Diskussion Banken-Manifest
Common Banking: „Freundliches Banken-Manifest“:
Übernahme der allzu gefräßigen großen Finanzindustrie durch die niedere menschliche Schwarmintelligenz
Von Lothar Lochmaier
Das „Cluetrain-Manifest“ aus dem Jahr 1999 stellt eine Art Verkehrsregelwerk dar, für eine künftig von den Spielregeln des Internets geprägte Wachstumsökonomie. Es beinhaltet 95 Thesen, die sich in abgewandelter Form auch auf eine reorganisierte Bankenlandschaft beziehen lassen. Hier einige Anstöße zum freien Fortschreiben als Diskussionsgrundlage, auf deren Basis sich alte und neue Spieler in der Bankenlandschaft treffen könnten:
1. Banken und Finanzberater sollten den Kunden nicht nur als Melkkuh betrachten, sondern als Partner auf gleicher Augenhöhe ernst nehmen.
2. Erfolgt der Blickkontakt auf gleicher Augenhöhe nicht, werden immer mehr Menschen ihre traditionellen Bankkonten auflösen und die nur vom eigenen Interesse fern gesteuerten Berater in den Vorruhestand schicken. Parallel dazu wenden sich viele Menschen im Netz anderen Alternativen zu, bei der sie selbst Einfluss nehmen auf die Produkte und Entscheidungsprozesse in einer von Hierarchien befreiten und vom Produktmüll entrümpelten Finanzindustrie.
3. Dem Dialog und der Kommunikation mit den Kunden und zwischen den Kunden kommt dabei jenseits vom reinen Verkaufsinteresse ein eigenständiger Stellenwert zu. Dieser lässt sich nicht nur in monetären Kategorien bemessen, sondern in einer sozialen Extrarendite.
4. Der Kunde und nicht die Bank steht somit im Mittelpunkt jeder zwischenmenschlichen und finanziellen Transaktion. Der Vertrieb und seine Struktur ordnen sich dem Gleichklang aus unternehmerischen, sozialen und ökologischen Zielen unter, die von der Geschäftsführung festgelegt sind.
5. Jede Form der Geld- und Kreditvergabe hat eine soziale Komponente. Jede Transaktion sollte einen gesellschaftlichen Bezug und Nutzwert haben. Der Social Entrepreneur und Social Banker wird vom Außenseiter und abgestempelten Exoten zum angesehenen Normalfall in der Wirtschaft.
6. Vermeintlich exklusives Wissen von Bankmanagern gilt es, von selektiven Marktzugängen zu befreien. Insiderwissen vertieft die soziale Kluft und verteilt den Mehrwert nur nach oben. Experten und Nutzer tauschen ihre Informationen in der Bank der Zukunft direkt und auf Augenhöhe miteinander aus.
7. Die finanzielle Interessengemeinschaft kann in klein- und großteiligen „Facebooks für Banken“ als öffentlicher Gegenpol auf informelle Art und Weise die Banken in ihrem Geschäftsgebaren fortlaufend kontrollieren.
8. Die Gemeinschaft von Kreditnehmern und Geldanlegern trägt durch permanente Rückkoppelung mit den Bankmanagern dazu bei, einen veränderten Blickwinkel auf „systemrelevante Marktmechanismen“ direkt in der Organisationsstruktur zu verankern.
9. Die Gestaltung der Kundenbeziehung jeder Bank soll sich künftig nicht allein auf die Erfüllung monetärer Renditeziele ausrichten.
10. Der vernünftige Umgang mit menschlichen und natürlichen Ressourcen rückt ins Zentrum der globalen Finanzströme. Ansonsten entfernen sich die wichtigen Leitindustrien, zu denen auch die Banken gehören, immer weiter von ihrem eigenen Zukunftsmodell. Direkte Investitionen in die „Realwirtschaft“ wären die Konstante in diesem Transformationsprozess.
11. Soziale Rendite bedeutet verbindliche gesellschaftliche Ziele eine Dynamik des gemeinsamen Handelns festzulegen, die eine Hebelwirkung zur Verhaltensregulierung in der Bankenszene entfalten.
12. Wer zu spät kommt und den gesellschaftlichen Stellenwert von sozialen Medien (Social Media) nicht verstanden hat, den bestraft die Geldbörse.
13. Die Zeit der Alleinherrschaft in gläsernen Bürotürmen der Finanzmetropolen ist vorbei.
14. Der Kunde übernimmt beim Social Banking 2.0 die Regie, er berät sich selbst und hilft anderen auf gleicher Augenhöhe, bessere Entscheidungen zu treffen.
15. Soziale, ökologische und finanzielle Rendite stehen also nicht mehr im direkten Widerspruch, sondern agieren im Gleichklang.
16. Wir werden die Welt retten, müssen es aber nicht (gleich sofort tun).
17. Jeder Mausklick, mit dem eine Internetbank oder ein Betreiber Geld verdient, sollte für die Nutzer transparent sein, wohin das Geld fließt. Die Community wiederum sollte Austauschbedingungen definieren, um einer „Umsonst-und-Kostenlos-Mentalität“ in finanziellen Netzwerken vorzubeugen.
18. Die Bank sind wir.
19. Auch die privaten Daten gehören der Financial Community.
20. Übrigens: Rendite, Zinsen und Geld sind nicht von vorne herein schlecht und reines Teufelszeug, solange sie mehr als einem Profiteur, der an den Schalthebeln der Macht sitzt, zugute kommen.
21. Kreative, real existierende Menschen und Unternehmer sind das Rückgrat der Wirtschaft und Gesellschaft.
22. Geld sollten wir nur dann abschaffen, wenn uns ein besseres Tausch- und Zahlungsmittel einfällt.
23. ………….Hier könnte Ihr Beitrag stehen!
24. Die Grundlage des wirtschaftlichen Handelns und damit auch des Bankings bilden die menschlichen Fähigkeiten Empathie, Ehrfurcht und Demut. (Boris Janek)
25. Ein Gespenst geht um in der Bankenwelt – das Gespenst des informierten Kunden, der alle Folgen seiner Geldanlage über die blanke Verzinsung hinaus kennen will, damit er eine für ihn und die Mitwelt nachhaltige Entscheidung treffen kann. (Hans-Florian Hoyer)
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Hier finden Sie zum Hintergrund dieses Aufrufes weitere Informationen:
Zur Begriffserläuterung von „Common Banking“ – statt Social Banking – siehe folgenden Beitrag:
© Textbüro Lochmaier – und der Rest der Welt, bitte mit Verweis auf die Ursprungsquelle.
[…] eine ganz interessante Leserpost zu meiner am Wochenende gestarteten Diskussion rund um das „freundliche Bankenmanifest“ erhalten. Wären dies hier nicht ein wunderbares operationelles Zielgebiet von Corporate Social […]
Corporate Social Media: Wohin geht die Reise zum Mittelpunkt der Erde? « Social Banking 2.0 – Der Kunde übernimmt die Regie
November 16, 2009 at 10:57 am
[…] https://lochmaier.wordpress.com/diskussion-banken-manifest/ […]
Social Media: Warum Direktbanken das soziale Internet verschlafen « Social Banking 2.0 – Der Kunde übernimmt die Regie
November 18, 2009 at 8:27 am
[…] für alle Leser eine passende Steilvorlage, sich an dem von Social Banking 2.0 iniziierten „freundlichen Banken-Manifest“ zu beteiligen -, in welcher Form auch immer, in Wortbeiträgen, Kunstprojekten, also in […]
Diskussion: Was ist oder was könnte Social Banking sein? « Social Banking 2.0 – Der Kunde übernimmt die Regie
November 19, 2009 at 9:55 am
[…] dieses Weblogs eine passende Steilvorlage sein, sich an dem von Social Banking 2.0 iniziierten „freundlichen Banken-Manifest“ zu beteiligen -, in welcher Form auch immer, in Wortbeiträgen, […]
Kommentar: Banker zum Anfassen – So sieht die Direktbank 2.0 aus? « Social Banking 2.0 – Der Kunde übernimmt die Regie
November 21, 2009 at 8:49 am
[…] Quelle: https://lochmaier.wordpress.com/diskussion-banken-manifest/ […]
Robina Wood: Ausgebremste Frauenpower in der Finanzindustrie? « Social Banking 2.0 – Der Kunde übernimmt die Regie
November 23, 2009 at 4:57 pm
[…] https://lochmaier.wordpress.com/diskussion-banken-manifest/ […]
„Friendly Fire“: Öko- und Genossenschaftsbanken beäugen (zu) autonome Anleger misstrauisch « Social Banking 2.0 – Der Kunde übernimmt die Regie
November 27, 2009 at 11:53 am
[…] ist auch dieser Leserkommentar zum von mir im Banken-Manifest angeregten Begriff eines neu definierten Social Bankings = “Common […]
Wall Street und Community Banks: Teil des Problems, Teil der Lösung « Social Banking 2.0 – Der Kunde übernimmt die Regie
Dezember 3, 2009 at 7:08 am
[…] Quelle: FTD Social Banking 2.0: In diesem Sinne, auf ein Neues. Hier geht es zur Alternative, zum „freundlichen Bankenmanifest“ einer vorläufig noch […]
Quo Vadis? Der junge hippe Bankkunde und Social Media « Social Banking 2.0 – Der Kunde übernimmt die Regie
Dezember 15, 2009 at 8:14 am
[…] https://lochmaier.wordpress.com/diskussion-banken-manifest/ […]
Was war, wird nicht mehr sein: Der kleine Jahresrückblick 2009 « Social Banking 2.0 – Der Kunde übernimmt die Regie
Dezember 23, 2009 at 8:51 am
[…] https://lochmaier.wordpress.com/diskussion-banken-manifest/ […]
Die Um-95-Frage: Wie vermehrt sich Geld, wie verdampft es? « Social Banking 2.0 – Der Kunde übernimmt die Regie
Januar 4, 2010 at 8:27 am