Social Banking 2.0 – Der Kunde übernimmt die Regie

Archive for Juli 2012

Fünfte Killerapp: Virtuelle Währungen bringen Farbe ins Spiel

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Parallel zur Ausbreitung und Verschmelzung von mobilen und internetbasierten Bezahlverfahren stellt sich die Frage, ob sich die einzelnen Varianten auch direkt über soziale Netzwerke verbreiten, in denen die Nutzer mit ihren Ideen aktiv sind. Kommt gar so etwas wie das „Facebook-Banking auf der Basis neuer Währungskreisläufe“? Viel Unausgegorenes scheint hier noch im Spiel.

Der dafür prädestinierte Vorreiter wäre natürlich das Netzwerk Facebook, in dem sich bald rund eine Milliarde Menschen registriert haben dürften. Auf einen finanziellen Wert von einer halben Milliarde US-Dollar kalkulieren Experten den über die hauseigene Währungseinheit ‚Facebook Credits’ generierten Austausch von Gütern und Dienstleistungen. Nun gibt es die Credits zwar (bald) nicht mehr, dafür aber werden sich Zuckerberg & Co. umso mehr den realen und mobilen Bezahlverfahren widmen, so darf vermutet werden. Kurz: In einer sozialen Netzwerkumgebung geht es darum, mehr Farbe ins Spiel, sprich den Geldkreislauf zu bringen. 

Anhand von Facebook funktioniert die virtuelle Bezahlvariante so: Die Nutzer „tauschen“ seit der ersten Testphase anhand des Zahlungsmittels credits mit anderen Nutzern ihre Produkte, wie Spiele, Musik, Bücher und vieles mehr. Die Mitglieder bezahlen die jeweiligen Produkte in der virtuellen Auslage des „Facebook-Geschenkladens“ jedoch nicht in US-Dollar oder in Euro, sondern mit ‚Credits’, die diese gegen Bargeld eingetauscht haben. Man kann sich die Credits bald auch schenken, und direkt in harter Währung bezahlen lassen.

Das Fernziel dürfte eine Art „virtueller Tauschring“ sein, der auf einer Balance zwischen sozialen und monetären Komponenten basiert. Auch technologisch rüstet der soziale Netzwerkbetreiber Facebook weiter auf. Seit drei Jahren können die Nutzer ‚Credits’ auch über mobile Telefone und Applikationen ordern.

Aber: Letztlich stellt dies  für die Betreiber und Gründer der Plattform jedoch vor allem ein Mittel zur Kundenbindung dar, als eine alternative Währungseinheit, die den monetären Kreislauf umgestaltet. Es ist zwar kurzfristig nicht damit zu rechnen, dass IT-Konzerne komplett eigene Bezahlsysteme entwickeln, also eine virtuelle Standardwährung zum realen Cash bereit zu stellen. Vielmehr haben ‚Facebook Credits’ die Wegstrecke zwischen den Entwicklern und Nutzern von zusätzlichen kreativen Webshopelementen (Apps) beschleunigt – und somit deren geschäftliche Interaktion ohne Zwischenstation beflügelt.

Gesellschaftlich gesehen spielt dem Trend ohnehin nicht primär das Bedürfnis nach einer sozial-ökologischen Spielvariante in die Hände, zu der auch Regionalwährungen zu rechnen sind, als vielmehr der allerorts grassierende Spieltrieb via Social Gaming.

Hinzu kommt aber auch die zunehmende Spaltungstendenz zwischen Arm und Reich, die insbesondere aus den unteren und mittleren sozialen Schichten heraus neue Modelle und Bankdienstleistungen bis hin zu den „Banklosen“ hervor bringen wird. Auch hier stellt die USA eine Blaupause für die künftige Entwicklung dar, wenn mobile Bezahlverfahren in den Massenmarkt getrieben werden.

Mehr dazu in meinem Buch, das jenseits von Schwarz-Weiß-Malerei 10 killerapps als disruptives Element im neuen Bankenpuzzle auflistet. Oder: Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile. 

Die gedruckte Version können Sie hier erwerben: Bank 2.0: Die Killerapp (morebooks) oder direkt hier bei Amazon bestellen. Auf iTunes (optimiert für das iPad) finden Sie das Buch hier.

Written by lochmaier

Juli 29, 2012 at 9:37 am

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Vierte Killerapp: Social Media stellt Machtgefüge in Frage

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Das Internet ist kein „Geistheiler“ für schlechte Bankprodukte, die nur provisionsgetrieben sind. Der Clou besteht nicht nur in der Frage, in welcher Weise die sozialen Medien in Verbindung mit einer intelligenten Analyse der Geschäftsprozesse dazu beitragen können, die Transparenz und Beteiligung der „Crowds“ zu befördern.

Mehr noch: Wie lassen sich Innovationsprozess und Produktgestaltung sinnvoll auf den Kopf stellen? Aber nicht in der grauen Theorie, sondern durch harte und schmerzhafte Erfahrungen in der Praxis. Dazu bedarf es einer Social Media Strategie, die sich an „aussagefähige“ Analyse- und Prognosesysteme andockt. Dazu bedarf es intelligenter Votingsysteme, die Bedarf und Nachfrage der Stakeholder rund um die Uhr erfassen und ausbalancieren.

Bald könnten die Anleger selbst (mit) bestimmen, welche Kredite wie vergeben werden. Der Plattformbetreiber wird natürlich die Bonität prüfen und auch noch ein Auge darauf haben, welche Vorhaben aussichtsreich sind. In der Praxis ist das schwierig und nicht mit Werkzeugen von der Stange zu lösen. Der Markt wird es aber schon richten. Märkte sind Menschen. Und Menschen führen Gespräche. Zentral sind die Aspekte „Transparenz“ und „Selbstbestimmung“, durch die mit Hilfe von Social Media im Zeitalter der Bank 2.0 die Nutzer selbst bei der Gestaltung von Bankprodukten mitwirken, um die Geldströme produktiv und nah am Puls der realen Wirtschaft zu platzieren.

Social Media bedeutet ganz banal vom Nutzer erstellte Inhalte, nicht jene von der Bank. Wem vertrauen die Menschen, wie wird das Geld „gewonnen“, wer vermehrt es mit welchen Mitteln? Mehr Glaubwürdigkeit entsteht erst durch Transparenz und aktive Beteiligung, gerade im Bankwesen. Die Bank nimmt den Kunden ernst und kommuniziert auf Augenhöhe.

Social Media ist demzufolge keine Technik, sondern eine permanente Aktion, um die Gespräche zwischen Bank und Kunden auf gleicher Augenhöhe zu unterstützen. Starre Hierarchie wird somit durch einen Geist der zwar nicht immer gleichberechtigten, jedoch moderierten Kooperation abgelöst. Märkte sind Gespräche mit offenem Ausgang. Kommunikation, Austausch von Argumenten, Zuhören.

Das Motto: Überzeugen statt überreden. Und wenn dies nicht gelingt, dann lässt man den Kunden halt wieder von dannen ziehen. Er ist später vielleicht einmal dankbar für mehr Freiheit. Social Media ist deshalb vor allem anderen eine „Partizipationsmaschine“, nur wer Kunden und Mitarbeiter tatsächlich produktiv in die eigene Unternehmensphilosophie einbinden will, der kann die Instrumente auch kreativ nutzen.

Social Media ist kein Glücksbringer, Umsatztreiber oder Kostensenkungsmaschine. Eine wirkungsvoll integrierte Social Media Strategie kann nur auf Vorstandsebene angesiedelt sein und nicht auf operativer mittlerer Ebene beginnen. Andernfalls findet die soziale Mediennutzung nur als inszenierte Kulisse statt, da sie nicht im Innern im Kerngeschäft von Banken verankert ist, sondern an der haltlosen Peripherie, wo die sozialen Medien geist- und seelenlos vor sich hin wabern, ohne produktive Rückkoppelung in die Chefetage.

Und hier steppt der Berliner Bär, ein inspirierendes Musikvideo:

Written by lochmaier

Juli 22, 2012 at 5:12 pm

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Dritte Killerapp: Finanzblogger stören das große Spiel

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Nicht nur die Medienindustrie ist durch das Internet in die Krise geraten, oder sagen wir es positiver, einem Wandlungsprozess unterworfen. Auch neue Protagonisten wie die Blogger erheben ihre Stimme, die klassische Tagungszeitung ist mittelfristig nicht nur in den USA vom Aussterben bedroht. Was für ein Aufwand, die Druckerpresse anzuwerfen. Viele Medienverlage sind hierarchisch geführt worden und haben sich dem Wandel verschlossen. Aber auch die Leit- und Wirtschaftsmedien öffnen sich allmählich dem Dialog.

Eines gleich vorweg: Die seltsame Spezies „Finanzblogger“ besteht nach meiner Lesart nicht nur in einem elitären Zirkel von Gleichgesinnten, die vermeintliche Insiderinformationen zu Banken und Finanzen unter sich austauschen. Ich sehe das Ganze grundlegender, jeder ist ein Finanzblogger, der sich einmischt, der Fragen stellt, der mit anderen nach tiefergehender Informationen zum Finanzgeschehen sucht. 

Denn der Informationsgehalt und -zuschnitt wird im Zeitalter sozialer Netzwerke jedoch nicht mehr von oben verordnet, sondern entsteht durch ein vielfältiges Meinungsbild. Der Dinosaurier ist irgendwann ausgestorben, weil er sich der Umwelt nicht mehr anpassen konnte. Zeitlose Leitindustrien wie die Banken oder Automobilindustrie mit ihren Besitzansprüchen sind in die Krise geraten. Im Vorteil sind Unternehmen, die mit dem Kunden auf Augenhöhe reden. Was braucht die Finanzwelt wirklich? Etwas davon können Blogs, Foren und sonstige Marktplätze für offene Meinungen bieten, z.B.:

– Finanzielle Themen mit verständlichen Worten darstellen

– Sich zu bestimmten Fachthemen als Finanzexperte profilieren

– Interessante Randthemen und Inneneinsichten jenseits vom Mainstream formulieren

– Sich mit anderen Nutzern zum lösungsorientierten Dialog vernetzen

– Leser bilden über aktive Netzkommunikation eine Art „Zukunftsrat“

Zweifellos spielen profilierte Wirtschafts- und Finanzblogs künftig zumindest in der qualitativ hochwertigen Nische eine prägende Rolle, dessen Charme sich auch der mediale Durchschnitt nicht entziehen wird. Eine visionäre Entwicklung in Richtung „Finanzjournalismus 2.0“ scheint greifbar, die ihren Markt von den medialen Rändern her ausweitet. Online-Portale mit Blogcharakter wie Businessinsider, Zerohedge und viele andere kombinieren bereits heute auf geschickte Art und Weise die Welt der Nachrichten mit hintergründiger Berichterstattung.

Und einige dieser Online-Portale sind längst vom Schattendasein ins Rampenlicht getreten. Mittlerweile verfügen Businessinsider und Co. in den USA nicht nur über nennenswerte Reichweiten, Werbeeinnahmen und personelle Ausstattung. Sie gehören auch zu den von gängigen Leitmedien immer öfters zitierten Quellen, wenn es sich um exklusive Geschichten oder persönlich eingefärbte Hintergrundberichte handelt.

Das Fazit zu dieser Killerapp lautet deshalb: Einbahnstraßenkanäle und selektives Nachrichtenmanagement mit vermeintlich exklusiven Geschichten verlieren angesichts einer neuen Medienvielfalt an Gewicht. Zweifellos verstärkt sich dadurch der Trend zum personalisierten Wirtschafts- und Finanzmedium im Netz, mit einer weiteren Vertiefung in Richtung Themen- und Spartenkanäle, die der geneigte Leser in einer Art Baukastenprinzip individuell konfigurieren kann.

Dies führt dazu, dass gerade die Leitmedien nicht umhin kommen, neue Spieler wie soziale Medienkanäle oder andere vermeintlich rudimentäre Nachrichtenseiten ernst zu nehmen und sukzessive kreative Spielelemente in ihr eigenes Geschäftsmodell einfließen zu lassen.

Dadurch wächst die Nische für „echte“ Geschichten, mit unterschiedlichen Akteuren und Unternehmern zum Anfassen. Die Berichterstattung bewegt sich damit partiell, verstärkt durch den sozio-ökonomischen Paradigmenwandel in der Finanzwelt, weg von Stereotypen und Hochglanzbildern, zumindest wenn diese einer genaueren Überprüfung durch die Gesellschaft nicht mehr standhalten.

Written by lochmaier

Juli 16, 2012 at 4:25 pm

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Zweite Killerapp: Das Netz als soziale Waffe

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Das Internet spielt als „soziale Waffe“ eine zentrale Rolle in Wirtschaft und Gesellschaft. Die gut gebildete Generation der unter 35-Jährigen wird nicht umhin kommen, die Spielregeln der alt gedienten“Platzhirsche“ nicht nur in Frage zu stellen, sondern neue Wege zu beschreiten, will sie die legitimen Interessen ihrer Generation gewahrt wissen.

Denn die gut ausgebildeten Akademiker sind bereits heute in vielen Ländern die Verlierer der Finanzkrise, durch Entzug von Bildungschancen, den „teuren“ sozialen Aufstieg und den Wegfall von beruflichen Karrierechancen.

Junge Griechen, Portugiesen, Ungarn, Iren, Briten oder Amerikaner, sie bezahlen heute und morgen erst recht die Zeche der Finanz- und Staatsschuldenkrise. Warum sollten deshalb Spielregeln für ewig gelten, selbst wenn diese Jahrhunderte alt sind? Das Internet ist ein gewaltiges Werkzeug, das ganze Wirtschaftszweige neu prägen kann.

Man bildet eigene Netzwerke, wo man neue Wege beim Einsammeln von Geld beschreitet. Crowdfunding, auf das ich später noch eingehe, und Peer-to-Peer Lending, das Verleihen von Krediten zwischen Privatpersonen über professionelle Plattformen, sind ein weit reichendes Zukunftsmodell mit vielen Facetten.

Bleiben etablierte Institutionen und Entscheidungsträger in ihren Wolkenkratzern gefangen und sind sie nicht mehr in der Lage, die Kreativität von Gesellschaft und Wirtschaft an der richtigen Nahtstelle zu fördern, dann halten die Jüngeren nach mehr „Finanzdemokratie 2.0″ Ausschau. Man kann diesem Treiben auch nur passiv zuschauen, um die Welt aus dem Heckwasser der Yacht zu betrachten. Das tun all jene, die finanziell schon ausgesorgt haben. Diejenigen aber, deren Erfolg vom Wandel abhängt, müssen sich zwangsläufig verändern.

Sofern den meist hohen „Transaktionskosten“ keine realen Leistungen und keine gute Performance gegenüber stehen, wird es eng für Standardprodukte. Bei den einen nimmt die Beraterresistenz weiter zu. Anspruchsorientierte Anleger hingegen folgen den Trendsettern aus der kreativen Mitte, die das Thema Umgang mit Geld auch anhand von digitalen Wertschöpfungsketten neu besetzen.

Die Banken werden sich massiv gegen den Trend zu mehr Mitbestimmung seitens der Kunden sträuben, durch den Internet-Plattformen die Bankbilanzen bedrohen oder zumindest deren Gewinnmargen schmälern. Wie die Geschichte ausgehen wird, bleibt spannend, das kreative Wettrennen zwischen den Generationen ist eröffnet. Wie viel soziale Mediennutzung braucht und verträgt die Bank – oder darf weiterhin der Praktikant/die Praktikantin neben dem Kaffeekochen ein bisschen Social Media treiben?

Written by lochmaier

Juli 11, 2012 at 6:58 am

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Erste Killerapp: Hacktivisten torpedieren die Technik

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Nun der erste Teil meiner Buchvorstellung „Die Killerapp“. Selbst technisch unbedarfte politisch motivierte Hacker erzielen große Erfolge. Ruhm und Ehre liegen nur einen Mausklick entfernt. Die jüngsten Hacker-Attacken auf strategisch bedeutsame Unternehmen und politische Einrichtungen haben deutlich gemacht, wie verletzlich und störanfällig hochsensible Infrastrukturen unserer modernen Zivilgesellschaften geworden sind. Aber auch, wie sehr Eliten unter Druck geraten, wenn der Protest neue und durchaus technisch elaborierte Formen annimmt.

Vielleicht gefallen auch einigen Hackern die Spielregeln der Eliten nicht mehr und sie wollen diese nicht mehr akzeptieren. Andererseits gibt es auch ein zerstörerisches Element, das man nicht immer der Rubrik „kreativ“ zuordnen kann.

Aufgrund ihrer heraus gehobenen ökonomischen und gesellschaftlichen Bedeutung ist gerade die Finanzbranche von unterschiedlichen Angriffsszenarien betroffen. Zum Repertoire der Angreifer gehört die verdeckte Wirtschaftsspionage ebenso wie das scheinbar ziellose Ausnutzen von internen Schwachstellen, die den inneren Festungsring um das Unternehmen in seinen Grundfesten erschüttern.

„Wir vergeben nicht, wir vergessen nicht“, so lautet die provokante Botschaft von Anonymous. Als „Feuerknopf“ bezeichnen die Hacker dabei jenen finalen Mausklick, zu dem sich die Aktivisten mit Hilfe von zuvor installierten Softwaretools in einer gemeinsamen Kommandoaktion verabreden. Zu den Opfern gehören diverse Finanzdienste wie Visacard, Mastercard und Paypal, deren Internetangebote und Services zeitweise sogar offline waren.

Bei einer von den Akteuren im Umfeld von Anonymous als „Operation Payback“ bezeichneten Aktion hatten die Unterstützer der Whistleblowing-Plattform Wikileaks gezielt Kreditkartenunternehmen und Internetbezahldienste ins Visier genommen, da diese sich zuvor weigerten, Transaktionen an die Enthüllungsplattform weiterzugeben.

Mehr dazu in meinem Buch, das jenseits von Schwarz-Weiß-Malerei 10 killerapps als disruptives Element im neuen Bankenpuzzle auflistet. Oder: Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile. 

Die gedruckte Version können Sie hier erwerben: Bank 2.0: Die Killerapp (morebooks) oder direkt hier bei Amazon bestellen. Auf iTunes (optimiert für das iPad) finden Sie das Buch hier.

Written by lochmaier

Juli 5, 2012 at 7:52 am

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Buchvorstellung: 10 Killerapps verändern die Bank

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Über die lauen Sommermonate Juli und August legt dieses Blog in punkto aktueller Berichterstattung eine Kreativpause ein. Stattdessen gibt es in komprimmierter Form zehn Thesen zur Bank 2.0 nachzulesen, die ich in Printform bei bloggingbooks, einem Ableger des Südwestdeutschen Verlags für Hochschulschriften,  veröffentlicht habe.

Die gedruckte Version können Sie hier erwerben: Bank 2.0: Die Killerapp (morebooks) oder direkt hier bei Amazon bestellen. Auf iTunes (optimiert für das iPad) finden Sie das Buch hier.

Nun aber zum Thema:  Die Welt der Bank 1.0 ist eine hermetisch nach außen abgeschlossene, in die kein Außenstehender Einblick erhält. Das Leitmotiv der Bank 2.0 wäre das krasse Gegenteil davon, offene Türen, ein angenehmes Raumklima, der Kunde sitzt mit am Regiepult. Damit dies Realität wird, müssten sich unterschiedliche Entwicklungen  zu einer kongruenten Killerapplikation verdichten, um die Bankenwelt in den kommenden Jahrzehnten zu verändern.

Warum sich dieser Veränderungsprozess nicht sofort, sondern innerhalb von zwei bis drei Dekaden vollziehen wird, lässt sich dadurch erklären, dass es eine neue Generation erfordert, um die Spielregeln in der Wirtschaft anhand einer so revolutionären Basisapplikation wie dem Internet zu verändern.

Die Generation „nicht kompatibel abwärts“ wird den Wandel im Nutzerverhalten wie selbstverständlich vorwärts treiben, während ein Teil der Bedenkenträger noch darüber diskutiert, ob das Internet für den menschlichen Fortschritt eine schädliche oder nützliche Innovation darstellt.

Der britische Historiker Niall Ferguson sieht in seinem Buch Der Westen und der Rest der Welt. Die Geschichte vom Wettstreit der Kulturen die Vorherrschaft der westlichen Welt in der Anwendung von sechs Killerapplikationen (killer apps) begründet. Bei diesen handle es sich weniger um technologische Entwicklungen denn um rechtliche und kulturelle Rahmenbedingungen, die im Westen an entscheidenden Nahtstellen wirksam geworden seien.

Die sechs Killerapplikationen, durch die die westliche Welt bis heute einen Vorsprung in der gesamtgesellschaftlichen Innovation erlangt hat, lauten: Wettbewerb, Wissenschaft, Demokratie, Medizin, Konsum und Protestantische Arbeitsethik. Was Niall Ferguson vielleicht vergessen hat, ist die siebte Killerapp: Das westlich geprägte Finanz- und Bankwesen, das über allem thront, auch der Demokratie. Man braucht kein Prophet zu sein, um zu prognostizieren, dass wir den Kredit bei den meisten dieser sechs plus eins ‚killer apps’ längst aufgezehrt haben.

Wo aber lag der bisherige Vorsprung der Bankenwelt aus ihrer Sicht, bei den sozusagen von oben herab produzierten Finanzapps 1.0? Ganz einfach. Erstens: Der exklusive Wissensvorsprung gegenüber einem unmündigen Kunden. Zweitens: Der Zeitmangel, der Menschen im Umgang mit Geld eigene Wege nicht beschreiten lässt. Drittens: Die Angst, die Geschicke in Finanzfragen selbst in die Hand zu nehmen. Das Internet ist nun in der Lage, diese drei konstitutiven Elemente (partiell und ein bisschen mehr) aufzubrechen und disruptive Bankenmodelle a la longue zu generieren.

Im zweiten Teil dieser Serie folgt die erste von insgesamt 10 Killerapps zur Bank 2.0.

Written by lochmaier

Juli 1, 2012 at 9:41 am

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