Social Banking 2.0 – Der Kunde übernimmt die Regie

Archive for Oktober 2010

Stuttgart21: Wie man Bürger an Großprojekten beteiligen kann …

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Morgen beginnt in Stuttgart erneut der heiße Tanz ums „goldene Kalb“. Sprich, am Freitag wird wieder ins Netz gestreamt und wir sind live Zeuge, wie sich Befürworter und Gegner des Milliardenprojekts Stuttgart21 unversöhnlich bei der Schlichtung gegenüber stehen.

Im Mittelpunkt steht die Frage, wie man Bürger intensiver an Groß- und Kleinprojekten beteiligen kann, die sich rechnen müssen. Schließlich soll nicht nur das Volk die Gürtel immer enger schnallen, während andernorts die finanziellen Begehrlichkeiten senkrecht gen Himmel ragen.  

Zunächst: Das Großprojekt Stuttgart21 hat mehr mit der Finanzkrise zu tun, als manche glauben. Eine Rolle spielt sicherlich auch eine allgemeine Unsicherheit, welche Investitionen in die Zukunft sich als nützlich und gewinnbringend erweisen und welche nicht. Weisen etwa die Atomenergie und Kohlereviere als „Brückentechnologien“ jenseits von ideologischen Glaubenskämpfen den richtigen Pfad ins regenerative Energiezeitalter?

Fragen stellen darf der mündige Bürger ja zumindest. Über das Ausmaß der öffentlichen Geldverschwendung berichtet sogar schon der Focus. Erkennen lässt sich der Wandel vor allem an kleinen Geschichten, die im großen Räderwerk der Medien kaum jemand wahr nimmt. Eine Analogie zu S21 findet etwa im beschaulichen Nagold in Baden-Württemberg statt.

Der Schwarzwälder Bote berichtet über die unendliche Treppengeschichte, und wie in einer ansonsten völlig beschaulichen Kleinstadt ein Volksentscheid zu einem Treppe auf eine Burgruine die Bevölkerung spaltet. So wird eine kleine Provinzposse zur Matrix für ein größeres Ganzes…

Die Welt der Hochfinanz: Wer redet da eigentlich über was?

Vergangene Woche ist auch mir noch einmal ein kleines Licht aufgegangen. Während dem Deutschen Logistikkongress referierte zunächst der Merck-Vorstand Karl-Ludwig Kley, und danach Prof. Peter Kruse. Der eine proklamierte zwar nachhaltige Lehren aus der Finanzkrise, wies aber mit der gleichen Hand auf die S21-Gegner und bezeichnete diese als Blockierer.

Das Resultat: Verhaltener, aber doch deutlich spürbarer Beifall aus dem Podium der Logistikdienstleister. Daraufhin betrat Peter Kruse das Podium, um wieder einmal den Deutschen die Segnungen und praktischen Vorteile des Internets zu erklären. 

Sein Argument: Die S21-Demonstranten seien keine Fortschrittsblockierer, sondern Menschen, die Wirtschaft und Gesellschaft mitgestalten wollten. Kaum Beifall, verhaltene Stille, man hörte im Auditorium fast die berühmte Nadel im Heuhaufen fallen.

Es liegt zweifellos etwas Neues in der Luft. Das merkt man daran, wie vehement und konträr diskutiert wird. Und die Finanzkrise war der letzte unter einigen anderen Auslöser, auch wenn einige das noch nicht wahr haben wollen. Auch Peer Steinbrück nicht, denn auch er präsentierte auf derselben Veranstaltung, zu der sich das who’s who der Logistikbranche versammelt hatte, nur sattsam bekanntes.

So verteidigte Steinbrück die Politikerkaste mit dem scheinbar so eingängigen Argument, wer soll denn sonst die Demokratie „managen“, die Gerontokratie, also die unberechenbare und chaotische Herrschaft der alten Bürger, die den Jungen immer mehr (Lasten) aufbrummen? Oder ein paar von der direkten Demokratie fehl geleitete Gruppen? Da war es wieder, das kleine Gespenst  von zu viel Freiheit und Autonomie des Einzelnen oder kleiner Gruppen. 

Was Peer Steinbrück sagte, war, im historischen Rückspiegel betrachtet, umso merkwürdiger, als dieser ja zu den Architekten der marktliberalen Finanzmarktarithmetik zu rechnen ist, vor über zehn Jahren – immerhin eine der nicht unwichtigen strukturellen Treiber für die Exzesse auf dem internationalen Finanzparkett. 

Mal ganz abgesehen, dass die Rendite für den mündigen Bürger bei jenen Produkten, die die letzten Regierungen der Finanzindustrie so maßvoll zur Oberregie überlassen hat, oftmals kaum stimmig ist.

Wohl gemerkt, so manches was Ex-Finanzminister Peer Steinbrück jetzt in die Runde wirft, ist durchaus nachdenkenswert. Aber man hat bei einem gewissen Teil der „Eliten“, sorry für diese Pauschalierung, den Eindruck, dass sie die Welt nur noch im Heckwasser ihrer Sommeryachten betrachten. Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.   

Das Internet(fernsehen) ist ein globales Amphitheater, in dem der soziale und wirtschaftliche Interessenausgleich künftig verhandelt wird. Das wird daran ersichtlich, wenn die Schlichtungsverhandlungen in den kommenden zwischen S21-Gegnern und Befürwortern live ins Fernsehen und ins Netz übertragen werden. Der Ausgang ist nicht Schicksals entscheidend, denn es wird künftig mehr Stuttgart-Einundzwanzigs geben.

Fakt ist, es handelt sich um eine „seltsame Wiedergeburt der sparsamen schwäbischen Hausfrau“. Denn bei Stuttgart21 geht es längst um mehr als um ein lokales Bauprojekt. Wenn die Kosten aus dem Ruder laufen und der Nutzen umstritten ist, tritt der mündige Finanzbürger auf den Plan und greift unerwartet ins große Räderwerk der Politikmaschine ein. Ist es der Beginn von mehr direkter und „liquider“ Finanzdemokratie“, den viele Politiker und Wirtschaftsmanager den Menschen kaum zutrauen?

Oder ist alles nur eine trendige Modeerscheinung, die sich wieder rasch verflüchtigt. Den ganzen Beitrag von mir auf Heise Telepolis kann man hier nachlesen. Darin beschreibe ich einige konkrete Ansätze, wie man mit Hilfe von Bürgerbeteiligungsverfahren einen gangbaren Weg beschreiten könnte.

Es kommt natürlich auf den produktiven Einsatz der Mittel in der direkten Demokratie an, aber klar ist auch, nur wer neue Wege konsequent beschreitet, deutet die Zeichen der Zeit richtig. Die Finanzkrise hat sich zwar oberflächlich betrachtet beruhigt. Dennoch ist der Wandel unverkennbar.

Written by lochmaier

Oktober 28, 2010 at 12:27 pm

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Who (does) finance: Wie genau lassen sich Finanzberater bewerten?

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Die Süddeutsche Zeitung vergibt Noten für Bankberater.  Oder genauer gesagt, tut dies das Portal Whofinance. Und noch genauer bewerten dort die Kunden. Denn auf Internetplattformen wie www.whofinance.de können oder sollen sich kritische Verbraucher bundesweit ein umfassendes Bild über die von anderen – real existenten – Kunden bewertete Qualität einzelner Finanzberater machen.

Es ist ein erster gradueller Schritt zu mehr Transparenz in der Finanzindustrie. Dies geschieht dadurch, dass Kunden ihren jeweiligen Berater anhand eines neutralen Fragebogens bewerten, was die Transparenz bei finanziellen Anlageentscheidungen erhöhen soll. Wirklich nachprüfbar sind diese Bewertungen allerdings nicht. Beispielhaft wird die Problematik anhand der Diskussionen, die es zu meinem letzten Beitrag über die Honorarberatung auf diesem Weblog gegeben hat.

Es empfiehlt sich, insbesondere die kontroversen Einträge zwischen Quirin Bank und dem freien Finanzberater Dr. Peterreins genauer durchzulesen, denn genau daran lässt sich die Crux mit der Bewertungsermittlung und den damit verbundenen Vergleichsmaßstäben deutlich machen:

https://lochmaier.wordpress.com/2010/10/05/honorarberatung-stiftung-warentest-gibt-positives-teilfazit-ab-kritik-aus-der-branche-am-geschaftsmodell/#comments   

Und:

http://www.geldanlage-finanz-blog.de/2264/quirin-bank-im-vergleich-zu-herkommlichen-finanzberatern-apfel-und-birnen/

Deshalb sollte der Gang zu einem derartigen Portal wie who (does) finance nicht als „Freibrief“ missdeutet werden, durch die Wahl des „richtigen“ Finanzberaters eine schlüssige Renditeprojektion in die Zukunft abzuleiten. Oder wie eine Leserin dieses Weblogs den schwelenden Interessenkonflikt auf den Punkt bringt:

Ich winke immer schon ab, wenn mir ein Banker oder ein Finanzberater versucht, irgendwelche Produkte zu erklären. Ich glaube es hat Methode, dass die es so kompliziert machen. Wenn man das alles schnell verstehen würde, bräuchte man ja keinen mehr, der einem die Finanzprodukte erklärt – und die wären ihren Job los.

Fazit: Ob und in welcher Form finanzielle Monitoringnetzwerke also mit Blick auf die Riege der Anlageberater einen Qualitätssprung bei der Analyse, Information und Ausführung von Anlageentscheidungen ermöglichen, wird erst die Zukunft zeigen, wenn die Angebote über einen längeren Zeitraum an Konturen und verlässlichen Erfahrungswerten gewinnen.

Ein Schritt in die richtige Richtung stellt zweifellos die nach außen dokumentierte transparente Verwendung der Mittel dar. Einen fortlaufenden Überblick über die gesammelten Einlagen und vergebenen Kredite gibt es direkt auf der Homepage einiger Banken einzusehen.

Dies dürfte aber bald schon eine Standardfunktion in der Bankenindustrie sein, die somit künftig für alle Spieler etwas an Strahlkraft verliert. Letzten Endes rücken die kreativ-soliden Verwendungsmöglichkeiten des Geldes in den Vordergrund. Und dort stehen wir vor einem Jahrzehnt, in dem es noch viel Neues zu bestaunen geben wird.

Denn wen wundert es, dass den Kunden als Bittsteller wie bei der Geliebten der persönlich-emotionale Bezug zur Herrschaft oder zur Bank irgendwann abhanden kommt, wie es ein Artikel im Bankmagazin Kunden fehlt der persönliche Bezug zu ihrer Bank nachdrücklich bestätigt und ausführt.

Deshalb  gilt es, die Produkte der Banken und Versicherungen nicht nur vordergründig bunter und illustrer zu machen, sondern tatsächlich „grüner“ und „sozialer“ auszugestalten, so dass am Ende ein „faires“ Geschäft zustande kommt. Zum fairen Deal einschlagen wäre der kleinste gemeinsame Nenner.

Das politisch vollkommen korrekte Investment für beide Seiten dürfte indes eine schwierige Gratwanderung sein: Nehmen wir also lieber die einfachere Variante: Der Berater sollte vor dem Abschluß den „Deal“ genau beschreiben, welche Vor- und Nachteile er für die eine oder andere Seite bringt. 

Noch bedenkenswerter ist der von Chris Chard via digitalavantgarde.de vorgeschlagene Ansatz, Kernelemente aus der Crowdsourcing-Philosophie via „Social Media“ auch bei den Banken Einzug halten zu lassen. Das Abstract enthält eine wichtige Botschaften.

Mit Blick auf die Finanzberater sähe dieser Kulturwandel dann so aus: „Schließlich beim einzelnen Berater, der im Kundengespräch sagt: Das Produkt, das wir uns hier anschauen, wurde direkt von unseren Kunden gewünscht und (mit)entwickelt!“   Die Realität sieht jedoch noch eher wie weiter unten beschrieben aus.

Für die Frage, wie genau lässt sich die Zunft bewerten, bedeutet dies: Erst wenn Äpfeln und Birnen nicht im selben Korb landen, lässt sich die Qualität von Finanzberatern unabhängig von werbeträchtigen Etiketten zur allgemeinen Fassadenpolitur aus Verbrauchersicht einigermaßen schlüssig und gar glaubwürdig “ amtlich deutsch testieren“.

Bis der Sankt-Nimmerleinstag näher rückt, bis dahin empfehle ich folgende Roadmap: Nämlich dass der König Kunde selbst derjenige sein soll, der das Denken ausnahmsweise mal nicht anderen überlässt, sondern dies in Eigenregie bewerkstellt. Social Banking 2.0 in seiner ursprünglichsten Variante eben.

Da werden wir in diesem kleinen Mikrokosmos in diesem Jahrzehnt noch viele neue vor allem internetbasierte Ideen und Konzepte aus den unterschiedlichsten Marktrevieren heran reifen sehen, von denen die eine oder andere irgendwann auch im betriebswirtschaftlichen Makrokosmos ankommen wird. Ob der Finanzberater der Zukunft den Namen iPad trägt, wie es finextra provokativ formuliert, überlasse ich den Lesern.

Mein salomonischer Vorschlag zum Leitmotiv, das jetzt nur die Leser unabhängig bewerten können: Who does finance – we do finance – denn die Bank sind wir! Kehren wir also die im folgenden Video von der diesjährigen Cebit via Computerwoche TV eingangs so visuell und virtuell beschriebene „Struktur- und Machtpyramide“ einfach um – created by Finanz Informatik und Sparkassenwelt:

Written by lochmaier

Oktober 27, 2010 at 7:23 am

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Diskussion: Die Blickwinkel von Social Banking 1.0 und 2.0 ausloten …

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… Dazu gibt es zwei Veranstaltungen in Berlin und Frankfurt, an denen ich selbst teilnehmen werde, um mit Branchenvertretern und Insidern zwischen alter und neuer Welt die Zukunft der Bankenindustrie jenseits von „business as usual“ auszuloten. Denn die einen machen weiter wie bisher, und andere suchen stattdessen nach neuen Horizonten.

Der erste Veranstaltungshinweis:  Neue Ansätze im Banking

Der Veranstalter kündigt die Diskussionsrunde wie folgt an: Gibt es wirklich neue Ansätze im Banking? Ist der Begriff von der „Bank als Erlebnis“ Inhalt oder Hülle? Sind es Filialkonzepte, wie sie die Deutsche Bank mit Q110 verfolgt, die Kunden an Banken binden? Ist die Filiale überhaupt ein Konzept mit Zukunft, wenn Banken wie die Fidor Bank es schaffen das Thema Social Banking erfolgreich in den Markt hineintragen?

Die Teilnehmer:  Alexander Kapst, Leiter Key Account Management, Deutsche Kredit Bank
Stefan Heine, Abteilungsdirektor Private Banking, quirin bank AG
Lothar Lochmaier, freier Wirtschaftsjournalist
Deutsche Bank AG, Niederlassung Berlin – angefragt
 
Moderation:  Thorsten Hahn, Geschäftsführer und Gründer BANKINGCLUB

Mehr Infos dazu gibt es hier auf der Seite des Bankingclubs:

http://www.bankingclub.de/termine/Podiumsdiskussion-Neue-Ansaetze-im-Banking/

Der zweite Veranstaltungshinweis: Quo vadis, Social Banking?

Der Veranstalter kündigt die Diskussionsrunde wie folgt an: Social Banking ist „in“. Institute, die soziale, ökologische oder ethische Ziele verfolgen oder stark auf das Web 2.0 setzen, erfreuen sich eines großen Zulaufs. Hier firmieren zwei unterschiedliche Geschäftsmodelle unter einem gemeinsamen Namen. Beide Modelle profitieren gegenwärtig auch von der Wertediskussion nach der Finanzkrise.

Wie aber geht es weiter mit der Branche, die jüngst den Zusammenbruch eines Social Banking-Instituts zu verkraften hatte? Welche Chancen und Risiken sind mit diesen Geschäftsmodellen verbunden? Was können konventionelle Banken von Nischenplayern lernen? Und gibt es überhaupt ein gemeinsames Verständnis über den Begriff Social Banking?

Also: Quo vadis, Social Banking? am Mittwoch, 24. November 2010, ab 17 Uhr

Ort: Westin Grand in Frankfurt am Main, Konrad-Adenauer-Straße 7

Auch eine neue Studie zum Social Banking soll noch präsentiert werden. Die Veranstaltung ist für jeden Teilnehmer, ob Journalist, oder einfach an dem Wandel der Branche interessierter Zeitgeist offen, anmelden kann man sich direkt hier über das folgende Formular:

http://www.ergo-komm.de/fileadmin/user_upload/newsletter_03_2010/Rueckmeldung_Social_Banking.pdf

An der Podiumsdiskussion teilnehmen werden:

  • Vorstände von fidor, smava, triodos und der GLS Bank
  • Lothar Lochmaier, Journalist
  • Katharina Beck, Social Banking Institute

Written by lochmaier

Oktober 26, 2010 at 1:40 pm

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Targobank: So geht Bank heute (nicht)

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Nachrichtensender n-tv berichtet, wie Banken mit falschen Werbeversprechen bei Ratenkrediten die Kunden gewinnen. Der Effektivzins ist nicht alles, ganz vorne bei den „Blendern“ mit dabei ist auch die Targo Bank.

Der Clou: Zum realen Effektivzins sollte man den Nominalzinssatz plus die Bearbeitungsgebühren addieren. So verlangt beispielsweise die Santander Bank 3,5 Prozent des Kreditbetrages als Bearbeitungsgebühr, Deutsche Bank, Postbank und Targo-Bank sind mit drei Prozent dabei.

Siet kurzem läuft die Werbemaschinerie bei der Targo Bank wieder auf Hochtouren.  Mehr zur Werbe- und Fernsehkampagne auch auf dem Weblog diebewertung.de. Also:  Top-Kredit zu günstigen Konditionen gefällig? Dann nehmen wir doch die mehrfach und immer wieder preisgekrönte Targobank (die hieß früher mal Citibank, do you remember?)

Wir sind ganz berauscht vom neuen Markenauftritt in den Filialen, berichtet das Bankmagazin. Wow – und noch einen Schritt weiter in der Filialvision 2.0 der Zukunft geht die Unternehmensberatung Accenture, auch das kann man im Bankmagazin nachzulesen.

Ach so – was ist jetzt eigentlich mit meinem Kredit geworden? Das Leben hält viele Überraschungen bereit, so schreibt die Targo Bank potenzielle Neukunden an. Dem stimme ich gerne zu, vor allem, wenn man sich ungeprüft auf die Beraterkompetenz der Bank verlässt. Aber weg mit dem Bauchgrummeln, es gibt ein Darlehen von 10.000 Euro für 194 Euro monatliche Rate.

Klingt super. Focus Money bestätigt in Ausgabe 12/2010: Sicherster Kredit.

Das klingt sogar bombensicher, es wären bei 60 Monaten Laufzeit bloß 6,16 Prozent effektiver Zins pro Jahr. Obendrein gibt’s zertifizierte Beratung, Flexibilitätszusage, Bestpreis-Garantie und Sicherheitspaket bei Krankheit, Berufsunfähigkeit oder Arbeitslosigkeit. I am deeply impressed. 

Wollen die mir tatsächlich weissmachen, dass ich jederzeit aus dem Kredit raus kann, wenn sich mein Leben gravierend auf den Kopf stellt? Das passiert ja immer häufiger in unserer flüchtigen Gesellschaft, die sich wie ein Zitteraal durchs mit unübersehbaren Risiken gepflasterte Leben windet.

Jetzt werde ich unsicher, soll ich nicht doch nochmal nachfragen, ob irgendwer eine neutrale Bewertung dieses tollen Lockangebots zum sicheren Kredit mit „Vierfachschutz“ hat? Doch wo soll ich nachhaken, das ist hier die Preisfrage.

Was mich schon mal nachdenklich stimmt, ist die Tatsache, dass die Targo Bank zu jenen gehört, die bei den Dispozinsen ordentlich zulangen   Da würde ich also schon mal kein Girokonto eröffnen.

Weiter geht’s mit der Recherche im Blindflug durchs Netz. Oh je – die Seite anwalt.de berichtet über einen Verbraucherkredit mit Restschuldversicherung, ein besonders perfides Instrument der Verbraucherirreführung.  Aber kein Problem – das betraf ja noch die alte Citibank, die ja hoffentlich aus der Finanzkrise und den Lehman-Zertifikaten gelernt hat, die sie ihren Kunden früher angedreht hat.

Haben die wirklich dazu gelernt? Warum drucken eigentlich die meisten „Verbraucherportale“ nur die (besten) Konditionen der Banken ab, hoffen auf möglichst viele Klicks, recherchieren kaum. Da blickt doch keiner mehr durch …

Den alten wie neuen Trend zur Undurchsichtigkeit der Angebote bestätigt auch die Infoplattform tagesgeld-news.de – und zwar am Beispiel  der AXA Bank: Nach nicht einmal 17 Tagen habe die Bank das Angebot wieder vom Markt genommen – still und heimlich. So würden (keine )guten nachhaltigen Produkte geschaffen, lässt sich nüchtern bilanzieren.

Auch bei der Citibank, die ihren Wein fortan in die Schläuche der Targobank einfüllt, sind wir gespannt auf die weitere Entwicklung, Rückverwandlung – oder kommt doch jenseits von plakativen Werbeslogans, wie die Bank heute (nicht) vorwärts geht, eine produktive Verwandlung der hierarchischen Kundenbeziehung zustande?

Written by lochmaier

Oktober 25, 2010 at 7:05 am

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Social Media: Finanzbranche investiert viel Geld und bündelt Ressourcen

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Die Banken in Deutschland werden bis 2013 ihr Engagement in Social Media deutlich verstärken. 40 Prozent der Institute plant konkret in soziale Netzwerk-Präsenzen zu investieren. Vor allem der Auftritt in beruflichen Web-2.0-Netzen soll forciert werden. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie Branchenkompass 2010 Kreditinstitute von Steria Mummert Consulting in Zusammenarbeit mit dem F.A.Z.-Institut.

Klar sind sich so gut wie alle Entscheider darüber, dass der Vertrauensverlust der Bankkunden keine kurzfristige Erscheinung darstellt, sondern tiefe Spuren in der Kundenbeziehung hinterlassen hat und wird. Auf der anderen Seite sind rund 70 Prozent der Entscheider überzeugt, dass der Nachhaltigkeitstrend die Geschäftsmodelle der Banken grundlegend beeinflussen, wenn nicht sogar verändern wird.  

Die Fakten zum Einsatz neuer Medien im Vertrieb in aller Kürze: Knapp jede dritte Bank will bei Anbietern wie Xing oder LinkedIn Geld ausgeben.  Erster spontaner Kommentar: Ob gerade Business-Netzwerke für Mitmachaktivitäten der richtige Kanal sind?

Wischen wir die Bedenken aber erstmal beiseite und beleuchten die einzelnen Trendbefunde. Der Einstieg ins Mitmach-Internet sei dabei Teil einer breit angelegten Vertriebsoffensive, so die Studienautoren. Denn das Budget für das Kunden- und Vertriebsmanagement mache in den kommenden drei Jahren den größten Anteil der Gesamtausgaben der Banken aus, so die Experten weiter.

Neben den beruflichen Netzwerken zählen laut der Studie auch private soziale Plattformen wie Facebook oder StudiVZ zu den Zielgebieten des „operativen“ Bankvertriebs. Knapp jedes vierte Institut will hier in einen Auftritt investieren. Darüber hinaus plant offenbar rund jedes fünfte Institut die Einrichtung eigener Communities, wie Bewertungsportale, Diskussionsgruppen, Wikis oder Blogs.

Das allerdings nicht leicht zu realisierende Ziel besteht hier beispielsweise darin, mit „Ratschlägen“ (oder sind es doch nur werbliche Verkaufsempfehlungen) für das private Finanzmanagement die Bank- und Vertriebsspezialisten sichtbar werden zu lassen.

Wen wundert es, dass auch die Nutzung von Twitter in den Vertriebsplanungen von immerhin rund 16 Prozent der Finanzdienstleister auftaucht. Der Groschen ist hier bei den Entscheidern nach längerem Abwarten offenbar gefallen in diesem Jahr. Die Frage lautet nur: Wo laufen wir denn jenseits des Postens von fein säuberlich abgestimmten Pressemitteilungen hin?

Die Studie macht somit folgendes deutlich: Das Augenmerk liegt dabei insbesondere auf dem Vertrieb. Kann diese Strategie aufgehen – oder ist dieser Ansatz zu kurz gesprungen? Etwas verklausuliert liest man nämlich folgendes: Für die Produktentwicklung sei ein frühzeitiger Abgleich mit den Bedürfnissen der Kunden ein Wettbewerbsvorteil für die Banken.

Der Begriff „Social Banking“ weite sich damit aus. Aber die Studie erteilt einigen Hypes auch eine klare Absage. Dazu gehören Apps, denen die Entscheider aus den Banken überwiegend keine zentrale strategische Bedeutung in der Pflege der Kundenbeziehung beimessen. Auch die Honorarberatung wird überwiegend als eine Art „Modeerscheinung“ zurück gestuft, die sich kaum auf breiter Front durchsetze.

Außerdem: Auch gehe vom „Peer-to-Peer-Lending“ – die Vorreiter sind hier Smava, Zopa und Lending Club – keine nennswerte Gefahr für das Kern(kredit)geschäft von Banken aus. Darüber lässt sich sicherlich auf längere Sicht hinweg debattieren, ob sich hier ein kleiner oder aber ein signifikanter „Massennischenmarkt“ ergibt. 

Was jedoch die Einführung von Social Banking Plattformen generell laut Auffassung der meisten befragten Top-Entscheider aus den unterschiedlichen drei Säulen des deutschen Bankwesens behindere, seien datenschutzrechtliche Bedenken.  Hier kann man natürlich auch argwöhnen, dass es doch eher um einen Machtverlust geht, als um datenschutzrechtlich relevante Belange, wo man sich nur allzu leicht hinter Compliance-Regeln verschanzen kann.

Wer und was also machen das Rennen? Dieses Weblog Social Banking 2.0 greift die virtuelle Steilvorlage auf, und hat sich die Studie etwas genauer angesehen – die Beratungsgesellschaft  Faktenkontor aus Hamburg hat freundlicherweise einige wichtige Graphiken zur Verfügung gestellt (bitte die Copyrights beachten), die ich hiermit für die Leser zugänglich mache, um sich ein eigenes Bild jenseits eines überhitzten Hypes rund um den Themenkomplex Social Media und Social Banking zu verschaffen:

  

Written by lochmaier

Oktober 21, 2010 at 7:40 am

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Noa Bank: Entschädigung läuft nach Plan

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Ein Sprecher des Bundesverbands deutscher Banken (BdB) bestätigt soeben gegenüber Social Banking 2.0, dass das Entschädigungsverfahren bei der Noa Bank , über dessen Ursachen und Folgen auf diesem Weblog etwa hier ausführlich berichtet wurde, nach Plan läuft. 

Die Mehrzahl der Anleger, die nicht mehr als 50.000 Euro bei dem vor allem an sich selbst gescheiterten Newcomer deponiert hatten, sei bereits entschädigt worden. Der BdB rechnet mit einem Abschluß des Verfahrens bereits in den kommenden Wochen. Anders sieht es hingegen für diejenigen aus, die mehr als 50.000 Euro deponiert hatten.

Ihnen bleibt der Umweg mit offenem Ausgang über den Insolvenzverwalter nicht erspart. Allerdings handle es sich dabei, so bestätigt auch der Bankenverband, nur um eine dreistellige Anzahl von betroffenen Kunden. Konkret dürften dies etwas mehr als 100 Personen sein.

Zu den Hintergründen des Verfahrens äußert sich der Bankenverband offiziell nicht, der die Aktivitäten der Entschädigungseinrichtung deutscher Banken GmbH (EdB) koordiniert.  Jedoch bestätigt auch die Stiftung Warentest den planvollen und strukturierten Verlauf des Entschädigungsverfahrens.

Written by lochmaier

Oktober 19, 2010 at 12:35 pm

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Factoring 2.0: Debitos vermakelt Forderungen übers Netz

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„Banken waren gestern, wir sind heute“, lautet der griffige Werbeslogan. Zur Einführung: Dass Web 2.0-basierte Geschäftsmodelle die Welt der Banken und Finanzen erreicht haben, ist kein Geheimnis. Wie aber sieht es mit Unternehmen aus, bei denen sich der virtuelle Griff ins Portemonnaie doch deutlich komplizierter darstellt als bei Services für den privaten Endkunden?

Springen wir statt der großen Theorie doch gleich in die Praxis. Der Begriff Debitos stammt aus dem Lateinischen und bedeutet soviel wie „Forderung“. Auch beim Online-Anbieter www.debitos.net handelt es sich um Forderungen, und zwar insbesondere jene von Unternehmen.  Schauen Sie doch mal selbst auf die Internetseiten, wie das Maklermodell 2.0 funktioniert. Oder auf diesem Video:

Das neu gegründete Unternehmen legt allerdings Wert auf die Feststellung, dass es sich dabei um kein „Maklermodell“ handelt: „Wir bieten „TrueSale“ an, das heißt Verkauf mit Kosten- und Risikoübernahme ohne Finanzierungsfunktion. Unsere Gebühren liegen zwischen 1 und 3% auf die transferierte Summe – und wir sind kein Makler“, sagt Geschäftsführer Timur Peters von debitos.net.

In der Tat, das Thema Factoring, der Forderungsverkauf von Unternehmen, mit dem Ziel liquide und handlungsfähig zu bleiben, ist vielschichtig. Es findet ein Marktwachstum statt, aber gleichzeitig auch eine drastische Marktkonsolidierung und -bereinigung. Dies eröffnet einerseits neuen Spielern wie eben debitos.net die Option, mit einem adaptiven Geschäftsmodell in den Markt einzutreten.

Erst kürzlich hat sich das Start up in München auf einem Event von Tech Crunch präsentiert. Professionelle Unterstützung ist auch mit im Boot, etwa vom Unibator der Goethe-Universität. Dennoch bleibt ein gewisses konzeptionelles Wagnis. Denn der Markt ist etwas in Verruf geraten durch Geschäftemacher, die den Unternehmen allzu hohe Gebühren aufbrummen, so dass sich der Forderungsverkauf als Retourkutsche erweisen kann. Rein volkswirtschaftlich gesehen ist jede weitere Zwischenstation, so auch beim Factoring, eine Art von Risikoverlagerung, deren Chancen und Grenzen es sorgfältig auszuloten gilt.

Hinzu kommen unseriöse Trittbrettfahrer, wie die Bundesfinanzaufsicht (Bafin) kürzlich am Beispiel der holländischen sefa factoring feststellte, die sich erdreistete, mit falschen Informationen in Deutschland um Kunden zu werben. Ungeachtet dessen hat sich Factoring als ergänzendes Finanzinstrument etabliert, und rückt auch bei mittelständischen Unternehmen ins Visier.  

Ein Beleg hierfür ist das „Web 2.0-basierte“ Geschäftsmodell der Fidor Bank AG, die erst im August dieses Jahres ein Forderungsportfolio in Höhe von rund 35 Mio. Euro vom Factoring-Spezialisten Vantargis Gruppe in München angekauft hat. Man darf gespannt sein, ob es hier auch gemeinsame Roadmap mit einem analogen Geschäftsmodell wie Debitos geben wird. 

Aber auch anders herum betrachtet aus Kundensicht ist Factoring kein Selbstläufer: Denn die Unternehmen schummeln auch immer wieder und machen falsche Angaben. Kurzum, ein ausgeprägtes professionelles Chancen-Risikomanagement ist eine unverzichtbare Bedingung für den Erfolg aller Beteiligten.

Das gilt selbstredend auch oder gerade für Web 2.0-basierte Modelle, die den Versteigerungsmechanismus auf eine flexible neue Grundlage stellen. Im Netz lässt sich (fast) jedes Angebot mit der Nachfrage in Verbindung bringen.

Wer auf der Homepage von debitos.net einen Blick riskiert, stellt fest, dass die Bandbreite der angebotenen Forderungen recht groß ist, von Mietschulden, Forderungen aus einem Mobilfunkvertrag, bis hin zu Unternehmenskunden, so etwa für medizinische Geräte oder eine Gastraumausstattung.

Der Mix zwischen privaten Forderungen und Unternehmenskunden scheint dabei eine der zentralen Herausforderungen an der Schnittstelle Factoring 2.0 zu bilden, der für den Erfolg der Plattform das virtuelle Eingangstor bildet. Man darf gespannt sein, ob sich genügend Kunden und nachweisbare Track Records (auch durch leistungsstarke Kooperationen) suchen, finden und bilden lassen, um die Plattform mit nachhaltigem Leben zu füllen.

Wie dem auch sei – den fortlaufenden Aktivitäten von debitos.net kann man hier über Twitter folgen. Dort ist der Newcomer recht aktiv.

Written by lochmaier

Oktober 19, 2010 at 6:55 am

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Marktprognose: Sechs Millionen „Social Banker“ lügen nicht

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Der Trend in Richtung Social Banking scheint ungebrochen. Das Potenzial taxieren die Experten auf rund sechs Millionen Verbraucher. Was diese Zahl „wert“ ist, darüber am Ende des Beitrags mehr.

Die Fakten: Sowohl der Erfolg der sozial-ökologischen Banken als auch die Positionierungschancen neuer Marktteilnehmer bleiben nach Einschätzung der Marktforschung- und Unternehmensberatung zeb/ unberührt von der im Sommer 2010 erfolgten Insolvenz der Noa Bank.

Die andere Seite ist die, dass Social Banking nur dann kontinuierlich und dynamisch wächst, wenn grundlegende Spielregeln beachtet sind. Nachzulesen ist dies in einer aktuellen Presseinformation auf der Homepage der Unternehmensberatung.

Es gibt eine zentrale Zusatzbotschaft an alle erfahrenen und neuen Spieler im unübersichtlichen Markt von Social Banking – diesen „neuen Kosmos“ hatte ich bereits in meinem Buch „Die Bank sind wir“ in die grundlegenden Varianten 1.0 bzw. 2.0 einsortiert, einschließlich der recht unterschiedlich und teils heterogen gestalteten Marktsegemente.

Aus beiden Blickrichtungen der Social Banking Initiativen 1.0 und 2.0 deshalb noch einmal eine verdichtende Aussage von zeb/, zunächst mit Blick auf klassische Nachhaltigkeitsinstitute: 

Kreditinstitute, die einen solchen Ansatz gehen wollen, müssen dabei jedoch wichtige Grundregeln beachten. Gehört beispielsweise eine nachhaltige Kreditvergabe zu den geplanten neuen Aktivitäten einer Bank, muss diese hinsichtlich der erforderlichen Branchenexpertise, dem Zugang zu sozial-ökologischer Finanzierungsnachfrage und mit Blick auf eine auch starkem Einlagenzuwachs genügende Eigenkapitalbasis gründlich vorbereitet werden.

„Im späteren Bankbetrieb steht die strikte Einhaltung gemachter Leistungsversprechen im Mittelpunkt. Dies betrifft zu allererst eine transparente, nachvollziehbare Einhaltung der selbstgesetzten Mittelverwendungsstandards, um Kunden tatsächlich die versprochene ‚soziale Rendite‘ zu erfüllen“ sagt Katrin Lumma, Partnerin im zeb/.

Quelle: zeb/

Fazit: Für die neuen Spieler gelten in der Tat höhere Ansprüche als für die üblichen Branchenspieler, denen auch nach der Finanzkrise keiner so richtig in die Karten zu blicken vermag. 

Was aber kommt auf die neuen „Social Banks“ zu? Sie müssen sich nicht nur selbst harte Auflagen setzen, wie sie ideelle Ansprüche und das jeweilige Geschäftsmodell kongruent halten. Hinzu kommt auch, dass die Kunden ihren aktiven Part an der Gestaltung der Wertschöpfungskette einfordern, auch dies bedeutet eine große konzeptionelle und personelle Herausforderung.

Und damit gelten andere Monitoring- und Netzwerkkomponenenten, insbesondere bei den neuen Spielern im Social Banking 2.0, bei denen Partizipation im Vordergrund steht. Sprich, es gilt die kollektive Anlegerschaft produktiv zu organisieren und zu lenken, einschließlich der offenen Forenfunktionen und diversen Kommunikationskanäle.

Der Boden scheint dafür trotz gewisser Unwägbarkeiten aber bereitet zu sein. Ob allerdings eine Art „Social Banking Finanzaufsichtsbehörde“ Sinn macht, darauf sollte sich jeder seinen Reim machen. Mir scheinen parallele dezentral aufgestellte Monitoring-Netzwerke zu einzelnen Plattformen und Banken insgesamt die weit effektivere Variante zu sein.

Außerdem wäre es empfehlenswert, wenn generell in der Branche mehr produktive Selbststeuerung Einzug hielte, und natürlich parallel dazu auch die in- und externen Kontrollgremien ihren Job gründlich(er) erledigen.    

Was die allgemeine Marktentwicklung  von Social Banking insgesamt hemmen oder beschleunigen dürfte, ist noch ein weiteres Element:  Ein diffuser Mix zwischen Sozial- und Gewinnorientierung ist für die Anleger nur schwerlich nachvollziehbar, weshalb sich jeder Spieler klare Regeln einschließlich der Auditierungsprozesse selbst auferlegen sollte, um hier keine nebulöse Gemengelage und latente Interessenkonflikte zu generieren.

Oder anders ausgedrückt: Da, wo primär Sozial- und Umweltorientierung beim Social Banking drin steht, sollte diese Vorgabe auch konsistent eingehalten und nachprüfbar sein. Und dort, wo Partizipation via Social Media (Banking) das Zielgebiet darstellt, unter Einschluß der Gewinnorientierung, sollte die Transparenz der Rendite und die Kosten-Nutzen-Bilanz ganz oben stehen, also mit welchen Mitteln diese Marken jeweils erzielt worden sind.          

Dazu greife ich gerne einen Kommentar von Thomas Petruschke vom Institut for Social Banking (ISB) auf: „Die einzige Möglichkeit diesen iterativen Prozess in Vergabepraktiken von Banken zu internalisieren ist der verstärkte Diskurs mit den Anlegern, auch in neuen Formaten.“ Mehr dazu einschließlich der Kommentare im lesenswerten Interview mit Katharina Beck vom ISB bei Finance 2.0

Betriebswirtschaftlich rechnen müssen sich letztlich allein schon aus dem Selbsterhaltungs- bzw. Gestaltungstrieb heraus alle Modelle, ob diesseits oder jenseits der Grenzlinie zwischen Sozial-, Umwelt und Gewinnorientierung angesiedelt.

Aber: Den grundsätzlichen Aufwärtstrend von Social Banks jenseits der meist zu grobschlächtig vorgetragenen weltanschaulichen Sichtweisen sehen die Marktforscher von zeb/. als ausgesprochen intakt an.

Wie kommt man auf sechs Millionen „Social Banker“?

Also – wirklich empirisch fundiert ist die Aussage von zeb/ natürlich nicht. Es ist eher ein genialer rhetorischer Kunstgriff. Denn die international renommierten Marktforscher von Gartner haben das Marktpotenzial von Social Banking (genauer Social Lending, oder Peer-to-Peer Lending) schon vor Jahren auf „zehn Prozent“ taxiert.

Das wären übertragen auf rund 60 bis 65 Millionen erwachsene Bundesbürger im erwerbsfähigen Alter eben jene rund sechs Millionen Verbraucher, deren innere Stimme nicht lügt, und die offen für neue Dienstleistungen sind, die sich mit dem Etikett Social Banking verbinden.

Aus meiner Sicht wäre natürlich eine differenzierte Sichtweise erforderlich, neben sozio-ökonomischen Faktoren treten klassische Kennzahlen hinzu. Es stellt sich zudem die Frage, wieweit Social Banking zu einer Hauptachse im Anlageverhalten der sechs Millionen potentiellen Kunden wird, oder ob es bei einer ergänzenden Geldstrategie bleibt, bei dem das Geld weiter gestreut und diversifiziert wird.

Amerikanische Vordenker wie Umair Haque stimmen uns auf das neue Zeitalter schon mal im Betterness Manifesto ein. Seine Kernaussage: „It’s a mystery why so many keep their money parked in big banks that bleed them dry through bailouts. Move your money to a better bank, a local bank, a community bank, a bank that hasn’t needed a bailout, or a totally new kind of bank, like BankSimple. Switching costs are low and the benefits are clear. “

Das Beispiel Banksimple könnte auch bei uns Schule machen. Immerhin verfügen die Bundesbürger über ein liquides Vermögen von rund 4,7 Billionen Euro. Noch einmal die selbe Größenordnung kommt an Sachwerten dazu. Was für eine Marktmacht? Aber Vorsicht, Social Banking wird dieses Potential nicht leicht heben können.

Meine Berechnungen sind also etwas weiter aufgefächert, aber die von zeb/in der Marktprognose recht grob ziseliert in den Raum gestellte „Kopfzahl“ von sechs  Millionen „Social Bankern“ weist zumindest in die richtige Richtung. Was treibt den Markt voran?

Die Auguren nicht nur von zeb/ gehen angesichts des Trends zur Social-Media-Nutzung des Weitreen von deutlich besser aufgeklärten Verbrauchern aus, denen die Banken durch eine proaktiv und authentisch geführte Web-2.0.-Kommunikation als wichtiges Werkzeug zu begegnen hätten, um vertrauensbildend auf die kritische Kundschaft zuzugehen.

Dieser „Herzdiagnose“ an unserer gelegentlich widersprüchlichen Gesellschaft gibt es nichts mehr hinzuzufügen. Außer vielleicht einem durchaus sehenswerten kleinen Video über die „virtuelle Herzdiagnostik“ in der Diagnoseklinik München, die zeigt, dass alle Spieler sehr professionell vorgehen sollten:

Written by lochmaier

Oktober 15, 2010 at 6:44 am

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Apps in der Finanzbranche: Zwischen Hype und betriebswirtschaftlicher Notwendigkeit

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Brauchen wir Apps, um mit unseren Banken in Verbindung zu treten? Diese Frage thematisiert dasinvestment.com. Eine Graphik hat dem Nutzer genauer auf den Zahn der Akzeptanzkurve gefühlt.

Haupthürde für die weitere Verbreitung von Finanz-Apps, und insbesondere von Banking-Apps, seien derzeit noch Sicherheits- und Datenschutzbedenken vieler Verbraucher.

Die Spitzenreiter in der Kundenbewertung der getesteten Banking-Apps seien die Mobile Banking-App der ING-Diba, die „Meine Bank“-App der Deutschen Bank und die Cortal Consors App. 

Damit Kunden vom Hype um die Appologie profitieren bilanziert der Beitrag folgendes: Gefragt seien vor allem alltagstaugliche Funktionen und kreative Ideen, die zur eigenen Marke und zu den eigenen Kunden passten und das mobile Leben unmittelbar unterstützten.

Wenig hilfreich dagegen seien einfache ´Spielereien´ oder das blinde Verfallen in einen App-Hype. Zusatzfunktionen wie etwa ein Bußgeldrechner, ein Quiz zur Überprüfung der Erste-Hilfe-Kenntnisse oder Wetterinformationen waren dementsprechend weniger gefragt. Für die Macher also ein erstes Indiz, wo die Reise (nicht) hingeht.

Im Rahmen einer Studie wurden folgende 23 Finanz-Apps getestet:

Versicherungs-Apps: AXA-App, DKV Arztsuche, Zurich Unfallhelfer, ERGO Direkt Bußgeld Mobil, Provinzial Rheinland Erste Hilfe, DEURAG-App, DirectLine Autounfall, HUK Hilfe und KKH Impfpass.

Banken-Apps: Deutsche Bank Meine Bank, VR-Bank Online-Filiale, Sparkasse S-Finanzstatus, Commerzbank-App, Deutsche Postbank iPostbank, Sparda-Bank Mobile Banking, ING-DiBa Mobile Banking und Cortal Consors App.

Multibank und sonstige Apps: iOutBank, iOutBank Pro, Sparkasse S-Banking, iSNIVER Versicherung, biallo.de Geldanlage und Fraunhofer WIND mobile (Angebot der öffentlichen Versicherer).

Quelle: fmm-magazin.de

Die ganze Studie mit 250 Seiten kann bei der Heute und Morgen GmbH bezogen werden. Eine Kurzfassung mit 11 Seiten gibt es hier. Die aus meiner Sicht wichtigste Graphik hat mir die „Heute und Morgen GmbH“ freundlicherweise zur Verfügung gestellt. Denn die Umfrage deutet an, dass rund 40 Prozent der Kunden sich gerne an der App-Entwicklung beteiligen würden (zum Vergrößern klicken):

Fazit: Der Erfolg einfacher aber gleichzeitig nutzbringender Apps ist in der Finanzbranche nicht leicht zu realisieren. Man kann sich allzu leicht damit blamieren. Wenn es nur ein netter Gimmick sein soll, so wie früher der Kugelschreiber beim Besuch in der Bankfiliale, dann reicht das nicht aus, um in der virtuellen Welt der anspruchsvollen Kundenbindung zu bestehen.

Ein recht differenzierter Fachartikel in der Zeitschrift „die bank“ stellt die Herausforderungen im Status Quo und der Umsetzung in der finanzbezogenen „Appologie“ ausführlicher dar: Smartphones – Verpassen die Banken eine Chance?  Denn immerhin bieten weniger als die Hälfte der Top-50-Banken überhaupt die kleinen Zusatzanwendungen zum Download an. 

Die nüchterne Bilanz der Autoren: Es gibt bislang kaum originelle Ansätze. Oder anders ausgedrückt: Die Funktionalitäten orientierten sich noch viel zu sehr an den klassischen Aktivitäten im Filial- bzw. Internet Banking. Das verwundert nicht, solange noch darüber diskutiert wird, ob wir Social Media überhaupt brauchen, statt zu überlegen, wie wir es sinnvoll  einsetzen.  

Gefragt sind folglich kreative Lösungen, die  weit über gängige vermeintliche Supporttools hinaus reichen. Sicherlich kann die Bank 2.0 der Zukunft damit aber zweifellos punkten, wenn hier der Kunde mit am Regiepult bei Design und Entwicklung sitzt.  Und so sieht die weltweite Verteilung der „App-Aktienanteile“ aus: 

Quelle: www.die-bank.de

Wie stelle ich mir nun ein zeitgemäßes App in der Finanzbranche vor. So wie auf dem Bild unten der Rettungskapsel „Phoenix“, die die chilenischen Bergleute nach oben transportiert hat. Ein auch den amerikanischen Präsidenten Barack Obama inspirierendes Bild sagt mehr als tausend Worte.

Apps sollten nach meiner Definition dazu beitragen, die „Black Box Bank“ – wie die geretteten chilenischen Bergkumpel – wieder ans Tageslicht zu überführen. Um im Bild zu bleiben: Zuerst blendet das Sonnenlicht, dann sehen alle mit mehr Klarheit, wie im Bergwerk gearbeitet wird, und wer wieviel Geld damit verdient. Das wäre sicherlich eine gute Idee für ein wirklich symbolträchtiges „Banken und Versicherungs-App“ … oder gibt es bessere Vorschläge?

Written by lochmaier

Oktober 14, 2010 at 7:30 am

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Kiva: Happy Birthday zum fünften Jahrestag

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Kiva www.kiva.org feiert heute seinen fünften Geburtstag, worüber viele Medien in den USA berichten, so zum Beispiel der San Francisco Chronicle. Die Facebook-Community ist inzwischen auf über 100.000 Mitglieder angewachsen.

Mikrokredite von deutlich mehr als 100 Mio. US-Dollar hat die Plattform weltweit schon ausgegeben. Es ist also die Zeit des Feierns und des Zurückschauens. Informieren über die Funktionsweise der Plattform kann man sich auch über das deutsche Portal: http://www.kiva-deutschland.org/de/

Die Zahl der kritischen Stimmen ist mittlerweile etwas abgeebbt. Das Portal schwimmt auf einer relativ breiten Sympathiewelle. Die konkreten Erfahrungen, die sich etwa hier nachlesen lassen, fallen überwiegend positiv aus.

Die sogenannten Field Partner sind Mikrofinanzinstitute und dabei entscheidend für den Erfolg von Kiva, berichtet gartentechnik.de. Sie überprüfen nämlich die Kreditanwärter vor Ort und sorgen dafür, dass sie auf der Website von Kiva erscheinen können.

Die Field Partner zahlen auch die Kredite an den Kreditnehmer aus und nehmen die Rückzahlungen entgegen. Sie stellen faktisch die Verbindung zwischen Kreditgeber, Kiva und dem Kreditnehmer her. Doch es gibt viele verschiedene Field Partner, häufig sogar mehrere in einem Land, die unterschiedliche Zielsetzungen haben.

Mittlerweile gehören auch College-Studiendarlehen zur Zielgruppe von kiva.org, berichtet die Huffington Post. Zum Geschäftsmodell: Die Plattform gehört übrigens nicht zur Riege der kommerziellen „Social Lending“ Anbieter, da das in San Francisco ansässige Unternehmen als gemeinnützige Organisation agiert.

Deshalb mehr Informationen zum Entstehen, zur Positionierung und zum Hintergrund: Der Erfolg von Kiva basiert auf dem Status als Non-Profit-Organisation in der Bereitstellung von Darlehen (Mikrokrediten) für Menschen in Ländern der Dritten Welt. Von den Kreditvolumina aus betrachtet, konnte die Plattform mit einer Summe von rund 27 Millionen US-Dollar allein von Februar bis Juli 2009 mit den etablierten Marktführern unter den kommerziellen Kreditbörsen mithalten.

Mehr noch: Der Spendenmarkt übers Netz wächst kräftig, sodass Kiva im Herbst vergangenen Jahres erstmals die Marke von 100 Millionen US-Dollar seit der Gründung überschritt. Hilfreich war dabei ein werbewirksamer Auftritt der Gründer in der Fernsehshow von Oprah Winfrey.

Zur Idee inspiriert wurden die Gründer Matt Flannery und Jessica Jackley nach einer beruflichen Reise durch Ostafrika, bei der sie erkannten, dass bereits ganz kleine Geldbeträge Kleinunternehmen als Sprungbrett in die Selbstständigkeit dienen konnten, eine Erkenntnis, auf der auch das Mikrokreditmodell der Grameen Bank basiert.

Kiva hat das Konzept der Anschubfinanzierung von Kleinbetrieben von einer relativ statischen, an eine Filialstruktur gebundenen Organisationsstruktur vollständig ins Internet verlagert. In den ersten Jahren sah sich die Plattform der Kritik ausgesetzt, eine Konkurrenz zu staatlichen Mikrofinanzorganisationen darzustellen, sowie die Kreditwürdigkeit der Mikrodarlehen von oftmals nur 100 US-Dollar nicht ausreichend geprüft zu haben.

Mittlerweile haben sich die Organisationsstrukturen deutlich professionalisiert. Auch technisch gesehen gibt es kaum mehr Hürden, eine derartige Plattform mit einer bereits bestehenden Internetpräsenz von Dritten zu verbinden. So können Nutzer auf einfache Weise mithilfe von offenen Schnittstellen (API) eigene Zusatzelemente entwerfen und Bausteine von Kiva in ihre eigene Internetpräsenz einbetten, um auf interessante Projekte aufmerksam zu machen.

Inhaltlich gibt es für Einzelpersonen keinerlei Einschränkungen, als Darlehensgeber aufzutreten. Der Geldgeber kann selbst bestimmen, welche Personen oder Projekte er fördern möchte. Das Grundprinzip der Mikrokreditvergabe bei Kiva basiert darauf, das einmal eingezahlte Geld nicht an den sozialen Investor zurückfließen zu lassen, sondern es nach erfolgter Einzelförderung weiterhin im produktiven Kreislauf wirken zu lassen und so nachfolgende Vorhaben anzustoßen.

Davon machen vor allem „Powerlender“ wie Laurent D. aus Belgien oder der US-Amerikaner mit dem Kunstnamen „Good Dogg“ regen Gebrauch. Beide haben laut offizieller Statistik vom Januar 2010 binnen weniger Jahre die erstaunliche Zahl von rund 23.000 bzw. 17.000 Krediten an kleine Existenzgründer vergeben.

Zu den namhaften Unterstützern von Kiva gehören zahlreiche große Unternehmen aus der Internetbranche wie Google, eBay und Microsoft. In der praktischen Abwicklung der bei Kiva.org gelisteten Projekte übernehmen „Field Partners“ die Auswahl der Unternehmer bzw. Kreditempfänger. Dies sind in der Regel regionale Institutionen, die sich bereits im Rahmen anderer Projekte – vor allem Partnerprojekte der Grameen Bank – ein gewisses Renommee erworben haben.

Die regionalen Gruppen agieren direkt vor Ort, indem sie von Dorf zu Dorf reisen, um die Einheimischen über die Möglichkeiten, an Mikrokredite zu gelangen, aufzuklären. Dass das gemeinnützige Unternehmen Kiva gerade von staatlichen Stellen gelegentlich als Wettbewerber angesehen wird, erscheint plausibel, tangiert es doch die bisherige oftmals monopolartige Struktur von Mikrofinanzfonds.

Fazit: Es bleibt spannend zu sehen, wie sich die Welt der „stationären“ und „virtuellen“ Mikrofinanzanbieter künftig entwickelt. Zu schaffen machen dem Markt wohl auch künftig immer wieder unseriöse Trittbrettfahrer, die unter dem sozialen Deckmantel der Mikrokreditvergabe immer wieder Geld in die eigenen Taschen wirtschaften möchten.

Written by lochmaier

Oktober 13, 2010 at 6:36 am

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