzwerke zum Zwecke der privaten Kreditvergabe, statt maschinell gesteuerten “Provisionsmaschinen“:

Social Banking 2.0 – Herr Artopé: Was halten Sie denn mit Blick auf Smava von der Expertise aus der Forschungsabteilung DB Research der größten deutschen Universalbank Deutsche Bank?

Artopé: Erstens spricht es für die Deutsche Bank, wenn sie interessante Themen analysiert. Zweitens sind die Ergebnisse wohl eher für eine Zielgruppe, die sich mit dem Thema strategisch beschäftigt. Meines Erachtens findet man aktuelle Informationen vor allem in Blogs, wie dem Ihrigen, oder bei p2p-kredite.com, oder auch bei Anbietern selbst wie http://www.smava-blog.de/.

Social Banking 2.0: Wie sehen Sie denn die sachlichen Argumente, dass sich Smava, was die Kreditkonditionen angeht, nur im Mittelfeld der deutschen Anbieter befindet?

Artopé: Erstens ist dabei nicht berücksichtigt, dass außer smava keine Kreditbank in Deutschland die Konditionen der vergebenen Kredite transparent auf seiner Webseite veröffentlicht. Und wie oft beschrieben von der Presse, gilt es „Lockvogelangebote“ und tatsächliche Konditionen zu unterscheiden. Selbst die Kalkulation mit Durchschnittswerten bringt deshalb nur bedingt Transparenz. Zweitens ist dabei nicht berücksichtigt, dass bei smava auch Personen einen Kredit bekommen, die durch das normale Raster der Banken fallen, insbesondere Selbständige wie Freiberufler und Gewerbetreibende.

Social Banking 2.0: Oder anders gefragt: Welche Vorteile, etwa mit Blick auf die Transaktionskosten, bietet Smava, die andere klassische Kreditanbieter nicht offerieren können?

Artopé: Direkte Geldgeschäfte ohne eine teure Organisation dazwischen. Dadurch kann man bei smava günstige Kredite erhalten und bessere Renditen als bei vergleichbaren festverzinslichen Geldanlagen erzielen.

Social Banking 2.0: Bei welchem Prozentsatz sehen Sie bei smava die Schmerzgrenze, was die Ausfallrate von Krediten angeht, die infolge der Finanz- und Wirtschaftskrise und damit einher gehender erhöhter Risikofreude und Turbulenzen für die privaten Verbraucher steigen könnte?

Artopé: Einen Einfluss der Finanzkrise auf das Risiko haben wir bisher nicht beobachten können. Unabhängig davon ist bei smava die für Anleger relevante Kennziffer nicht die kumulierte Ausfallrate, sondern ihre erwartete Rendite, die man immer aktualisiert in seinem smava-Konto einsehen kann. Und da sind wir bisher im Plan.

Social Banking 2.0: DB Research behauptet, dass die Innovation von P2P-Lending darin bestehe, den Computer über den Menschen zu stellen, also eine Art „technisch blinde Kreditvergabe“ vorzunehmen, statt ein ausgereiftes Risikomanagement zu betreiben. Was antworten Sie auf den Vorwurf, dass Nutzer es bei Smava mit einer Art „maschineller Black Box“ zu tun haben?

Artopé: Jeder Anleger entscheidet bei smava auf Basis seiner Vorstellungen. Einigen geht es primär um die Rendite, anderen eher um das Thema. Dabei kann man – unabhängig, ob man Gebotsassistenten verwendet oder persönlich bietet – diese Vorstellungen quantativ und qualitativ präzise festlegen. Zusammenfassend läßt sich festhalten, dass Anleger vollständig selbst entscheiden, wie sie Geld anlegen und wem sie das Geld geben. Ob man dabei eine Erleichterung für die Gebotsabgabe nutzt, beeinflusst diese Selbstbestimmung nicht.

Social Banking 2.0: Kann denn Peer-to-Peer-Lending oder Banking national wie international jemals eine signifikante Zielgröße in der Bankenwirtschaft einnehmen, jenseits von „Peanuts“, um im Jargon eines früheren Chefs der Deutschen Bank zu bleiben?

Artopé: Wir sehen das nicht so sehr aus der Perspektive „wie schnell erreichen wir eine signifikante Zielgröße“, sondern eher „wie können wir Kunden zufrieden machen, damit sie wieder zu uns kommen und uns weiterempfehlen“. Wenn uns das dauerhaft gelingt, dann wird sich die zweite Frage selbst beantworten. Dabei ist smava eine der Antworten auf die veränderten Rahmenbedingungen (Bankenkrise, Entwicklung Web 2.0, etc.) und die neuen Kundenbedürfnisse (Transparenz, Fairness, Selbstbestimmung).

Interview: Lothar Lochmaier

Hintergrundinformation: Wie funktioniert smava?

smava ist ein Online-Marktplatz für Kredite von Mensch zu Mensch. Genau wie Privatpersonen bei eBay Sachen verkaufen und kaufen können, ermöglicht smava das Verleihen und Leihen von Geld im Internet. smava ermöglicht den direkten Kontakt zwischen Anlegern und Kreditnehmern. Der Kreditmarktplatz ermöglicht es Anlegern und Kreditnehmern, sich die bei Bankgeschäften übliche Spanne zwischen Einlagen- und Kreditzins zu teilen. Davon profitieren sowohl der Anleger als auch der Kreditnehmer. smava ist keine Bank.

Quelle: smava

Written by lochmaier

November 24, 2009 at 7:30 am

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Triodos und Social Media: Neue Homepage ist online

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Alle an professioneller Social Media interessierten Spezialisten können sich hier auf der neuen, soeben online gegangenen Homepage der Triodos Bank Deutschland mal umschauen, ob und wie gelungen der Webauftritt ausfällt, und wie kreativ das Unternehmen soziale Netzwerke in das Gesamtkonzept eingebaut hat:

www.triodos.de

Auf den ersten Blick sieht man übrigens durchaus einige Gemeinsamkeiten mit der ebenfalls vor kurzem gestarteten Noa Bank, denn Triodos offeriert ebenfalls gewisse Themengruppen, um die Anleger für die Geldanlage sinnbildlich ansprechend zu sensibilisieren. Diese liegen natürlich im Kontrast zur Noa Bank etwas näher an der Nachhaltigkeit, aber auch nicht so weit weg von allgemeinen Kategorien, wie vielleicht erwartet. Beispiele für die Themenfelder: Ökologischer Landbau, Soziales, Erneuerbare Energien, Bildung und Kultur.

Der große Unterschied zur Noa Bank liegt darin, dass die Bank selbst Herr über die Kundeneinlagen bleibt, und diese an viel versprechende nachhaltige Unternehme(r) n und Projekte weiter reicht, bzw. in Fondsprodukten platziert, oder gemeinsam mit institutionellen Anlegern neue Produkte entwirft. Hier geht’s zur Abteilung Einlagen-Transparenz:

http://www.triodos.de/privatkunden/tranzparenz.html

Die spannende Frage wird sein, wieweit der Kunde – etwa im Vergleich zu eher Peer-to-Peer-lastigen neuen Bankmodellen wie Smava, Fidor oder eben der Noa Bank, unter Einbindung von Social Media direkt an der Entstehung der Produkte beteiligt ist. Oder ob es letztlich eher ein begrenzter Transparenz-Ansatz sein wird, um die Kunden zwar über die Verwendung der Mittel zu informieren.  Wie lang wird also wohl die Leine sein, die Triodos Bank Deutschland um den Kunden herum zieht?

Das Imagevideo auf Youtube kommt schon mal recht frisch daher:

Interessant als zusätzlicher Kommunikationskanal auch die 95 Thesen, obwohl der Vergleich bzw. die Brücke zu Martin Luthers Thesen aus dem Jahr 1517 sicherlich marketingtechnisch ein etwas gewagter Spagat ist. Zumal religiöse Prämissen sozialpsychologisch gesehen ein weites Feld sind, und immer Angriffsflächen für Falsch- und Fehlinterpretationen bieten. Sei es drum – Aber so wird der Mitmach-Gedanke, sich aktiv an der Neugestaltung einer neuen nachhaltigen Bankenphilosophie einzubringen, doch etwas greifbarer. Siehe:

http://www.95fragen.de/ – Man kann direkt Fragen stellen und gemeinsam mit bewerten, auf alle Fälle eine Bereicherung in der direkten Kundenkommunikation und in der regelmäßigen Feed back Schleife, die das Unternehmen durch ganz Deutschland ziehen will.

Last but not least: Und hier geht’s zur (englischen) Facebook-Präsenz von Triodos:

http://www.facebook.com/group.php?gid=6278502508

Auf dem Twitter-Kanal herrscht derzeit noch Funkstille, das dürfte sich spätestens nach der Einweihung der ersten deutschen Filiale am 1.12. in Frankfurt ändern, vielleicht auch schon vorher. Siehe:

http://twitter.com/triodos

Written by lochmaier

November 23, 2009 at 5:46 pm

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Robina Wood: Ausgebremste Frauenpower in der Finanzindustrie?

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Ich stelle jetzt mal eine gewagte These auf: Wären die Verhaltensmechanismen in der Finanzindustrie und bei Banken nicht jene fast nur von männlichen Ellbogen geprägte, und hätte emotionale Intelligenz im Kundenkontakt einen Freiraum – dann käme es nicht zu solch abenteuerlichen Geschichten, wie einer weiblichen Form von „Banken Robina Wood“.

Taufen wir das Phänomen doch einfach mal so. Bereits vor geraumer Zeit berichtete Social Banking 2.0 über strukturelle Defizite in der Finanzindustrie, und wie sich in den USA eine 53-jährige Bankmitarbeiterin zum Held der etwas verarmteren Bankkunden hoch stilisierte, indem sie 340.000 Dollar an bedürftige Bank-Kunden verschenkt hatte.

https://lochmaier.wordpress.com/2009/10/08/finanzbosse-nachhaltige-frauenpower-ersetzt-schnoden-mammon/

Die einjährige Gefängnisstrafe folgte auf den Fuß. Die Motive der Tat liegen weniger direkt in der Bankenkrise, also dem Motiv, durch Social Engineering quasi unmittelbare Rache an diesem schillernden Wirtschaftszweig von innen heraus auszuüben. Vielmehr dürfte man eher eine Mixtur aus privater und beruflicher Frustration hinter einer derartigen Aktion vermuten, beispielsweise keine Karriereperspektiven im Haus, oder die generell schlechte Bezahlung, die Frauen gerade in der Bankenbranche zu schaffen macht. Dann kommen vielleicht noch einige private Probleme als Tropfen auf den heißen Stein dazu. 

Einen ähnlich gelagerten Fall wie in den USA gibt es jetzt in Deutschland, wie unter anderem das ARD-Klatschmagazin Brisant und der WDR berichten:

Am heutigen Montag habe der Prozess um eine selbstlose Bank-Filialleiterin aus dem Bonner Raum begonnen. Die 62-Jährige soll als Angestellte einer Volks- und Raiffeisenbank über mehr als ein Jahr hinweg rund 7,6 Millionen Euro von reichen Kunden auf Konten armer Kunden gebucht haben. Allerdings ohne selbst davon zu profitieren und sich zu bereichern. 18 Monate Haft auf Bewährung, der Verlust des Arbeitsplatzes und einen Schuldschein auf das gesamte Privatvermögen waren die Folge. Mehr dazu hier. In den Leserkommentaren ist aber auch die Rede davon, dass Banken ihrer Aufgabe, Kredite an die Wirtschaft weiter zu reichen, nicht immer ausreichend nachkommen.

Obwohl das Verhalten der „Robina Wood“ aus rechtlichem Blickwinkel keineswegs gutzuheißen ist, so sollten man doch in den Chefetagen der Bankenwirtschaft mal etwas genauer nachdenken, ob derartige Fälle die auch sozialpsychologisch übersteigerte Form eines strukturellen Missstandes sind, von dem zweifellos gerade Frauen auf allen Hierarchieebenen viel mehr betroffen und deshalb sensibilisiert sind – als das andere, das so genannte „starke“ Geschlecht.  

Abschließend sei deshalb, als eine Art nachdenkliches Fazit – nicht nur mit Blick auf die Genossenschaftsbanken, nochmal an den vom Weblog Finance 2.0 angeregten Beitrag zum „freundlichen Bankenmanifest“ verwiesen:

24. Die Grundlage des wirtschaftlichen Handelns und damit auch des Bankings bilden die menschlichen Fähigkeiten Empathie, Ehrfurcht und Demut. (Boris Janek)  

Quelle: https://lochmaier.wordpress.com/diskussion-banken-manifest/

Written by lochmaier

November 23, 2009 at 4:53 pm

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Smava: Interview – Gründer nimmt Stellung zur Studie von DB Research

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Es mutet schon etwas seltsam an, wenn die Deutsche Bank mit Hilfe ihres „Forschungsarmes“ DB Research die Existenz von Peer-to-Peer-Kreditmarktplätzen im Internet in einer aktuellen Studie mit der Überschrift „Welcome to the Machine“ betitelt. Noch dazu, wenn man bedenkt, dass die Bank selbst in dem „Geschäft mit dem Tod“ ein recht eigenartiges Geschäftsmodell etabliert hat.

Der Spiegel berichtet aktuell über den damit verbundenen kleinen „Anlegeraufstand“ von durch die Deutsche Bank wohl nicht ganz unwissentlich irregeleiteten Menschen:

Die geschlossenen Fonds kauften Lebensversicherungen in den USA ein, die die eigentlichen Inhaber loswerden wollten. Stirbt der ursprüngliche Police-Nehmer, geht die Auszahlungssumme an die Fonds, lautete das Kalkül dahinter.

Rund eine halbe Milliarde Euro sammelte die Deutsche Bank für das makabere Geschäft bei Kunden ein. Doch die Anlage wurde zum Megaflop. Bis heute gab es keine einzige Ausschüttung, zum Schluss bangten die Anleger um ihre gesamten Einlagen.

Fazit: Wer wie die Deutsche Bank im Glashaus sitzt, sollte nicht blind mit Steinen nach anderen werfen.

Widmen wir uns deshalb jetzt den „lebenden Untoten“, einer der in der Studie von DB Research angesprochenen P2P-Kreditbörsen, dem immerhin von der Stiftung Warentest mehrfach als „seriös“ ausgezeichneten Berliner Anbieter Smava.  Hier können die Leser nochmals zu den Basisresultaten der Studie von DB Research abbiegen: 

https://lochmaier.wordpress.com/2009/11/13/p2p-kredite-diskussion-zur-studie-von-db-research-gewinnt-fahrt/  

Im Gespräch mit Social Banking 2.0 erläutert nun der Gründer von Smava, Alexander Artopé, seine Sichtweise auf menschliche Netzwerke zum Zwecke der Kreditvergabe, statt maschinell gesteuerten „Provisionsmaschinen“:

Social Banking 2.0: DB Research behauptet, dass die Innovation von P2P-Lending darin bestehe, den Computer über den Menschen zu stellen, also eine Art „technisch blinde Kreditvergabe“ vorzunehmen, statt ein ausgereiftes Risikomanagement zu betreiben. Was antworten Sie auf den Vorwurf, dass Nutzer es bei Smava mit einer Art „maschineller Black Box“ zu tun haben?

Artopé: Jeder Anleger entscheidet bei smava auf Basis seiner Vorstellungen. Einigen geht es primär um die Rendite, anderen eher um das Thema. Dabei kann man – unabhängig ob man Gebotsassistenten verwendet oder persönlich bietet – diese Vorstellungen quantativ und qualitativ präzise festlegen. Zusammenfassend läßt sich festhalten, dass Anleger vollständig selbst entscheiden, wie sie Geld anlegen und wem sie das Geld geben. Ob man dabei eine Erleichterung für die Gebotsabgabe nutzt, beeinflusst diese Selbstbestimmung nicht.

Das ganze Interview erscheint morgen auf Social Banking 2.0.

Auch ein Blick nach Großbritannien zeigt, dass an den menschlichen Kreditbörsen doch etwas mehr dran sein muss, als der rein finanzielle Aspekt  – z.B. wie groß oder klein fällt die „soziale Extrarendite“ aus, wenn, statt über die Bank, die Konditionen mit anderen Anlegern und Kreditnehmern direkt ausgehandelt werden.

„Totgesagte“ leben also manchmal doch etwas länger als gedacht. Zum Abschluß deshalb noch ein Filmtrailer aus dem Jahre 1968: Die Nacht der lebenden Untoten. So harmlos kann eine von DB Research aufgetischte „Horrorgeschichte“ nämlich sein, in der Menschen zu willenlosen Maschinen hochstilisiert werden:

Written by lochmaier

November 23, 2009 at 1:21 pm

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Social Media: Friedens-Nobelpreis für das Internet?

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Ein eindringliches Plädoyer für das „soziale Internet“ legt Spiegel bzw. Suhrkamp-Autor Stefan Münker hier aufs digitale Parkett:

http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,661748,00.html

So richtig schlau wird der sozial getunte Leser allerdings bei diesem Beitrag auch nicht wirklich. Noch einen Schritt weiter geht das trendige IT-Magazin Wired, in diesem Fall made in Italy: Die Initiatoren der Initiative „Internetforpeace“ fordern nämlich gleich den Friedensnobelpreis für das Netz der Netze:

http://www.internetforpeace.org/manifesto.cfm

Oh je – auch das noch – Klingt erstmal wie eine Art Marketinggag, denn hinter der Initiative verbirgt sich als „Botschafter“ kein Geringerer, als unter anderem, oder soll man sagen, vor allem, der Modedesigner Giorgio Armani. Es dämmert uns so langsam:Vielleicht geht es hier ja nicht um das „soziale“, sondern eher um das kommerzielle Internet. Aber schauen Sie doch selbst: Zu der Initiative gibt es eine kleine Internet-Videobotschaft dazu:   

Was soll man davon halten – Sind wir jetzt das friedensstiftende Internet, nach dem Papst, Obama und sonst noch wem? Wo bleibt denn da die dunkle Seite der Macht? Einerseits sollte man das Ganze nicht völlig abtun: Die Redaktion von Wired Italien hat immerhin einige namhafte Unterstützer für ihre Aktion gefunden, unter anderem die iranische Muslimin Shirin Ebadi, die selbst den Friedensnobelpreis im Jahr 2003 erhalten hat, berichtet jedenfalls die Plattform Gulli.com:

http://www.gulli.com/news/internet-soll-friedensnobelpreis-bekommen-2009-11-20

Dennoch: Es bleibt die spannende Frage, was an Social Media, oder an dem sozial genutzten und inspirierten Internet, tatsächlich so „sozial“ ist, und was eher nicht. Die Schnittmenge ist da mal groß, aber auch oft genug ziemlich klein. Eine Frage, der sich auch dieses Weblog Social Banking 2.0 schon mehrfach gestellt hat, vor kurzem erst zum Beispiel hier:

https://lochmaier.wordpress.com/2009/11/19/diskussion-was-ist-oder-was-konnte-social-banking-sein/

Fazit: Jenseits von Schwarz-Weiß-Malerei birgt das soziale Internet ein erhebliches Potential zur Bildung von Interessengemeinschaften. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Aber die „partizipative Dehierarchisierung“ durch den virtuellen Interessenausgleich wird eine anstrengende Form der Demokratie sein – aber auch eine ziemlich spannende Entwicklung. 

Und da sind die Möglichkeiten jenseits der Diskussion, ob das Netz nun „gut“ oder „böse“ ist, bei weitem noch nicht ausgeschöpft, auch wenn es um die Bankgeschäfte geht, und wenn es um „Banker zum Anfassen“ geht. Eines stimmt nämlich im Netz tatsächlich: Die Bank der Zukunft sind mit Hilfe von „Social Media“ jenseits der gesellschaftlichen Wertediskussion (auch) wir:

https://lochmaier.wordpress.com/2009/11/20/kommentar-banker-zum-anfassen-so-sieht-die-direktbank-2-0-aus/

Written by lochmaier

November 23, 2009 at 11:19 am

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Michael Best: Wie der ARD-Börsenmann mit Kapitalismuskritik reloaded viel Kohle macht

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Reden wir Klartext und nehmen den Begriff „Kapitalismus reloaded“ mal ganz wörtlich: Es sind nicht nur die Banken, sondern auch andere Wirtschaftsreviere, in denen sich gewisse Exzesse in der wundersamen Geldvermehrung vollziehen. So manch einer unter den neuen Glückspropheten, die uns, wie ARD-Börsenexperte Michael Best in seinem Buch, einen besseren „Kapitalismus reloaded“ nach der neoliberalen Marktglobalisierung versprechen, entpuppt sich nämlich beim genauen Hinsehen nur als ziemlich geschickter Selbstvermarkter.

Dazu gehört – das ist leider jetzt eine ziemlich deutliche Kritik an den derzeitigen Spielregeln in der Medienindustrie – auch Michael Best von der ARD-Börsenredaktion. Denn schließlich ist der Experte mit unseren Steuermillionen „groß“ geworden. Der Gebührenzahler darf dann im Gegenzug kurz vor der Tagesschau den sicherlich solide-bodenständigen Marktanalysen zum Börsengeschehen des studierten Volkswirtschaftlers und Philosophen lauschen.   

Aber warum müssen wir dafür eigentlich doppelt bezahlen? Michael Best wird von uns doch schon über die Steuergelder subventioniert, und kann auf dieser Basis, indem wir ihn als Fernsehzuschauer aufs hohe Ross heben, dann sein Buch zum „Kapitalismus reloaded“ überhaupt erst schreiben, und hochpreisig mit entsprechender Auflage verhandeln und vermarkten. Aber: Auch dafür kassiert Michael Best ein hohes Honorar, das er praktisch dem Steuerzahler verdankt. Spendet er das nun komplett an die Gemeinschaft zurück?

Wohl kaum. Und dem ganzen setzt das hier noch ein kleines Highlight oben drüber: Denn er kassiert auch noch gutes Geld für seine Vorträge zu diesem Buch. Über derartige Exzesse von Journalisten, die die öffentlich-rechtlichen Medien nur als Vehikel zur Selbstvermarktung benutzen, hatte vor kurzem schon das Medienmagazin Zapp berichtete. Da mutiert das eigentliche Gehalt doch glatt zur „ordnungsgemäß angemeldeten Nebentätigkeit“.

http://www3.ndr.de/sendungen/zapp/archiv/ethik_journalismus/nebenverdienste102.html

Einer aber blieb bislang außen vor: Michael Best. Denn auch er steht auf der Referentenliste von Econ, wo auch schon andere wohl klingende prominente Namen – nicht selten aus dem „Ersten“ und „Zweiten“ – vertreten sind:

http://www.econ-referenten.de/redner/best-michael-fernsehjournalist-boersenexperte   

Zwischen fünf und 25.000 Euro werden da beim kreativen Gedankenskizzieren schon mal fällig.

Wie hoch fällt wohl für Michael Best das bescheidene kleine Zusatzhonorar aus, für das wir Steuerzahler gleich dreimal zahlen: 1. Fernsehgebühren“; 2. Kauf des Buches; 3. Honorare für Vorträge.

Okay, letzteres übernehmen die Firmen oder sonstigen Veranstalter, die solche Koryphäen natürlich benötigen, um a) den Schein zu wahren – und b) den Eindruck nach draußen ans Volk zu vermitteln, wir können uns sogar diesen hochdekorierten Experten leisten. Und drittens: Das zeigt, wir spielen in der Wirtschaft ganz vorne mit, wir sitzen in der „ersten Reihe“.

Wenn das keine gewinnträchtigen Synergien für die Beteiligten sind. Da sind keine Kurschwankungen wie an den Börsen zu befürchten. Will heißen: Die Mechanismen der Banken- und der Finanzkrise lauern überall, auch wenn wir ein Buch kaufen, das uns eine vermeintliche Alternative zum renditegierigen Kapitalismus aufzeigt.

Wie die Nebentätigkeit für die Öffentlich-Entrechteten aussieht, darüber berichtet Michael Best am 20.11.09 in der ARD um 19.55 Uhr – die Börse sei heiß wie der „Tanz auf dem Vulkan“:

http://boerse.ard.de/idx_tv.jsp?go=tv

Aber vielleicht tun wir dem ARD-Börsenexperten Michael Best ja jetzt gänzlich unrecht, und er spendet (fast) alles von seinen zusätzlichen Honoraren (das ARD wird ihm ja auch noch irgendwie ein bisschen Geld für seine Auftritte kurz vor der Tagesschau geben). Es wäre aber schön, darüber eine klare Auskunft zu erhalten. Waren nicht mehr „Transparenz“ und „Selbstregulierung“ jetzt das Zauberwort der Stunde in der Bankenbranche, worüber wir ja, dem epochalen Meisterwerk „Kapitalismus reloaded“ folgend, gebannt den Worten von Michael Best andächtig zulauschen sollten? 

Hier als kleiner Denkanstoß und irgendwie auch als Nachweis, dass all dies nicht ganz aus der Luft gegriffen ist, zwei Beispiele von derzeit mit dem Referenten Michael Best hochkarätig ausstaffierten Veranstaltungen. Darunter befindet sich beispielsweise die Frankfurt School of Finance. Sieht nach einem ziemlich vollen Terminkalender aus – Michael Best spricht etwa hier am 3. Dezember:

http://www.frankfurt-school.de/content/de/news/newsfolder/2009/12/03122009_v 

Es gibt viel in der knappen Freizeit zu tun, um ein Buch wie dieses auszuarbeiten. Der normale Job vor der Tagesschau läuft aber vielleicht auch schon zu gut, quasi wie geschmiert. Einen Tag zuvor referiert der ARD-Börsenexperte nämlich als „Stargast“, und zwar bei der auf ökologische Nachhaltigkeit spezialisierten Triodos Bank Deutschland, die am 1. Dezember in Frankfurt offiziell an den Start gehen wird. Darüber hat Social Banking 2.0 bereits hier berichtet.

So also sieht unsere plötzlich komplett auf ökologische Nachhaltigkeit umgestellte Finanzwirtschaft aus. Stellen wir deshalb abschließend mal folgende harmlose Frage: Kommt das von Michael Best vereinnahmte Geld nur dem Ferienhaus im Süden und der eigenen Familie bzw. blutsnahen Verwandtschaft zugute, oder erhält der Steuerzahler auch etwas von dem vor allem durch ihn hauptsächlich mit gesponserten Geld zurück – das nun – zumindest bis wir anderes hören werden – ausschließlich als privat vereinnahmter Kuchen endet?

Wie war das noch? Gewinne privatisieren und Verluste sozialisieren, das machen nicht nur Banken, auf die man gerne mal als die derzeit einzig bösen Buben zeigt. Dann atmen alle auf – wir sind  beim Bankenbashing fein raus und können ungeniert weiter im Verborgenen unser Unwesen treiben. Die wahre Ware ist aber die: Nur allzu viele Besitzstandwahrer und Vermögensmaximierer wahren immer den schönen „Schein“, Political Correctness at it’s worst case. 

Übrigens: Das mehr oder minder stilvoll inszenierte „Bluffen“ konnten schon die einen oder anderen unter den „Alt-68-ern“ mit ihrer Kapitalismuskritik ganz gut: Auch sie praktizierten jene Doppelmoral, die Spielregeln zu kritisieren, von denen nicht wenige darunter ganz gut lebten. Motto: Ich singe nicht Euer Lied, aber ich nehme das Brot, das ihr mir reicht. 

Wie geht es weiter mit unserer „verruchten“ Welt, die fast überall aus dem vernünftigen Gleis gesprungen ist. Ein (fast) leistungsloses Grundeinkommen für alle übermäßig Privilegierten, das wird nicht mehr lange so funktionieren. Der dritte Weg wird kommen, aber anders, als viele sich dies derzeit vorstellen, die auf der (finanziell) sicheren Seite des Lebens stehen, der nur vermeintlich ökologisch beschienenen Sonnenseite.

Und damit sind wir endgültig wieder bei der Analogie zwischen Berliner Mauer und der Finanzindustrie und allen anderen gut gepolsterten Machtrevieren: Die Lösungspfade der Zukunft, sie werden nicht von den etablierten Eliten gesetzt werden, sondern Innovationen, ob gesellschaftlich oder wirtschaftlich, sie entstehen durch kreative Menschen, die einer neuen „geistigen Elite“ entstammen, die sich auch und gerade im Zuge der Finanzkrise gebildet hat. 

Nicht jeder Dichter und Denker statt Bachelor und Banker will nämlich die bisherigen Spielregeln weiterspielen, die Frage ist nur, wie groß der Einfluß der neuen Stiltreiber in der Bankenwirtschaft ausfällt. Viele werden jetzt abwinken, wird schon nicht so schlimm kommen. Aber Kleinvieh macht auch Mist. Das Motto der neuen Elite: Kleine Inseln verbinden, statt die große, leicht zur Schlagseite neigende Lippe riskieren.

Spielen wir doch zum Abschluß – wie die kleinen Kinder – das große Bankenspiel: Denn Kinder und Narren sagen bekanntlich (fast) immer die Wahrheit. Übrigens ist der folgende Beitrag auch ein Produkt der Öffentlich-Rechtlichen Medien (NDR), deren besten Programme tatsächlich diejenigen sind, die für die kleinen und noch gänzlich unmündigen Staatsbürger gemacht sind.   

Dieser Beitrag ist Bestandteil eines weiteren Weblogs-Eintrages zum Thema:

Was darf’s denn heute sein: Kapitalismus 2.0 oder gleich 3.0?

Diesen können Sie in kompletter Form hier nachlesen:

https://lochmaier.wordpress.com/2009/11/22/was-darfs-denn-heute-sein-kapitalismus-2-0-oder-gleich-3-0/

Den ergänzenden Kommentar zum Thema: „Triodos – Warum die führende Ökobank ARD-Börsenmann Michael Best in Frankfurt zur Einweihung verpflichtet“ – finden Sie hier:

https://lochmaier.wordpress.com/2009/11/23/triodos-warum-verpflichtet-europas-fuhrende-okobank-ard-borsenmann-michael-best/

Written by lochmaier

November 22, 2009 at 11:57 am

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