Social Banking 2.0 – Der Kunde übernimmt die Regie

Archive for September 2010

First Direct: Ist der Kunde in der Bank 2.0 wirklich der Souverän?

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Matt Colebrook ist „Chief Executive“ der britischen Online-Bank First Direct, einem der kreativen Fußabdrücke in der Welt der Web 2.0-basierten Bankenkommunikation. In einem Interview auf dem Reuters Blog skizziert er nun seine Vision zur „Bank der Zukunft“.

Es lohnt durchaus, sich das Videobriefing mal genauer anzusehen.  Hier aus dem Text dazu das Wichtigste als Blickfang:

Looking to the future I think the chance to listen, learn and engage better with consumers via the social web is something banks must take notice of. People will expect unparalled levels of accessibility and banks must be able to provide a regular flow of interactive and easily shareable information for anyone who wants to access it. This is where I see financial institutions adding value to their offering; focusing on customer care and service; using social media to make this accessibility effortless.

The social web gives both customers and non-customers a voice; a place where they can be heard both by brands and each other. For us in the banking industry it provides the perfect arena; we can see ‘gripes’ and ‘niggles’ and whether these are collective or individual they allow us to source discontent, which provides food for thought in how we can make things better.

I think this will be the standard for the industry in the future; consumers working with us in order to help fashion our products and service. Whether the conversation is positive, negative or indifferent; as bankers, we must act upon it. It’s this feedback that will shape the way the industry works.

Quelle: blogs.reuters.com

Weiter unten wird am Ende des Beitrags folgende spannende Frage aufgeworfen, worin der „ROI einer Social Media Strategie“ aus Sicht von Banken besteht. Meine Antwort: Es gibt keinen quantifizierbaren, das wäre nur eine Milchmädchenrechnung, die entsprechende Evangelisten dem Controller auftischten, und die später so nicht eintrifft.

Was wirklich „zählt“, ist etwas anderes. Ich habe das bereits ausführlich anhand eines Vortrags vor Bankern in Frankfurt erläutert, was ich darunter verstehe, also wo die Standortbestimmung von Social Media in der Branche verortet werden kann, und wieviel die Branche davon wie der Teufel das Weihwasser braucht – und was eher nicht. 

Zunächst aber nochmal die Definition von Matt Colebrook: 

Therefore, in regards to social media a bank’s ‘return’, shouldn’t necessarily be measured only in terms of monetary profits, but instead focused on increases in engagement, awareness and actions.

In the future I see social media within the financial sector creating conversation and hopefully some advocacy along the way. You never know; another revolutionary communication medium might emerge over the next 21 years for us to all get our cynical teeth in to!

Und nun abschließend meine ergänzende Version:  

•Keine Kaffeesatzleserei mit bunten Graphiken betreiben, um das Controlling zufrieden zu stellen

•Stattdessen klar nachvollziehbare qualitative Maßstäbe definieren:

•Wie viel Kritik, wie viel positives Feed-back kommt herein? (Chancen-Risiko-Balance)

•Schlüsselfaktoren der Beratungsqualität bestimmen (Kosten-Transparenz, Konditionen, Servicequalität, Interaktion)

•Der Kunde trägt im Idealfall zu mehr Effizienz in der Anlageberatung bei, indem er als informelles Korrektiv dazu motiviert, die Produkte bedarfsgerecht auszurichten.

Mit dem Marketingdirektor von First Direct, Paul Say, kann man sich übrigens auf dem Weblog von Chris Skinner noch ein Interview anschauen. iPads, Videochannels, 3D-Animationen, ist doch wirklich kinderleicht und spielerisch umzusetzen, oder doch nicht? Nein, das ist natürlich eine große Herausforderung – wer kann heimleuchten …

Hier noch als philosophischer Hintergrund der erste Teil einer fünfteiligen Videodokumentation „Die Wahrheit über die Demokratie“ über die erste „First Direct“ – das war nämlich die „Ursuppe“ unseres heutigen Staatswesens in der griechischen Version 1.0.

Aber sehen Sie selbst, um zu beurteilen, ob sich das Bankwesen und die Finanzindustrie überhaupt bändigen und demokratisieren lassen, so dass das Volk als Souverän in hoffentlich vernünftiger Willensaggregation das Zepter schwingt:

Written by lochmaier

September 30, 2010 at 7:25 am

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Ayondo: „Demokratisch“ organisierte Web 2.0-Trading-Plattform wächst

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Die Web 2.0-basierte Online-Trading-Plattform ayondo präsentiert sich in einem frischen Design und bietet darüber hinaus zahlreiche neue Features. Dazu gehören etwa der „Ranglisten-Konfigurator“ und eine verbesserte Darstellung der Trader-Profile in Form von professionellen Hedge-Fonds-Reports.

Zunächst etwas zum Hintergrund des 2009 gegründeten Unternehmens: Ayondo verbindet erstmalig zertifizierte Top-Trader mit aktiven Privatanlegern auf einer Online-Plattform. Über zehntausend Privatanleger nutzen die kostenlose Plattform bereits, um unmittelbar am Können von erfolgreichen Top-Tradern profitieren zu können.

Dabei hat ein registriertes ayondo-Mitglied die Möglichkeit, sein Broker-Konto mit ayondo zu verbinden und alle Trades der Top-Händler automatisiert auf dieses zu übertragen. Die ayondo-Trader handeln liquide Märkte wie Devisen, Edelmetalle, Rohstoffe und Indizes. Die Positionen werden meist intraday gehalten. Ein einmaliges Risikomanagement steuert auf Wunsch das Ordervolumen und schützt den Kunden vor größerem Kapitalverlust.

Was gibt es jetzt Neues? Eine elementare Weiterentwicklung betrifft nach Ausssage von ayondo das Geschäftsmodell. Registrierte Nutzer können nunmehr die Trades (Kauf- und Verkaufssignale in Märkten wie Devisen, Rohstoffe und Aktienindizes) der Trader kostenlos und vollständig automatisiert auf das eigene Brokerkonto durchleiten. Hierfür reiche eine unkomplizierte und schnelle Kontoeröffnung bei dem Ayondo-Partnerbroker aus.

Innerhalb weniger Klicks kann somit der passende Trader ausgewählt und die automatische Ausführung aktiviert werden. Innovative Risikofunktionen wie der „Verlust-Schutz“ und das automatische „Money Management“ schützten die „Follower“ nach Angaben von Ayondo vor größeren Kapitalverlusten.

Und so beschreiben die Macher ihre Plattform: Das neue Modell demokratisiere den Markt für Privatanleger. Bislang hätten nur sehr vermögende Privatpersonen und Institutionen Zugriff auf das Know-how von Hedge-Fonds-Managern. Mit ayondo könne sich nun jeder Anleger am Computer zu Hause das Können der besten Trader kostenlos auf das eigene Brokerkonto ab einer Kontogröße von 2.000 Euro holen.

Funktioniert das wirklich so einfach? Social Banking 2.0 hat nachgefragt: Haben die Mensschen Vertrauen in die Trader? Wie oft wechseln sie? Wieviel Geld legen die Kunden durchschnittlich an. Alles wollen die Ayondo-Macher zwar nicht verraten, bestätigen aber auf Nachfrage. Erstens: Die Signalgeber werden nicht oft gewechselt. Und zweitens: Bei den Anlagebeträgen gibt es alles zwischen 2.000 und 100.000 Euro.

Soweit eine erste positive Einschätzung. Zumindest findet das Modell auch auf dem Frankfurter Parkett einen Widerhall. So beleuchtet die ARD-Börse  Ayondo, das Web 2.0-basierte Börsenportal: Nur wenige Anleger seien bei spekulativen Investments längerfristig erfolgreich. „Von den wenigen Erfolgreichen im Trading mit Devisen und Rohstoffen könnte man gewinnen lernen. Auf der Internet-Plattform Ayondo werden Amateure und Profis zusammengebracht.“

Mit ihrem Angebot wollen die Ayondo-Gründer laut Börse online die „Hidden Champions“, also erfahrene Daytrader, die bereits von ihrer Tätigkeit leben können, mit ganz normalen Privatanlegern in Kontakt bringen. Die wiederum suchen angesichts der von Crashs geplagten Aktienmärkte vermehrt eine alternative Anlagemöglichkeit mit konstant hohen Renditen.

Fazit des Beitrags: Vom Frontrunning (Insidergeschäfte), wie es die Autoren zahlreicher Börsenbriefe vermeintlich praktizieren, distanzieren sich die Ayondo-Macher, bilanziert Börse online. Ohnehin verdient das Portal laut eigener Aussage vor allem an der Anzahl der Trades, die über die Partnerbank abgewickelt werden. Motto: Je mehr und je erfolgreicher, umso besser.

Was Frontrunning konkret bedeutet, hat die Süddeutsche Zeitung ausführlich beleuchtet, indem sie einen der größten Insider-Aktienbetrugsskandale skizziert. Der Verdacht: Eine Clique von Finanzjournalisten, Vermögensverwaltern und Herausgebern von Börsenbriefen gab untereinander lukrative Insiderinformationen weiter. Im Visier steht insbesondere das im Fachjargon als Scalping bezeichnete Vorgehen.

Haben solche Web 2.0-basierten Trader-Portale trotz der Schwierigkeiten, verlässliche Bewertungen zu finden, eine Zukunft, setzen sie gar einen neuen Trend? Ohne entsprechend große Kundenzahl und Einlagenvolumina bleibt es beim Hobbycharakter von Empfehlungsportalen, denen die Reichweite für ein schlüssiges und gleichsam profitables Geschäftsmodell fehlt.

Bilanziert man die Aussagen der Trader-Community, die sich auf Ayondo ausführlich selbst inklusive ihrer Motivationen beschreibt, so lässt sich aber auch feststellen, dass die Motive der Akteure von einem großen Drang nach Selbstbestimmung gekennzeichnet sind.

Die Anlegertypologie entspricht weitgehend den beiden vom Marktforschungsinstitut YouGovPsychonomics ermittelten Bankkundenprofilen „Der Unabhängige“ und „Der Fordernde“, die ihre Geschicke lieber in die eigene Hand nehmen, statt ihre Geldgeschäfte anderen „Beratern“ zu überlassen.

Ein selbstbestimmtes und weitgehend eigenverantwortliches Leben zu führen, dieser Lebensstil drückt sich für die Zielgruppe der gegenüber den Banken autonom agierenden Menschen gerade im selbst definierten Engagement an den Börsen aus.

So gesehen ist die Demokratisierung von exklusiven Marktritualen, an denen bislang nur die professionellen Akteure teilhaben konnten, die logische Folge einer technisch-sozialen Evolution, die sich gerade mit der Aktienanlage übers Internet (nicht nur) für junge und gut ausgebildete Zielgruppen jenseits von moralischen oder sozial-ökologischen Beweggründen erschlossen hat.

Allerdings könnten die großen Spieler mit und ohne Hilfe von „Algotrading“ oder dem Hochfrequenzhandel diesen „sozialen“ Trend aus der Mitte der Gesellschaft jederzeit manipulieren und ausbeuten, denn letztlich sind die kleinen Privattrader nur ein letztes Glied in der Kette, und sie haben kaum Einfluss auf grundlegende Entwicklungen, sondern hängen sich letztlich möglichst produktiv an die Trends an, ohne die Spielregeln zu beeinflussen.  

Da an der Börse ein erfolgreiches Agieren zudem wesentlich aufwändiger herzustellen ist, gegenüber einer vergleichsweise deutlich weniger komplexen Kreditvergabe über finanzielle Netzwerke wie bei Smava, sind die Einstiegshürden als ambitionierter privater Händler dementsprechend hoch. Letztlich aber stellt sich dieses Problem bei Ayondo direkt nicht, denn der Privatanleger operiert dort nicht selbst, sondern lässt die vermeintlich besten Trader den Job erledigen.

Die nach ausführlichem Screening ausgewählten Händler stehen jedoch unter einem hohen permanenten Erfolgsdruck. Wer den Track Record mal ein paar Tage ein gutes Stück weit verfehlt, düfte ziemlich rasch in Ungnade fallen, sowohl bei den Kunden als auch bei den Machern. Denn letztere möchten schließlich ihr Geschäftsmodell mit Hilfe der Provisionsbeteiligungen irgendwann profitabel refinanzieren.

Die Macher jedenfalls scheinen vom Erfolg ihres Geschäftsmodelles auf Basis der bisherigen Erfahrungen überzeugt: „Dass das Modell funktioniert, zeigt das rasante Wachstum. Bereits über 10.000 aktive Anleger nutzen ayondo zur Entscheidungsfindung und beobachten die Trades der Top-Trader“, lassen die Plattformbetreiber verlauten.  

Und noch eine Aussage scheint den Trend in Richtung Web 2.0-basiertes Trading zu bestätigen: „Viele haben bereits die automatische Ausführung aktiviert und profitieren so ganz einfach und mit steigendem Kontostand von der Marktüberrendite (Fachbegriff: Alpha), welche die besten ayondo-Händler seit über einem Jahr erzielen. Die aktuellen Top Five der zertifizierten ayondo-Trader haben jeder für sich den Deutschen Aktienindex (DAX) seit Start der Plattform deutlich geschlagen.“

Sicherlich werden die Kunden diesem Trend immer wieder genau auf den Puls fühlen. Und wie bei den meisten Plattformen sollten sich eigene Monitoring-Netzwerkstrukturen wie etwa beim Social Lending-Pendant Smava herausbilden, über die sich die Klienten jenseits von Marketingversprechen fortlaufend ein eigens Bild über die statistische Performance verschaffen könnten. Davon kann auch der Plattformbetreiber nur lernen, um sein Innovationsmodell fortlaufend weiter zu entwickeln. Schließlich ist die direkte Demokratie die beste aller Varianten.

Written by lochmaier

September 29, 2010 at 7:23 am

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Algotrading: Wie selbstzerstörerisch ist der automatisierte Handel?

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In einem früheren Beitrag im Mai habe ich das Thema schon einmal beleuchtet: High-Frequency-Trading: Wenn die Wall Street sich vertippt. Ist das sogenannte Algotrading nun die ultimative Glücksformel für Lottospieler an der Börse, bei dem man leider am Ende viel mehr verliert als gewinnt? Fächern wir die Thematik mal etwas genauer auf. 

Michael Schwalm-Leinert ist Mitbetreiber des Forexinformationsportals www.forextimes.de und als selbstständiger Trader seit 2007 im Devisenhandel tätig. Wie der Forex-Handel funktioniert, erläutert der Insider  auf seinem Weblog forextimes:

Anhand des folgenden Beispiels kann der komplette Ablauf eines einzelnen Handelsvorgangs am Forex Markt nachvollziehbar veranschaulicht werden: Zum Kurs des Devisenpaares EUR/USD (Euro zu USD) von 0,7354 kauft der Forex Trader 100000 Dollar (für 73540 €), da er auf einen Kursanstieg des Devisenpaares setzt.

Der Kurs EUR/USD steigt auf 0,7419, in der Forex Sprache beträgt der Kursanstieg 65 pips (0,7419 – 0,7354 = 0,0065). Der Forex Trader bekommt ein Forex Signal, dem er folgt, da er ihm vertraut und verkauft die 100000 Dollar. Er bekommt 74190 €, folglich ist der Verkaufserlös 650 € (74190 € – 73540 €). Das Beispiel zeigt überzeugend, wie groß die Rolle eines kleinen pip ist.

Zumal ein erfahrener Forex Trader jeden Tag mehrere Transaktionen vornimmt, wobei 100000 USD kein außergewöhnliches, sondern ein gängiges Handelsvolumen ist, kann der real erzielbare Verkaufserlös bei ca. 5000 € pro Tag liegen. In Anbetracht dessen, dass am Forex Markt nicht mit ganzen, sondern mit marginalen Einsätzen gehandelt wird, wobei die Margen-Einsätze bei durchschnittlich 1 % der Handelssumme liegen, sind die real erzielbaren Gewinne extrem hoch.

So liegt der marginale Einsatz der vollen Summe von 100000 USD bei 1000 USD. Es darf allerdings nicht außer Acht gelassen werden, dass die enormen Hebelwirkungen nicht nur für hohe Gewinne sorgen, sondern genau so hohe Verluste nach sich ziehen können.

Quelle: forextimes.de

In einem Gastbeitrag auf dem Blicklog kommt Trading-Experte Michael Schwalm-Leinert nun ganz am Ende exakt auf den kritischen Punkt der „geistigen Unterstützungslinie“:  

Beunruhigend ist es, dass der Hochgeschwindigkeitshandel im weltweiten Devisenhandel immer mehr an Einfluss und Macht gewinnt, dadurch bedingt, dass dessen Marktanteil rapide steigt: Im Jahr 2009 lag er bereits bei rund 25%, in Fachkreisen ist zu spüren, dass es so bleibt. Der zunehmende Einfluss des Algo-Tradings auf das Forex Trading ist eine echte Bedrohung, zumal Computer und Computerprogramme mehr Entscheidungsmacht als Menschen haben.

Quelle: Blicklog

Wie lässt sich dieser Befund nüchtern einordnen? Nun geht es keineswegs darum, die Börse und auch das High-Frequency-Trading pauschal zu verdammen. Man sollte zuerst genau definieren, worüber man redet, als mit dem moralischen Finger zu zeigen.

Oftmals sind sogar recht kreative Menschen als individuell gestrickte Trader, semi- und manche so richtig professionell, unterwegs.  Also ganz und gar keine blutrünstigen Vampire. Ich habe mir selbst einen Einblick erst kürzlich auf einem eintägigen Workshop zum Live Trading in Berlin verschafft.

Was einen nachdenklich stimmt, ist etwas anderes. Die strukturellen Ungleichgewichte auf den Finanzmärkten, die Ahnungs- und Sorglosigkeit angesichts des globalen Szenarios, die Überliquidität – und natürlich der Einfluss des automatisierten Handels in diesem Zusammenhang.

Außerdem: Die Enttäuschung mit konventionellen Anlageberatern bis hin zum Frust beim fremdbestimmten Job und der Einflusslosigkeit im großen politischen Räderwerk dürfte ein übriges tun, dass sich Broker lieber auf sich selbst verlassen, wenn es schief geht, dass weiß man oder frau wenigstens, wer dafür verantwortlich ist.  

Trotzdem stellt sich die Frage: Ist das der ideale Nährboden für die nächste Blase oder ein partielles Crashszenario? Schwer zu sagen. Die Meinungen darüber gehen weit auseinander. Hier weiß wohl nur das Orakel von Delphi die richtige Antwort. Spannend ist, ob sich mehr Kunden von Online-Brokern auf die automatisierten Rituale gedenken einzulassen.

Einige davon, die auch den automatisierten Forex-Handel  bereits als „Cash-cow“ und (vermeintlich) automatische Geldvermehrungsmaschinerie praktizieren, habe ich persönlich kennen gelernt. Es sind quasi „ganz normale Menschen“, die sich generell aber deutlich mehr mit der Geldanlage beschäftigen als andere. Alle Altersklassen sind vertreten, auch Ältere. 

Dennoch kann man damit natürlich den kompletten Schiffbruch mit dem Verlust des „Spielkapitals“ erleiden. Aber das wissen die Algotrader selbst. Dennoch verlassen sie sich auf einen Online-Broker, der die richtigen Parameter setzt, und der Nutzer braucht dann nur noch zeitsparend das Feintuning zu übernehmen?

Das klingt ein bisschen wie die Mär vom schnellen Reichtum über Nacht, oder zumindest binnen weniger Monate. Die Hebel sind enorm, und wer sie richtig einsetzt, hat’s bald geschafft, so das Credo. Eigentlich aber, so wurde auf der World of Trading in Berlin etwas ganz anderes deutlich: Nämlich, dass der Erfolg an der Börse wie so manches andere im Leben auch das Produkt von Disziplin, Strategie und richtiger Intuition ist. Da darf man auch mal daneben liegen, sofern man daraus lernt.

Und hier gibt es erst recht kein billiges Freibier zu verschenken, auch und gerade nicht beim automatisierten Algotrading, wie ein Interview mit Lothar Albert, dem Chefredakteur und Herausgeber von Broker-test.de aufzeigt. Hier die Preisfrage:

Viele Anleger möchten das schnelle Geld verdienen. Habe ich nach meinem Besuch das nötige Handwerkszeug, um direkt mit dem day trading zu beginnen?

Lothar Albert: „Sagen wir es so, nach der Veranstaltung werden viele der Mythen um das schnelle Geld nicht mehr vorhanden sein. Dafür haben die Besucher einen gute Idee davon, was es bedeutet, an der Börse erfolgreich zu sein.“
Noch Fragen?

Wer mehr Einblicke hinter die Kulissen und Funktionsprinzipien etwa der Metatrader Version 4 haben möchte, der wird beispielsweise auf www.wallstreet-metatrader.de/trade fündig, wo ausführliche Videos das Phänomen aus Nutzersicht erläutern, oder direkt über http://www.metatrader4.com/de/.

Dies soll aber nicht als Aufruf oder gar Werbung verstanden werden, das gleich zu probieren, sondern zur kritischen Auseinandersetzung anregen. Denn die Preisfrage lautet: Mit welchem Risiko wird welche Performance „erkauft“? Auch für die kommenden Generationen ist dies eine spannende Frage.

Morgen folgt im Anschluß an das heutige Thema ein Update über die neue Web 2.0-basierte Handelsplattform Ayondo.

Written by lochmaier

September 28, 2010 at 7:31 am

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GE Capital Direct: Hohes Zinsversprechen und niedriges Kommunikationslevel

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Wer auf die Homepage von GE Capital Direct schaut, liest dort folgendes: „GE Capital ist der weltweit führende Spezialist für Finanzierungslösungen im Firmenkundengeschäft. Rund 50.000 Kunden vertrauen allein in Deutschland auf unsere maßgeschneiderten Lösungen. Und auch Sie als Privatkunde profitieren mit dem GE Capital Direkt Tagesgeldkonto von der Leistungsstärke unseres Unternehmens.“

Das klingt natürlich gut. Es gibt aber auch eine andere Seite der Medaille: Bereits Mitte September folgte den hohen Zinsversprechen auf bis zu 2,2 Prozent fürs Tagesgeld eine „kleine Schweigeminute“. Darüber berichtete Finanznachrichten.info wie folgt:

Viele Kunden und auch Medienvertreter wunderten sich darüber, dass von der GE Capital Direkt nach erst sehr lautem Getöse von einem Tag auf den anderen irgendwie gar nichts mehr zu hören war. Viele Finanzportale nahmen daraufhin das GE Capital Direkt aus ihren Vergleichsrechnern, wenngleich diese den Spitzenreiter in aktuellen Vergleichen wie auf http://www.tagesgeld-vergleich.net/ stellen würde.

Ein Finanznewsportal fragte dann gesondert bei der GE Capital Direkt nach, was denn nun mit dem Tagesgeld werden würde, und ob sich die Konditionen ändern würden. Nach dreimaliger Anfrage erhielt das Portal tatsächlich eine Antwort. Am 18. September gab die GE Capital Direkt dann die Antwort, dass die Strategie der Bank es nicht vorsähe, „die Konditionen unseres Produktes in naher Zukunft zu verändern“.

Heute, nicht einmal einen Monat später, sieht die Lage ganz anders aus. Plötzlich senkt die GE Capital Direkt den Zinssatz für ihr Tagesgeld und senkt zugleich die Anlagensumme von unbegrenzt auf nur noch 250.000 Euro.

Quelle: finanznachrichten.info

Das Kommunikationsgebaren auf reduziertem Niveau klingt ein bisschen wie bei der Noa Bank, die zunächst sehr intensiv und am Ende gar nicht mehr mit ihren Kunden kommunizierte. Das Ende ist bekannt: Die Insolvenz, und das Entschädigungsverfahren über den EDB laufen bereits.  Vieles bei GE Capital Direct ähnelt auf den ersten Blick betrachtet dem Geschäftsmodell: Die Einlagen dienen zur Refinanzierung des Factoring- und Leasing-Geschäftes, immerhin gibt es wohl um die 55.000 Firmenkunden, die „maß geschneiderte Lösungen“ benötigen.

Dagegen wäre prinzipiell nichts einzuwenden, aber die Sache sollte solide gemanaged werden. Auch hier scheint eine gewisse operative Hektik und eine vage (Un)Entschlossenheit zu dominieren. Kurzfristig hohe Einlagenvolumina einzuwerben ist die eine Sache, sie seriös aber auch gewinnbringend in Kredite oder andere Instrumente umzuwandeln, alles andere als ein Selbstläufer.

Insofern setzen derzeit viele Anleger die folgende Pressemitteilung von GE Capital Direct gerne auf ihre persönliche Watchlist:

„GE Capital Direkt hat bekannt gegeben, dass die angestrebten Ziele in Bezug auf Kundengewinnung und Zahl der eröffneten Konten schon nach acht Wochen übertroffen wurden. Der Tagesgeld-Anbieter, der im Juli mit einem Top-Zinssatz von 2,25 Prozent an den Start ging, profitierte von einem unerwartet hohen Zuspruch deutscher Anleger, die ihr Geld gezielt anlegen möchten.“

Ganz besonders dieser Satz hier gehört mittelfristig immer wieder auf den Prüfstand:

„Der hohe Zinssatz war aber nicht der einzige Erfolgsfaktor. Wie wir aus vielen Kundenreaktionen wissen, ist noch ein anderer Aspekt wichtig – nämlich, dass der Kontoinhaber mit der Geldanlage den deutschen Mittelstand aktiv unterstützt“, sagt Georg Strich, Head of Deposits von GE Capital Direkt.

Und auch diese Aussage hier gilt es weiter im Auge zu behalten: 

„Aber: für uns ist Wachstum kein Selbstzweck. Deshalb überprüfen wir aktuell verschiedene Optionen.“ Dazu zähle eine leichte Zinssenkung ebenso wie die Einführung eines Maximalanlagebetrages für Neukunden. „Die genauen Änderungen werden wir zeitnah kommunizieren“, sagt Georg Strich.

Das ist jetzt auch schon wieder eine Weile her. Die Anleger und Firmenkunden werden diese letzten Ausführungen und Zitate sicherlich sensibler als zu früheren Zeiten beim Wort nehmen. Finanznews-123.de wirft folglich in einem Interview mit Matthias Kröner von der Fidor Bank die provokante Frage auf, ob es auch eine Bank gibt, die die hohen Versprechen nach einer transparenten und konsistenten Informationspolitik überhaupt annähernd einzulösen vermag.

Siehe hierzu auch meinen Beitrag auf heise.de: 

Wie die Finanzindustrie im sozialen Netzwerkzeitalter auf Kundenfang geht

Written by lochmaier

September 27, 2010 at 7:37 am

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Social Stock Exchange: Von der Idee zur rauen Wirklichkeit

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Der SZ-Autor Bastian Brinkmann hat mich auf die „Social Stock Exchange“ aufmerksam gemacht, über die er in der Süddeutschen Zeitung bereits berichtet hat. Ein kurzer Auszug:

Der Social Stock Exchange dagegen möchte keine Almosen einsammeln, sondern Kapital. Sie soll sich durch Listing-Gebühren tragen. Ethische Investments sind für Kuhlemann ein Markt mit Milliarden-Potential. „Stiftungen könnten nicht nur mit ihren Zinsen Gutes tun“, sagte sie zu sueddeutsche.de, „sondern direkt mit ihrem Vermögen“.

Die Sozial-Börse könnte Geld für Unternehmer zur Verfügung stellen, denen Profit und Nachhaltigkeit gleich wichtig ist. Eine Börse zu gründen, ist jedoch nicht einfach. Dafür muss die Börsenaufsicht des jeweiligen Bundeslandes zustimmen. Ein multilaterales Handelssystem wäre dagegen im strengen Sinne keine Börse und unterstände der Bafin-Aufsicht. Würden sich dann in der Ethik-Börse Anbieter ohne Bafin-Erlaubnis tummeln, könnte der Plattform-Betreiber in Mithaftung genommen werden. Noch tüfteln deswegen die Anwälte der Social Stock Exchange an einer Lösung – auch damit Unternehmer wie Madenzüchter Wollmann leichter Geld einsammeln können.

Quelle: sueddeutsche.de

Das hört sich interessant aber gleichwohl nicht einfach zu realisieren an. Wie kommt man von der guten Idee zur rauen Wirklichkeit? Auf den Internetseiten nextsse gibt nun die Initiatorin und Unternehmensberaterin Anne-Kathrin Kuhlemann in einem längeren Papier detailliert Auskunft, wie „aktive Philantropy“ angelegt sein kann, und was somit indirekt das Projekt Social Stock Exchange beeinflußt. 

Die Initiatorin erläutert die unterschiedlichen Beteiligungsmodelle, liefert Orientierung im oftmals nicht klar ersichtlichen Mix zwischen Sozial- und Gewinnorientierung, wobei Checklisten für potentielle Investoren zusätzlich von Vorteil sind. Zum Hintergrund der Initiatorin noch eine kleine Selbstauskunft:

Anne-Kathrin is a serial entrepreneur, founding several companies and an NGO since university. With a background in management consulting, she is founder and Managing Partner of Konvergenta InterZero, a communication agency for ethical and ecological change. She is also one of the initiators of the Social Stock Exchange Association and has been working in the social finance sector since 2006, studying evaluation models and financial products.

Ende 2010 soll nun die neue Plattform Social Stock Exchange an den Start gehen. Kann das Modell funktionieren? Was hat es mit dem „normalen“ (sofern es diese gibt) Börsenparkett gemein? Das sind Fragen, die wir künftig noch öfters stellen und hören werden. Ein etwas älterer Eintrag auf dem Social Business Blog sondiert die bestehenden Ansätze und stellt die Frage: Why a social stock exchange is a bad idea? 

Das Thema wie sich Kapitalmarkt, Börsenmechanismen und das Internet vertragen, wird also noch für die eine noder andere Kontroverse sorgen. Zumindest scheint der Ansatz ein vielversprechender. In einem neuen Eintrag auf dem Social Business Blog liest sich das so:

In previous posts we have questioned the Social Stock Exchange and view exchanges generally as unnecessarily expensive and outdated bits of infrastructure. I doubt regional exchanges will prove any different. Our preference is for online applications of the “crowd funding” model, which seem much more likely to generate local funding at a reasonable cost.

Ob sich aber die Mentalität der Anleger, Investoren und Abnehmer zwischen Gewinn- und Sozialorientierung (auch) in einem schlüssigen Internetportal (eine Art Kiva oder Betterplace für Investoren) abbilden lässt, das ist wohl die spannendste aller Fragen.   Hier erklärt Mikrokredite-Pionier M. Yunus schon mal, was er sich unter dem Begriff „Social Stock Exchange“ vorstellt:

Written by lochmaier

September 24, 2010 at 6:55 am

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ASB Bank: Erste Facebook-Filiale à la Second Life eröffnet

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Chris Skinner ruft in seinem Weblog das Ende der Privatheit durch Facebook aus: Was müssen Banken tun:

Find some other way to authenticate than personal information. Educate customers on the dangers of divulging such information and show them how to protect themselves. Make clear that where information is made available by a customer through social media that, if this information is used to access their account, then they are liable for any losses“, so Skinner.

Und nun das hier, ein echter Kontrapunkt: Visible-Banking beleuchtet ausführlich einschließlich einer längeren Videodemo die erste Facebook-Filiale der ASB-Bank

Wir stehen also kurz davor, in Facebook die ersten ausgeprägten virtuellen Bankfilialen zu erleben, wie es jetzt die ASB Bank und einige andere follower in Neuseeland gerade demonstrieren. Dies birgt aber die Gefahr einer neuen Überhitzung und Abnutzung.

Da verschmilzt nämlich so etwas wie Second Life mit Facebook, also eine künstliche Welt mit dem realen Bankgeschäft. Das ist interessant, aber auch glatteisverdächtig.

Deutschland wird diesem Trend wie immer etwas hinterher hinken. Ohnehin bietet eine bloße Präsenz in Facebook noch keine Garantie für eine erfolgreiche Kundenansprache. Zudem wird sich allein aus rechtlichen Gründen das Online-Banking nicht direkt kurzfristig in ein soziales Netzwerk hinein verlagern.

Die oberste Prämisse bei einem Engangement der Banken sollte lauten: Gewinnspiele, Pressemitteilungen und Bilanzergebnisse sind kein Social Media Management, unabhängig welchen Sendekanal man dazu benutzt. Botschaften zu empfangen, lautet stattdessen die Leitlinie.

Es dreht sich vieles, wenn nicht sogar alles um den offenen und konstruktiven Dialog, nicht nur um reine Werbung. Wer dies berücksichtigt, gehört mittelfristig auf sozialen Netzwerken wie Twitter und Facebook zu den Gewinnern.

Durch aktive Auseinandersetzung und Beteiligung am Wertschöpfungsprozess nach außen kann sich die Glaubwürdigkeit und der Markenwert festigen. Ein Patentrezept zur idealtypischen Umsetzung gibt es allerdings nicht.

Wie also können persönliche Beratung, mobile und Social Media-Anwendungen sinnvoll miteinander vernetzt werden? Sicherlich sind innovative technische Tools von großer Bedeutung. Banking übers iPhone oder iPad, interessante Apps und mobile Anwendungen sind aber nur die eine Seite der Medaille.

Ich würde dazu raten, sich statt der technischen Spielwiese verstärkt um die Inhalte zu kümmern, die letztlich den nicht leicht austauschbaren Mehrwert im Sinne der Markt- und Markendifferenzierung erst erbringen.

Um als gewichtiger Spieler in der Branche ein konkretes Unterscheidungsmerkmal aufzuweisen, sind also kreative Ideen gefragt, die vor allem dem Kunden einen Nutzen bieten, und nicht nur oder vor allem der Bank. Dies kann beispielsweise durch fachlich fundierte graphische Aufbereitung zu den eigenen Produkten, Chancen- und Risikoklassen geschehen, durch ungeschönte Einblicke in den Alltag der Kundenberater – und natürlich durch zahlreiche Möglichkeiten für Feedback-Schleifen, die jedoch nicht als vordergründig getarnte unidirektionale Einbahnstraßenkommunikation zu gestalten sind.

Wir stehen hier am Anfang einer spannenden Entwicklung, und ich bin mir sicher, dass in einer Branche, die sich über Jahrzehnte kaum durch Neuerungen in den Geschäftsmodellen ausgezeichnet hat, in diesem Jahrzehnt am „Frontend“ der Banken in der Version 2.0 vieles bewegen und ändern wird.

Wer noch mehr Einblicke in die Thematik möchte, dem empfehle ich meinen Fachartikel in „die bank“ zum hybriden Erlebnisraum: Die kommunikative Bankfiliale.

Und hier zum Abschluß noch ein älterer Werbespot der ASB Bank mit „Captain James Cook“:

Written by lochmaier

September 23, 2010 at 6:23 am

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Alles nur geklaut: Ergo Gruppe kupfert Werbespot aus Blockbuster „High Fidelity“ ab

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Dem einen oder anderen ist die kreative Wortwahl vielleicht schon aufgefallen: Der Werbespot der Ergo Gruppe „Weltraumforschung“ setzt neue und gleichwohl zweifelhafte Maßstäbe in der Nutzeransprache. Wir werden jetzt versichert statt verunsichert, so das neue Leitmotiv. Wow.

Werbung ist Geschmacksfrage, umso mehr wenn es sich um geklaute Ideen statt eine eigene Kreativleistung handelt. Oder anders ausgedrückt: Auch die Werbebranche ist völlig amerikatreu in ihr Schicksal ergeben. 

Denn weiter unten kann man sich nun anschauen, welche Bestandteile die Versicherung direkt aus dem Munde von Hollywood-Star John Cusack übernommen hat. Zunächst das Original „Five things I miss about her“:

Das war also eigentlich eine Liebeserklärung an ein weibliches Wesen, das die Ergo Gruppe kurzerhand durch das neue Element „Versicherung“ ersetzt hat. Ob da Tantiemen an das Original geflossen sind. Egal, man hätte sich ja auch gewundert, wenn die deutsche Kreativszene allein auf diese hippe Wortwahl gekommen wäre. Aber schauen Sie doch selbst rein und vergleichen sie, wie ein aufmerksamer Zuschauer die beiden Versionen verglichen hat:

http://www.youtube.com/watch?v=0JF2BGBsn2M

Zum Hintergrund: In einem längeren Artikel auf Heise Telepolis habe ich das Phänomen von „Big Brother 2.0 in der Finanzbranche“, das allmählich über die sozialen Netzwerke immer mehr Einzug hält, ausführlich beleuchtet. Hier geht es zum Beitrag Wie die Finanzindustrie im sozialen Netzwerkzeitalter auf Kundenfang geht

Mein Fazit: Was also hat die kleine Rundreise durch die neue Werbewelt der Versicherungen und Banken gebracht, die jetzt die Mechanismen der sozialen Netzwerke wie Facebook und Twitter für sich entdeckt haben. Man traut man immerhin, die neue Tonalität anzuwenden. Indes: Der Weg ist noch lang und steinig, bis der mündige Verbraucher tatsächlich damit rechnen kann, nicht nur in netzwerkgerechten Häppchen angesprochen, sondern auch als eigenständig denkendes und handelndes Wesen betrachtet und ernst genommen zu sein.

Kein Wunder, es ist ja auch viel einfacher, das Big-Brother-Prinzip auf das Web 2.0 zu übertragen. Aber auch hier kann sich die Internetgemeinde Trost spenden: Wo gute Ideen dahinter stecken, wird sie im globalen Dorf ein positives Votum über deren weiteres Schicksal abgeben. Wo nur Etikettenschwindel und dreiste Anmache dahinter steckt – vermeintlich auf Augenhöhe mit dem Kunden unterhalb der Gürtellinie lanciert – dann lässt sich diese Praxis zumindest über direkte Kommentare auf einschlägigen Blogs oder über Twitter, Facebook & Co. rasch entlarven.

Written by lochmaier

September 22, 2010 at 7:36 am

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Bildungsfinanzierung 2.0: Studenten kreieren Croudsourcing-Tools

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Dass sich die Weisheit der Massen auch in Sachen kollektiver Finanzintelligenz nutzen lässt, dürfte prinzipiell kaum  umstritten sein. Die Frage ist nur, wie kann dies erfolgreich umgesetzt werden. Über einen neuen Ansatz berichten die VDI nachrichten unter dem Titel: „Die Weisheit der Massen nutzen“. Ein Auszug:

In Boston, in einem kleinen Gründerzentrum, einem Inkubator, wie es so schön heißt, haben Christopher Chard, 26, und Ken Knoll, 25, diesen Gedanken kennengelernt. Die beiden Studenten des Wirtschaftsingenieurwesens an der TU Darmstadt haben dort ein Praktikum bei einer Unternehmensberatung absolviert. „In den USA ist Crowdsourcing ein ganz heißes Thema“, sagt Ken Knoll. Zurück in Deutschland machten die beiden Studenten Crowdsourcing zum Thema einer Studienarbeit. Ihr Professor spielte mit. Sie sollten in einem Crowdsourcingprozess ein Finanzprodukt entwickeln, bei dem Eltern für ihre Kinder Geld für das Studium zurücklegen könnten. Als Partner fand sich die Sparkasse Darmstadt.

Chard und Knoll suchten eine kleine Gruppe von 20 Freunden und Verwandten zusammen. In einem eintägigen Seminar sollten die Teilnehmer sich damit auseinandersetzen, wie Einzahlung und Auszahlung funktionieren könnten, welche Nebenleistungen die Bank anbieten könnte und wie das Produkt vertrieben werden könnte. Chard und Knoll waren überrascht, wie detailliert sich die Gruppe, von der niemand einen Bezug zur Finanzbranche hatte, mit den einzelnen Fragen befasste. Vor allem durch Nebenleistungen könne die Bank punkten, befanden die Teilnehmer. Günstigere Studienbücher oder Nachhilfe in bestimmten Fächern könne die Bank vermitteln und damit die Attraktivität des Produktes steigern. „Es ist wichtig, komplexe Fragestellungen in Einzelfragen zu untergliedern und die Diskussion in der Gruppe zu moderieren“, sagt Christopher Chard. Erst dann kann eine Gruppe, die Crowd, wirklich konstruktiv arbeiten und ist nicht durch die Komplexität gehemmt.

Die beiden Studenten werteten die Vorschläge aus, rechneten sie noch einmal durch und präsentierten der Sparkasse das Ergebnis. Ob es tatsächlich umgesetzt wird, wird derzeit noch geprüft. Allerdings stehen Chard und Knoll in Gesprächen mit dem Deutschen Sparkassen- und Giroverband (DSGV) zu einem weiteren, weit größeren Projekt. „Wir denken, dass sich der Prozess auch im Internet mit viel größeren Gruppen umsetzen lässt. Bei denen bis zu 500 Leute gleichzeitig an einem Thema arbeiten“, sagt Ken Knoll.

Quelle: VDI nachrichten

Ein weiterer Hintergrundartikel zu dieser Idee findet sich auf echo-online.de.

Die genaue Gliederung eines Aufsatzes der beiden oben genannten Autoren zum Themenbereich IT-basiertes Innovationsmanagement (in der Finanzindustrie) kann man sich hier anschauen, oder gleich den  ganzen Aufsatz der beiden Autoren im HMD-Heft Praxis der Wirtschaftsinformatik ordern.

Man darf gespannt sein, ob sich Banken heran trauen, neue Ansätze in der Bildungskonzeption – bis hin zur -finanzierung umzusetzen, oder ob dies andere Spieler aus der IT-Szene mit kreativen Modellen übernehmen. Man könnte ja tatsächlich schon im eigenen Haus damit anfangen.

Denn neue Marktteilnehmer in einer breit gefächerten „Social-Lending-Industrie“ fokussieren sich bereits heute auf spezielle jüngere und gut gebildete Zielgruppen, wie das nicht gemeinnützige Unternehmen People Capital auf Studenten, die Geld für den Besuch ihres jeweiligen College benötigen.

Problematisch für alle Beteiligten bei dieser Variante ist der vorausgerichtete Blick auf die zukünftigen Berufschancen und die damit verbundenen Rückzahlungsoptionen. Dieses Kreditrisiko praktisch handhabbar zu machen, versucht der Internetbetreiber People Capital über ein statistisches Verfahren „humancapitalscoring“. Anhand einer Profilanalyse werden die zukünftigen beruflichen Aussichten des Bewerbers in ein Lagebild übernommen.

Es stellt sich allerdings die Frage, inwieweit externe Faktoren wie Wirtschaftskrisen oder sonstige gesellschaftliche Umbrüche in die Bewertungsmatrix eines erweiterten Risikomodells einbezogen sind, wie also die Akteure adäquat auf außerfahrplanmäßige Entwicklungen reagieren.

Erfolgreich ausweiten lässt sich das Modell der Vergabe von Bildungskrediten auch auf die Schulen. In den USA existiert mit Donors.choose.org beispielsweise eine gemeinnützige Plattform, in der Menschen bestimmte Lehrer und Schüler aktiv mit der Spende von Unterrichtsmaterialien unterstützen können. Gegründet wurde die Plattform von Charles Best, der fünf Jahre in einem sozialen New Yorker Brennpunkt in der Bronx als Lehrer arbeitete.

In den sieben Jahren seit Bestehen der 2002 gegründeten Plattform warben die Gründer mit einem professionell organisierten Managementteam bis September 2009 immerhin rund 37 Millionen US-Dollar ein. Zu den Unterstützern des landesweit agierenden Portals gehörten vor dem Ausbruch der Finanzkrise auch renommierte amerikanische Geldhäuser wie die Bank of America und Wachovia, die seit 2008 zur US-Großbank Wells Fargo gehört. Bis zum Konkurs im September 2008 als führender Partner von donors.choose in Nordkalifornien engagierten sich auch die Lehmann Brothers Holdings.

Den im deutschsprachigen Raum zurzeit populärsten Vertreter im Segment von sozialen Bildungskrediten stellt die Schweizer Plattform studienaktie.org dar. Dort können sich Studierende im Internet als „Wertanlage“ anbieten. Dafür bieten sie Investoren ein „partiarisches“ Darlehen an. Das ist eine Schuld, die mit Rückzahlungsdatum und dem Versprechen auf eine künftige Mitbeteiligung an einem Gewinn verbunden ist. Dies wäre der Fall, wenn der Student ins Berufsleben eintritt, etwa in Form eines prozentualen Anteils am späteren Jahresgehalt.

Eine Garantie für den Kreditgeber gibt es freilich nicht. Er trägt das volle Risiko eines Fehlschlags, wenn der Studierende später nicht in der Lage sein sollte, das Darlehen zurückzuzahlen, etwa wegen eines plötzlich eintretenden privaten Konkurses oder eines Unfalls. Bevor der Vertrag zustande kommt, findet ein persönliches Gespräch zwischen Bildungsinvestor und dem Aspiranten statt.

Es ist kaum zu übersehen, dass ein derartiges Geschäft dem Aspiranten eine hohe finanzielle Last für sein künftiges Leben aufbürden kann, was durch den Umstand, dass er eine persönliche Beziehung zu seinem Bildungsinvestor unterhält, sogar noch verstärkt werden kann. Trotz des hohen Risikos für den Kreditgeber und Darlehensnehmer macht der Trend, soziale Kredite auf den Bildungsbereich auszudehnen, weiter Schule.

Für die Studierenden ist das Modell auch deshalb attraktiv, weil es einen Gegenentwurf zu den teils exorbitant steigenden Kreditzinsen darstellt, die selbst seriöse Organisationen wie die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) mittlerweile verlangen. Sogar in einer staatlicherseits so reglementierten Volkwirtschaft wie China hat sich mit Qi-fang eine ähnliche Plattform wie studienaktie.org etabliert. Bis zum Juni 2009 sind dort bereits 2500 Darlehen mit einer Summe von durchschnittlich je 400 US-Dollar ausgereicht worden.

Written by lochmaier

September 22, 2010 at 6:56 am

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Ökofonds im Aufwind: Nachhaltige Geldanlage wird zum Alltagsgeschäft

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Handelsblatt Finance berichtet: Ende 2009 lagen in Deutschland, Österreich und der Schweiz rund 38 Mrd. Euro an Geldern in nachhaltigen Anlagen, wie eine letzte Woche veröffentlichte Studie des Forums Nachhaltige Geldanlagen (FNG) zeigt. Im Vergleich mit dem Vorjahr entspricht dies einem Wachstum von 67 Prozent. Nachzulesen ist all dies auch in der Schweizer NZZ.

Die Bank Coop zeigt in ihrem Werbespot für nachhaltige Anlagen, was Geld und Wertpapiere miteinander zu tun haben:

Der Trend ist aber sehr viel „nachhaltiger“ als manche glauben. 729 Milliarden Euro hat Europas Elite in nachhaltigen Produkten angelegt, berichtet dasinvestment.com  Das sind immerhin elf Prozent ihres gesamten Vermögens. Dies geht aus einer Studie des European Sustainable Investment Forum (Eurosif) unter europäischen Vermögensverwaltern und Family Offices hervor.

Der entscheidende Punkt, so investment.com weiter, ist nun der hier: Auch Privatbanken hätten den Trend erkannt. Wie Penny Shepherd, Leiter der britischen Eurosif-Tochter UKsif berichtet, bauen Privatbanken ihre internen Kapazitäten im Bereich der nachhaltigen Investments aus. Darüber hinaus werden laut Shepherd auch externe Spezialisten für sozial und ökologisch sinnvolle Finanzprodukte gesucht. 

Fazit: Bereits in einer jüngeren Studie Responsibly Investments – mehr als eine Modeerscheinung hat Deutsche Bank Research den Leitkompass für das Thema aus Sicht der arrivierten Player gesetzt. Es werden viele andere nachziehen, Nachhaltigkeit wird damit zum gesellschaftlichen Mainstream. Das muss keine schlechte Nachricht sein.

Allerdings werden sich die Marktspieler, allen voran die Ökobanken, daran gewöhnen müssen, die Themen nicht nur exklusiv zu besetzen. Und die anderen Neueinsteiger sind aufgefordert, nachzuweisen, dass sie nicht nur „green washing“ betreiben, sondern die Grundwerte von Social Banking ernsthaft und konsistent in ihr Geschäftsmodell integrieren.

Wie heißt es dazu treffend im Eingang der Studie von Deutsche Bank Research:

Bisher ist der Markt stark durch das individuelle Verständnis von Verantwortlichkeit bzw. Nachhaltigkeit einzelner Akteure geprägt. Verlässliche Standards und einheitliche Definitionen könnten hier zu einer Erhöhung der Produkttransparenz beitragen, das Sicherheitsgefühl der Anleger erhöhen und die Investitionsbereitschaft stärken.

Wir bilanzieren deshalb: Da liegt viel grünes Potential, aber auch einige Zerstörungskraft, wenn die soziale, umweltbezogene sowie die finanzielle „Ökobilanz“ nicht im Gleichklang marschieren. 

Interessant ist übrigens noch die von Deutscher Bank Research heraus gearbeitete Anlegertypologie, bei der mir allerdings das letzte Wort noch nicht gesprochen scheint:

Bei philanthropisch orientierten Anlegern kann die Mindestanforderung an die finanzielle Rendite einer verantwortlichen Geldanlage sehr niedrig sein bzw. als eine alternative Form des Spendens auch negativ ausfallen. In diesem Fall geht es darum, mit den eingesetzten Mitteln den größtmöglichen sozialen Nutzen zu erzielen.

Auch das sogenannte Impact Investing ist vorrangig darauf ausgerichtet, einen positiven Beitrag zur Erreichung sozialer oder ökologischer Ziele zu liefern. Die erzielten Gewinne werden wiederum in das „Social Business― investiert, um so einen größtmöglichen Einfluss zu erzielen.

Kommerzielle Investoren verfolgen hingegen meist eine ausgewogene Anlagestrategie (double bottom-line), bei der sie keine hohen Renditeabschläge auf eine konventionelle Anlage in Kauf nehmen müssen, jedoch auch soziale Ziele berücksichtigen. Der Einfluss erstreckt sich potenziell auf weite Teile des Wirtschaftssystems und unterstützt Anstrengungen der Unternehmen und Staaten, nachhaltig zu wirtschaften.

Quelle: Deutsche Bank Research

Written by lochmaier

September 21, 2010 at 6:45 am

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Metrobank: Ein hybrides Bankenmodell könnte funktionieren

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Blicklogger Dirk Elsner hat den Start der neuen britischen Metro Bank bereits ausführlich kommentiert. Wir Deutschen bleiben da vorsichtig zurück: Vermutlich scheut der Branchenteufel das Weihwasser, und der Geldengel will sich nicht schmutzig machen. Warten wir also, bis wir als dumme, aber irgendwann geläuterte Schafe den Engländern oder Amerikanern hinterher laufen dürfen.

Immerhin, sogar dem Neuen Deutschland war die Notiz unter dem Titel „Neue Kultur am Bankschalter“ hierzulande einen Bericht wert: 

Banker dieses Geldhauses, das die britischen Nationalfarben rot, blau und weiß trägt, erhalten ihren Bonus nach Kundenzufriedenheit statt nach ihren Verkaufszahlen. Kunden werden von Menschen statt von Computern beraten.

Spannend wären natürlich die internen Messverfahren und Kriterien, nach denen Kundenzufriedenheit jetzt gemessen wird. Das hat schließlich auch die Deutsche Bank vor, fragt sich bloß wie die Kriterien gestaltet werden? Wer praktikable Ideen für diesen globalen Fingerabdruck hat, der werfe den ersten Stein in die Mitte.

Also, mal sehen, ob es sich bei der Metro Bank um ein disruptives „hybrides Bankmodell 2.0“ handelt? Mehr als tausend Worte sagen einige Videos:

Written by lochmaier

September 20, 2010 at 9:09 am

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