Social Banking 2.0 – Der Kunde übernimmt die Regie

Archive for August 2009

Ökobanken auf der Überholspur

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So sehen (nicht überhebliche) Sieger aus, denn zweifellos gehören die Ökobanken zu den Gewinnern der Finanzkrise. Denn der Vertrauensverlust, der etablierten Finanzhäusern entgegenschlägt, treibt zumindest einen gewissen Prozentsatz an nachdenklichen Kunden dazu, sich tatsächlich auf die Suche nach alternativen Anlegeformen und -modellen zu begeben.

Das zeigt auch ein Beitrag in der FAZ, der den Aufstieg der auf Nachhaltigkeit spezialisierten GLS Bank beleuchtet:

http://www.faz.net/s/RubEC1ACFE1EE274C81BCD3621

EF555C83C/Doc~E3E8EA2B38A994B72A1796D150B93B5B6~ATpl~Ecommon~Scontent.html

Interessant mit Blick auf die Social Banking Perspektive  sind vor allem diese beiden Aussagen hier:

„Menschen interessieren sich plötzlich für mehr  als Zinsen. Sie wollen wissen, wo ihr Geld bleibt.“

„Kunden träfen heute öfter eine Güterabwägung: Wollen sie einen hohen Zins erzielen – oder wollen sie stattdessen die Aussicht, sich in einer intakten Umwelt zu bewegen oder ihre Umgebung mitzugestalten?“

Die GLS Bank ist derzeit – das zeigt obiger Artikel – der auffälligste Spieler in diesem Marktsegment von Social Banking. Vor allem ist sie aktiv dabei, den Gedanken des Mitmachwebs ernst zu nehmen, und mit interaktiven Angeboten für Transparenz und Informationsvielfalt zu sorgen. Siehe das Weblog der GLS:

http://www.utopia.de/company/5/tab/15

Die Aufgabe der Banken läge dann darin, die quasi autonome Entscheidung der Anleger durch ein transparentes Verhalten überhaupt erst zu ermöglichen. Viele in der Finanzindustrie haben dies noch nicht auf dem Radar.

Fakt ist aber: Derzeit profitieren bei den Privatanlegern neben den relativ konservativ agierenden Sparkassen und Volksbanken, denen man noch einen gewissen genossenschaftlichen Vertrauensbonus zuschreibt, zahlreiche Nischenspieler.

Dazu gehören  z.B. die Ethik- und Umweltbank oder Triodos – und eben die im Beitrag erwähnte GLS Bank. Hinzu kommen die Plattformen, die sich mit dem Begriff Social Banking 2.0 verbinden. Insbesondere die Kreditvergabe von Mensch-zu-Mensch gewinnt Marktanteile, wie die Beispiele Smava, Zopa und viele andere über den Globus verstreute Plattformen zeigen.  Es brechen spannende Zeiten an….  

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Written by lochmaier

August 30, 2009 at 9:59 am

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Management 2.0: Ist die Zukunft von Social Banking weiblich?

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Die Diskussion, ob mehr Frauen in der Führungsspitze von Banken und Finanzdienstleistern auch zu mehr Sozialorientierung und Nachhaltigkeit im Geschäftsgebaren führen, wird sehr emotional geführt. Sachlich vorgetragenen Argumenten verschließen sich vor allem die etablierten Männerriegen.

Dabei sind die mit dicken Ellbogen ausgestatteten männlichen Platzhalter durchaus kreativ, wenn es drum geht, die nach vorne strebenden Frauen in der Finanzindustrie mit raffinierten Argumentationsmustern am Aufstieg zu hindern.

Kostprobe gefällig?

http://www.dasinvestment.com/investments/maerkte/news/datum/2009/08/07/frauen-in-fuehrungspositionen-mehr-ueberwachung-aber-weniger-profit

Fazit: Frauen arbeiten solider, gründlicher, nachhaltiger, was aber dummerweise den Profit der Bank schmälert. Lasst also bloß nicht zu viele weibliche Finanzprofis nach oben kommen, denn dann ist die Party vorbei….

Wissenschaftlich gesehen, das gebe ich zu, ist es ziemlich schwierig, darüber zu spekulieren, ob Frauen uns die Finanzkrise erspart hätten, siehe den Spiegel Artikel dazu:

http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,623712,00.html

Dennoch: Klar ist, dass Sachverstand und vorsichtiges Agieren, ähnlich wie beim Autofahren, bei Frauen deutlich ausgeprägter sind. Insofern sollte man die Diskussion doch ganz einfach so führen: Den Anteil von Frauen (sorry, leider gehts nicht ohne Quote) in der Führungsetage deutlich erhöhen – so sind in Norwegen sind 40 Prozent der Aufsichtsräte – zumindest bei 500 Aktiengesellschaften per Verordnung weiblich besetzt. Details dazu lassen sich bereits im Spiegel vom Jahr 2005 nachlesen:

http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,384668,00.html   

Das wäre auch mal ein echtes Wahlkampf-Thema in den schläfrigen Sommerrunden der Politiker vor der Bundestagswahl. Aber die SPD hat ihren an sich guten Vorsatz – wie einige andere Parteien – nicht konsequent weiterverfolgt:

http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,613836,00.html 

Aus meiner Sicht bedarf es sowieso keiner geschlechtsspezifischen Argumente in dieser Diskussion. Männer und Frauen sollen gemeinsam regieren. „Mann“ muss es einfach tun und aktiv zulassen, so wie in Norwegen. Daran führt kein Weg vorbei. Dann gibt es auch keine scheinheiligen Argumente mehr, ob Frauen oder Männer die besseren Menschen oder Manager sind.

Was meinen Sie – Ist die Zukunft von Social Banking weiblich geprägt? Einfach einen Kommentar hinterlassen.

Written by lochmaier

August 25, 2009 at 8:25 am

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Future Banking: Was ist eine „sichere“ Bank?

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Nichts im Leben ist sicher, schon gar nicht wenn es sich ums liebe Geld dreht. Selbst die sicherste Bank ist noch ein unsicheres Geschäft. Mit dieser banalen Erkenntnis beginnt alles…. 

Wie „sicher“ die Kundendaten in der Black Box namens Bank heute tatsächlich noch sind, darüber berichtet der Spiegel. 130 Millionen Kreditkartendaten hat immerhin ein amerikanischer Hacker illegal in seinen Besitz gebracht:

http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,643380,00.html

Dies wirft doch die Frage auf, was sind kreative Wege zur Einlagensicherung der Guthaben jenseits von Staatsgarantien und dem Sicherungsfonds, den die Bankenwirtschaft selbst verwaltet.

Einige interessante Konzepte gibts da bereits – die beste Einlagensicherung anhand einer besonderen Variante von „Social Banking“ sei der gesunde Appetit des Bürgers, berichtet jedenfalls der Nachrichtendienst Bloomberg:

http://www.bloomberg.com/apps/news?pid=20670001&sid=aT_bQ9tRAhrw

Warum nicht? – Parmesan als Sicherheit im Depot:

Die italienischen Regionalbank Cr. Emiliano Spa hat 17.000 Tonnen Parmesan-Käse im Tresor. Der Käse soll der Bank als Sicherheit für Kredite und als Finanzierungshilfe für die Käsehersteller in Norditalien dienen. Die 440.000 Käseräder haben einen Wert von 132 Millionen Euro. Der Käse-Pfand ist in der Region Emilia Romagna nicht exotisch: Seit 1953 wird der Käse als Sicherheit verwendet.

Macht das Beispiel Schule, kommt eine völlig neue Philosophie der „sicheren Bank“ auf uns zu. Absicherungen und Wertschöpfungsmechanismen könnten künftig anders bewertet werden.

Die „sicherste Einlagensicherung“ ist aber immer noch der Bürger selbst. Ein Sparvermögen von rund 4 Billionen Euro schlummert auf deutschen Bankkonten. Da kann sich jeder Staat sofort entschulden, wenn er bei einer drohenden Pleite oder Währungskrise auf diese schlummernden „Sicherungsdepots“ zugreift.

Es lohnt sich also zumindest darüber nachzudenken, das eigene Anlageportfolio etwas breiter zu streuen, um nicht nur von Papiergeld abhängig zu sein.

Written by lochmaier

August 18, 2009 at 7:56 am

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Social Banking der besonderen Art: Kreative Mittelschicht in London geht betteln

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Zunächst einmal nach einer kleinen schöpferischen Auszeit vielen Dank an all jene, die auf meinen Fragebogen für das Buchprojekt zur Bank der Zukunft rasch und ausführlich geantwortet haben.

http://www.dpunkt.de/buecher/3270.html

Hier gehts nochmal zur Umfrage:

https://lochmaier.wordpress.com/2009/07/10/leser-umfrage-wie-soll-die-bank-der-zukunft-aussehen/

Insbesondere gilt mein Dank den Autoren bzw. engagierten Bloggern vom Blicklog – www.blicklog.com –  und von Eachtradingday  – www.eachtradingday.com, die sehr ausführlich zu den Fragen Stellung genommen haben.

Was gibts Neues in der Finanzwelt – Es hat sich über den Sommer beim Social Banking 2.0 zwar nichts gravierendes getan, die große Evolution dauert eben länger, aber sie kommt langsam in Gang.

Das lässt sich z.B. daran ersehen, dass etwa Smava, eine Plattform, die auf seriöse und transparente Weise unbürokratisch zu interessanten Konditionen Kredite von Mensch zu Mensch vermittelt, im Juli umsatzmäßig deutlich zugelegt hat: Und zwar gleich über neunzig Prozent , das waren laut www.smava.de 190 Kreditverträge mit knapp zwei Millionen Euro. Und das in einem eher lauen Sommermonat. 

Quelle: http://www.smava.de/Startseite+981+Pressemitteilungen+Im-Internet-trotzen-die-Menschen-der-Kreditklemme.html

Vor allem Selbstständige und kleine Existenzgründer wollen so der Kreditklemme  durch die Banken entkommen, kein Wunder, die Banken leihen sich Geld quasi zum Nulltarif, und packen für das Risikomanagement ordentlich was drauf. So machts auch die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), die erfolgreich die hungrigen Mäuler der künftigen Macher des Landes speist – das sind etwa die bildungshungrigen Studenten – die dann Bildungskredite zu leider gestiegenen Konditionen in Kauf nehmen müssen. Die Zinssätze sind vor allem für den Kreditgeber variabel:

http://www.kfw-foerderbank.de/DE_Home/Bildung/Wissenskredite_fuer_Studenten/Bildungskr48/Konditione.jsp

Angesichts der doch ganz netten Topmargen kann sich derzeit fast jeder Kreditgeber angesichts der niedrigen EZB-Leitzinsen auf jeden Fall höhere Ausfallraten leisten.Wohl dem aber, der seine Schulden nach Studienende noch wird zurück zahlen können. Die Uhr für mehr Generationengerechtigkeit tickt bereits lauter.

Es wird angesichts eines gewissen schlummernden Konfliktpotentials in der Gesellschaft aber sicherlich nicht ausreichen, wie bereits zutreffend im Weblog Finance 2.0 nachzulesen, wenn die Banken und Finanzdienstleister sich nur auf die große Ruhe nach dem Sturm verlassen:

http://electrouncle.wordpress.com/2009/07/17/mit-social-banking-paroli-bieten/

Warum die Banken trotzdem ihren eigenen Spielregeln ziemlich orientierungslos unterworfen sind, und sie dem bunten Treiben im finanziellen Mitmachweb bislang eher passiv zuschauen – hat Blicklog-Autor Dirk Elsner gestern auf der Plattform sharewise ausführlicher beleuchtet:

http://www.sharewise.com/news_articles/8698-FinanzmarktundBanken

Nachdenklich stimmt, dass die Mittelschichten in den hoch industrialisierten Ländern immer mehr unter Druck geraten werden. Sie werden die Zeche der Finanz- und Wirtschaftskrise in den nächsten Jahren bezahlen müssen. Ein Vorgeschmack darauf liefert eine etwas abstruse Form des Social Banking oder Lendings, – sie findet in London statt. Kreative Menschen gehen auf die Straße, und verdienen sich ein Zusatzbrot durch Betteln. So beschreibt es jedenfalls die Daily Mail:  

 http://www.dailymail.co.uk/news/article-1205553/Professional-beggars-earning-200-night-supplement-day-job.html

Dass dies eher hilflose Versuche sind – und vor allem grobe Übertreibungen von der Boulevard gesteuerten Presse –  lassen wir hier mal nur am Rande erwähnt. Fakt ist: Das Geld liegt sicherlich nicht auf der Straße, weder für Straßenmusiker, noch für sonstige Bittsteller.

Insofern zeigen derart skurrile Nachrichten nur, dass wir eine Art soziale Bugwelle in einem etwas morschen Kahn vor uns herschieben. Weil es unten nichts zu holen gibt und oben nur wenig Geld in die Mitte durchsickern wird.

Nach der Wahl wird auch in Deutschland die Zeit der leeren Versprechungen vorbei sein, und die Belastungen für Angestellte und Selbständige – in welcher Form auch immer – deutlich zunehmen. 

Bereits die Krise von 1929 hat gezeigt, dass der Staat und die Eliten hier ein reichhaltiges Instrumentarium zur Verfügung haben. Wer dies jetzt für die große Panikmache hält, dem sei mit auf den Weg gegeben, dass selbst in der Aufschwungsphase die Reallöhne bereits sanken, berichtet der Spiegel:

http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,641909,00.html

Auch für die Selbstständigen und Gewerbetreibenden gäbe es kreative Wege, diesen das Geld aus der Tasche zu ziehen. Einige Gemeinden haben bereits kurzfristig – ohne Vorwarnung per Gebührenerlass – massiv die Gewerbesteuer angehoben.

In der blühenden aber leider haushalttechnisch völlig abgewirtschafteten Hauptstadt gab es kürzlich noch eine bessere Idee: Der neue Finanzsenator in Berlin fand im Mai sogar in dem „Arm aber Sexy“ Bürgermeister Klaus Wowereit einen prominenten Fürsprecher. Und zwar für die Idee, Freiberufler – davon gibt es nicht wenige in Berlin – mit einer Gewerbesteuer auszustatten, ein wirklich eleganter haushaltstechnischer Winkelzug:

http://www.morgenpost.de/berlin/article1097045/Wowereit_unterstuetzt_Vorschlag_von_Nussbaum.html

Erst einmal sind derartige Pläne wieder vom Tisch – bis nach der Bundestagswahl zumindest. Ansonsten kämen wohl noch mehr Menschen auf die Idee, aus ihrem angesammelten Frust heraus, die eine oder andere nicht ganz so schicke Partei zu wählen, die sich gegen die zunehmenden Übergriffe des Staates in die Privatsphäre der Bürger wehrt, wie etwa die Piratenpartei.

So richtig begeistert bin ich zwar auch nicht von einigen Positionen und schillernden Piraten-Figuren. Zu viel Robin Hood Romantik trübt den Blick. Aber man sollte das Potenzial und die Inhalte ernst nehmen. Einige Parteien üben sich derweil unterwürfig – wohl um schnell noch einige Stimmen abzugreifen – schon mal im Schmusekurs mit der illegal organisierten Macht der Internetgemeinde, berichtet Heise online:

http://www.heise.de/newsticker/SPD-und-Gruene-versuchen-sich-im-Umgang-mit-der-Piratenpartei–/meldung/143445

Die Zukunft wird spannend, aber sie wird in den nächsten Jahren etwas weniger ruhig verlaufen, als viele sich dies derzeit vorstellen können.

Written by lochmaier

August 13, 2009 at 1:12 pm

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