Social Banking 2.0 – Der Kunde übernimmt die Regie

Archive for Februar 2010

Smava und der „Schröder-Cohiba-Effekt“: Warum der Wettbewerb Best Finance Weblog 2010 zur Farce gerät

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Recht kritisch ins Gericht mit der von Smava zelebrierten Preisverleihung zum Best Finance Weblog 2010 geht das Weblog Börsenpoint – darin kritisiert der Autor das Verfahren als „Lüge“:

http://www.boersenpoint.de/blog/die-smava-luge/

[Update: Dieser Link ist derzeit inaktiv, da der Autor den Beitrag überarbeitet.]

Das ist sicherlich etwas plakativ und überspitzt ausgedrückt, aber in der Sache durchaus diskussionswürdig. Es geht mir dabei nicht ums Polarisieren, sondern um einen für alle Beteiligten notwendigen Dialog und Aufarbeitung, und zwar jenseits von Schwarz-Weiß-Malerei.

Fangen wir also an, mit der Analyse einer PR-Kampagne an, deren strategisches Design vor vorne herein zu kurzsichtig angelegt war. Die von mir geschätzte Plattform Smava, die auch im internationalen Maßstab zu den Vorreitern beim Social Lending gehört – weil sie seriös und sehr umsichtig agiert – ist hier eindeutig dem „Schröder-Cohiba-Effekt“ verfallen.

Wir erinnern uns: Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder kam von ganz unten, aus einfachen Verhältnissen – und hat es doch aus eigener Kraft bis ganz nach oben geschafft. Dann hatte er nach seiner Wahl im Jahr 1998 plötzlich vergessen, woher er kam. Er zündete eine kubanische Zigarre an, wie weiland Fidel Castro, als er noch gesund war und rauchen durfte. Übrigens, mir schmecken die Cohibas auch. Aber darum geht es gerade nicht.

Dann gewandete sich unser Ex-Bundeskanzler stolz in „Brioni-Anzüge“, und jedem aus der hart arbeitenden SPD-Basis dämmerte es: Hier hat sich jemand mental von der real existierenden Wirtschaft und Gesellschaft verabschiedet, und sich in eine embryonale Elite, die eigenen Spielregeln folgt, zurück gezogen, oder besser: Über die breite Masse gestellt.

Das Ergebnis der folgenden Regierungsjahre ist bekannt, schlechtes Handwerk und geistige Verirrungen. Die beste Steilvorlage der SPD ins eigene Abseits bestand darin, die Lebensleistung von hart arbeitenden Menschen derart zu entwerten, die fortan infolge der Hartz-4-Reformen bereits nach einem Jahr ins soziale Abseits katapultiert wurden. 

Schröder indes zündete die nächste Cohiba an, und sagte uns allen, das sei notwendig, um noch härtere soziale Einschnitte zu vermeiden. Wir glaubten das, die Globalisierung, Konkurrenzdruck, wir müssen den Gürtel alle enger schnallen. Manche vielleicht etwas zu eng?

Was im privaten Bereich durchaus zulässig ist, nämlich genüsslich eine Cohiba zu rauchen und das Leben zu genießen, sollte man nicht zum Maßstab für die eigene Amtsführung machen. Man oder frau sollte aber immer noch mitkriegen, woher er bzw. sie kommt. Und damit leite ich meine Analogie wieder zu Smava über.

Die Plattform ist im vergangenen Jahr dynamisch gewachsen. Immer mehr Menschen vertrauen sich nicht nur gegenseitig, indem sie sich Kredite über ein „soziales“ Internetportal vergeben. Das sind bislang schon deutlich mehr als 20 Millionen Euro.

Die „Webcommunity“ vertraut zu Recht auch auf Smava, so dass die Betreiber das Moderieren des Interessenausgleichs zwischen der Bank dahinter, den Kreditnehmern und den Darlehensgebern seriös und erfolgreich bewältigen. Das hat, wie wir alle wissen, bislang ausgesprochen gut funktioniert.

Die Stiftung Warentest hat Smava mehrfach als einzig seriösen Anbieter in Deutschland ausgezeichnet. Jetzt beginnt der Schröder-Cohiba-Effekt. Das Geschäft brummt, die Öffentlichkeitsarbeit übernimmt eine PR-Agentur. Aber man beginnt plötzlich in der operativen Hektik nicht mehr aufs Detail zu achten, man schaut nicht mehr so intensiv nach links und rechts, wird etwas betriebsblind.

Jeder kennt das vielleicht aus seinem eigenen Leben. Meist müssen einen dann andere Menschen wieder etwas auf den Boden der Realität zurück holen.

Längst wird das Ganze zum Selbstläufer, denn plötzlich interessieren sich nicht nur ein paar lose vernetzte und letztlich in der „Masse“ der verteilten webbasierten Aufmerksamkeitsökonomie „unbedeutende Blogger“ für einen. Die Lunte gerochen haben jetzt vor allem die klassischen Medien.

Die Folge: Der virale Effekt wird strategisch unbedeutend, die Community rückt aus dem Blickfeld. Bild, Handelsblatt und andere „Platzhirsche“ berichten regelmäßig über Smava. Das Fernsehen von ARD bis ZDF setzt die Smava-Kreditnehmer und Darlehensgeber eindrucksvoll in Szene. Die Werbemaschinerie läuft wie geschmiert. Warum noch auf Social Media setzen, wenn man es nicht mehr braucht?

Wir ahnen es: Smava hat die Mitte der Wirtschaft erreicht. Die Plattform wird weiter wachsen, überall gibt es Werbebanner und Links im Netz, man bzw. frau kommt gar nicht mehr darum herum, auf Smava aufmerksam zu werden. Wozu braucht man da noch Finance-Blogger? Genau, man braucht sie spätestens hier und heute gar nicht mehr, und genau darin liegt die Tragik des diesjährigen Preises zum „Best, oder sollen wir sagen worst Finance Weblog 2010“.

Man hat anderes zu tun, keine Zeit mehr zum Nachdenken, am Puls der Community zu sein, so wie Schröder sich kaum mehr dafür interessiert hat, was andere etwa an der „Basis“ über ihn denken. Er hat abgehoben, andere werden abgeschoben oder ignoriert. Oder noch besser: Elegant vereinnahmt und überrumpelt.

Ganz so schlimm ist es bei Smava nicht, werden mir jetzt einige beschwichtigende Zeitgenossen entgegen halten. Mag sein – wir sollten das nicht zu hoch hängen – aber: Haben Sie schon mal einen Blick in den regelmäßig aktualisierten Pressespiegel bei Smava geworfen.

Da steht:

1. Smava in der Presse

2. Smava im Fernsehen 

3. Smava in den Blogs

Ist Ihnen auch ein winziges, klitze-kleines Detail aufgefallen? Genau, die ersten zwei natürlich nur zufällig qualitativ weiter oben gewichteten Gruppen werden regelmäßig aktualisiert. Die Präsenz von Smava in den Blogs hingegen, sie wird nur noch ab und an auf den neuesten Stand gebracht. We don’t need Wäbtoopointzero anymore.

Und das, obwohl gerade in der Blogosphäre immer noch ziemlich viel über Smava geschrieben wird. Aber man bzw. den PR-Strategen reicht es jetzt, sich nur noch die Rosinen in der exklusiven Berichterstattung rauszupicken.

Die PR-Mappe, sie wird jetzt in rot-gold-schwarz verpackt, und sie schimmert wie eine Hochglanzbroschüre. Das kennen wir von den großen Banken, wenn der Geschäftsbericht mal wieder veröffentlicht wird. Da basteln viele dran herum. Eindrucksvolle und vor allem teure Fotos und Imagegraphiken sind enthalten.  

Zurück zu Smava: Gerade mal ein Eintrag steht unter der Presserubrik Blogosphäre seit dem 25.05.09 zu Buche: Oh ja – wir drehen das große Rad, denn immerhin in „TechCrunch“ wurde Smava erwähnt, das kann man bringen, das ist ebenso viel wert wie das ZDF, ARD – oder eine Erwähnung im Handelsblatt. 

Wo aber bleiben die deutschen Blogs? Man hat sie vom Radar der Aufmerksamkeit genommen, man freut sich, dass sie berichten, sicher, aber es ist ja schon normal. Ich persönlich bin nicht empfindlich, man muss mich nicht zitieren, darum geht es nicht: Aber bemerkenswert ist diese Freud’sche Fehlleistung schon.

Diejenigen, denen man das eigene unternehmerische Wachstum zu verdanken hat, sind plötzlich nur noch als illustre Zaungäste geladen. Die Häppchen essen andere.

Kurzum: Ein Eintrag in den letzten neun Monaten, seit Jahresbeginn gar keiner mehr unter der „Presserubrik Blogs“ – Und damit sind wir jetzt endgültig beim Preis „Best Finance Weblog 2010“ angekommen, es sollte eine möglichst billige, aber gleichwohl doch ziemlich effektive PR-Aktion für Smava werden, nicht mehr und nicht weniger.

Mission accomplished – kann man jetzt nur sagen. Die Strategie ging auf, hat aber den Wettbewerb ins digitale Nirwana geschossen. Er war schlicht überheblich angelegt, lässt sich beliebig manipulieren, wobei einige gravierende „handwerkliche“ Fehler, die ich bereits ausführlich beschrieben   habe, das Drehmoment ins Abseits noch beschleunigen. 

Erste Verbesserungsvorschläge liegen auf dem Tisch, ich hätte noch viel mehr als diejenigen, die ich bereits gemacht habe. 

Aber ich will nicht zu viel ehrenamtliche Aufbauarbeit leisten, wie man Social Media auch dann nicht vergisst, wenn einem der Erfolg wie ein Selbstläufer um die Nase weht.

So wie es sich jetzt darstellt, nimmt die Inszenierung allenfalls den Status einer Provinzposse an. Welchen Schluss ziehe ich daraus? Einen ziemlich klaren. Ich werde mich nicht an der Abstimmung beteiligen, und möchte auch nicht, dass andere für mich stimmen. Ähnlich hat sich bereits der ebenfalls nominierte Blog „Finanztrader“ geäußert und Smava aufgefordert, das Votum einzustellen.

Gibt es eine andere, vielleicht klügere salomonische Lösung für die Beteiligten? Vielleicht ja. So könnten wir uns alle ohne allzu großen Gesichtsverlust einigermaßen intelligent aus der Affäre ziehen: 

Ich schlage also stattdessen vor, dass der Gewinner – oder möglicherweise sogar (die ziemlich wahrscheinliche vielleicht nicht ganz so verdiente) Gewinnerin, den ersten Preis für die Romreise an eine seriöse karitative Organisation spendet, zum Beispiel an eine Einrichtung für obdachlose Kinder und Jugendliche.

So bekäme der unfreiwillig von Smava zum misslungenen griechischen Heldenepos am Ende hoch stilisierte Wettbewerb doch noch eine menschliche Wendung. Falls ich bzw. mein Weblog Social Banking 2.0 doch noch von manipulierten Stimmen gewählt werden sollte, spende ich wahrscheinlich an die Berliner Tafel. Das kann Smava gleich für mich erledigen. Werde mir eine Romreise oder einen Amazon-Gutschein gerade noch selbst leisten können.

Und als nachdenklicher Ausstieg aus meinen (leider notwendigen) längeren Ausführungen hier noch ein philosophisches Stück über die Dinge, die im Leben wirklich eine Bedeutung einnehmen, ein Song von der Stern Meißen Combo aus dem sozialistischen Teil unserer Republik der siebziger Jahre.

„Der Kampf um den Südpol“ – ein Klassiker unter den (ideologie befreiten) Rockhymnen, dessen poetischer Text die Horizonte für den einen oder anderen vom Schröder-Cohiba-Effekt zu sehr getriggerten Marketier wieder öffnen könnte (bitte sieben Minuten Zeit mitbringen, die Ton-Bild-Qualität ist etwas holprig, dient aber auch dazu, herauszufinden, wo man her kommen könnte):

P.S. Den Songtext zum historischen Wettlauf um den Südpol zwischen den beiden Polarforschern Amundsen und Scott kann man hier nachlesen:

http://www.golyr.de/stern-meissen/songtext-der-kampf-um-den-suedpol-349321.html

Written by lochmaier

Februar 27, 2010 at 11:55 am

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Lagebesprechung: Wie spannend sind deutsche Wirtschafts- und Finanzblogs?

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Also, die Debatte um die Preiswürdigkeit von deutschen Business- und Financeblogs gewinnt an Fahrt, im Börsenblogger kann man ein sachlich sehr ausgewogenes Posting zu Smavas „Best Finance Weblog 2010“ nachlesen:

http://dieboersenblogger.de/7837/2010/02/einige-gedanken-zum-wettbewerb-finance-blog-of-the-year-2010-und-zur-deutschen-wirtschaftsblogger-szene/

Das führt direkt zu der Frage, ob man denn die Blogs überhaupt schon ernst nimmt, oder nur als bunten Farbtupfer im weiten Webuniversum ansieht, ohne wirklichen Einfluss und Bedeutung auf die real existierende Wirtschaft und Finanzwelt. Zunächst: Man gewinnt tatsächlich diesen Eindruck. Aber so ist das mit Innovationen, sie kommen ganz unerwartet, das ist ja gerade das Spannende. 

Ziemlich borniert geht auch die ausländische Fachwelt heran. Wer mal nachlesen möchte, wie die ausländische Blogosphäre die deutschen Wirtschafts- und Finanzblogs beurteilt – leider sind auch da einige Klischees enthalten – wird hier beim Reuters Blog fündig:

http://blogs.reuters.com/felix-salmon/2009/04/19/10-reasons-for-the-lack-of-german-econobloggers/

10 Gründe über das (angebliche) Fehlen deutscher “Econoblogs” – darüber lässt sich sicherlich trefflich diskutieren und noch viel mehr daneben spekulieren? Vielleicht hätte der Autor dieses Artikels erst mal einen Deutsch-Kurs belegt, denn man sollte nicht über ein Thema schreiben, wenn man sich vorher nicht darüber informiert hat, am besten sogar in der Originalsprache.

Oder liegt es nur daran, dass die englischsprachige Elite kein Deutsch spricht, und wir nicht immer Zeit haben, alles auf Englisch zu übersetzen, irgendwann endet jede ehrenamtliche Arbeitszeit, und Google nimmt uns das leider noch nicht ab?

Etwas milder springt ein anderer Beitrag mit uns um, so schlecht seien wir doch gar nicht:

http://www.creditwritedowns.com/2009/04/the-german-econblogger-space-is-just-fine.html

Engarde und Reposte – Philosophisch sich dem Thema angenähert hat sich auch der Blicklog hier:

http://www.blicklog.com/2010/02/21/gedanken-zur-wirtschaftsblogszene-in-deutschland/

… und findet, dass die mangelnde Vernetzung der deutschen Blogosphäre das zentrale Problem darstellt.  Irgendwie stimmt es ja, jeder kocht hierzulande gerne sein eigenes Süppchen, oder packt andere in eine Schublade. Andererseits: Vernetzung funktioniert auch nur dann, wenn alle Beteiligten gleichermaßen profitieren, die Zielrichtung und das inhaltliche Profil ein stimmiges Gesamtbild ergeben.

Aber auch darüber lässt sich trefflich spekulieren, was uns Deutschen besonders am Herzen liegt. Ich schreibe mittlerweile schon mal weiter, neuronal mit mir und unzähligen anderen vernetzt, denen das ebenso viel Freude bereitet wie mir selbst. Ohne offiziellen Auftrag und Beifall. Oder wie schreibt der Börsenblogger: Es kann nur bergauf gehen – Packen wir es an!

Übrigens: Das Bloggerforum Wirtschaft hatte im Februar bis heute 3.717 Besucher (ohne Bots), alleine gestern 201, heute 161. Erste zarte Pflänzchen einer beginnenden Vernetzung, bei der noch viel kleine Steine den Berg hinauf gerollt werden müssen, um aus unterschiedlichen neuen Blickwinkeln ein interessantes und spannendes Lagebild der deutschen Wirtschaft und Finanzlandschaft anzufertigen. Es muss aber nicht immer eine offizielle Initiative sein, aus vielen kleinen Schneebällen lässt sich auch so ein großer Schneemann bauen, der auch im Sommer nicht gleich schmilzt.

Written by lochmaier

Februar 26, 2010 at 8:08 am

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Va Banque: Von unfreiwilligen Friedensnobelpreisen, gepushten Literaturmagnaten und gekauften Innovationsmeriten

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Die Preisverleihung bei Smava hat mich doch angeregt, das Thema „Wer verdient eigentlich wirklich einen Preis oder eine Auszeichnung?“ genauer unter die Lupe zu nehmen. Aus meiner Erfahrung als Wirtschaftsjournalist habe ich auch schon das eine oder andere merkwürdige Paarungsverhalten zwischen Jury und Preisträgern beobachtet.

Fangen wir aber mal mit einem persönlichen Beispiel an: Ich bin ganz gut bekannt mit dem Mitglied der Jury in der schwedischen Kommission, die alljährlich den Literatur-Nobelpreis vergibt. Wir erinnern uns: Dieses Jahr wurde die deutsch-rumänische Schriftstellerin Herta Müller ausgezeichnet. Der Preis ist immerhin eine Million Euro wert.

Ich kann hier leider keine allzu tiefen Inneneinsichten in das sensible Metier verlauten lassen, möchte aber doch ein paar Sätze dazu schreiben: Man glaubt kaum, wie viele Leute den Mitgliedern der Kommission in irgend welchen Cafes oder auf der Straße auflauern, um in den Besitz eines solchen Preises zu kommen.

Ganze Heerscharen von Agenten und mehr oder minder genialen Romanciers sind unterwegs und schwärmen aus, um den „Börsenwert“ ihrer Lieblinge zu steigern. Für die Mitglieder der Kommission ist das purer Stress, denn wer von lauter Lobbyismus umgeben ist, wie soll man da noch nach vernünftigen Kriterien eine derartige Auszeichnung vergeben?

Ein geordnetes Privatleben ist da als Mitglied einer derartigen Findungskommission kaum möglich, selbst der private Rechner muss vor Hackern und Spionen geschützt werden. Man stelle sich vor, einen Tag vor Verkündung des Literatur-Nobelpreises bekäme die Presse Wind davon.

Ganz zu schweigen davon, dass ganze Verlage ihre Programme bis hin zur Eingangshalle der Buchläden danach ausrichten. Irgendwann wird es selbst dem Menschen mit dem dicksten Fell zu bunt, wenn selbst die Kinder eines Jury-Mitglieds in den Strudel der Deals hinein gezogen werden, und einem beim nächsten Cafebesuch unauffällig jemand ein kleines Werk zusteckt, wollen Sie nicht mal mein Buch lesen.

Ich kann dann mit einer gewissen Prise Ironie nur jedem empfehlen, sich meinen Beitrag „Wie man ein Buch über Social Banking schreibt“ – ohne zu wissen, worum es sich dabei handelt, durchzulesen, indem ich diesen kreativen Schreibprozess, dem ich mich selbst ausgesetzt habe, selbst nicht wirklich so richtig bierernst nehmen kann.

Will heißen: Der größte Preis ist die eigene Selbstbestätigung, etwas zu tun, was dem inneren Kompass entspricht, und das nicht unbedingt auf den Beifall von außen angewiesen ist.

Szenenwechsel: Ziemlich unfreiwillig kam auch Barack Obama in den Besitz des Friedensnobelpreises. Er wollte ihn nämlich gar nicht. Es war einzig und allein die Eitelkeit des Vorsitzenden der Kommission, der sich selbst einen ganzen Tag lang in den Mittelpunkt stellen durfte, und selbst Barack musste ihm irgendwie rufen: Du bist auch ein kleiner Obama – um gleichzeitig darauf hinzuweisen, dass andere „an der Front“, die ihr Leben für den Nobelpreis über eine längere Zeit bereits unmittelbar aufs Spiel gesetzt haben, diese Auszeichnung viel mehr verdient hätten.

Kommen wir zurück zu den Niederungen oder Höhenflügen der ach so bodenständigen Wirtschaft. Dort sieht es kaum anders aus. Die meisten Preise sind gekauft, auf die eine oder andere Art. Da spielen die großen Medienhäuser und Verlage genauso mit wie die Unternehmen oder Stiftungen. Eine Hand wäscht die andere. Nur die Öffentlichkeit erfährt davon wenig bis gar nichts. Jeder weiß es, und nickt stumm wissend und wohl wollend.

Nehmen wir zum Beispiel den Red Herring Top 100 – da werden innovative Start ups prämiert, so auch in Europa, dazu gehörte im vergangenen Jahr Smava ebenso wie einige andere Überflieger, die über das Potenzial verfügen, den Markt zu beeinflussen oder gar neu zu gestalten.  

http://www.smava-blog.de/2009/03/26/smava-ist-finalist-der-the-red-herring-100-europe/

Damit jetzt kein falscher Eindruck entsteht, mir geht es nicht darum, gegen Smava vom Leder zu ziehen, ganz im Gegenteil: ich finde das Geschäftsmodell des Berliner Anbieters von Social Lending ausgesprochen innovativ. Aber es ist klar, dass die Teilnehmer derartiger innovativen Wettbewerbe meist ein indirektes Entgelt auf den Tisch legen – und zwar nicht direkt für die „Auszeichnung“ zahlen – jedoch z.B. für die Teilnahme an der Präsentation.

Sprich: Vor ausgewählter Kulisse, sprich einer hochkarätigen Fachjury, meist ein paar neugierige Investoren drunter, dürfen die Gründer mal 10 Minuten lang „pitchen“ und zeigen, was sie drauf haben. Wow – ob das Entree in die große Welt der Wirtschaft gelingt?

Das Internet bricht aber derartige Regeln und Konventionen, gerade und vermutlich bald auch in dem Bereich der Preisverleihungen – Warum immer einen Man-in-the-Middle abkassieren lassen, wenn es auch direkt unter den Beteiligten geht? Ein Beispiel ist Seedmatch aus Dresden, mit seinem Konzept des „Microfundings“ oder Crowdfundings, worüber etwa  die VDI nachrichten hier kurz berichten. 

Neben den Plattformen, die sich überwiegend der Kreditvergabe zwischen Privatpersonen widmen, etabliert sich ausgehend von den USA eine weitere Sonderform in der Darlehensvergabe über finanzielle Netzwerke, die sich ausschließlich an Unternehmen richtet. Einen Nährboden findet dieser Marktzweig auch deshalb, weil Plattformen wie Prosper.com, Lending Club, Zopa und Smava aufgrund von gesetzlichen Auflagen dazu verpflichtet sind, die Kredite je nach lokaler Gegebenheit auf einen Betrag zwischen 25.000 bis 100.000 zu begrenzen. Die ausschließlich auf die Unternehmensfinanzierung ausgerichteten Plattformen besetzen diese Marktnische und zielen auf Kreditvolumina jenseits von Begrenzungen.

In der Regel liegt der Kapitalbedarf bei einem neu gegründeten kleineren Unternehmen, das für eine Expansion oder bei einer Markterschließung benötigt wird, zwischen einer halben Million und 1,5 Millionen US-Dollar. Hoch spezialisierte Plattformen versprechen jenseits der Hausbanken auf dem alternativen Finanzmarkt ein unkompliziertes Anwerben zusätzlicher Geldquellen. Dazu stellen sich die Existenzgründer oder Unternehmer im Netz ausführlich dar. Sie erläutern ihre geschäftliche Zukunftsperspektive durch detaillierte Selbstbeschreibungen, um so von potenziellen Investoren besser wahr genommen zu werden. Zu den bekannten Plattformen in den USA gehören Raisecapital.com, Gobignetwork.com und Go4funding.com.

Ob die Plattformen ihrerseits den Anspruch einer seriösen Alternative einlösen, bleibt noch offen. Auch hier gibt es viel Marketinggeschrei, und oftmals wenig seriöses „Venture Capital funding 2.0“. Das werde ich demnächst noch ausführlicher beleuchten.

Zurück zum Red Herring Top 100: Ein paar Tausend Euro können da im einen oder anderen Fall schon mal fällig werden. Das Geschäft ist meist für beide Seiten lukrativ. Red Herring schmückt sich mit tollen Start ups, der neue Überschallflieger wiederum hat einen planbaren und seriösen Werbeeffekt. Der Deal scheint perfekt, eine Garantie für die Erfolgsspur ist das nette Aushängschild eines Preises an der virtuellen Firmenfassade freilich kaum.

Und die Moral von der Geschicht? Es gibt keine, wenn man das Thema nicht zu ernst nimmt. Ist eher das große Theater, Bühne frei – so wie beim auf viele Millionen Dollar hoch polierten Oscar, beim beidseitig hinkenden Bambi oder beim ……

All Business is like Show Business.

Written by lochmaier

Februar 25, 2010 at 11:20 am

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Smava reagiert auf Kritik zum „Finance Weblog 2010“

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Smava hat sich rasch der Kritik aus der Bloggerszene in Sachen „Finance Weblog 2010“ angenommen, und in einem Eintrag ausführlich dazu Stellung genommen:

http://www.smava-blog.de/2010/02/24/nachfragen-zum-finance-blog-of-the-year/

Das Wichtigste: Das Bankingblog hat seine Kandidatur zurück gezogen, und ein Jurymitglied soll künftig kein eigenes Weblog mehr nominieren. Schade, dass es dazu des Anstoßes von außen bedarf, der Stein also erst mal ins Spielfeld gerollt werden muss.  

Es ist schon etwas verwunderlich, von den Banken eine straffere Eigenregulierung und Rückbesinnung auf bodenständige Werte des ehrbaren Kaufmanns zu verlangen, wenn dann die „neue Szene“ selbst sich nicht an derartige Spielregeln hält, die allein schon dem gesunden Menschenverstand entsprechen. Oder anders ausgedrückt: Wo Menschen das richtige Augenmaß verlieren, helfen leider auch keine Gesetze.

Abgesehen von dieser leider notwendigen Kritik werde ich das Bankingblog weiter lesen. Halten wir das ganze Geschehen mal in konstruktiver Form fest: Smava ist in der Lage, rasch auf Kritik einzugehen und zu handeln. Für dieses und das nächste Mal bleiben aber in meinem Posting noch zwei Kritikpunkte unbeantwortet:

Erstens, das Voting-System ist manipulierbar, wie ich in meinem letzten Eintrag gezeigt habe:

https://lochmaier.wordpress.com/2010/02/24/manoverkritik-qualitatskritierien-fur-best-finance-blog-2010-sind-unklar/

Frage: Wie will Smava dem vorbeugen, so dass die Abstimmung „rechtmäßig“ zugeht?

Ich weiß, Smava hat diese Problematik, mit der auch andere Online-Plattformen konfrontiert sind, bereits eingeräumt – Lamentieren bringt aber nicht weiter, wir brauchen verlässliche Lösungen, sonst reproduzieren wir mit einem Voting nichts anderes als „Börsenspam“. 

Zweitens: Verlässliche Qualitätskriterien sind nicht erkennbar.

Was ich damit meine? Hätte man bzw. die Jury sich mal genauer z.B. die übersichtlich gruppierte Mindmap der deutschen Wirtschaftsblogger von Dirk Elsner vom Blicklog angesehen, so hätte man die Finance Weblogs in „Cluster“ unterteilt, so wie Smava seine Kredite ja auch nach Bonitätsgruppen (Schufa-Kategorien) sortiert.

Aber die Jury war damit sicherlich auch aus Zeitgründen überfordert. Ist aber für das künftige Prozedere ausgesprochen wichtig, will man hier einen professionellen Standard schaffen, der nur annähernd das Etikett „State of the Art“ verdient. Und Smava beansprucht sicherlich für sich die Rolle als Vorreiter beim Social Lending. Also, warum nicht auch bei der Preisvergabe?

Die Mindestkategorien liegen meines Erachtens in einer Unterteilung des Preises weg vom „Gemischtwarenladen“, oder anders gesagt: Blog A der mit Äpfeln handelt, lässt sich nicht mit Blog B, der mit Birnen handelt, in einen Topf werfen. Eine thematische Einteilung von Obergruppen zur „Finance“ müsste mindestens so aussehen (so dass die Leser ihre Präferenzen anhand von Ziel gruppen spezifischen Leitlinien überblicken können):   

A) Verbraucherthemen

B) Geldanlage (Börse, Alterssicherung, Versicherungen)

C) Analyse und Status Quo des Finanzsektors

D) Zukunftstrends wie Social Banking/Lending/Finance 2.0

E) …..

F) …..

Was meinen die Leser dazu? Da das Verfahren manipulierbar ist, steht zudem mein Vorschlag weiter im Raum, am Ende doch nicht ganz basisdemokratisch eine Jury über die Endauswahl entscheiden zu lassen. Es sei denn, es gelingt, das Voting durch die Community manipulationssicher zu machen. Das ist aber unrealistisch, und wir wollen ja keine ebenso fälschbaren „Internetwahlomaten“.

Wie es auch immer weiter geht – es ist gut miteinander zu reden, um hier zu einem Qualitätssprung zu kommen, so dass viele gut gemachte Blogs nicht nur aus ihrem Schattendasein treten, sondern auch eine Preisvergabe zum Best Finance Weblog 2010 wirklich diese Bezeichnung verdient.

Ich jedenfalls werde in der jetzt vorliegenden Form nicht meine Bekannten und geschäftlichen Beziehungen anzapfen, und zum Voting aufrufen, da nicht „das beste Finance Weblog“ anhand von klar sortierten, nachvollziehbaren und sicher ermittelten Wählerstimmen gewinnen wird.

Written by lochmaier

Februar 25, 2010 at 8:29 am

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Manöverkritik: Qualitätskritierien für „Best Finance Blog 2010“ sind unklar

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Ich freue mich ja, dass ich zum erlauchten Kreis der Auserwählten gehöre, die die Runde der letzten 15 beim von Smava vergebenen diesjährigen Finance Blog 2010 erreicht haben, siehe meinen vorherigen Eintrag:

https://lochmaier.wordpress.com/2010/02/23/love-me-or-leave-me-smava-nominiert-social-banking-2-0-zum-finaldurchgang-finance-weblog-2010/

Nun aber kommt – losgelöst von meiner eigenen Person – das kleine Wenn und Aber: Schaut man sich die Liste der dort vertretenen 15 Auserwählten an, so werden die Qualitätskritierien, die die Jury letztlich zu dieser Auswahl bewogen haben, kaum deutlich.

Im Detail formuliere ich meine Manöverkritik so: Einige Blogs wurden gewählt, obwohl sie gerade erst frisch das Licht der Welt erblickt haben – etwa ein halbes Jahr regelmäßige Präsenz „am Markt“ wäre gut gewesen, weil sonst die Arbeit derjenigen entwertet wird, die sich regelmäßig, seit längerem – und mit viel Leidenschaft dem Bloggen widmen. So bleibt die Frage, wer da mit welchen Motiven im Hintergrund gepusht werden soll?

Es geht hier übrigens nicht um persönliche Vorlieben und Sympathien, auch nicht für mich – aber wo zum Beispiel bleibt der Blicklog, ein engagierter Wirtschaftsblog, noch dazu ist der Autor Dirk Elsner auch beim Vernetzen der Wirtschaftsblogs sehr engagiert, etwa in der Initiative „Bloggerforum Wirtschaft“.

Andere jetzt ausgewählten Blogs hinken da doch deutlich hinterher. Inhaltlich kann es kein Ausschlusskriterium geben, denn auch andere ausgewählte Blogs sind zum Teil eher wirtschafts- denn finanzlastig.

Wer mit dem „Zeitblog“ zudem einen Platzhirsch aus der Medienbranche wählt, wo ein paar Redakteure nebenher ab und an mal was veröffentlichen, weil sie dafür ja auch die Zeit haben – auch dieser Wegweiser scheint eher einem taktischen Verhalten geschuldet denn einem wirklichen inhaltlichen Qualitätskritierium. Man – bzw. der Veranstalter will natürlich auch den Beifall aus der etablierten Medienszene.

Ein weiterer unglücklicher Missgriff besteht darin, dass in der Jury ein Mitglied sitzt, das selbst ein Blog betreibt. Wohl gemerkt – ich finde den  Bankingblog durchaus interessant und lese ihn – es geht hier also nicht um persönliche Kritik oder um eine Neiddebatte. Aber dass ein Jurymitglied selbst in der Endauswahl vertreten ist, das gehört eigentlich zu jenen ‚don’t do’s“, die die Netiquette verbieten sollte.

Selbst bei Gewinnspielen sind die Mitarbeiter von der Teilnahme ausgeschlossen, ein stilistischer Missgriff mit Geschmäckle. Das Kriterium, selbst nicht am Wettbewerb teilzunehmen, wenn ich ein eigenes Weblog betreibe, würde ich übrigens auch für mich selbst anlegen. Soviel innere Größe und Distanz zu sich und seiner eigenen Vermarktung muss sein.

Ich selbst rechne mir übrigens wie beim europäischen Grand Prix de la Eurovision kaum Chancen aus, da andere (verbraucher- bzw. anlagelastigen Blogs) ihre Communities sehr viel mehr mobilisieren können – Damit kann ich leben – Na ja, es ist in erster Linie Werbung für Smava, weshalb ich auch darauf verzichtet habe, die Aktion direkt auf der Einstiegsseite auffällig zu verlinken. Dafür bin ich nicht preisgeil genug, auch sind 600 Euro für den ersten Platz deutlich zu wenig, im Vergleich zum Werbeeffekt, den Smava „gratis“ erhält.

Auch das Verfahren der Endausscheidung ist kritikabel, oder im Fachjargon ausgedrückt, wenig justiziabel. Zwar kann jeder über seinen PC nur einmal abstimmen, die IP-Adresse wird beim zweiten Klick wieder erkannt – aber: Man kann IP-Adressen auch durch vielfältige Tricks modulieren, und ich vermute mal, das System ist dagegen kaum gewappnet. Oder man mietet ein paar Internetcafes an, und lässt die Community an den vielen Rechnern zur Stimmabgabe schreiten. Es geht aber vielleicht auch einfacher: Cookies löschen, und erneut die Stimme abgeben.

Somit kommt es am Ende zu einem Art „ebay-Effekt“ – der Man-in-the-Middle greift ein, und in den letzten Stunden vor dem Ende der „Auktion“ am 8. März kommt es zu wundersamen „Wählerwanderungen“. Insofern fällt mein Fazit dieser Aktion dieser Aktion von Smava doch recht durchwachsen aus. Weder sind inhaltliche Auswahlkritierien nach professionellen Maßstäben klar ersichtlich, denen die Jury gefolgt ist, noch ist eine transparente und ehrliche Auswahl des „besten Finance Weblogs“ möglich.

Ich weiß, liebe Jury, Sie haben sich viel Arbeit gemacht – und dieser Einsatz soll durch diese Zeilen nicht geschmälert werden. Aber es sollte eine produktive Diskussion in Gang kommen, um Differenzierungsmerkmale beim Bloggen in der Finanz- und Wirtschaftsszene zu erarbeiten.     

Ich schließe mich somit durchaus in gewisser Weise der Kritik an, wie sie der Blicklogger Dirk Elsner in einer ersten spontanen Reaktion auf die ausgewählten 15 Blogs formuliert hat:

Bei einigen Nominierungen wundere ich mich wirklich, weil sie eher als Verbraucherblog rüberkommen, oder wie etwa die Börsenfrau nur sehr selten eigene Beiträge haben. Aber was solls, es ist wie bei anderen Aufträgen. Die gehen längst nicht immer an die Besten 😉

Fazit: Für Smava ist die Aktion auf alle Fälle ein voller Erfolg. So viel Reichweite gratis und umsonst gibt es für so wenige Euro. Das ist virales Netzwerkmanagement par excellence, nur nicht ganz auf Augenhöhe von Mensch-zu-Mensch. 

Um Missverständnisse auszuschließen: Ich halte übrigens sehr viel von Smava, so dass mir hier nichts unterstellt werden sollte, und schon gar keine geistig verblendete Einseitigkeit. Mir geht es hier um die Sache, also auch nicht darum, jetzt auf mich die Aufmerksamkeit zu lenken, so dass ich am Ende doch noch in der Endausscheidung ganz vorne lande. Das wäre mir zu „billig“, ich bin nicht auf Claqueure angewiesen, sondern handle gemäß meiner inneren Verfassung und Motivation. 

Oder konstruktiv formuliert – Verbesserungsvorschläge für das nächste Mal: Vielleicht wäre es besser gewesen, die Jury hätte einen klar nachvollziehbaren Kriterienkatalog aufgestellt, diesen zur öffentlichen Diskussion gestellt, um ihn durch die Financial Community zu ergänzen. Dann wäre er veröffentlicht worden. 

Letztlich aber, so kann man argumentieren, kommt man kaum umhin, am Ende das beste Finance Weblog durch eine neutrale Jury bewerten zu lassen, oder? Feed back zum Prozedere ist gerne willkommen, und sicherlich auch von Smava und der Jury gewünscht.

So aber wie es jetzt läuft, klingelt jeder in seinem Freundeskreis alle Bekannten und Verwandten durch, um sie zur virtuellen  Stimmabgabe zu bitten. Aber das genau ist das Kalkül – es ist ein bisschen wie beim AWD. Haben Sie nicht zufällig jemanden in Ihrer Familie, sagt der freundliche Berater an der Haustüre oder am Küchentisch, den sie nicht auf unsere tollen Finanzangebote aufmerksam machen können? Ob dieses Angebot wohl das „Beste“ unter all den anderen denkbaren ist?

Written by lochmaier

Februar 24, 2010 at 10:38 am

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Love me or leave me: Smava nominiert Social Banking 2.0 zum Finaldurchgang Finance Weblog 2010

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Von 180 Weblogs blieben am Ende nur 15 übrig – die Jury hatte viel Arbeit –  Es ist zwar nur ein erster Schritt, denn es gibt reichlich viele und teils sehr gut gemachte Weblogs in der „finanziellen Blogosphäre“, aber immerhin: Social Banking 2.0 hat die ersten beiden Hürden bei der Vorauswahl von der Kreditplattform www.smava.de übersprungen – und gehört zur Hauptrunde bei der Preisverleihung zum Finance Weblog 2010. 

Hier gibt’s die Übersicht über die 15 Finalisten:

http://www.smava.de/Servicenavigation+2084+2637+2816+Finance-Blog-of-the-Year-2010—Die-Finalisten.html

Da die Nutzer nun zur finalen Ausscheidung schreiten – und zwar von heute bis zum 8. März , kann natürlich jeder, der ab und an gerne bei mir vorbei schaut, auch für mich votieren – hier gibts‘ mehr Infos, wie das weitere Verfahren bis zur Preisvergabe am 10.03. funktioniert, je bunter das Geschehen, umso besser:  

http://www.smava.de/Servicenavigation+2084+2637+2816+Finance-Blog-of-the-Year-2010—Uebersicht.html

Noch ein persönlicher Kommentar zum Preis: Solange es nicht wie beim Grand Prix de la Eurovision oder wie der heißt, zu geht, sprich, dass organisierte Gruppen von Votern den Deal unter sich ausmachen, ist mir jedes Ergebnis recht. Ich selber habe viel Freude an meiner Arbeit, bekomme interessantes Feed back, was mich motiviert.

Der Markt ist groß und klein: Vermutlich wird ein Weblog gewinnen, das sich mehr in Richtung praktische Verbraucherfragen orientiert und dadurch eine größere Nutzergemeinde bzw. Themenabdeckung erreicht.  Das soll hier nicht kritisiert werden, viele kleine Gemeinden entscheiden, welcher „virale Bürgermeister die kritische Finanzhorde“ anführen soll – oder zumindest ein bisschen als virtueller Außenminister vertreten darf.

Mein Weblog Social Banking 2.0 hat von Beginn an ein weiter reichendes Ziel verfolgt: Ich möchte für einen anderen Umgang mit Geld in allen gesellschaftlichen Teilbereichen sensibilisieren und informieren. Wem diese zwischen Außenseiter und Avantgarde angesiedelte Richtung gefällt, über dessen Stimme freue ich mich umso mehr.

Wünsche aber auch allen übrig gebliebenen 15 „Finance Bloggern“ viel Erfolg, denn letztlich wird es Zeit, dass die oftmals mühselig und liebevoll gepflegten Tagebücher aus dem Schattendasein heraus treten… good luck for all participants! Hier kann jeder direkt auf dem Smava-Weblog abstimmen:

http://www.smava-blog.de/2010/02/22/finale-abstimmung-zum-finance-blog-of-the-year-2010-bis-zum-09032010/

    
Finance Blog of the Year 2010

Written by lochmaier

Februar 23, 2010 at 3:55 pm

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Cebit: Podiumsdiskussion zu Bankenweb mit Social Banking 2.0

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Wer sich von den Lesern auf Social Banking 2.0 dieses Jahr in den stickigen aber kommunikativen Messehallen auf der Cebit tummeln möchte, der kann bei der Podiumsdiskussion am kommenden Dienstag vorbeischauen – da geht es um den „Finanzsektor und das (gelegentlich rätselhafte) Web 2.0“:

http://webciety.de/?page_id=2702

Um alle möglichen Tiefen und Untiefen auszuloten, sind neben mir folgende Teilnehmer auf dem Podium vertreten:

Kimmo Best, Pressesprecher / Leiter Externe Kommunikation, SEB AG; Boris Janek, Manager Online Marketing + Strategie, VR NetWorld GmbH; Francois Jozic, Gründer & Vorsitzender des Beirates, noa bank GmbH & Co KG; Matthias Kroener (*), Vorstand, FIDOR BANK AG; Lothar Lochmaier, Autor und Journalist

Moderator: Thorsten Hahn, Geschäftsführer, BANKINGCLUB GmbH
Datum: 02.03.2010
Uhrzeit: 15:00 – 15:50
Ort: Halle 6, Cebit-Webciety-Area
Ich freue mich mit den anderen Teilnehmern auf eine anregende und spannende Diskussion.

Written by lochmaier

Februar 23, 2010 at 10:39 am

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Beipackzettel de luxe: Banken fordern gesetzliche „Pflicht“ zur Altersvorsorge

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Die Nachricht lässt durchaus aufhorchen: Ein Artikel in „die Welt“ beleuchtet die Zukunft der Alterssicherung, bei der die Banken den Kunden im Sinne einer gesetzlichen Selbstverpflichtung zur privaten Vorsorge die Daumenschrauben anziehen wollen – statt evtl. selbst an ihren eigenen, transparenten und besseren Produkten zu feilen:

http://www.welt.de/finanzen/article6445524/Banken-fordern-Pflicht-zur-privaten-Altersvorsorge.html#reqRSS 

Das Wichtigste: Um die betriebliche Altersvorsorge zu stärken, plädiert ein Sprecher des Bankenverbandes für das sogenannte Opting-Out-System. Das heißt, Arbeitnehmer sollen automatisch in die Vorsorgesysteme der Betriebe aufgenommen werden, allerdings mit einer Option, auszusteigen.

Die Retourkutsche der Verbraucherschützer ließ in dem Beitrag allerdings nicht lange auf sich warten:

Josephine Holzhäuser, Referentin für Finanzdienstleistungen bei der Verbraucherzentrale Rheinland Pfalz weiß, dass viele Verbraucher heute nicht ausreichend für später vorsorgen. „Aber der Hauptknackpunkt muss sein, die Leute für das Thema Altersvorsorge zu sensibilisieren und nicht sie zu bevormunden.“

Quelle: welt.de

Kommentar: Oh die arme Versicherungsbranche – die Produkte werfen meist nach Abzug aller Kosten nur eine minimale Gesamtrendite ab, die mit dem Sparstrumpf unter dem Kopfkissen vergleichbar ist – und es ist nur allzu offensichtlich, dass es darum geht, die aus triftigen Gründen nicht von allen geliebte Riester-Rente wieder einmal in den Markt hinein zu pushen. Der Deal mit dem Staat: Ihr werbt mit Steuergeschenken beim Bürger für Akzeptanz, und wir übernahmen das Kommando auf der Schiffsbrücke in das neue Zeitalter der privaten Vorsorge.  

Obwohl hier die Grenze von 13 Mio. Abschlüssen bereits überschritten wurde, reicht dies offenbar den Vertriebsspezialisten nicht aus:

http://www.vorsorge-und-finanzen.de/Ratgeber-Altersvorsorge/100217-Altersvorsorge-Riester-Rente–knackt-13-Millionen-Grenze.html

Jetzt dürfen wir damit rechnen, dass über weitere lobbyistische Aktivitäten dem ja doch so unmündigen Bürger die Daumenschrauben seitens der Versicherungsindustrie weiter angezogen werden. Wie war das noch, mit dem Kehren vor der eigenen Haustüre in Sachen transparenter Anlage- und Finanzberatung?

Links (beim Verbraucher) blinken – und dann rechts (auf der Lobbyspur) überholen, lautet das Prinzip. Dass die Rendite bei Riester – bei vielen Produkten – in erster Linie in die Provisionen des Vertriebs fließt, das hat ja die politisch der Subversion kaum verdächtige Stiftung Warentest immer wieder festgestellt.

Dazu ein Zitat, das ich ausnahmsweise als unabhängig denkender „Social Banker“ mal der linken Presse entnehmen darf: „Bei Finanzmärkten geht es nicht nur um neue, riskante Geschäftsmodelle, sondern um die zunehmende Macht der Finanzinstitute über die Wirtschaft, die Gesellschaft und die Politik“, sagt der Wirtschaftswissenschaftler Rudolf Hickel.

Quelle: http://www.neues-deutschland.de/artikel/165602.kapitalismuskritik-heute.html

Demokratisierung der Wirtschaft und Finanzmärkte? Mir dämmert es so langsam, warum es eine gesetzliche Pflicht zur privaten Altersvorsorge geben sollte. Damit kein Bürger mehr unbequeme Fragen stellt, und einfach das Geld jeden Monat vom (betrieblichen) (Arbeitszeit)-Konto abgebucht werden kann. Da erübrigen sich nämlich auch Beratungsprotokolle, jetzt im Fachjargon der Banken etwas abschätzig als „Beipackzettel“ bezeichnet. Zu Risiken und Nebenwirkungen, fragen Sie doch bitte Ihren Gesetzgeber, der ihnen aber auch keine Auskunft geben kann.  

Da bleibt dem Riester gehörnten Kunden wohl nicht viel mehr übrig, als selbst eine andere Finanzindustrie zu erfinden. Denn wie soll der Kunde ein paar Warnhinweise beachten, wenn er ohnehin am kürzeren Hebel sitzt: 

http://www.stock-world.de/analysen/3274184-Bankberatung_Das_muessen_Sie_beachten.html 

Übrigens, die These, dass der Kunde geldgierig sei, wie es neulich die Börsenzeitung in einem Kommentar behauptet, halte ich geradezu für zynisch, denn letztlich versucht die arbeitende Mittelschicht das beste aus ihren Möglichkeiten zu machen.

Den Bock zu gärntern, das ist also eine allzu billige Abwehrvariante gegen das Bankenbashing – aber lesen Sie doch kurz selbst, wie alle möglichen Beipackzettel in unserer Soll-Bilanz auf dem privaten Konto landen:

http://www.boersen-zeitung.de/index.php?li=1&artid=10275

Da tun sich also neue Abgründe und Gräben auf, die man auch mit künstlerischen Mitteln sichtbar machen kann. Für alle, die den letzten Eintrag vom Wochenende verpasst haben, hier nochmals abschließend mein kleines Bildungs- und Sensibilisierungsvideo zum Social Banking. Einfach mal reinhören in die Texte des Songs zur „Banking Wall“:

Written by lochmaier

Februar 22, 2010 at 9:13 am

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The Banking Wall: Ein Song zum Nachdenken und Mitsingen

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Eine der klassischen Hymnen der Rockgeschichte ist „Another brick in the Wall“ von Pink Floyd – das legendäre Musikvideo zeigt, wie die Gesellschaft danach trachtet, genormte Menschen zu fabrizieren. Alles beginnt bereits in der Schule, die Kinder aus der Retorte erzieht, statt frei denkende Staatsbürger, die eigenständig und selbstverantwortlich im Sinne des demokratischen Gemeinwesens handeln. Jedoch bleibt es bei der Vision, soziale Anarchie scheint in der Realität kein Patentrezept.

The Banking Wall – „Finanzdemokratie 2.0“ in einer von Banken hierarchisch durch organisierten Welt scheint ein sozialer Mythos zu bleiben – vor allem, wenn man bedenkt, dass den Akteuren immer wieder etwas Neues einfällt, um den Kunden „zu entmündigen“. Beispiel: Die Banken fordern eine gesetzliche Pflicht zur privaten Altersvorsorge, berichtet die Welt:

http://www.welt.de/finanzen/article6445524/Banken-fordern-Pflicht-zur-privaten-Altersvorsorge.html#reqRSS 

Das Ziel dieser Strategie ist weniger das Wohl der Kunden: Gäbe es eine gesetzliche Pflicht zur privaten Altersvorsorge, dann kann kein Bürger mehr unbequeme Fragen stellen, und das Geld wird einfach jeden Monat vom (betrieblichen) (Arbeitszeit)-Konto abgebucht.

Da erübrigen sich nämlich auch Beratungsprotokolle, jetzt im Fachjargon der Banken etwas abschätzig als „Beipackzettel“ bezeichnet. Zu Risiken und Nebenwirkungen, fragen Sie doch bitte Ihren Gesetzgeber, der ihnen dann leider auch keine Auskunft geben kann.  

Es war kein Wunder, dass in einem hierarchischen Schul- und Bildungssystem Lieder entstanden, die sich der sozialen Entmündigung widmeten. Gibt es ein kleines Loch, um durch diese Mauer zu schlüpfen? Hier zunächst das Original „Another brick in the wall“ von Pink Floyd:

Das Remake oder Deja vu: In einer kreativ auf die Banken gemünzten Collage zeige ich nun die auch dort existierende „Banking Wall“ – deren Folge ein mehr oder mündig unmündig gehaltener Bankkunde ist. Der Text des folgenden Liedes stammt von Chris Skinner, der das Weblog Financial Services betreibt, zu dem man hier abbiegen kann.

Und nun das Video „The Banking Wall“ zum Nachdenken und Nachsingen: Es sollte nicht als Aufruf zum Banküberfall verstanden, sondern mit einer Prise britischen Humor betrachtet werden. Und zwar, um sich mit der Gegenwart und Zukunft unserer menschenwürdigen Gesellschaft, zu der  die Finanzwelt als „Schlüsselindustrie“ zweifellos beitragen kann, intensiver auseinanderzusetzen. 

Das Video gibt es auch hier bei Youtube:

http://www.youtube.com/watch?v=H8iPRs93ph0

Ein paar weitere Sätze zur Erklärung: Wer diesen kreativen Reigen der durch Social Banking allmählich – wie beim Fall der Berliner Mauer mit friedlichen Mitteln – aufgebrochenen „Banking Wall“ weiter spinnen möchte, für den gibt es hier als Zugabe noch eine dritte Strophe von mir dazu, und die ersten beiden Strophen nochmal zum Nachlesen dazu:

Frei nach Pink Floyd (Another brick in the wall)

The Banking Wall

Bankers are complaining:

We don’t want no integration,
We don’t want no consistency.
No surly clients in the branch rooms
Customer, leave those tweets alone.
Hey Customer! Leave those tweets alone.
All in all, please just use …
Another hole in the wall.

Customer’s do respond: 

We don’t want no human service,
We don’t want your bank controls.
No charges or fees on my accounts
Banker, leave my cash alone.
Hey Banker! Leave my cash alone.
All in all, I only want …
Another hole in the wall.

Quelle: Chris Skinner

The „Financial Community“ does finally confirm:

We don’t applaud your bonus systems

We don’t support your bancrupcies

No charges or fees on my accounts

Banker, leave our cash alone.

Hey Banker! Leave my cash alone.

It’s time to manage our money  

Hey Customer: All in all we only want  

You’ re just another hole in the wall

Quelle: Social Banking 2.0

—————

Wie geht es weiter mit der „Banking Wall“: Gräben statt Brücken gibt es viele – hier kann man in meinem Artikel auf Heise Telepolis nachlesen, was der Fall der Berliner Mauer mit der Finanzindustrie gemein hat, und dass Social Banking ein kreatives Mittel aus den tragenden Schichten dieser Gesellschaft sein kann, um einen kreativen Mix zwischen gesundem Unternehmertum und einer sozial-ökologischen Zukunftsvision herzustellen, bei der das Geld nicht nur von unten nach oben umverteilt wird. Es muss ja nicht jeder gleich zum Arzt, der eine Vision hat:

http://www.heise.de/tp/r4/artikel/31/31456/1.html

Written by lochmaier

Februar 20, 2010 at 8:47 am

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Lösen „Social Micropayments“ die Finanzkrise in der Arm-aber-Kreativszene?

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Ein neuer Weg, Probleme in der kleinteiligen Kreativszene zu lösen – oder nur ein netter Gimmick? Das muss man sich erstmal genauer anschauen, ob die Plattform Flattr mit dem Konzept eines „Social Micropayments“ die Vermarktungsschlacht in der Künstlerszene anheizen bzw. produktiv steuern kann.

Nun ja, ganz neu ist das Thema nicht, es wurde schon des öfteren berichtet, so richtig abgehoben in die Realwirtschaft hat das Thema virtuelle Währungen bzw. Social Micropayments noch nicht, siehe etwa:

http://www.netzpolitik.org/2009/flattr/

Nun gibts wieder eine Neuauflage, wie man Online-Content nicht nur kreativ, sondern auch gewinnbringend rüber bringen kann, berichtet die Plattform Geek:

http://www.geek.com/articles/news/flattr-a-new-way-to-pay-for-content-online-20100211/

Dort werden unten auch gleich einige kritische Argumente laut, die derartigen Plattformen doch größere Hürden in den Weg zur großen Nutzerakzeptanz legen. So käme man etwa nicht um die sensible Weitergabe von Kreditkarten oder um Paypal herum. Es sei denn, man baut ein eigenes System. Das aber wäre ein ganz großes Rad. Aber schauen Sie doch direkt mal selbst rein, hier erläutern die Macher ihren Ansatz:

We aim to revolutionize how people pay and get paid for content on the internet. Come, join and show the world that good content is worth some coins out of your pocket.

Quelle: http://flattr.com/beta/ 

Ein Video auf Vimeo verdeutlicht das Ganze:

http://vimeo.com/9357922

Ist alles noch im Teststadium, und sicherlich kein Allheilmittel für Künstler jeder Stilrichtung, um die Produkte einer breiten Masse näher zu bringen. Aber immerhin: Derartige Plattformen sind Vorboten für neue Kreativvarianten, bei denen sich realer Cash und virtuelle Währungseinheiten vermengen. Da darf man durchaus gespannt sein, welche neue Art von „viraler Geldkultur“ sich in sozialen Netzwerken entwickelt…

Written by lochmaier

Februar 19, 2010 at 7:47 am

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