Social Banking 2.0 – Der Kunde übernimmt die Regie

Archive for Mai 2012

Quo vadis Smava? Interview mit Gründer Alexander Artopé

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Nach dem Beitrag vom vergangenen Montag Smava kippt Geschäftsmodell, in dem die neuen Entwicklungen im Social Lending hier thematisiert worden sind, folgt nun ein abschließendes Interview mit dem Gründer von Smava,  Alexander Artopé. Er bewertet darin Status Quo sowie Zukunftschancen der Peer-to-Peer-basierten Kreditvergabe im Mix mit konventionellen Bankkrediten – auf diplomatische Art und Weise – und er sieht in der zweigleisigen Koexistenz kein problematisches Unterfangen.

Social Banking 2.0: Herr Artopé, Smava hat erst jüngst durch die engere Kooperation mit der Fidor Bank auf sich aufmerksam gemacht, warum braucht es jetzt die Öffnung der Plattform in Richtung anderer Banken?

Alexander Artopé:  Um insgesamt ein breiteres Kreditangebot für unsere Kreditkunden anbieten zu können. Ein großer Teil der Kreditnachfrage befindet sich in den hinteren Laufzeitbändern (ab 60 Monate bis 84 Monate). Naturgemäß ist das ein Zeitraum, den private Anleger nicht gerne oder nur zu vergleichsweise hohen Risikoprämien finanzieren. Deshalb macht eine Erweiterung für unsere Kunden Sinn, da wir so ein breiteres Produktangebot bieten können. Ziel ist, dass jeder der einen Kredit sucht, ihn bei smava findet.

Social Banking 2.0: In den USA und Großbritannien weisen Lending Club und Zopa weiterhin starke Wachstumszahlen auf, ohne dass sie ihr Peer to Peer Lending Modell direkt für Drittanbieter von Krediten öffnen. Welches waren denn für Smava die ausschlaggebenden Gründe, diesen Schritt jetzt zu gehen?

In den USA wurde vergleichbar bereits 2011 eine Erweiterung des Kreditangebotes vorgenommen, nur mit einer anderen Spielart: dort sind institutionelle Anleger (Hedge Fonds, Private Equity Firmen, vermögende Investoren etc.) als Finanzierer von Krediten aktiv. Mittlerweile macht der Anteil institutioneller Investoren bei den beiden führenden Anbietern Prosper und Lendingclub zwischen 35 bis 40% des gesamten Kreditangebotes aus. Ziel aller Anbieter ist es ja, einen Online-Kreditmarktplatz mit ausreichend Liquidität sowohl beim Kreditangebot als auch bei der Kreditnachfrage zu bieten. Je nach Marktsituation entwickeln sich deshalb unterschiedliche Strategien.

Social Banking 2.0: Die immer wieder formulierte Kritik von außen gegenüber Smava lässt sich letztlich auf den Punkt bringen, dass Social Lending letztlich weder günstigere Zinsen für den Kreditnehmer bereit stelle, noch eine lukrativere Anlageform für die Investoren mit sich bringe. Was antworten Sie auf diese zugespitzte Analyse?

Dass ein Invest auf smava eine attraktive Geldanlage darstellt, wird ja seit 5 Jahren Jahr für Jahr faktisch belegt. Ebenso bieten wir Kreditnehmern, insbesondere Selbständigen, auch seit langem attraktive Zinsen. Mit der Erweiterung des Kreditangebotes stellt sich Smava breiter auf und ermöglicht beste Konditionen für alle Kreditnehmer.

Social Banking 2.0: Wie wird die „Social Lending Community“ denn auf diesen Schritt reagieren, besteht nicht die Gefahr, dass das Modell verwässert wird, sprich, dass die Plattform nur noch als reiner Online-Kreditvermittler wahr genommen wird, wodurch das klare Alleinstellungsmerkmal verloren geht?

Da es ja immer noch ein Kernbestandteil unseres Angebotes ist, gehen wir nicht davon aus. Smava ist und war ja schon immer ein Online-Kreditmarktplatz, jetzt eben mit erweitertem Angebot.

Social Banking 2.0: Welche weiteren unternehmerischen Ziele setzt sich Smava denn in diesem Jahr? Wie werden die Drittanbieter auf das Angebot integrieren, welche Wachstumszahlen sind realistisch?

Prognosen geben wir grundsätzlich nicht, hier bitte ich um Verständnis.

Social Banking 2.0: Und noch ein Ausblick, liegt die Zukunft von Community-zentrierten Geschäftsmodellen im Web 2.0 nur darin, sich irgendwann in die Wertschöpfungskette von konventionellen Banken zu integrieren, oder gibt es hier weiterhin ein gewisses Potential, mit einem eigenständigen Ansatz in der Bankenwelt zu bestehen?

Wir denken, dass es für beides ausreichend Potenzial gibt. Deshalb spricht aus unserer Sicht auch nichts dagegen, beide Ansätze auf einem Online-Kreditmarktplatz anzubieten und zu integrieren. Aus unserer Erfahrung ist es für Kreditkunden entscheidend, dass sie ein gutes Angebot bekommen – unabhängig, ob das ein Bankkredit oder ein p2p Kredit ist.

Interview: Lothar Lochmaier

Written by lochmaier

Mai 22, 2012 at 10:28 am

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Social Lending: Smava kippt Geschäftsmodell … Banken vor die Füße

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Bevor wir zu den eigentlichen Fakten kommen, einige Auszüge aus meinem 2010 erschienenen Buch „Die Bank sind wir“: Immer mehr Menschen überwinden ihre Berührungsängste, sich gegenseitig Geld zu verleihen, ohne dass sie eine Bank oder ein Kreditinstitut direkt einschalten müssen. Das nennt man Social Lending.

Die Konditionen für den Darlehensnehmer, der das Kapital über eine soziale Kreditauktion aufnimmt, sind zwar oftmals nur geringfügig besser als bei einem marktgängigen Online-Kreditvermittler. Aber der Reiz ist vorhanden, etwas Neues auszuprobieren, und die Attraktivität von sozialen Kreditbörsen greift auch auf andere Formen der Vermögensanlage über.

So tauschen sich neugierige Anleger über finanzielle Interessenpools darüber aus, wie sie ihr erspartes Geldvermögen optimal einsetzen und vermehren. Die dafür benötigten spezialisierten Plattformen im Internet leben davon, diesen Prozess gegen entsprechende Gebühren zu moderieren.

Die Ansprüche der Menschen an die neuen sozialen Kreditbörsen und virtuellen Finanzgemeinschaften im Internet sind deshalb hoch. An sie richtet sich nichts weniger als die Erwartungshaltung, einen über kurzfristige Sicht hinaus gültigen gesellschaftlichen Gegenentwurf zur undurchschaubaren Bankenhierarchie abzuliefern.

… Soweit die kleine Rückschau zum Buch. Wie schwierig es ist, derart hoch gesteckte Ansprüche als alternatives Geschäftsmodell einzulösen, diese Erfahrung hat die deutsche Social Lending Plattform Smava gemacht. Denn das Modell war trotz einer gewissen Wachstumsdynamik noch nicht profitabel genug, um auf eigenen Beinen zu stehen.

Mit der Fidor Bank wurde zwar jüngst erst die Kooperation intensiviert, dennoch hing die Plattform auf unabsehbare Zeit weiter am guten Willen der Finanzinvestoren, die natürlich irgendwann auch Rendite auf ihr eingezahltes Kapital sehen wollen. Insofern unterscheiden sich die Neuen durchaus nachvollziehbar kaum von der konventionellen Finanzindustrie.  

Zwar sieht sich die Fidor Bank in ihrem jüngsten Xing-Eintrag darin bestätigt, dass der Börsengang von Facebook auch die erste Web 2.0-Bank Deutschlands beflügle, wie dies jedoch konkret von statten gehen sollen, darin sind sich nicht nur die Experten noch uneins. Denn die schwarze Null ist in diesem Jahr noch nicht gesichert bei den Münchnern, ebenso wenig wie bei Smava.

Alles braucht eben mehr Zeit als ursprünglich gedacht. Kurzum, die Geschäftsmodelle skalieren noch nicht wie gewünscht. Die Fidor Bank treibt deshalb verschiedene Projekte voran, neben der Internationalisierung, Standardisierung auch das Thema Vernetzung, etwas durch angedockte Crowdinvesting-Funktionalitäten. So dürfte noch in diesem Sommer, Branchenkreisen, pardon, zirkeln, zufolge mit der Plattform United Equity ein gemeinsames Projekt im Bereich „P2P-Equity“ gestartet werden.   Schaun‘ mer mal. 

Zurück zum Social Lending: Es verwundert kaum, dass Smava jetzt die Plattform angesichts der bisherigen Umsatzvolumina (ca. 65 bis 70 Millionen Euro in fünf Jahren bei einer durchschnittlichen Rendite von knapp fünf Prozent für die Anleger) den Banken vor die Füße kippt.

Das ist zugegebenermaßen eine etwas drastische Formulierung, sie trifft aber den Kern. Denn Smava wird nun neben seinem weiter aktiven Social Lending Standbein zum ganz normalen Drittanbieter für die Kreditprodukte von gängigen Banken und anderen Finanzdienstleistern. Bedeutet dies, dass die neuen Spieler doch nur in abhängiger Symbiose von den Alten ihr gedeihliches Auskommen finden werden?

Schaun‘ mer mal. Alle relevanten Infos zu diesem Schritt finden interessierte Leser auf dem Blog P2P-Kredite von Claus Lehmann, der nüchtern bilanziert, dass Smava sich vom reinrassigen Spezialisten von Social Lending in Richtung Kreditmarktplatz wandelt. Eine interessante Bewertung zum Hintergrund nimmt das Bankingportal24 vor. Es wirft die Frage auf: Wird Social Lending zur reinen Kreditvermittlung? 

Einige Auszüge, zunächst das Bankingportal24:

Der deutsche Social Lending Marktführer Smava vermittelt Kredite neuerdings nicht mehr nur zwischen Privatpersonen. Auch Banken können auf Kreditgesuche bieten – Smava betreibt damit ein klassisches Vermittlungsgeschäft. Anlegern könnten so zusätzliche Laufzeiten und günstigere Konditionen geboten werden, heißt es. Kritiker sehen in der Kehrtwende Verrat an der Idee des Peer2Peer-Konzepts.

Eine mögliche(!) Ursache für die enttäuschende Entwicklung könnte sein, dass Angebot und Nachfrage auf Kreditmarktplätzen nicht so gut zueinander passen wie erhofft. Wer Geld bei Smava anlegt um eine hohe Rendite zu erhalten, verlangt womöglich einen zu hohen Zinssatz. Das könnte daran liegen, dass Nutzer eines innovativen Konzepts über einen hohen Informationsstand verfügen – und den Zinssatz auf der Plattform nicht mit einem durchschnittlichen, sondern mit dem besten erhältlichen Zinssatz für Festgeldanlagen vergleichen. Da bei Smava größere Risiken bestehen als bei einer Bank, wird auf diesen höchsten Zinssatz noch ein Aufschlag verlangt. Zusammen mit der Vermittlungsgebühr für Smava wird dann selbst bei Kreditanfragen mit bester Bonität kein günstiger Zinssatz mehr erreicht.

Dass die Integration von Banken in das Marktplatz-Konzept zu einem Preiskampf zwischen den Kreditinstituten und Privatanlegern führt, ist unwahrscheinlich. Wahrscheinlicher ist, dass Banken regelmäßig die günstigeren Konditionen anbieten und den Zuschlag erhalten. Denn auch in einem anderen Punkt konnte Smava bislang nicht restlos überzeugen: Der Zugang zu Krediten war über die Plattform nicht unbedingt einfacher als bei einer Bank. Einkommen und SCHUFA wurden ebenso streng geprüft.

Möglicherweise leitet die Entscheidung von Smava das Ende des Social Lendings in seiner bisherigen Form ein.

Quelle: bankingportal24

Mit einem lachenden und einem weinenden Auge bewertet Claus Lehmann von P2P-Kredite den Schritt von Smava in Richtung „Full Service Kreditanbieter 2.0“:

In der Situation, in der Smava sich befindet, ist diese Neuausrichtung ein folgerichtiger Schritt, der sich positiv auf die Wirtschaftlichkeit von Smava auswirken wird. Allerdings leitet Smava damit die endgültige Abkehr vom ursprünglichen Geschäftsmodell der P2P Kredite ein (Smava’s Slogan am Start war Kredite von Mensch zu Mensch ein). Statt einem Startup, dass den Finanzmarkt verändern wollte, agiert nun ein Unternehmen, dass sich nur noch in der Außendarstellung von anderen Kreditbrokern/Kreditvergleichseiten unterscheidet und dessen Geschäftsmodell der Online-Vertrieb von Finanzprodukten der Banken ist.

Quelle: P2P-Kredite.

Eine weitere Bewertung dieses Vorgangs nimmt der Kredit-Engel vor. Er stellt fest:

Das neue smava-Modell und insbesondere die Hinweise auf zukünftig mehr Bonitätsklassen und bessere Angebote zwingen zum Umdenken. Bisher sind die Online-Kreditmarktplätze als Chance für alle von den Kreditinstituten verschmähten Personen mit nicht ganz einwandfreier Bonität gefeiert worden, wobei smava eine relativ stringente, an der Schufa-Bonitätsklasse orientierte Vorauswahl getroffen hatte. Da ist ein wenig Verwunderung erlaubt, wenn festgestellt wird, dass sich durch die Einbindung der so oft kritisierten Banken zukünftig auch für diejenigen Kreditmöglichkeiten auftun, die bisher bei smava keine Chance hatten.

Auch die Aussage, dass die Konditionen sich künftig verbessern könnten, will nicht so ganz zu der Dauerkritik an den Banken passen, wonach sie für ihre Ratenkredite zu hohe Zinsen verlangen. Dass der letztgenannte Vorwurf bei vielen Anbietern jeder Berechtigung entbehrt, zeigt ein Blick in unseren Kreditvergleich. Wir müssen aber zugestehen, dass die bei smava geltenden Minimalzinssätze von 2,85 Prozent effektiv (12 bis 36 Monate), 3,95 Prozent effektiv (48 und 60 Monate) und 4,45 Prozent effektiv (72 und 84 Monate) ausgesprochen interessant sind.

Quelle: kredit-engel.de

Interessant in diesem Zusammenhang ist übrigens der Umstand, dass der schärfste Wettbewerber von Smava in Deutschland, Auxmoney, jetzt vor allem mit „Autokrediten“, die keineswegs günstiger sind als jene von konventionellen Anbietern, relativ hohe Wachstumsraten im Millionenbereich fortschreibt, berichtet finanz-blog.at. Kritische Untertöne dazu gibt es via golem.de . Kurzum, auch hier bewegen sich die Peer-to-Peer-Kredite in Richtung Mainstream, sprich man setzt überwiegend auf Masse.

Fazit: Es stellt sich die Frage, ob die Anbieter von Social Lending, Crowdfunding, -investing und Personal Finance Management künftig als zusätzliche Option (White Label, angedockte Tools, Lizenzen etc.) in der klassischen Finanzindustrie aufgehen, oder ob sie weiterhin eine Berechtigung als eigenständige Alternative haben werden. Den Trend kann man vorerst nur salomonisch bewerten: Schaun‘ mer mal, erst recht nach dem gehypten Börsengang von Facebook, wo noch nicht klar ist, welche Auswirkungen dieser jenseits von Euphorie für die Finanzindustrie haben wird.  

Zu den aktuellen Geschehnissen und Trends im Social Lending folgt am kommenden Dienstag ein Interview mit dem Gründer von Smava, Alexander Artopé.

Written by lochmaier

Mai 20, 2012 at 11:28 am

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BERlin: Wie Großflughäfen ohne Bürgerbeteiligung scheitern

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Berlin ist immer eine Reise wert. Heute tagt der Aufsichtsrat. Allerdings wird es nach dem verschobenen Eröffnungstermin des neuen Großflughafens „BER“ noch bis zum Herbst oder gar nächsten Frühjahr dauern, ehe Reisende ihn von Schönefeld aus erreichen. Das katastrophale Projektmanagement verdeutlicht, wie sehr die Akteure hinter den Kulissen kungeln, und wie wenig neutral Außenstehende eingebunden worden sind, um das Vorhaben zum versprochenen Zeitpunkt fertig zu stellen. Neue Wege im Umgang mit Geldressourcen unter Einbindung von Bürgerbeteiligung sind gefragt.

Als ich zum ersten Mal vor einigen Wochen davon erfuhr, dass der Starttermin am 3. Juni wohl gerissen werden dürfte, habe ich mich darüber gewundert, wie lange die Medien gebraucht haben, darüber zu berichten. Jetzt schwappt das kuschlige Wohlgefühl der bevorstehenden Eröffnung ins Gegenteil. Es überschlagen sich die Meldungen in den Gazetten, von großen Schadenersatzforderungen ist die Rede, nur die Hälfte des Projekts sei überhaupt termingerecht und startklar gewesen. 

Die Öffentlichkeit ließ sich stattdessen in immer neuen Pressekonferenzen von den Versprechen der Projektbetreiber blenden, die sagten, alles sei noch im grünen Bereich.

Berlin rockt, ist cool, hipp, unkonventionell, frech und frei – aber auch schlampig. Ich liebe das unkonventionelle Element in der Stadt, gerade jenseits vom Prenzlauer Berg und den Touristenmeilen. Aber das bedeutet im Gegenzug keinen Persilschein, um in einer immer noch vom Öffentlichen Dienst geprägten Investitionskultur verantwortungslos mit dem Geld Anderer umzugehen.  

Allen voran der Oberbürgermeister. Er fliegt am Tag seiner Pressekonferenz, in dem er und Brandenburgs Ministerpräsident  Platzeck die schlechte Nachricht verkünden, einfach zum verlängerten Wochenende nach Paris, um sich lieber dort zu vergnügen, als die Projektverantwortlichen her zu zitieren und in medias res zu gehen. Er hätte da bleiben sollen, um noch in der Nacht die Flughafenmanager zusammenzutrommeln.

Der Funfaktor ist begrenzt. Berlin ist zwar arm aber sexy, nein Berlin, mit sexy hat diese unkonventionelle Aktion rein gar nichts zu tun. Das ist nicht der Charme, den die Stadt als neue europäische Metropole braucht. Was die mangelnde Transparenz und Bürgerbeteiligung jenseits von hippen Flugschauen angeht, so kann das Projekt mit Stuttgart 21 locker mithalten.

Wie plant man ein zukunftsweisendes Projekt? Bestimmt nicht so, indem man bis heute auf dem offiziellen Blog Berlin Airport des neuen Flughafens keine einzige Zeile über den gescheiterten Eröffnungstermin verlauten lässt. Funkstille, das große Schweigen im Wald, die Berliner sind doch sonst nicht so wenig gesprächig.

Der letzte Eintrag stammt übrigens vom 4. Mai. Danach hat man beschlossen, sich lieber vor der Öffentlichkeit zu verstecken. Abtauchen, nicht informieren, nicht orientieren, nicht kommunizieren. Da ist sie wieder die Black Box Staat, weshalb wir gelegentlich das Gefühl haben, unser Steuergeld wandere in einen tiefen schwarzen Schlund, aus dem es nie wieder empor steigt.

Was ist mit den Leuten, die bereits eine Wohnung angemietet haben, weil sie bald einen Job in BER antreten?

Was ist mit den Firmen, die sich logistisch auf den 03. Juni eingelassen haben, sollen die jetzt einfach mal den Stecker ziehen und auf unbekanntes Flugziel umpolen?

Klaus Wowereit sagt in solchen Fällen: Berlin ist nicht Hawai, hier ist es eben kälter, weshalb man als Berliner Bürger schon mal auf dem Glatteis ausrutschen kann. Das ist sicherlich unfreiwillig komisch, aber nicht wirklich zukunftsweisend, schaut man sich das gesamte Bild in Europa an.

Auch das Warten auf die nächste S-Bahn kann hier bekanntlich viel Zeit dauern.

Also warten wir weiter, bis solche Großprojekte künftig anders geplant werden. Hoffentlich. Vielleicht, vielleicht auch nicht.

Written by lochmaier

Mai 16, 2012 at 6:44 am

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Im Kopf des Bankers: JP Morgan symbolisiert das Innenleben

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Wenn die erfolgreiche US-Großbank JP Morgan durch den Händler Lord Voldemort mit riskanten Kreditausfallversicherungen gerade mal zwei bis drei Milliarden Dollar verbrennt, dann stellt sich die Frage, was geht im Kopf des Bankers vor? Oder anders ausgedrückt: Banking ohne Banken – (wie) geht das? Diese Frage werde ich am kommenden Dienstag in Wien auf dem Retail Banking Forum 2012 gemeinsam mit Anderen diskutieren.

Wer Harry Potter gelesen hat, der versteht die oben aufgeführte Symbolik zu Lord Voldemort: In diesem Fall gemeint ist der Trader Bruno Iksi, der auf dem Markt für Kreditderivate so große Summen wie Zitronen auf dem Markt jonglierte, dass er jetzt als kreative Steilvorlage für den Bösewicht aus Harry-Potter herhalten muss. Wer den Schaden hat, ….

Banking ohne Banken, das schien bis vor Jahren noch unrealistisch zu sein. Wenn der Mainstream so weiter macht, trotz hoch gezüchteter Risikomanagement-Abteilungen, weltweit operierenden Compliance-Teams – die allesamt mit einem Federstrich überflüssig werden, dann machen sich nicht wenige auf die Suche nach Alternativen.

Bevor wir darüber allzu trefflich spekulieren, ob und was sich hinter den neuen Trojanischen Pferden aus der IT-Industrie verbirgt,  jedoch die Empfehlung zu einer relativ unspektakulären – und vielleicht gerade deshalb jenseits vom Bankenbashing und Selbstrechtfertigungen empfehlenswerten –  Fernsehreportage mit dem Titel: Im Kopf des Bankers.   Sie hat das Schweizer Fernsehen vor einigen Wochen ausgestrahlt.

Darin geht es um das, was sich hinter der Bankenkulisse in der Psychologie dieses Berufsstandes abspielt. Zwar kein vollständig schlüsselfertiger Erklärungsansatz, jedoch sehenswert, weil der Beitrag – hier auf Social Banking 2.o in fünf Teilen zu sehen, doch ein kleines Psychogramm zu den aktuellen Geschehnissen rund um JP Morgan vermittelt. Auch die Alternativen sprießen nicht wie reife Zitronen auf dem Baum. Fakt ist aber auch: Die Anti-Wallstreet-Bewegung wird sich weiter vergrößern.

Written by lochmaier

Mai 12, 2012 at 8:13 am

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Cofunding: Wer das Geld hat, besitzt die Gestaltungsmacht

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Am letzten Freitag ging nicht nur die re:publica zu Ende, sondern auch die spannende Subkonferenz co:funding . Die Bilanz fällt gemischt aus: In Deutschland ist erst einmal das „Kästchendenken“ groß geschrieben, in jeder Hinsicht. Es mangelt vor allem an einer klaren Vorstellung, welches jeweilige Modell dazu dient, Gewinn zu erzielen, und welches dazu, vor allem Spenden für Projekte einzusammeln, zumal einige hybride Plattformen auch zwischen Rendite und Gemeinnützigkeit schwanken.

Ich war gestern mit Führungskräften der französischen Bank Credit Agricole in Berlin unterwegs, es gibt viele Ideenansätze  in Banken,wie man künftig mit dem Kunden über seine Produkte kommunizieren kann, statt sie ihm nur zum billigen Abnicken vorzusetzen. Aber die Führungskulturen der Jungen und Arrivierten werden wohl nicht nur in Europa noch richtig aufeinander prallen, wohl dem, der hier frühzeitig auf einen umsichtigen Generationenmix in der Managementkultur zusteuert.

Nach einer längeren Diskussion, wie sich die (Social) Bank der Zukunft in Richtung Social Media aufstellen sollte, gingen wir anschließend essen im Zagreus, inmitten einer Kunstausstellung mit Fotos von diversen Zeppelinen, quasi mit der Speisekarte der letzten Hindenburg, die dann 1938 explodiert ist. Übrigens: Das Projekt wurde  – ebenso wie die Freiheitsstatue in New York – „crowdgefunded“.

Damit sind wir schon beim eigentlichen Thema, auf das mittlerweile sogar Thomas Gottschalk in seiner täglichen Vorabendshow setzt, statt nur Stars einzuladen, denen selbst das eigene Essen längst zum Halse raushängt. Alle Macht gehört dem Volk, was hier kein Ausruf zur blinden sozialistischen Subversion sein soll, sondern die Chance, die Geldvergabe von unten nach oben zu denken. Siehe dazu mein Brief an Thomas Gottschalk vom 03. Februar 2012: Wie die Generation “nicht abwärts kompatibel” tickt.

Da war bei Thomas Gottschalk zum Beispiel eine 11-jährige Schülerin eingeladen, die um finanzielle Unterstützung warb, damit Schülerinnen die hohe Kunst der Selbstverteidung erlernen, um sich gegen männliche Überfälle besser zur Wehr zu setzen. Damit steht fest: Crowdfunding ist ein massentaugliches Phänomen geworden, mit allen Licht- und Schattenseiten.    

In diesem Jahr zählte die co:funding 7oo Teilnehmer, was das Doppelte im Vergleich zum Vorjahr entspricht und auch das Medieninteresse an der Konferenz sowie an den Themen Crowdfunding und Crowdinvesting wächst zunehmend.

Ich sehe die Entwicklung der einzelnen Segmente beim Crowdfunding bzw. Crowdinvesting  jedenfalls sehr differenziert, weder ist alles Neue automatisch Gut, aber auch nicht alles langjährig Vorhandene. Wie polarisiert die Diskussion sich zeigt, wurde auch auf dem Podium der re:publica deutlich, auf der neben mir etwa auch der Finanzblogger Boris Janek saß, der seine Eindrucke via Finance 2.0 hier zusammen gefasst hat: Was mich nervt.  Vor allem die Kommentare unterhalb des Beitrags kann ich jedem Leser nur empfehlen. 

Vor allem bedarf es – statt einer TV-tauglichen Polarisierung – einer konstruktiven Auseinandersetzung mit neuen Phänomenen, jenseits vorgefertigter Schablonen. Umso mehr  braucht es dazu die Aufklärung in der Öffentlichkeit, um beim Crowdfunding jenseits des Hypes um Topbands und Spitzenfilmprojekte eine klare Vorstellungswelt zu erzeugen.  

Ich denke, dass es hier viele Lektionen zu lernen gibt, die neue Netzkultur genauso wie die „Genossenschaftsbanken“, Sparkassen und andere Finanzdienstleister. Banken scheuen Crowdfunding jenseits von Marketing und Social Sponsoring, und das Crowdinvesting erst recht wie der Teufel das Weihwasser.

Natürlich gibt es auch einleuchtende haftungsrechtliche Motive, die jedoch kein hinreichender Grund sind, das Thema Crowdinvesting ganz von der Agenda zu kippen. Wer von der anderen Seite in das offene Spielfeld blicken will, kann sich via Euromoney einen ausführlichen Eindruck verschaffen, warum Crowdfunding bzw. genauer -investing das traditionelle Kreditgeschäft von Banken bedroht.

Andererseits schadet der Hype um die medialen Superstars wie Stromberg dem bodenständigen Teil der Bewegung eher. Das gilt analog durchaus auch für das Crowdinvesting.  Was die neuen auf dem Hype mitsurfenden „Trittbrettfahrer“ angeht, die natürlich auch legitim sind, aber auch die mediale Überhitzung aufzeigen, so empfehle ich jedem Leser meinen Basisbeitrag zur neuen „C-Klasse“ der Crowdinvestoren, dort habe ich eine Reihe kritischer Anmerkungen gelistet, worauf der Anleger achten sollte.

Übrigens: So oder so, eine Regel gilt bei jeder Unternehmensbeteiligung, man rennt nicht dem großen Haufen und Hype hinterher, sondern muss antizyklisch und ganz bodenständig investieren, um erfolgreich zu sein. Das heißt, kühlen Kopf bewahren, die Rosinen liegen meist nicht dort, wo am lautesten geschrien wird.

Sprich, das Prinzip der kollektiv blinden Schwarmintelligenz greift keineswegs automatisch. Wer mein Buch „Die Bank sind wir“ gelesen hat, ist auch in dieser Hinsicht gewappnet und lässt sich nicht nur von seinen hippen Emotionen leiten.

Empfehlen möchte ich den Lesern außerdem noch zwei Hinweise, die zu mehr Aufklärung und Transparenz über dieses soziale Phänomen beitragen. Erstens haben die Organisatoren der co:funding ein brandaktuelles Handbuch herausgegeben, das auf rund 80 Seiten den Status Quo der unterschiedlichen Geschäftsmodelle zeigt. Alles weitere dazu hier.

Und zweitens trägt sicherlich auch ein Dokumentarfilm dazu bei, Licht in den Nebel der öffentlichen Wahrnehmung zu bringen.  Das Projekt  trägt den Namen „CAPITAL C – how the crowd liberates itself“, mehr findet sich auf Kickstarter.

 capital c

Zum Thema Crowdfunding und -investing sollen ausgewählte Macher einiger beispielhafter Crowdfunding-Kampagnen zu Wort kommen, ebenso wie ausgewiesene Experten aus Wissenschaft und Wirtschaft. Dabei soll es auch Hintergrundinfos zur aktuelle Debatte von Crowdinvestment in den USA geben (Stichwort JOBS Act). Auch die Auswahl der Interview-Partner zeigt, das Thema hat die Mitte der Gesellschaft erreicht, trotzdem oder gerade deshalb gibt es noch reichlich Orientierungsbedarf.

Einige Signalleuchten versuchen folgende Protagonisten zu geben:  Jimmy Wales (Wikipedia),  Brian Fargo (Wasteland 2), Scott Thomas (Design Director von Barack Obama), Tim Renner (Ex-CEO Universal Music), Prof. David Alan Grier (President Elect IEEE Computer Society), Prof. Eric von Hippel (MIT), sowie eine Vielzahl weiterer Experten und Projektstarter aus Nordamerika und Europa. Nun ja, da ziehen natürlich einige klangvolle Namen den Trend medial mit nach oben. Klappern gehört auch beim Crowdfunding zum Geschäft. Wie dem auch sei – hier noch ein Lesetipp zu dieser Aktion via The Next Web.

Und hier für die Leser von Social Banking 2.0 abschließend einige Antworten, die ich für den Veranstalter in einem Twitter-Interview gegeben habe, das parallel zum Konferenzgeschehen auf der co:funding lief:

Labkultur: Herr Lochmaier, Sie sind Journalist, beschäftigen sich mit Wirtschaftsthemen. Könnten Sie als Journalist sich vorstellen vom Crowdfunding zu leben oder vielleicht ihr nächstes Buch damit zu finanzieren?

Lothar Lochmaier: Crowdfunding sehe ich als sinnvolle Ergänzung, nicht als vollständigen Ersatz für unternehmerisches Handeln, um als Journalist damit Geld zu verdienen. Mein nächstes Buch würde ich wahrscheinlich wieder in Eigenregie schreiben und finanzieren. Aber bei einem kollaborativen Projekt mit anderen Autoren kann es sehr sinnvoll sein.

In „Bank 2.0“ führen Sie 10 Killerapps auf, die die Banken in Zukunft benötigen werden – welche drei sind davon besonders wichtig?

Erstens: Social Media stellt das bisherige Machtgefüge in Frage, gibt dem Kunden mehr Möglichkeiten, schlechte Produkte und Berater zu demaskieren. Zweitens: Es braucht neue Alternativen, das professionelle Crowdfunding ist definitiv eine herausragende Option unter den 10 kreativen killerapps. Und generell stellt die dritte „informelle Finanzapp“ von Seiten des mündigen Kleingedruckten jedes neues Geschäftsmodell dar, das in der Lage ist, das überkommene Provisonsmodell durch neue Alternativen zu beleben oder gar zu ersetzen.

Von Ihnen stammt der Satz, dass das mündige Kleingedruckte die AGBs der Bank verändert. Werden Banken in Zukunft mehr auf den Dialog im Netz achten müssen statt starre Regeln vorzugeben an die man sich zu halten hat?

Sofern die Banken den offenen Dialog mit dem Kunden nicht nur vordergründig in Gang setzen, sondern ernsthaft pflegen. Insofern gilt die starre Regel in umgekehrter Reihenfolge: Schweigen ist nur mehr Silber, über die Vor- und Nachteile bei der Geldanlage stattdessen offen reden, wäre dann Gold wert.

Wenn eine Bank einen Twitter- und Facebook-Account hat, genügt das schon um sie als Social Bank zu deklarieren?

Definitiv nein, das wäre nur eine billige Marketingkulisse, die früher oder später als Trojanisches Pferd enttarnt wird. Lippenbekenntnisse reichen nicht aus. Aufgeklärte Kunden wünschen sich einen ernsthaften Dialog, zu dem die Bankenbranche bislang nur bedingt bereit erscheint. Das begünstigt aber auch neue Alternativen.

Nur wenige Banken nutzen die Möglichkeiten und Chancen Sozialer Netzwerke, woran liegt das?

Die meisten Banken fürchten Social Media wie der Teufel das Weihwasser, das diesen freilich von seinem bisherigen Sündenfall heilen kann. Dazu muss die Branche wie Adam aber in den sauren Apfel reinbeißen. Anders ausgedrückt: Wer die Produkte nicht ändern will, der lässt auch die Chancen sozialer Netzwerke achtlos am Wegesrand liegen.

Datensicherheit spielt eine große Rolle in Ihrem Buch „Schattenbanken“ – welche Gefahren sehen Sie für die Social Banks der Zukunft? 

Mir kommt es nicht so sehr auf Datensicherheit an. Sie nimmt vielmehr eine Art Symbolcharakter ein. Was ich in dem Roman „Schattenbanken“ vielmehr zeige, ist dass die alte Festungsmentalität in der Finanzbranche in Form einer „geistigen Firewall“ ausgedient hat.

Kurzum, es sind nicht nur „böse Hacker“, die von außen in das Netzwerk eindringen, auch das Neue und Bessere, das sich möglicherweise dahinter verbirgt, wird von den Etablierten in den selben kriminellen Topf geworfen, um hernach mit Scheinargumenten den Wandel zu blockieren: Wir können uns doch gar nicht für den Dialog öffnen, weil dann durch die aktive Beteiligung der Nutzer dem Chaos Tür und Tor geöffnet wird. Für diese Zusammenhänge jenseits von Schwarz und Weiß-Kontrasten möchte ich die Leser sensibilisieren.

 Das Interview mit mir führte Christoph Müller-Girod.

Written by lochmaier

Mai 9, 2012 at 7:33 am

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Japan: Wie kann man Atomkraftwerke abschalten, ohne dass alle Lichter ausgehen?

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Das ist doch mal eine spannende Frage für die Kinder, also für die Sendung mit der Maus. Denn man wundert sich schon, wen der Bürger heute alles so subventioniert mit seinen Steuergeldern, und wenn man die entzieht, dass doch das große Schreckensszenario ausbleibt. Das Abschalten der an sich doch so unverzichtbaren japanischen AKW-Industrie hat jedenfalls nicht dazu geführt, dass die Sparlampen der gesamten Bevölkerung ausgegangen sind.

Zum Hintergrund: Japan hat letzte Woche das letzte von insgesamt 54 Atomkraftwerken abgeschaltet. Damit ist das Land nach über 40 Jahren wieder ein atomstromfreies Land und hat im Ergebnis binnen eines Jahres den schnellsten und radikalsten Atomausstieg der Welt vollzogen, teilte das Internationale Wirtschaftsforum Regenerative Energien (IWR) in Münster mit.

Die japanischen Kernkraftanlagen mit einer Gesamtleistung von rd. 50.000 Megawatt (MW) haben bisher 30 Prozent des Stroms in Japan erzeugt. Immerhin – wie kann das funktionieren, wenn die vom Netz sind, dass alles trotzdem noch weiterläuft? Denn an sich ist Japan wegen der Insellage und fehlender Verbindungen nach draußen zwingend auf heimische „Ersatzkraftwerke“ angewiesen?

Interessenterweise gehen solche Nachrichten heute in den Medien eher unter. Na ja, solange der Fernseher noch läuft, egal aus welcher Quelle das „Notstromaggregat“ gespeist wird … 

Zum Vergleich: In Deutschland waren vor der Energiewende 17 Kernkraftanlagen mit einer Leistung von 21.500 MW am Netz. Derzeit produzieren noch neun Atomkraftwerke mit einer Leistung von 12.700 MW.

In Deutschland sind bislang laut IWR gerade einmal 8.800 MW Kernkraftleistung stillgelegt worden. Angesichts der Debatten in Deutschland um angebliche Stromknappheit bei gleichzeitigem hohen Stromexport nach Frankreich und der Verunsicherung der Bevölkerung über mögliche Stromausfälle zeige das Beispiel Japan, wie schnell ein kompletter Atomausstieg eines Industrielandes mit ganz anderen Dimensionen im Bedarfsfall möglich ist, so argumentiert jedenfalls das IWR.

Die strategische Lösung aus dem wirtschaftlichen Innovationsdilemma sollte in Japan übrigens ein „pragmatischer Energiemix“ bringen. Der fernöstliche Spagat mit wohl klingenden Energieprogrammen wie dem „Cool Earth 50“ besagte bis zur neuen Stunde Null bei Fukushima, die Stromerzeugung durch den Ausbau der Atomkraft zu intensivieren.

Die von der Regierung bereits zuvor verabschiedete „Neue nationale Energiestrategie“ sollte sich jedoch nicht im Ausbau der konventionellen Energieträger allein erschöpfen. Laut Wirtschaftsministerium umfasste das Programm 21 zentrale Bereiche bzw. Technologiefelder.

Dazu gehören neben der Elektronik etwa verbrauchsintensive Klimaanlagen – vermutlich sind die jetzt so abgeschaltet, dass es gar keine AKW mehr braucht. Da wird das Potential der industriellen Energieeffizienz deutlich.

Deshalb sind es die vielen kleinen Schritte, die das Land künftig auszeichnen sollen, etwa im Bereich von Energiesparlampen. Das ganze Land ist also (bald) eine dauerhafte Energiesparvorrichtung. Bis dato gilt die Losung: Wer die Kohle (im doppelten Sinne) hat, der braucht sich nicht zu sorgen. Dazu gehört eben auch die auf maximale Energieeffizienz getrimmte Nutzung der Kohle, die weiter ansteigen soll.

Written by lochmaier

Mai 6, 2012 at 10:59 am

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Facebook goes Loyal: Wie hoch „liken“ Nutzer das soziale Netzbetriebssystem?

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50 Milliarden Euro? 100 Milliarden Euro? Oder noch mehr? Genau solche Summen werden derzeit wie reife Zitronen gehandelt, da der Börsengang von Facebook im Frühjahr ansteht. Fest steht vor allem eines: Es wird ein exzellentes Geschäft für die beteiligten Banken mit dreistelligen Millionen-Provisionen. Der Anleger selbst sollte besser die Finger von dem Papier lassen – auch wenn manche nun schon via neues „Like-Programm“ von Loyal3  – zufällig und ausgerechnet vor dieser spektakulären Erstnotierung – das neue Zeitalter der Mitmach-Aktien via Facebook-Platzierung ausrufen.

Manche Nachrichten landen nicht gerade zufällig zu einer bestimmten Zeit in der Runde. Wer Aktien nach dem Motto „Gefällt mir“ kauft, der kann in der Regel damit bestimmt nicht erfolgreich sein. Denn dazu braucht es viel Zeit zum Nachdenken, man sollte einige Grundlagenwerke in der Fundamental- und Chartanalyse gelesen haben, bevor man überhaupt in die Nähe der Chance kommt, beim Aktienhandel erfolgreich zu sein. Nun scheint Facebook auch dieses Gesetz der börsennotierten Schwerkraftbildung auszuhebeln. 

Nun auch das noch, berichtet – hier ein Auszug – die Süddeutsche Zeitung:

Ein US-Start-up möchte die Kundenbeziehungen in dem sozialen Netzwerk nun auf eine neue Stufe heben. Die Idee von Loyal3: Fans einer Marke sollen Anteile des Unternehmens direkt auf Facebook kaufen können. Ohne Gebühren, ohne komplizierte Finanzmathematik, ohne Bankberater. Kleinste Anteile in Werten ab zehn Dollar sollen handelbar sein. Von Juni an, so verkündete das Unternehmen, soll das funktionieren. 

Quelle: sueddeutsche.de

Hier eine kleine Videodemo zu diesem Projekt:

Weitere Artikel zu der nicht gerade geringen Presseresonanz von Loyal3 auch hierzulande finden sich auf FTD oder via Schweizer Plattform Cash. Nachdem die Leitmedien weitgehend unkritisch den Spielball aufnehmen, findet man etwa auf dem Blog Börsenlounge auch kritische Einwände, etwa in punkto Datenschutz. Bleiben wir aber, statt diesem Hype vorschnell zu fröhnen, lieber erstmal beim potentiellen „Börsenlike“ zum Original.

Warum der Anleger von der Facebook-Aktie lieber fern bleiben sollte, beschreibt Investorsinside: Zu hohe Bewertung, die durch keine Fundamentaldaten gerechtfertigt sei –  und der Trend zu spezialisierten Netzwerkumgebungen, der möglicherweise eine fragmentierte Anbieterlandschaft begünstigt. Als da neue spezialisierte Wettbewerber auf dem Plan stehen, wie z. B. Path, Social Swarm oder whosay.com.  

Das Gewinnwachstum hat sich ausgerechnet vor dem Börsengang deutlich verlangsamt. Also wird Facebook doch nicht wie Microsoft in der Bürosoftware oder Google bei den Suchmaschinen das „Betriebssystem des sozialen Netzwerkszeitalters“, wie ich es vor einem Jahr beleuchtet hatte? Denn auch andere Blogs wie beispielsweise bei Tim Schäfer nachzulesen, sagten schon vor einigen Monaten: Finger weg! Handelt es sich tatsächlich um einen Social Media Wahnsinn?

Meine Antwort lautet vielschichtig: Ja und Nein. Einerseits hat Facebook seinen festen Platz in der interaktiven Netzwelt gefunden, aber es hat längst nicht, wie eben eine Microsoft oder ein Google-Imperium, ein klar funktionierendes Geschäftsmodell. Denn die Nutzer lassen sich nicht so einfach monetarisieren wie die umher irrrende Bürokuh auf der grünen Microsoft- oder Googlewiese. Gerade der Datenschutz und die Orientierung am Mainstream stärken deshalb neue Nischenmodelle, bei denen die Nutzer über deutlich mehr Autonomie und Gestaltungsspielraum verfügen.

Deshalb: Passen Sie gut auf Ihr Geld auf! – Und hören Sie sich noch einmal den Börsenkommentar von meinem alter ego Dr. Spar vor gut einem Jahr an. Zu Risiken und Nebenwirkungen befragen Sie bitte nicht ihren Finanzberater, insbesondere dann nicht, wenn dieser von einer der beteiligten Konsortialbanken am Börsengang stammt – und allen anderen Interessengruppen, die nur allzu durchsichtig an diesem Hype mitverdienen wollen. 

Written by lochmaier

Mai 2, 2012 at 8:18 am

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