Social Banking 2.0 – Der Kunde übernimmt die Regie

Archive for April 2012

Crowdinvesting: Interview mit Innovestment zu Chancen+Risiken

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Jüngst hat Crowdfunding vom Boden abgehoben und es wurden über kickstarter einige Millioneninvests erfolgreich durch die Community lanciert. Auch das deutsche Portal seedmatch ist nach mehr als drei Jahren Vorarbeit mit einigen Projekten im „Turbo Elevator“ sehr erfolgreich – Eine Bestandsaufnahme des Trends im Gespräch mit Robert MacKenzie* von der ebenso erfreulich gestarteten Crowdinvesting-Plattform Innovestment, den ich auf dem Berliner Start up Camp getroffen habe.

Social Banking 2.0: Wie beurteilen Sie den Reifegrad der unterschiedlichen Crowdfunding- bzw. Crowdinvesting-Geschäftsmodelle (z.B. nach dem Gartner-Modell von Jackie Fenn: Pfad der Erleuchtung, Tal der traurigen Erkennntis, reale Marktdurchdringung etc….) und den Status Quo der Entwicklung?

Robert MacKenzie: Aus unserer Perspektive ist Crowdinvesting noch ein sehr junger Markt. Man könnte die derzeitige Phase durchaus als Hype bezeichnen, was sich auch an der schnell wachsenden Anzahl der Akteure widerspiegelt. Sicherlich wird sich dort in den nächsten Monaten eine Konsolidierung und Ausdifferenzierung stattfinden, so dass nun eine strategisch spannende Phase ansteht. Innovestment ist beispielsweise stark im Segment der High-Tech Unternehmen aufgestellt.

Social Banking 2.0: Besteht somit derzeit nicht die Gefahr, dass sich Crowdfunding zum Hype entwickelt, und es bald zu einer größeren Enttäuschung kommt, weil nicht jede finanzierte Idee und jedes Startup den hohen Erwartungen stand halten kann?

Die Investition in ein Startup ist ein Wagnis. Das muss jedem Investor klar sein. Bei Innovestment legen wir großen Wert darauf, dass Investoren ausreichend Zeit haben, sich mit dem jeweiligen Startup und Business Plan vertraut zu machen, um selbst die Chancen und Risiken abwägen zu können und eine Zahlungsbereitschaft zu formulieren. Es soll kein Druck entstehen, möglichst schnell zu einem vorgegebenen Preis zu kaufen, bevor alle Anteile vergeben sind.

Andererseits bietet Crowdinvesting auch die Möglichkeit, mit vergleichsweise geringem Aufwand in ein Portfolio an Startups zu investieren, und so das eigene Risiko zu streuen. Diese beiden Punkte sind in Bezug auf die Erwartungshaltung eines Investors nach unserer Meinung essentiell, nämlich eine bewusste Entscheidung und eine gesunde Risikostreuung.

Social Banking 2.0: Derzeit differenzieren sich am Markt recht unterschiedliche Modelle zwischen Crowdfunding, Crowdinvesting und Crowdfinance. Wo sortiert sich Innovestment ein, worauf basiert das Geschäftsmodell?

Innovestment ist klar im Bereich Crowdinvesting positioniert. Wir vermitteln unseren Benutzern interessante Investitionsobjekte in Form von Startups. Das Geschäftsmodell basiert dabei auf einer Provision, die Innovestment bei erfolgreicher Vermittlung erhält.

Social Banking 2.0: Welche Zielgruppe spricht das Portal an?

Einerseits wenden wir uns an innovative Startups mit Wachstumspotential, die für die eigene Entwicklung Kapital und Förderer suchen. Andererseits adressieren wir private Anleger, die im eigenen Portfolio Direktbeteiligungen an Startups aufnehmen möchten. Laut unserer Analyse sind dies in der Regel vermögende Personen aus dem Wirtschaftsleben, die einen Business Case einschätzen können: Geschäftsführer, Unternehmensberater, usw.

Diese Personen bringen die entsprechende Kompetenz mit, konnten aber bislang oftmals nicht in Startups investieren, da eine „echte“ Business Angel Tätigkeit enormen Zeitaufwand und Kapitaleinsatz erfordert. Wir machen damit das Startup-Investment für einen neuen Personenkreis zugänglich

 

Robert MacKenzie: Crowdfunding ist ein innovatives Investment

Social Banking 2.0: Wie ist die Bilanz der bisherigen Entwicklung?

Sehr positiv! Wir haben bis dato 5 Auktionen erfolgreich abgeschlossen und ca. 400T€ vermittelt. Jeden Tag erhalten wir neue Registrierungen und Zuschriften von interessierten Startups. Besonders spannend ist derzeit das Interesse von Seiten der etablierten Player. Viele Gründerförderer, VC-Firmen etc. werden auf uns aufmerksam, und suchen den Dialog. Derzeit läuft die Auktion von leasinGo. [ergänzender Hinweis: www.innovestment.de/leasingo) , ein neuartiges B2B-Leasingportal – Auktionsende war am Sonntag den 22. April.]

Social Banking 2.0: Auf dem Startup-Camp in Berlin wurde deutlich, dass mittlerweile auch größere Kapitalgeber aus Private Equity und Venture Capital allgemein gesprochen das Crowdfunding auf dem Radar haben. Welchen Radius kann diese Entwicklung nehmen, wird Crowdinvesting (im BtoB-Sektor) eher ein ergänzendes Finanzierungsinstrument zu klassischen Varianten bleiben oder stehen wir hier am Beginn einer größereren Entwicklung?

Oder anders gefragt: In meinem Buch „die Bank sind wir“ habe ich die Chancen aber auch Grenzen der kollektiven Schwarmintelligenz auf den Finanzmärkten intensiv thematisiert? Die Masse liegt ja nicht immer richtig, gerade an der Börse gewinnt eine Minderheit, wie lässt sich deshalb die produktive Anlegerintelligenz jenseits von kurzlebigen Hypes in einem nachhaltigen Geschäftsmodell steuern?

Zunächst sehen wir Crowdinvesting als Schritt in Richtung der „Demokratisierung“ der Unternehmensfinanzierung – übrigens entlang einer der Gründung der ersten Aktienbörsen sehr ähnlichen Logik. Dies bedeutet zuvorderst eine ökonomische Effizienzsteigerung. Crowdinvesting ist dabei für uns klar eine Ergänzung zu klassischen Finanzierungsformen, denn jede Form hat Vor- und Nachteile.

Die aktive Coaching- und Kontrollfunktion eines engagierten Business Angels kann kein Schwarm übernehmen, aber alle Seiten können von einer Zusammenarbeit profitieren. Dennoch ist nicht zu unterschätzen, was in der „Crowd“ an Unterstützungspotential, Wissen und Netzwerk liegt. Die Herausforderung liegt hier beim Gründer. Wie kann er das Potential der Crowd, abgesehen vom Geld, voll nutzen, und welche Vorteile anderer Finanzierungsquellen nutzt er zusätzlich? Wenn dies gelingt, kann die Crowd für Startups enormen Wert schaffen und diese deutlich weiter bringen. Wir werden auf unserer Plattform schon bald weitere Features launchen, die dies unterstützen.

Social Banking 2.0: Noch einmal nachgehakt: Wodurch unterscheidet sich Innovestment von anderen Plattformen wie investiere.ch oder seedmatch?

Der wesentliche Unterschied ist der Auktionsmechanismus von Innovestment. Der Preis wird mit einer stillen Beteiligung per Versteigerung ermittelt. Ähnlich wie bei einem IPO bestimmt sich aus der Nachfrage nach Beteiligungen der „Kurs“, und damit auch die Unternehmensbewertung für das Startup. Gegenüber unseren Mitbewerbern schreiben wir also kein Preisschild an ein Startup, sondern vertrauen auf einen Marktmechanismus – dies wird sowohl von Investoren als auch von Startups als sehr fair und transparent empfunden.

Social Banking 2.0: Was hat Sie persönlich dazu bewogen und gereizt, bei dieser Geschäftsidee mitzumachen und aktiv in das „Join(t) Venture“ Innovestment einzusteigen?

Ich kenne einige der Gründer seit Jahren, seitdem wir uns bei der Studentenorganisation AIESEC kennengelernt und gemeinsam an mehreren Projekten gearbeitet haben. Als ich von der Idee erfahren habe, schrie ich so etwas wie „Mensch, die Idee hätte ich gern gehabt!“ Für mich war das Potential der Idee sofort erkennbar und ich wusste, wie gut das Team war. Ich bat meine Unterstützung an und war sehr erfreut, über das Angebot mit einzusteigen. Bei Innovestment kann ich mich als promovierter Ingenieur in den Bereichen NanoTech & MedTech, aber auch mit Startup-, Führung und Managementerfahrung voll entfalten. Zusammengefasst: tolles Team plus innovative Idee gleich Traumjob in dieser Phase meines Lebens.

Social Banking 2.0: Welche speziellen skills und Fähigkeiten braucht ein sich in den Basiskompetenzen gut ergänzendes Managementteam, damit ein Businessmodell in diesem Bereich auf längere Sicht erfolgreich sein kann?

Wie jedes Gründerteam ist ein gutes Team in diesem Bereich aus komplementären Personen aufgebaut. Sowohl von den Hintergründen, als auch von den Charakteren. Wichtige Kompetenzen sind Gründungserfahrung, Finanzaffinität, ein klarer Blick auf Geschäftsmodelle, eine strategische Vision und nicht zuletzt ein ausgeprägter „Umsetzungstrieb“. Gerade im Umgang mit Investoren und Startups ist ein Verständnis für die jeweilige Situation unersetzlich für einen vertrauensvollen Umgang.

Social Banking 2.0: Abschließend die Frage zu den Zukunftsperspektiven: Welche Roadmap und Businessplan verfolgt Innovestment, was ist möglich, was eher nicht (neue Zielgruppen, höhere Investments, neue Kooperationen etc.)?

Es gibt derzeit viele sehr spannende Perspektiven, die wir nach und nach beleuchten. Sicherlich möchten wir nicht stehenbleiben, aber für konkrete Aussagen ist es ein wenig früh. Man darf gespannt bleiben, daher lohnt ein Besuch auf http://www.innovestment.de nicht nur wegen der spannenden Startups.

Vielen Dank für das Gespräch.

Interview: Lothar Lochmaier

Weitere Portraits zu Crowdfunding- und -investing-Plattformen im Startup-Bereich finden Sie in meiner kleinen Interviewserie vom vergangenen Jahr: Seedmatch  Cofundit  C-Crowd   – und in einem Gastbeitrag der Schweizer Plattform investiere.ch, der Crowdfunding als Königsweg der Frühphasenfinanzierung unter die Lupe nimmt.

Zum ersten Teil dieser vierteiligen Serie plus Umfrage gelangen Sie hier:

Crowdfunding in der Cloud: Zwischen Euphorie und Blasenbildung

* Kurze Biographie von Dr. Robert MacKenzie:

Er ist in Kanada aufgewachsen und lebt seit 2000 in Europa. Er hat an der University of Windsor in Kanada Elektrotechnik & Mathematik studiert (B.A.Sc.), an der Universität Karlsruhe in Deutschland Elektrotechnik & Informationstechnik studiert (M.Sc.) und and der ETH Zürich in der Schweiz im Bereich der Nanotenologie und Medizintechnik promoviert (Dr. sc. ETH Zürich). Während seines Studiums hat er mehrere Auszeichnungen erhalten, er ist Erfinder an mehreren Patenten und Autor von zahlreichen wissenschaftlichen Artikeln. Zwischen jedem Studium war Dr. MacKenzie in der Wirtschaft ca. 1-3 Jahre in Schlüssel- bzw. Führungspositionen angestellt, beispielsweise bei Hewlett-Packard oder im Bundesvorstand der AIESEC e.V. in Deutschland. Bereits studienbegleitend hat Dr. MacKenzie umfassende Berufserfahrung gesammelt und war international ehrenamtlich engagiert. Durch seine Tätigkeiten wurde er als Trainer, Moderator, Seminar- & Projektleiter ausgebildet, war weltweit in interdisziplinären Teams auch als Führung im Einsatz und besitzt viel Erfahrung in der Führung von Menschen und Teams. Nach seiner Promotion gründete Dr. MacKenzie das Unternehmen „MacKenzie Innovations“ als Spin-Off der ETH Zürich, das Auftragsforschung und -Entwicklung im Bereich der Nanotechnologie und der Medizintechnik betreibt. Neben dieser Tätigkeit beriet er auch Start-Up Unternehmen in Deutschland und in der Schweiz.

 

Written by lochmaier

April 25, 2012 at 6:30 am

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Venture Capital 2.0: Virtuelle Börse trifft auf Crowdfunding

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Über Ostern habe ich mir mal wieder einen Buchklassiker zum Lesen vorgenommen, den von Emile Zola: Das Geld, in dem er den ganzen Reigen der menschlichen Gefühlswelt in einen packenden Börsenroman verpackt hat, der heute noch genauso aktuell ist wie vor 100 oder 150 Jahren.

Warum ich an dieser Stelle darauf verweise: Weil das Crowdfunding und -investing prinzipiell ähnlich funktioniert wie eine Börse, die Angebot und Nachfrage austariert. Oder wie das Cloud Computing, das Ressourcen flexibel zwischen Angebot und Nachfrage austariert. Wie das praktisch aussieht, skizziert „Lenny Hinker“:

Aber: Wie an der Börse, ist oben der Flaschenhals eng, unten ist es dagegen stickig wie auf der Titanic. Wie das komplizierte Spiel am Beispiel Crowdfunding aussieht, beschreibt ein aktueller Handelsblatt-Artikel am Vorbild Stromberg. „Mashup Your Finance“, möchte man da ausrufen, wie einer der neuen Senkrechtstarter für die Startup-Szene in München sich auf seiner Homepage Mashup Finance etikettiert.

Der Bayerische Rundfunk lässt indirekt passend zum neuen Investment von Mashup Finance, den Munich Distillers, fragen:  Nur ein Hype oder eine echte Chance? Und auch hier wird die spannende Frage lauten: Dient die kollektive Schwarmintelligenz eher dem Zünden von Nebelkerzen oder steigen neue Sterne empor, die von längerem Bestand sind? 

Wohlgemerkt, ich persönlich bin grundsätzlich von dem hohen Marktpotential von Crowdfunding überzeugt, sonst hätte ich es nicht als eine von zehn Killerapplikationen in mein Buch aufgenommen. Wer mehr dazu lesen will, findet in meinem aktuellen Interview via GFT-Blog einige Spuren, zum Wandel der Kundenbedürfnisse jenseits von technischem Blendwerk. Ein Auszug:

Jene Bank, die in zwei bis vier Jahren keine externen Funktionalitäten in Richtung Crowfunding an die eigenen IT-Systeme angedockt hat, wird als überkommen angesehen. Das erfordert natürlich eine neue Führungskultur in den Banken, die noch etwas Zeit erfordert. Stellen Sie sich vor, dass ein Bankenvorstand in fünf Jahren gar nicht mehr im Amt bleiben kann, wenn er die Klaviatur von sozialen Medien und der aktiven Kundenintegration in die Wertschöpfungskette nicht produktiv bewältigen kann.

Quelle: gft-blog.de

Den Paradigmenwandel verstanden? Nein, immer noch nicht ganz. Dann sagt bekanntlich ein Bild mehr als tausend Worte. Zusammen mit einen kreativen Graphiker habe ich den Unterschied zwischen Bank 1.0 und 2.0  mal wie folgt veranschaulicht:

Design und Copyright: Andreas Hubert/Lothar Lochmaier

Bei einer menschlich-sozialen Killerapp wie dem Crowdfunding kommt übrigens niemand zu Tode, außer die Ewig-Gestrigen, die den Trend verschlafen. Aber es ist in einem aufgeheizten, ja fast schon euphorisierten Markt, in absehbarer Zeit mit dem einen oder anderen Trittbrettfahrer aus der konventionellen Finanzindustrie zu rechnen., wie schon in dem zweiten Beitrag meiner vierteiligen Serie erläutert.

Dies mag der Eine begrüßen, während andere Beobachter dahinter das opportunistische Ausnutzen einer “blinden” Euphorie rund ums Crowdfunding sehen, die in das Ausstellen von Blankoschecks mündet, deren Rechnungen am Ende mit ungedeckten Wechseln beglichen werden müssen.

Die Schallmauer von 100.000 Euro überwinden

In den Markt hinzu treten – ähnlich wie auf dem Weg zum reinrassigen Elektroauto – zahlreiche hybride Crowdmodelle, die irgendwo zwischen der alten und neuen Welt beheimatet sind. So oder so, professionelle Berechenbarkeit gehört für alle Neulinge zum Pflichtprogramm. Vor allem wenn wir uns über die in Deutschland noch bindende rechtliche Schmerzgrenze von 100.000 Euro hinaus bewegen. 

Gelingt die erfolgreiche rechtliche wie ökonomische Gratwanderung nicht, droht so etwas wie eine weitere Case Study ”Noa Bank”, über deren dynamischen Aufstieg und ebenso rasanten Niedergang Social Banking 2.0 vor zwei bis drei Jahren ausführlich berichtet hat. Wer Emile Zolas “Geld” gelesen hat, der versteht zumindest prophylaktisch die Zusammenhänge, die Finanzwelt und Kunden im Innersten binden, aber leider auch hin und wieder trennen. 

Wir erinnern uns: Bei der Noa Bank lagen die Spielkarten angesichts einer hintergründigen „Quersubventionierung“ von bestimmten Geschäftsbereichen wie dem Factoring neben groben handwerklichen Fehlern und einer Unterkapitalisierung nicht vollständig auf dem Tisch. Die Social Media Aktivitäten wirkten so nachträglich aufgesetzt, um eben gerade keinen wirklich transparenten Blick hinter die geschäftliche Kulisse zu gestatten.

Hoffen wir, dass diese von hinten-durch-die-Brust-Implantate beim Crowdfunding weitgehend ausbleiben. Andererseits feiern die “Ewig-Gestrigen” seit längerem den Abgesang des “Next Level Bankings” und klatschen sich in die Hände. Es würde nie eine andere Form des Banking geben als jenes der klassischen Finanzindustrie. Dieses Verdikt scheint mehr denn je reichlich verfrüht.

Wann kommt das „Next level of Banking“?

Die junge Szene ist quicklebendig – und in der Lage, rasch aus Fehlern und Erfahrungen zu lernen. Wie lebendig, und wer konkret mitmischt, zeigt das Portal fuer-gruender.de am Beispiel der Daten vom ersten Quartal 2012. Die Unternehmen werden die „Peer to Peer Equity“ unter Ausschaltung des Mittelsmannes übrigens auch selbst direkt erproben und einsetzen. Auch hier wird man sehen, wie sich der rechtliche Rahmen gestalten lässt.

Aber auch einige „Arrivierte“ aus der Finanzbranche denken viel mehr nach als früher, wo sich unser Wirtschaftsmodell hinbewegen müsste, um etwa mehr Dezentralität und ”Basisnähe” zur Realwirtschaft zu gewinnen. Hier spielt Crowdfunding zweifellos eine gewichtige Rolle als Scharnier zwischen der alten und neuen Finanzwelt.  

Fazit: Der Abgesang von nutzerzentrierten Bank- und Finanzmodellen infolge eines überzogenen Hypes wird also definitiv nicht eintreten, weil das jetzige Finanzsystem so ineffizient und so wenig kundenfreundlich arbeitet, dass neue Alternativen allein schon aus der geschäftlichen Logik und der Bedarfsnähe heraus zwangsläufig weiter prosperieren und wachsen. 

Aber auch die große Crowdfunding-Revolution wie sie von Robert Shiller und anderen Vordenkern angeregt wird, ohne gleichzeitig Spuren für eine klar erkennbare Roadmap dahin zu legen, geschieht nicht über Nacht. Und zwar allein deshalb, weil Geld sozial gesehen immer asymmetrisch von unten nach oben verteilt ist.

Das Internet wird deshalb erst noch unter Beweis stellen müssen, hier mehr als ein technisches Hilfsmittel für die dezentral strukturierte Verteilung von “Hilfs- und Spendengeldern” zu sein, sondern auch die Spielregeln auf den globalen Finanzmärkten mit beeinflussen zu können. Dies ist keineswegs abwertend gemeint, jedes einzelne Projekt, das hilft, hat seinen Platz in dem Puzzlespiel der Peanuts-Revolution. Aber für mehr als das ist ein gesunder Realismus für alle von Nöten.

Ich sehe das Glas lieber halb voll als leer. Besser von der Suppe probieren als immer nur das Haar darin zu suchen. Das Potential von Crowdfunding ist im Prinzip mit einem „unbegrenzten Grenznutzen“ ausgestattet. Es kommt darauf an, was wir draus machen.

Es wird und muss nicht bei „Peanuts“ bleiben, wie sich am Beispiel von Funding Circle ersehen lässt. Die britische Crowdinvesting-Plattform hat seit ihrem Bestehen in den vergangenen drei Jahren bereits mehr als 45 Mio. Dollar an Start ups verliehen. 

Die Menschheit kann viele Probleme und Herausforderungen gemeinsam lösen. Natürlich stehen die Projekte in Konkurrenz, sagen wir im kreativen Wettstreit miteinander. Allein in Deutschland steht mehr als ein halbes Dutzend neuer Spieler aus der „Peer to Peer Equity“ in den Startlöchern, und nicht alle werden die Zielflagge sehen. 

Manche mögen Pioniere wie den Biotech-Investor Wolfgang Klein für verrückt halten, der für ein Medikament gegen Erblindung (AMD) rund 60 Mio. Euro via Crowdfunding einwerben möchte, berichtet Finance TV. Andere wiederum sehen in dem einen oder anderen hippen Projekt den über soziale Netzwerke gestreuten Effekt  der „Trittbrettfahrer“, um die allgemeine Euphorie geschickt für sich auszunutzen.

Die Zukunft wird uns die Antwort geben, wer seriös arbeitet und wer nicht.  So oder so, es bilden sich  zahlreiche interessante neue Geschäftsmodelle – und jeder der  Betreiber hat die Chance, sich mit seinem Leistungs- und Gebührenportfolio auf seine Art und Weise am Markt zu differenzieren, wohin sich der Spielball zwischen Crowdfunding, -investing und -financing dreht.

Umfrage – Machen Sie mit und diskutieren Sie hier auf Social Banking 2.0:

Erstens: Crowdfunding trifft Private Banking (erste Ergebnisse hier)

a) make it?

b) buy it?

c) ignore it? 

Zweitens: Crowdinvesting trifft Corporate Banking

a) make it

b) buy it

c) ignore it? 

Um den unübersichtlichen Horizont beim finanziellen Wolkenflug durch einen „kostenlosen“ Lesekompass weiter aufzuhellen, folgt hier am kommenden Mittwoch der letzte Teil der vierteiligen Serie zum Crowdfunding -, ein längeres Interview mit den Plattformbetreibern von Innovestment – und zwar zu den Chancen, Risiken und Nebenwirkungen bei der informellen finanziellen Schwarmrevolution via Crowdfunding und -investing.

Written by lochmaier

April 23, 2012 at 6:39 am

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Umfrage: Sollen Banken Crowdfunding ignorieren oder integrieren?

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Als Ergänzung zu meiner vierteiligen Serie zum Crowdfunding – die letzten beiden Teile folgen am Montag bzw. Mittwoch – möchte ich die Leser meines Blogs und darüber hinaus zu einer kleinen Umfrage anregen. Das Thema: Werden Banken Crowdfunding in ihre Geschäftsprozesse integrieren oder den Trend weiter ignorieren?  

Dem Tagebuch eines Mikrospenders bzw. Crowdfunders können wir entnehmen, dass es gar nicht so einfach ist, „ein Subsystem im Zentralrechner seiner Bank“ zu etablieren. Marco Eggle hat es bei seiner Sparkasse in der Umgebung des öfteren probiert, und hat die deutlich formulierten Absagen auf seinem Blog ausführlich dokumentiert. Mehr zu seinen Thesen via Gastbeitrag Vom Kleingeld zur Mikrospende auf Finance 2.0.

Was erlauben sich Kunden und Nutzer, wenn sie externe Crowdfunding-Funktionalitäten und Projekte einfach in die Kernprozesse einer Bank einbetten wollen – unverschämt, das kann, ja das darf nicht sein. Wirklich? Könnte nicht auch die Bank davon profitieren, wenn sie Crowdfunding als produktiven Bestandteil der eigenen Produktphilosophie ansähe?

Kurzum, was meinen die Leser dazu: Sollte die Bank der Zukunft auch aufs Crowdfunding setzen – und sollte sie die Applikationen selbst gestalten oder von externen Dienstleistern und den Nutzern aus „einbetten“?

Was denken die Leser zur Frage:

Crowdfunding trifft Private Banking – make it, buy it or ignore it? 

Written by lochmaier

April 20, 2012 at 6:26 am

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Crowdinvesting: Die neue C-Klasse etabliert sich

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Wer von A nach B kommen will, braucht C, den Man-in-the Middle, auch bei diesem Thema: Wie seriös, verlässlich und moderat die Neue C-Klasse der Crowdfunding-Plattformen arbeitet, lässt sich nicht pauschal beantworten. Nicht auszuschließen ist trotz der nachvollziehbaren Aufbruchstimmung , dass auch die konventionelle Finanzindustrie jetzt versucht, den hippen Trend möglichst geschickt für sich auszunutzen.

Einige dieser Szenarien ließen sich bereits beim Social Lending beobachten, weshalb ich in Die Bank sind wir einige grundsätzliche Rahmenbedingungen skizziert habe, damit derartige Modelle seriös funktionieren. Man verzeihe mir meinen verbal volkstümlichen Einwurf: Scheißt der Teufel beim Crowdfunding immer auf den richtigen Haufen, oder trifft er nur den Größten?

Grundsätzlich aber kann man einem Artikel in der Süddeutschen Zeitung durchaus zustimmen: Crowdfunding – die nächste Phase der Investment-Revolution (hat begonnen).  Nicht zutreffend ist jedoch die Einschätzung, dass die Modelle ohne Mittelsmann auskommen. Das Gegenteil ist der Fall.

Andere Internetsurfer wiederum wenden sich mittlerweile von der großen Begeisterungswelle ab, von dem Konsumentenhype um das nächste bahn brechende Computerspiel. Nachzulesen etwa auf dem Blog „der ewige Held“: Crowdfunding nervt. Ein kurzer Auszug:

Aber wie sieht es dann langfristig mit dem Vertrieb, dem Support und der Wirtschaftlichkeit aus? Starten wir in eine “gaming” Zukunft, in der es von halbfertigen, unvollendeten, unausgegorenen oder kurzlebigen Projekten nur so wimmeln wird? Oder “reguliert” sich die Waage zwischen “Müllprojekten” oder ernsthaft guten Konzepten letztendlich von selbst?

Bevor die Diskussion ausufern mag, ob das Glas halb voll oder leer ist, zu den Fakten: Einige neue Crowdinvesting-Unternehmen scharren derzeit bereits mit den Hufen in ihren Startlöchern, zum Beispiel Gründerplus. Die Plattform ist bereits online, zwei weitere Spieler – Devexo und e-crowd – stehen ebenfalls bereit und haben den Start für den Monat Juni bzw. ab Mai angekündigt.  Was verbirgt sich jeweils dahinter?

Gründerplus: Eine Vorabversion der Gründerplus-Crowdfunding Plattform ist bereits online. Ziel der finalen Plattform ist es nach Angaben des Betreibers, eine einfache und schnelle Investitionsbeschaffung über Mikroinvestments zu ermöglichen. Das Modell sieht wie folgt aus:

“Mit unserer Spezialisierung auf StartUps im E-Commerce, bieten wir besonders den Geschäftsmodellen eine reelle Chance das nötige Startkapital zu sammeln, deren Geschäftsmodell für Banken und Kreditinstitute nicht geeignet scheint bzw. deren Potential dort nicht erkannt wird”, lässt der Betreiber auf den Blogseiten von Gründerplus verlauten.

Eine ausführliche Vorab-Analyse soll hier nicht das Ziel sein. Diese kann bekanntlich nur das Orakel von Delphi durchführen, das in Originalschrift so: Δελφοί geschrieben wird – und es liegt bekanntlich direkt in Griechenland. Kurzum, die Modelle müssen sich erst in der Praxis bewähren. Um die etwaigen Chancen, Risiken und Nebenwirkungen zu verstehen, kann man sich via foerderland.de einen ersten Überblick verschaffen. 

Hinter Gründerplus steht die Leipziger Händlerbund AG – eine Plattform, die rechtliche Absicherung für Online-Shops anbietet. Diese wiederum betreibt einen E-Commerce-Inkubator namens Gründerplus. Das klingt nach viel Synergie, wir werden sehen, wie transparent der Betreiber dabei in einem doch schon recht weit verzweigten und dadurch leicht unübersichtlichen “Wissensnetzwerk” arbeitet. Oder wie es der oben erwähnte Beitrag in der Süddeutschen Zeitung ausdrückt: Nicht selten sei Crowdfunding im Startup-Bereich derzeit als Marketing-Vehikel anzusehen.

DEVEXO™ Deutsche Venture Exchange GmbH. Der offizielle Start dieser Plattform ist öffentlichkeitswirksam per abwärts tickende Zeitschaltuhr auf der Homepage für den 01. Juni um 10 Uhr vorgesehen (ursprünglich: 24. April). Das klingt nach einer Überraschungsparty. Devexo ist laut eigenen Angaben eine bereits in 2011 gegründete “Equity Crowdfunding-Plattform”, die Startups mit dementsprechenden Investoren vernetzt.

Wieder ein neues Buzzword ist somit erfunden: Das “Equity Crowdfunding”. Auch hier muss sich zeigen, welche Bälle hoffentlich nicht nur im verschneiten Winter über welche Bande in welches Spielfeld hinein geworfen werden, ob also die elegant und zeitgemäß angesprochene Crowdcommunity die Geldströme wirklich aktiv mitverfolgen vermag.

So liest sich die erste offizielle Ankündigung von Devexo: Das Ziel sei es, digitale Fans in reale Geldgeber zu verwandeln. Dabei habe sich Devexo zum Ziel gesetzt, mit unbürokratischen und klar definierten Prozessen zu punkten, lässt sich jedenfalls via Crowdsourcing-Blog nachlesen.  

Der mögliche Haken nicht nur bei dieser Sache: Es ist nicht immer ganz klar, aus welchen Kanälen heraus die Aktivitäten gesteuert sind, und welche Protagonisten im Hintergrund den Prozess quasi wie von Geisterhand mitsteuern. Denn Crowdfunding sollte ja nicht nur eine zeitgemäße hippe Methode zur reinen Refinanzierung einer bereits existierenden, aber möglicherweise nicht komplett offen gelegten sublinearen Wertschöpfungskette sein.

Hier reicht übrigens der Verweis auf eine rechtlich professionelle Due Diligence keineswegs aus, die der jeweilige Betreiber gelobt möglichst akribisch durchzuführen. Derartiges hat auch die klassische Finanzindustrie von jeher vor keinerlei Auswüchsen bewahrt. Denn die großen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften haben bis zur Finanzkrise und darüber hinaus alles testiert, was ihnen ihre Kunden auf schnellen Pferden zugeflüstert haben. 

Die Kunden, sprich Crowdinvestoren, aber auch die Startups, sollten im modus operandi deshalb genau darüber Bescheid wissen, wer in Form von stillen oder anderen indirekten Beteiligungsformen hinter einer Plattform steht – kurz, welche Interesssengruppen aus dem professionellen Kapitalmarkt (Private Equite, Venture Capital, Vermögensverwaltung etc.) heraus hinter derartigen Projekten mit einer scharfen Speerspitze in die neue kreative Szene hinein operieren.

Anders herum betrachtet schadet natürlich ein gewisses Maß an professionellem know how der jungen Crowdfunding-Szene keineswegs per se. Es kommt nur darauf an, wie man den Begriff “professionell” definiert.  Was den Ansatz von Devexo und seinem Gründer Edin Devic – angeht, so sind hier aus der Community zumindest einige vorsichtige Fragezeichen aufgetaucht, die man im Auge behalten sollte. 

Deshalb hier ein Schwenk, was das finanzielle Engineering via Crowdfunding mit dem Cloud Computing verbindet. 

Wolkenflug mit Kompass: Leistungsversprechen der Anbieter sorgfältig prüfen

 > Arbeitet der Anbieter nachweisbar verlässlich und transparent?

> Setzt der Anbieter auf sich entwickelnde Standards oder geht er völlig neue Wege, die in einer Sackgasse enden könnten?

> Wie tief und wie genau bindet er den Kunden in die angebotenen Applikationen ein und wie passt er diese im weiteren Innovationsprozess an?

> Wie sieht das Kosten-/Nutzenmodell des Anbieters aus?

> Wie genau sind die Aspekte Datenschutz und Datensicherheit geregelt?

> Kann der Partner die rechtlichen Vorgaben einhalten?

> Greift er seinerseits in der Gestaltung von Prozessen auf Subunternehmen zu, die haftungsrechtlich nicht mehr greifbar sind?

> Wo liegen die Daten und Verantwortlichkeiten in der kompletten Wertschöpfungskette (z.B. im In- oder Ausland)?

Es gibt sicherlich noch weitere Fragen zur neuen C-Klasse der Crowdinvestoren. Nun aber statt noch mehr grauer Theorie zum nächsten neu in den Markt eintretenden Spezialisten mit Fokus auf Startups.

e-crowd (unter der Marke Bergfürst): Im Mai an den Start gehen soll die e-crowd Finance AG, laut eigenen Angaben ein ”Crowd-Financing Marktplatz”. Wieder ein neues Zauberwort. Das Unternehmen bietet laut Selbstauskunft für Privatinvestoren den Erwerb von Aktien innovativer Wachstumsunternehmen durch eine Kapitalerhöhung an – und es setzt parallel dazu einen Marktplatz für den Handel von Anteilen notierter Unternehmen in Gang.

Das ist zweifellos nicht gerade ein kleiner Markt, es dürfte ungefähr 10.000 Aktiengesellschaften in Deutschland geben, die wenigsten davon sind freilich börsennotiert. Mal schauen, welche Zielgruppensegmentierung hier ins Auge gefasst wird, oder ob es eher nach dem Gießkannenprinzip abläuft. Bei e-crowd soll es sich übrigens auch um die  erste professionelle Crowd-Financing Plattform handeln, die eine BaFin-Lizenz als Finanzdienstleister anstrebt.

Dies deutet tendenziell – wie bereits in der Schweiz rechtliche Realität – auf größere Tranchen bei den via Crowd Financing vermittelten Unternehmensanteilen bei “Aktienanteilen” von Unternehmen hin, was rechtlich gesehen – auch nach der erfolgreichen Zulassung via BaFin – jedoch noch ein keineswegs vollständig geräumtes Minenfeld darstellt.

Hinter der Plattform „Bergfürst“, der markenrechtlich in Konkurrenz zu einigen anderen Varianten mit dem selben Label steht,  agiert als Gründer übrigens unter anderem ein erfahrener “Banker”, nämlich Dr. Guido Sandler. Über den Mitgründer und Vorstand der W.V.M. Westfälische Vermögen Management AG und dessen Vita kann man hier mehr erfahren. Siehe auch das Xing-Profil.

Im Bereich E-Commerce und Finanzen war Dr. Guido Sandler übrigens laut eigenen Angaben Ende der neunziger Jahre als Gründungsvorstand maßgeblich am Aufbau der deutschen Präsenz von E-Trade beteiligt, einem amerikanischen Online-Broker der ersten Generation.

Bei Ortskundigen löst gerade dieser Name nicht gerade Begeisterung aus. E-Trade schritt in den Nuller-Jahren nach dem  Platzen der New Economy hierzulande einem schleichenden und sodann rasanten Niedergang entgegen. Manche bezeichneten dies auch – wesentlich eleganter formuliert – als eine der üblichen Firmenübernahmen, wo der eine Betreiber künstlerisch im Portfolio des anderen aufging.

Aber: Frühere Kunden von E-Trade, die teilweise hart um ihre Entschädigungszahlungen gestritten haben, wissen ein Lied davon zu singen, dass es sich hier in der ersten Architekturphase des Online Tradings nicht gerade um ein ”kundenzentriertes Geschäftsmodell” gehandelt haben dürfte. 

Wie oben schon gesagt – auch dies ist keine Minderqualifizierung eines weiteren an sich begrüßenswerten Modells, sondern soll für die Leser eine Steilvorlage sein, sich konstruktiv aber auch kritisch mit neuen Spielern und deren Spielregeln auseinander zu setzen. Hoffentlich nach einer rasanten Bergfahrt ohne anschließend ebenso rasante Talfahrt.

Written by lochmaier

April 18, 2012 at 6:48 am

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Social Trading: Schafft Ayondo es bis zur Pole Position?

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Auf dem Social Trading Portal Ayondo folgen private Anleger den Strategien anderer, (hoffentlich) erfolgreicher privater Trader. Damit sollen die Kunden an einer lernfähigen Erfolgsmatrix partizipieren, die bislang nur professionellen Akteuren vorbehalten schien. Aber es gab auch einige kritische Medienberichte. Wie also sieht der Status Quo der Plattform aus?

Vorgestellt und ausführlich beleuchtet habe ich die Plattform neben meinem Buch Die Bank sind wir auch in diesem letzten Blogbeitrag:

Ayondo: Das neue kollaborative Börsenspiel 2.0 im Interview

Einen vielschichtigen, wenngleich kritischen Einblick in das Modell, das sich in den letzten Monaten immer wieder neuen Herausforderungen stellen musste, gibt ein längerer Beitrag auf der ARD-Börse online, der sich intensiv dem Geschehen rund um Social Trading, auch via Ayondo, widmet. Ein Auszug:

… dass gute Trader nicht auf den Bäumen wachsen, zeigt auch die Langzeitbetrachtung bei Ayondo: Unter den besten zehn der insgesamt 150 zertifizierten Trader sind auf Jahressicht nur drei, die weiterhin einen maximalen Verlust von weniger als 25 Prozent schaffen. Der Rest erkauft sich seine gute Performance mit hohem Risiko und heftigen Schwankungen im Depot.

Quelle. boerse.ard.de

Soweit einige kritische Einlassungen. Auf Nachfrage von Social Banking 2.0 gab es in der Community zudem immer wieder die Anfrage, worin sich denn Ayondos Social Trading Modell grundsätzlich von der amerikanischen Variante eToro unterscheidet, die ich hier bereits mit allen Risiken und Nebenwirkungen vorgestellt habe: Wie seriös ist das „Facebook des Tradings?“ 

Wie reguliert ist die neue Branche?

Vor einem generell notwendigen Ausblick auf das Marktgeschehen beim Social Trading zunächst das Neueste zur deutschen Variante: Ayondo bietet die Möglichkeit ein Konto bei zwei Partnerbrokern, AvaFX und ActivTrades, zu eröffnen. Seit Anfang April ist Alpari als dritter Partnerbroker mit dabei – mehr dazu via FAZ vom 03. April.

Die gerade von Kritikern innerhalb und natürlich auch außerhalb in Zweifel gezogenen regulatorischen Fakten sehen nach Angaben von Ayondo derzeit wie folgt aus: ActivTrades sei ein von der britischen FSA regulierter Broker mit Sitz in London. Alpari sei mit 170.000 aktiven Live-Konten einer der größten Broker und werde weltweit von acht Aufsichtsbehörden reguliert.

Die Europäische Tochter von AvaFX, bei der die Kunden von ayondo ihre Konten eröffnen, sitzt demnach in Dublin, Irland – und wird, wie jeder andere Europäische Broker nach MiFID reguliert. Es gelten also überall in der EU, auch in Deutschland, dieselben Verhaltenspflichten. Darüber hinaus sei ayondo ein deutsches Unternehmen mit Sitz in Frankfurt am Main und werde von der BaFin beaufsichtigt, lässt das Trading-Portal verlauten.

Social Trading: Wer macht das Rennen?

So sieht die zeitliche Reihenfolge der bekannteren Social Trading Plattformen aus:

+ Tradency (2005)

+ Zulutrade (2006)

+ eToro (2007 / bzw. Copy Trader ab 2010)

+ Currensee (2008)

+ ayondo (2009)

Die ARD-Börse hat in ihrer Checkliste jeweils genauere Referenzen zu den einzelnen Anbietern und Kriterien in einer Checkliste aufgearbeitet, auf die potentielle Interessenten achten sollten. Zurück zu Ayondo: Seit dem Start im April 2009 werden dort Trader öffentlich zertifiziert, was der Betreiber als Novum ansieht. Jedoch zeigen die Ausführungen ganz oben, dass dies nicht automatisch eine Erfolgsgarantie liefert.

Dennoch: Die automatische Follower-Funktion soll die Interaktion zwischen dem erfolgreichen Top Trader und dem einfachen privaten Anleger möglichst reibungslos halten. Inzwischen hat ayondo eine komplette Portfolio Simulation mit sämtlichen Realdaten eingeführt, durch die jeder Anleger seine individuell beste Kombination von Tradern und Risikoeinstellungen finden kann. Diese Funktion hat ayondo im August 2011 gelauncht. Das Unternehmen sieht sich im Gegensatz zu dem einen oder anderen Mitbewerber übrigens nicht als „Broker“ an.

Und genau aufgrund der vielen offen und teils kontrovers zu diskutierenden Fragen gibt es exklusiv für die Leser von Social Banking 2.0 einige topaktuelle Einblicke in den Status Quo der Plattform. Die Punkte sind der Einfachheit halber in einer Art von Fragenkatalog abgearbeitet. Die unten aufgeführten Argumente sollen jedem Leser die individuelle Meinungsbildung erleichtern, nicht mehr, nicht weniger.  

Social Banking 2.0: Treffen die oben skizzierten kritischen Aussagen der ARD-Börse zu Ayondo zu?

Ayondo: + User Ulrich Meier hat angeblich sein Konto verdoppelt und danach halbiert. Für uns ist das nicht überprüfbar, weil diese Person anonymisiert wurde. Warum tritt dieser User nicht offen auf?

+ Hindernisse nach A. Braun (Anmerkung: dem Autor des ARD-Beitrag, s. oben):

a) Vorwurf Signalanbieter sind schlecht: Die führenden Signalanbieter bei ayondo schlagen in der Regel den DAX. Und das gilt seit dem Start von ayondo vor drei Jahren – also in einer Zeit von heftigsten Marktturbulenten gerade auch was Devisen betrifft. Richtig ist, dass nicht immer die gleichen Signalgeber auf den vorderen Plätzen sind. Hier gibt es Wettbewerb und Wechsel, denn natürlich müssen die Trader auch aktiv handeln, um weiter Gewinne machen zu können. Insofern sollte man den tagesaktuellen Markt des Daytradings auch kontinuierlich beobachten um sicherzustellen, dass man immer den besten Tradern folgt, die zur eigenen Anlagestrategie passen.

Überall da, wo sportlicher Wettbewerb stattfinden soll, muss es Raum für Bewegung und Wechsel geben. Es wäre fahrlässig, diesen Raum für Bewegung bei ayondo weiter als nötig einzuschränken. Das Daytrading lebt von kurzfristigen Anlagehorizonten. Es ist daher mit klassischen Zielen einer langfristig orientierten Kapitalanlage nur schwer vergleichbar. Märkte ändern sich dauernd, daher funktioniert nicht jede Strategie in jeder Marktlage. Bei ayondo ist jeder Nutzer sein eigener Manager und stellt sich regelmäßig und pro-aktiv sein Portfolio an Top-Tradern zusammen. Ähnlich wie ein Fußballtrainer, der an der Seitenlinie steht und die richtigen Spieler, zur richtigen Zeit einwechselt.

b) Vorwurf nur wenige ayondo-Trader schaffen die Zertifizierungskriterien über 12 Monate und länger: Richtig ist, dass es einige Trader schaffen, obwohl es eine sehr große Herausforderung ist. Man muss sich dabei vor Augen führen, dass es mehrheitlich um Daytrading geht – also kurzfristige Tagesgeschäfte. In einem Jahr machen die Top-Trader mehrere Hundert bis mehrere Tausend einzelne Trades. Jedes dieser Einzelgeschäfte ist risikobehaftet und auch eine vergleichsweise kurze Serie von Verlustgeschäften kann die Drawdown-Grenze von 25 Prozent überschreiten.

Jeder Trader hat einmal eine Drawdown-Phase. Das heißt nicht, dass dieser Trader deshalb schlecht ist. Es geht darum Drawdowns schnell zu erkennen, diese für Follower sichtbar zu machen und hohe Ansprüche an die Recovery zu stellen. Genau das macht ayondo. Ein zertifizierter Trader, der die Drawdown-Grenze gerissen hat, erhält umgehend ein für jeden sichtbares Warnsignal, welches erst wieder verschwindet, wenn das höchste Hoch wieder überschritten ist (der Drawdown also recovered ist).

c) Vorwurf Problem Vergütungssystem: Bei ayondo können nur zertifizierte Trader ihre Signale weiter geben. Die Zertifizierung dauert drei Monate, in denen die Kriterien erfüllt werden müssen. Erst danach, kann ein Top-Trader bei ayondo auch an der Weitergabe seiner Handelssignale verdienen. (Bei Echtgeldkonten können Follower umgehend – auch ohne Zertifizierung – dem Trader folgen.)

Bei ayondo müssen Trader also erst einmal Leistung beweisen und öffentlich machen, bevor diese Leistung dann vergütet werden kann. Dieses Modell halten wir für fair und ausgewogen im Hinblick auf beide Seiten – die Signalgeber und die Follower. Wir haben schon deutlich gemacht, dass ayondo großen Wert auf den Risikoschutz der Follower legt (siehe Drawdowns).

Dazu werden wir später noch auf aktuelle Neuerungen bei ayondo eingehen. Hinweisen wollen wir an dieser Stelle darauf, dass bei ayondo unterschieden wird zwischen Signalgebern mit eigenen Echtgeldkonten und jenen mit virtuellen Konten. Es ist nicht richtig, dass Signalgeber mit virtuellen Konten beliebige Risiken eingehen können, um nur an der Zahl möglichst vieler Follower zu partizipieren. Jeder zertifizierte Trader muss eine reale überdurchschnittliche Leistung erbringen, um überhaupt Signalgeber zu werden.

Auch nach der Zertifizierung müssen die Trader real gute Leistungen bringen, um weiter vordere Plätze zu belegen und damit vermehrt von Followern ausgewählt zu werden. Es ist auch nicht richtig, dass man bei ayondo als Top-Trader nur Gewinn-Trades schließen und die Verluste laufen lassen kann, um eine gute Performance zu simulieren. Jeder Trader kann maximal nur 15 Positionen gleichzeitig offen haben. Gewiss agieren Top-Trader mit ihren Echtgeldkonten etwas umsichtiger.

Es gibt bei ayondo aber zahlreiche Top-Trader mit Demokonten die über MONATE hinweg überragende Performances mit extrem geringen Drawdown Zahlen und einer sehr großen Anzahl an Trades geliefert haben. Richtig ist, dass Drawdown-Phasen beim Daytrading nicht ausgeschlossen werden können. Richtig ist auch, dass zertifizierte Trader mit virtuellen Konten bei ayondo sehr wohl überdurchschnittliche und risikobewusste Leistungen erbringen müssen, um weiter attraktiv zu bleiben.

d) Vorwurf hohe Spreads schmälern Performance: Dieser Gedanke scheint zuerst logisch, geht aber am Ansatz von ayondo völlig vorbei. Die auf ayondo erzielten Performances wurden alle erzielt, trotz der angeblich hohen Spreads von 2 bis 3 Pips. Das zeichnet doch gerade die außergewöhnlich hohe Qualität der besten Trader aus. Sie erzielen überragende Ergebnisse, während „Otto-Normal-Trader“ auch bei einem Spread von einem Pip in der Regel schon verliert.

Es geht doch genau darum, die Besten zu finden und deren Können der interessierten Öffentlichkeit bekannt und vielen Trading-Einsteigern individuell monetär nutzbar zu machen – ganz ohne weitere Gebühren. Wie kann solch ein Modell nun wirtschaftlich funktionieren? Über einen Spread, den sich Broker, Signalgeber und Plattform zu fairen Bedingungen teilen.

Der Broker muss von seinem Anteil die Kurse stellen und die Transaktionen sauber abwickeln können; der Top-Trader ist über seinen Anteil motiviert, seine Trades öffentlich weiter zu geben; ayondo muss von seinem Anteil finanziert, betrieben und weiterentwickelt werden können. Der Spread, den die ayondo Partnerbroker bieten, ist an der unteren Grenze, damit alle drei Einheiten gut zusammen arbeiten können. Nur so funktioniert dieses Modell.

Wichtig bei dem Geschäftsmodell ist auch, dass sowohl der Top-Trader als auch der Follower dieselben Spreads auf dem Konto haben, so dass der Follower nicht schlechter gestellt ist. Es ist eben zu kurz gedacht, wenn man sagt: Wäre der Spread nur bei einem Pip, dann wären die Performances der guten Trader noch viel besser.  Richtig ist: Wäre der Spread so klein, dann wäre ayondo gar nicht möglich. Frage: Wieso verdienen denn so wenige Kunden im Eigengeschäft Geld, trotz teilweise Spreads von 0,7?

Es gibt andere denkbare Ansätze: Zum Beispiel, dass die Follower Gebühren bezahlen müssen oder einen Prozentsatz ihrer Gewinne abgeben müssen. Ayondo hat diese Refinanzierungsmodelle untersucht und teilweise selbst erprobt.

Im Ergebnis steht die Erkenntnis, dass diese Modelle nicht nutzerfreundlich sind und/oder für wirklich gute Daytrader als Signalgeber nicht genug Anziehungskraft entwickeln. Ayondo möchte aber die bestmöglichen Trader gewinnen, um diese möglichst einfach mit ihren Followern zu verbinden mit dem Ziel der allseitigen, fairen Partizipation. Das jetzige Modell scheint dazu am besten geeignet.

Auf den Vorwurf einer technischen Unzuverlässigkeit gehen wir bei ayondo nicht ein, weil wir diesen hier überhaupt nicht nachvollziehen können. Im Übrigen scheint es uns zweifelhaft, aus einzelnen Blog- und Forenbeiträgen gewisse vorherrschende Stimmungen und Meinungstendenzen ableiten zu wollen. Wir können nicht beurteilen, welche konkreten Interessen mit diesen Beiträgen verfolgt werden.

Aus Gründen der Sachlichkeit verzichten wir hier auf die Einzelkritik eines aus unserer Wahrnehmung unbegründeten und nebulös verschwommenen Stimmungsbildes, welches in keinem einzelnen konkreten Fall seine jeweiligen Quellen benennt.

Social Banking 2.0: Das „Risikospiel“ scheint immer noch ein durchwachsenes zu sein, was die Verstetigung von Erfolg angeht (weiß jeder, der mal an der Börse gehandelt hat, aber es nützt ja nichts, gerade von zertifizierten Tradern erwartet die Community sicherlich mehr, und irgendwie auch berechenbaren Erfolg). Können Sie dazu Einblicke gewähren?

Weiter oben haben wir schon auf prinzipielle Eigenschaften des Daytradings hingewiesen – dazu gehören: kurzer Anlagezeitraum, ohne Risiko sind auch keine Gewinne möglich, Volatilität im Markt bedeutet Chancen, aber kann auch zu Verlusten führen, in bspw. einem Jahr macht ein Top-Trader Hunderte bis Tausende von Einzelgeschäften. Wir weisen immer darauf hin, dass hohe Gewinne ein hohes Risiko voraussetzen. Das ist das 1×1 der Finanzmathematik.

Social Banking 2.0: Gibt es Kennzahlen zur wirtschaftlichen Performance?

– ayondo wächst mit über 2.000 Followern pro Monat in ganz Europa sehr gut.

– Die führenden Top-Trader verdienen bereits über 10.000 Euro pro Monat.

– Die Volatilität von führenden Tradern beträgt teilweise 1/3 der Volatilität des DAX. Der VDAX (Volatilitätsdax) liegt momentan bei 27,93. Top-Trader wie aktuell „secura“ haben nur eine Volatilität von 9,54 (secura hat diese vglw. niedrige Vola seit seinem Start im September). Und dabei hat er 77,82% Trefferquote bei 1.605(!) Trades erzielt.

– Etwa 8 von 10 Trades von Day Tradern landen im Verlust (Quelle u.a.: Do individual Day Traders Make Money? Brad M. Barber, Graduate School of Management, University of California, aber auch z.B. Prof. Martin Weber, Uni Mannheim). Die führenden Top-Trader bei ayondo realisieren in etwa 7-8 von 10 Trades im Gewinn. (Die Angaben beziehen sich auf die ausgewählten Trader Dax18000, secura, Randomwalk, winnerforex und OilONE, welche sich unter den führenden Tradern in der Jahresrangliste (Stand: 13.04.2012) befinden. Der errechnete Mittelwert beträgt 73,444% Trefferquote. Der betrachtete Zeitraum bewegt sich zwischen der jeweiligen Zulassung zum ayondo-Top-Trader und den vergangenen 12 Monaten.

Social Banking 2.0: Welches sind denn Alleinstellungsmerkmale gegenüber den anderen Mitbewerbern (siehe die Signalanbieter-Übersicht der ARD Börse)?

ayondo ist die einzige Social Trading Plattform mit so umfassenden Funktionen für den Risikoschutz der Follower.

Dazu kommen die neuen Features seit April 2012

– Konto bereits ab 100 EUR möglich

– Alpari ist neuer Partnerbroker

– Loss Protection (eine Art Konto Stop Loss) selbst für kleine Konten.

– Portfolio von bis zu fünf Top-Tradern selbst für kleine Konten.

Die Fragen stellte Lothar Lochmaier

Written by lochmaier

April 17, 2012 at 5:57 am

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Crowdfunding in der Cloud: Zwischen Euphorie und Blasenbildung

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Der Hype hält an. Das Thema hat mittlerweile den „Massenmarkt“ erreicht. Unterschiedliche Modelle und Marktsegmente kristallisieren sich heraus, zwischen Crowdfunding, -investing und -financing. Dies wirft die Frage auf, ob wir aus der Mitte der Finanzindustrie heraus neue Kandidaten am Start sehen, die eher zur Blasenbildung beitragen, als eine originäre neue Lösungsvariante darzustellen, die den Nutzer und das zu finanzierende Projekt wirklich in den Mittelpunkt stellt. 

Das immense Potential der Crowdfunding-Revolution von unten beschrieb US-Ökonom Robert J. Shiller vergangene Woche in der New York Times: Democratize Wall Street, for Social Good.  Genau darum geht es, neue Möglichkeiten aufzuzeigen, mit Hilfe der kollektiven Schwarmintelligenz die Geldströme möglichst punktgenau in die richtigen Zielfelder zu lenken. Aber wo liegen diese?

In den USA scheint sich allmählich die Erkenntnis durchzusetzen, einerseits den noch jungen Markt zu regulieren und bestimmte Bedingungen an die professionellen „Crowdfunder“ zu stellen, andererseits das Potential nicht durch allzu harte gesetzliche Regularien zu bremsen.

Wie Robert Shiller  ausführt, geht es dabei neben der grundsätzlichen Demokratisierung der Finanzmärkte auch um das zielgerichtete Platzieren von Geldern in die Förderung von „small business loans“ und anderen vermeintlich als Nischenmärkte abqalifizierten Operationsgebieten.

Bevor wir mit Blick auf Deutschland genauer ins Detail gehen, was von dieser aus Amerika gestarteten Euphoriewelle übrig bleibt, zu diesem Beitrag eine weitere  Vorbemerkung: Weder geht es hier darum, eine an sich sehr begrüßenswerte Entwicklung zur Finanzdemokratie 2.0 (s. mein Sachbuch Die Bank sind wir, in dem ich neue internetbasierte Geschäftsmodelle ausführlich beleuchtet habe) durch besserwisserische Mäkelei zu zerreden. Es kann aber auch nicht sein, jeden Newcomer gleich vorschnell als den ultimativen Heilsbringer in den Himmel zu loben.

Die Aufgabe meines Blogs und meiner Arbeit besteht also darin, jenseits von Schwarz-Weiß-Malerei den Blick zwischen den Extremen Euphorie und Blasenbildung zu schärfen. Wer den unzähligen neuen Spielvarianten von Crowdfunding offen gegenüber steht, ohne jedoch den eigenen Verstand und das kritische Denkvermögen am virtuellen Empfangstresen abzugeben, der findet dazu am 4. Mai die perfekte Welle, und zwar auf der Subkonferenz zur re:publica, der Cofunding.

   

Zum Programm der cofunding, die den Status Quo einer von lebendigem Aufbruch geprägten Szene beleuchtet, geht es hier. Ich selbst werde an einer Diskussionsrunde teilnehmen. Thema sind denkbare Impulse der Crowdfunding-Bewegung für Finanzierungsmodelle der Zukunft. Oder noch prägnanter: Ersetzt Crowdfunding in Zukunft (teilweise?) das Kreditwesen der Banken?

Bleiben wir aber angesichts dieser schleichenden „Peanuts-Revolution“ in der Finanzindustrie auf dem Boden der Tatsachen, statt wie einige US-Gurus gleich die große Revolution an die Wand zu malen, die ungleich schwieriger zu realisieren sein wird. 

Die Start ups entdecken das Crowdfunding, titelten kürzlich die VDI nachrichten. Und in meiner eigenen längeren Zusammenschau auf heise telepolis habe ich kürzlich folgende Überschrift gewählt: Venture Capital 2.0 – Business Crowdfunding bei Startups boomt

In der Tat, hier brummt das Geschäft mit dem Venture Capital 2.0 gewaltig von unten – daran zu erkennen, dass wieder einige neue Spieler in diesem Frühjahr in Deutschland an den Start gehen. Man könnte also eilfertig die Überschrift texten: Venture Capital 2.0 greift die Banken an – oder: Die Peanuts-Revolution in der Startup-Finanzierung via Crowd setzt sich durch.

Blicken wir auf die Habenseite: Was mit der Künstlerszene begann, hat die Welt der Unternehmen erreicht, in Deutschland vor allem mit Portalbetreibern wie Seedmatch und Innovestment. Nun aber zum Haken auf dem „Gipfel der möglicherweise bereits überzogenen Erwartungen“.

Den entscheidenden Part zwischen Angebot und Nachfrage zu vermitteln, diese Schnittstelle übernimmt bei praktisch jedem Crowdfunding-Modell der jeweilige Plattformbetreiber. Dies allein schon aus rechtlichen Gründen und um für die Kompromisslösung grade zu stehen. Um Geld von A nach B zu transferieren, kommt man also um den Man-in-the-Middle „C“ nicht herum.

Lesen Sie am Mittwoch im 2. Teil dieser vierteiligen Serie: Die neue C-Klasse von Crowdinvesting formiert sich

Dritter Teil: Cloud Computing trifft Crowdfunding

Vierter Teil: Interview mit Innovestment 

Written by lochmaier

April 16, 2012 at 6:26 am

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Banken: Wann kommt die digitale Roadmap via Social Media?

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Ein aufschlussreiches Video, gepaart mit einigen unfreiwilligen kabarettistischen Einlagen, zeigt auf, dass Banken nach wie vor an der digitalen Spaltung festhalten. Sprich, man setzt wie die auf Honorarberatung spezialisierte Quirin Bank auf die vermögende Generation 55 Plus, und lässt die im Internetzeitalter „Geborenen“ bzw. sozialisierten Kunden außen vor. Und dazwischen herrscht das große Schweigen im Walde.

Unten auf dem Video diskutierten Karl Matthäus Schmidt, Vorstandsvorsitzender der quirin bank AG und Dr. Walter Kirchmann, Vorsitzender der Geschäftsführung von FI-TS, und zwar auf dem 11. FI-TS Management-Forum in der BMW-Welt München, wie sich die „Digitalisierung der Gesellschaft“ auf die Kundenkommunikation im Banking auswirkt.

Fragen wir mal provokativ die Leser:

Wird diese Milchmännerrechnung aufgehen, die Generation zwischen 35 und 50 Jahren erst mal außen vor zu lassen und zehn oder zwanzig Jahre abzuwarten, bis die digital natives genug Geld verdienen, dass sie für Banken interessant sind?

Oder anders herum gefragt: Entdecken nicht auch die sogenannten älteren Mitbürger ab 50 oder auch 60 Jahren, denen man allgemein unterstellt, sie könnten kein iPhone oder iPad bedienen, nicht längst die Vorzüge der sozialen Netzwerke?

What is the next industry Apple can disrupt, fragt deshalb Ryan Kim via Gigaom. Seine Antwort: Banking! Zum Beispiel mit der neuen iWallet von Apple. Da gibt es offenbar noch viele Hausaufgaben zu lösen. Denn klar ist, mit PR-Rezepten von der Stange ist die neue Welt der interaktiven Kundenbeziehung bankenseitig sicherlich kaum zu managen. Es braucht dazu schon kreative und gleichzeitig glaubwürdige „soziale Drehbuchschreiber“.

Und ohne dass sich die Produkte ändern, wird es nicht funktionieren. Sonst muss man zehn Gründe erfinden, um kein aktives Social Media zu betreiben. Genau deshalb schweige ich jetzt lieber, denn Reden ist bekanntlich immer noch nicht wirklich Gold in der Finanzindustrie. Ich bin ja auch nur ein von Goldman Sachs ferngesteuertes Muppet. Am besten Sie bilden sich selbst einen visuellen Eindrück über die noch mehr als wacklige digitale Bankenroadmap …

Zuvor wünsche ich allen Lesern eine erholsame Osterzeit!

Written by lochmaier

April 2, 2012 at 6:24 am

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