Social Banking 2.0 – Der Kunde übernimmt die Regie

Archive for August 2010

Pakistan: ZDF Reporter Hallmann twittert – Was Banken (nicht) lernen können

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Die großen Katastrophen dieser Welt haben Twitter berühmt gemacht. Wer indes geglaubt hatte, die „Modeerscheinung“ ginge rasch vorbei, sieht sich nun eines Besseren belehrt. Im Gegenteil: Twitter ist mehr nützlich als schädlich. Denn nun twittert ZDF-Reporter Stephan Hallmann live aus Pakistan, damit versucht der Sender auch sein verstaubtes Image beim jugendlichen Publikum aufzupolieren.

Bislang hält sich die Zahl der Follower mit 1431 in Grenzen. Und ob die Informationen nützlich sind, oder ob es sich eher um Imagepflege handelt, mag  jeder selbst entscheiden. Dass die Arbeit vor Ort für externe Berichterstatter schwierig ist, das steht außer Frage.   

Die Frankfurter Rundschau befindet die persönlichen auch emotional gefärbten Einblicke in die Flutkatastrophe in Pakistan für glaubwürdig. Die Idee hatte jedoch nicht er, sondern Chefredakteur Peter Frey, der das Augenmerk wohl auf das „Y-Gen“ gerichtet hat, und auch hier die Zuschauerquote anheben möchte.

Am deutlichsten erkennbar wurde die Sogwirkung der öffentlichen Aufmerksamkeit mit Hilfe des Twittern bei einem Flugzeugunglück auf dem Hudson River in New York im Januar 2009. Kaum hatte der Pilot auf spektakuläre Weise das Flugzeug sicher auf dem Wasser aufgesetzt, konnte schon die ganze Welt an diesem Ereignis teilhaben. So befand sich auf einer Fähre ein junger Mann, der sofort twitterte, dass sich auf dem Hudson River wohl gerade etwas Einmaliges ereignete.

Dazu verschickten Menschen mit unmittelbaren ersten Eindrücken ihre Beobachtungen, wie das Flugzeug gelandet war, noch längst bevor Nachrichtenagenturen und lokale Fernsehstationen in New York zur Stelle waren. Unzählige aktive Mitleser (Follower) kommentierten dieses seltene Ereignis und steigerten die Popularität der Plattform weiter.

Jetzt versuchen endlich auch die Medien wie das ZDF selbst den Vorsprung der „privaten Nachrichtensender“ wieder einzuholen – und das Gesetz des Handelns an sich zu ziehen. Twitter als Medium gegen das große Untergangsszenario einzusetzen, diesen gewagten Schritt ging auch British Petrol (BP). Doch gerade für Leitbranchen kann sich eine nur halbherzige Offenheit und Transparenz gegen den Urheber richten. 

Das Internet ermöglicht eine nahezu vollständige Transparenz von Ökonomie und Gesellschaft in Echtzeit. Die Folge: Nicht aktiv über die neuen Medien zu kommunizieren, diese Einstellung ist nahezu obsolet geworden. Anhand der Devise „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold“ lassen sich auch die Geschicke von Unternehmen im interaktiven Kommunikationszeitalter kaum mehr auf Erfolgskurs halten.

Am Beispiel der Medienarbeit des Ölkonzerns British Petrol (BP) lässt sich die Herausforderung für die Managementebene unschwer erkennen. Sie lässt sich dadurch beschreiben, dass soziale Netzwerke die klassische Grenzziehung zwischen hierarchischer Nachrichtenverbreitung und Nutzerrezeption in fundamentaler Art und Weise auflösen und neu justieren.

So diskutierten Millionen von Menschen in unzähligen Foren und Kommentaren die Folgen der durch das Ölleck am Golf von Mexiko ausgelösten Umweltverschmutzung. Der Konzern reagierte zwar durch intensive Kommunikation mit der Öffentlichkeit auf die immer lauter werdende Kritik und ließ dabei auch soziale Netzwerke nicht ausgespart.

Jedoch lässt sich ein medialer Flächenbrand gegen ein einzelnes Unternehmen oder gar eine ganze Branche allein mit einer hierarchisch gesteuerten Pressearbeit kaum steuern und ein drohender Imageschaden zumindest begrenzen. In unzähligen Foren und Netzwerken hat sich eine Art virtuelle Parallelwelt entwickelt, die gängige Paradigmen der Medienarbeit und Kundenkommunikation in Frage stellt.

Oder anders ausgedrückt: Das soziale Entblättern von Unternehmen bringt unvorhersehbare Resonanzverstärker hervor. Eine der gelernten Basislektionen nicht nur mit Blick auf den Ölkonzern BP lautet, dass Corporate Social Responsibility bzw. Umweltengagements keine bloßen Marketinganhängsel darstellen, sondern einen integralen Bestandteil der Geschäftspolitik bilden sollten.

Unternehmen gleich welcher Branche sind aufgefordert, sich als Teil der Gesellschaft und Wirtschaft strategisch neu zu verorten. Gelingt dies nicht, sind Gegenbewegungen im Netz unvermeidlich, die ganze Geschäftsmodelle in Frage stellen oder gar torpedieren. Übertragen auf die komplexe Produktwelt der Finanzinstitute bedeutet dies, sich der Herausforderung zu stellen, das Vertrauen der Kunden zurück zu gewinnen und mit überzeugenden Angeboten zu binden.

Auch Finanzinstitute könn(t)en von den Möglichkeiten des Corporate Microblogging profitieren. Voraussetzung hierfür ist eine in der Unternehmenskultur verankerte Offenheit und der Wille zum konstruktiven Dialog mit den Kunden. Dies birgt ebenso viele Chancen wie Risiken, was ein begleitendes Konzept zur Reputationspflege erforderlich macht.

Externe Dienstleister sollten dabei nur in untergeordneter Weise zum Einsatz kommen. Ansonsten gewinnen die Nutzer den Eindruck, es mit einer neuen, jetzt in Blickrichtung Y-Gen modisch verpackten „Black Box Bank“ zu tun zu haben, die die selbst gesteckten Ansprüche nicht erfüllen kann.

Denn bei einer Bank seien reines Online-Marketing als auch ein paar spannende Brainstorming-Sitzungen mit externen Dienstleistern „pure Zeitverschwendung„, das jedenfalls meint Bankexperte Chris Skinner, „because too many banks see it as being about spending with agencies rather than living the online brand.“

Written by lochmaier

August 31, 2010 at 7:05 am

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Live-Webstream: Über Thilo Sarrazin, die Bundesbank und fragwürdige Thesen…

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Quer durch die Republik werden die kruden Thesen Thilo Sarrazins diskutiert, nun stellt der Bundesbanker sein umstrittenes Buch offiziell vor, berichtet Spiegel online, und das Online-Medium fügt gleich hinzu: „Rund 200 Menschen protestieren in Berlin gegen den umstrittenen SPD-Politiker.“

Nach dem gestrigen Bericht auf Social Banking 2.0 über das Vorhaben „Stuttgart21“ wird die Internetcommunity nun erneut Zeitzeuge in Livebildern zu einer fragwürdigen Diskussion, die Thilo Sarrazin mit seinen provokanten, zwar nicht immer falschen, gleichwohl dennoch deplazierten Thesen angeheizt hat. Wer Öl ins Feuer gießt, braucht sich nicht zu beschweren, wenn die Feuer weiter um sich greifen.

Der Druck wächst jedenfalls gewaltig, titelt Focus. Der Kritisierte verteidigt sich laut Süddeutsche weiterhin vehement – und die Frankfurter Rundschau zitiert die NPD mit den Worten, jetzt sei man durch Thilo Sarrazin gar „salonfähig„, und bietet ihm sogar einen Nachfolgejob in der Rechtspartei an. Ein mediales Possenspiel der untersten Schublade ist in Gang gesetzt.

Gefragt wären statt pointierter Provokationen aus dem sicheren Versorgungssessel eines Beamtenstatus heraus eher probate Lösungsvorschläge. Das aber hat Sarrazin wohl nicht im Sinn. Insofern fragt man sich auch, worin der Folgeschaden für die Bundesbank besteht. Ein Anhänger von nachhaltigem Social Banking ist Sarrazin wohl kaum.

Er zielt vielmehr auf den Nimbus der Unsterblichkeit in der Öffentlichkeit ab. Der dürfte ihm jetzt gewiss sein, spätestens dann, wenn die Bundesbank die Konsequenzen zieht. Am Nachmittag gibt es seitens der Bundesbank eine Erklärung zu Thilo Sarrazin. Dann könnte das Live-Webstreamen ins Netz bereits wieder beendet sein.

Obwohl – es kann ja noch bei jeder Buchvorstellung, zu der Thilo Sarrazin sich noch hin traut, weiterhin öffentliche Live-Bilder geben. Man fragt sich nur, ob man diesem medialen Flächenbrand dann noch beiwohnen muss. 

Auf alle Fälle ist es besser, das Buch des eigenen Lebens selbst zu schreiben, statt sich allzu tief in Gedanken zu vertiefen, die zwar in der Sache her nicht immer falsch sind, die aber letztlich doch mehr als fragwürdigen persönlichen Zielen dienen.

Written by lochmaier

August 30, 2010 at 10:02 am

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Kreativer Geldtransfer 2.0: Handy wird zur neuen Schaltkonsole

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Mittlerweile verfügen 69 Prozent der Deutschen über ein internetfähiges Handy. Und moderne Smartphones ermöglichen heute auch den problemlosen Umgang mit dem Internet. Laut einer Umfrage von  der (natürlich nicht ganz uneigennützig diesen Befund verkündende) Unternehmensberatung Accenture unter 4.000 Internet-Usern im deutschsprachigen Raum, nutzen fast die Hälfte bevorzugt ihr Handy zum Herunterladen von Apps und Programmen rund ums Thema Geld.

Immerhin 16 Prozent der Befragten halten das Erledigen von Bankgeschäften für eine sinnvolle und für sie zukünftig vorstellbare Anwendung auf dem Mobiltelefon.

Quelle: Accenture, Studie „Mobile Web Watch 2010“. Nachzulesen ist der genaue Befund un die aufbereitete Studie auch auf der Homepage bei der Postbank, die sich über diese Nachricht zu freuen scheint. Wir nehmen sie mal beim Wort…

Written by lochmaier

August 30, 2010 at 9:40 am

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Noa Bank: Entschädigung angelaufen – wie entwickelt sich das Anlegervertrauen?

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Abgesehen von den rund 100 Anlegern, die bei der Noa Bank mehr als 50.000 Euro (also über der gesetzlichen Einlagensicherung) angelegt haben, dürfen die übrigen rund 15.000 Kunden des in die Insolvenz gegangenen Geldinstituts nun darauf hoffen, ihre Einlagen vollständig zurück zu erhalten.

Mehr aktuelle Infos zum jeweiligen Stand der Dinge in Sachen Noa Bank finden Interessierte auf der Homepage der Entschädigungseinrichtung deutscher Banken GmbH (EdB). Über die Folgen für die ebenfalls von der insolventen Banktochter Noa Factoring betroffenen Unternehmen – die vor allem aus dem Bereich der Transportdienstleister stammen – informiert die Verkehrsrundschau die Betriebe über den neuesten Stand.

Die ersten Kunden erhielten lt. tagesgeld-news.de bereits entsprechende Schreiben von der EdB, weshalb mit einem zügigen Verlauf der Rückerstattung zu den dort rund 172 Mio. Euro geparkten Kundeneinlagen zu rechnen sein dürfte. 

Wer sich aber die zeitliche Chronologie der Leserkommentare auf tagesgeld-news.de anschaut, dem fällt auf, dass die Insolvenz der Noa Bank doch einige Spuren hinterlassen hat. Oder anders ausgedrückt: Das Vertrauen in nachhaltige Geldinstitute mit dem Etikett „Social Banking“ hat doch bei dem einen oder anderen Anleger gelitten. In der Tat: Wer an ein höherwertiges an ethisch-moralischen Kriterien ausgerichtetes Finanzwesen geglaubt hatte, dürfte der Noa Bank doch eine Träne hinter her weinen.  

Dass sich daraus ein Flächenbrand mit einer massenhaften Abwanderung entwickelt – sprich, dass Kunden im größeren Stile Geld abziehen – scheint zwar unwahrscheinlich. Aber fest steht auch: Die Versprechen und das Geschäftsmodell der neuen Anbieter wie Fidor Bank AG, die erste Web 2.0-Bank, sie werden von den Kunden genauer denn je beobachtet.

Das ist keine schlechte Nachricht, denn es trägt dazu bei, dass das Bewusstsein wächst, und dies treibt die Professionalisierung der Anbieterlandschaft in den unterschiedlichen Marktsegmenten beim Social Banking voran. Nur auf den günstigsten Zins zu schauen, diese einfache Philosophie reicht eben nicht aus.

Worauf es zudem jenseits von moralischen Kriterien ankommt, ist ein effizienteres und kostengünstigeres Bankwesen, das sich zudem auch in der Art der kreativen Mittelverwendung und der Kundenkommunikation erheblich unterscheidet.

Auch für die Mainstream-Banken wäre dies eine interessante Nachricht, sofern diese sich als lernfähig mit Blick auf mehr Transparenz auf Kosten und Gewinne in der „Beratung“ einzulassen vermögen. Häme und Spott gegenüber neuen Geschäftsmodellen, die sich freilich erst noch bewähren müssen, sind jedenfalls kaum angebracht. Denn wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen, das wissen auch die Kunden.

Nachtrag: Für alle an der Aufarbeitung der diffizilen Historie zur Noa Bank interessierten Leser empfehle ich noch einmal folgende Beiträge – vom 10.01. „Noa Bank: Kritische Nachfragen zum Firmengeflecht Quorum Targas“

„Noa Bank erläutert detailiert die Firmengeschichte“ v. 27.01.:

sowie: Noa Bank: Gründer Francois Jozic gibt Statusbericht v. 19.01.2010:

Written by lochmaier

August 30, 2010 at 8:21 am

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Halbjahreszahlen: Triodos Bank wächst dynamisch – Deutsche Filiale muss sich erst noch etablieren

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Über 18.000 neue Kunden – 11 % Bilanzsummenwachstum auf 3,3 Milliarden Euro im ersten Halbjahr – Ergebnis nach Steuern insgesamt um 27 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gestiegen – Kreditportfolio wächst um 13 % in den ersten sechs Monaten – Geschäftstätigkeit in Deutschland entwickelt sich gemäß den Erwartungen, so lauten die aktuellen Halbjahreszahlen, die die Triodos Bank  in den Niederlanden vorlegt.

Dies zeigt: Social Banking in seinen unterschiedlichen Facetten liegt also weiter im Kurs. Dies gilt neben den Kreditplattformen, auf denen sich Menschen Geld verleihen, derzeit vor allem für die Ökobanken. Allerdings trübt sich bei Triodos in der genaueren Betrachtung das Bild mit Blick auf Deutschland etwas ein.

Die deutsche Niederlassung der Triodos Bank wurde am 1. Dezember 2009 in Frankfurt am Main eröffnet. Mit Stand 30. Juni 2010 waren bereits knapp 500 Personen hierzulande Kunden der Bank. Die Einlagen beliefen sich auf mehr als 11 Millionen Euro. Das Kreditportfolio hatte zum Ende des ersten Halbjahres ein Gesamtvolumen von mehr als 64 Millionen Euro, lässt Triodos verlauten. 

Das Ergebnis ist doch mit Blick auf die Neukundengewinnung enttäuschend. Offenbar gelingt es bislang nicht, die etablierten Marktführer GLS Bank, Umweltbank – oder auch die Ethikbank – in ihrem Aktionsradius entscheidend zu begrenzen. Auffällig ist auch die Disparität zwischen Einlagen- und Kreditgeschäft. Bei letzterem greift das Institut aus Einlagen aus dem Ausland zu.

Fazit: Die von mir in meiner Publikation „Die Bank sind wir“ prognostizierte Intensivierung des Wettbewerbs zwischen den Ökobanken ist bereits eingetreten. Projekte zur Kreditvergabe scheint es hierzulande für Triodos Deutschland genug zu geben, aber es fehlt der Gegenpart des Anlegervertrauens. Sicherlich braucht es Zeit, bis die Privatkunden die neue Alternative realisieren. Vielleicht aber auch ist der Schlüssel zum Kundenvertrauen mit den richtigen Maßnahmenpaketen noch nicht gefunden…

Written by lochmaier

August 30, 2010 at 7:55 am

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Facebook Credits: Neues aus der Bunti-Klicki-Welt der Internet-Bezahlsysteme

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Netzwertig beschreibt Facebook Credits als „die“ denkbare Geldvariante in der künftigen digitalen Ökonomie. Was ist dran an dem Hype? Haben Sie auch schon eine Gutschrift über 20 kostenlose Facebook-Creditpunkte erhalten? Kostenlos, so dachte ich bislang, ist eigentlich nur eines, das eigene Ableben.

Immerhin will Platzhirsch Google dem Treiben des vermeintlichen Konkurrenten um die interaktive Vorherrschaft in diesem Jahrzehnt einen Strich durch die Rechnung machen. Dies geschieht etwa durch Aufkäufe des einen oder anderen Bezahldienstes wie Jambool mit seinem „Social Gold“. 

Gibt es also bald Google-Dollars und Facebook-Kredite? Wo liegen die spannenden Anwendungen, etwa nur im Computer-Daddeln, pardon, interaktiven Spielvergnügen, wie bei Farmville? Wer mischt sonst noch mit, stehen nicht Amazon oder Paypal ganz oben auf der Liste

Besteht die Zukunftsvision für das digital angehauchte Y-Gen womöglich in einer Art „i-Google-Bank„, die jeder Nutzer selbst für sich maßschneidert? Zurück zur Bodenhaftung, wo die Gesetze der finanziellen Schwerkraft gelten. Wir dürfen weiterhin viel spekulieren, ganz ohne Geld, rein gedanklich.

Eines scheint festzustehen: Junge Frauen lassen digitale Welten erblühen. Oder doch nicht? Schließlich wächst vor allem die Gruppe der über 55-Jährigen weiblichen Facebook-Nutzer überproportional. Klar, auf alle Fälle bekommt das Internet, pardon Social Media, endlich einen weiblichen Anstrich. Männer haben den Computer zwar erfunden, Frauen zeigen uns jetzt, wo es langgeht und was wir mit dem Internet kreativ anfangen können.

Und was ist mit dem „gefühlten“ Datenschutz im Bedenkenträgerkosmos Deutschland? Nun ja, hier gibt es ernsthafte, von erlauchten Expertengremien zu prüfende Einwände. Zwischenzeitlich sollten wir den „Feind im eigenen Bett“ schon mal lieben lernen -, „you will love Facebook Credits soon“, findet deshalb Venturebeat. Warum eigentlich nicht, öffnen wir das multimediale Schaufenster mal einen Spalt breit…

Eine Fidor Bank AG könnte doch nicht nur Geld, sondern auch gute Inhalte kachinglen und flattern? Reichen die Anreizsysteme im mikrobasierten „Community-Banking“ aus? Wer verbandelt sich künftig also mit wem? Doch es gibt auch quälende Fragen für digitale Visionäre. Welches Geschäftsmodell liegt dahinter? Ist die Wertschöpfungskette transparent? Bevor wir solch haarige Fragen im Kleingedruckten klären, riskieren wir noch einmal einen Blick in die nackten Zahlen:

„Noch vor wenigen Jahren konnten sich nur wenige Internet-Anwender vorstellen, mit realem Geld virtuelle Güter zu kaufen, die nur innerhalb der Cyber-Welt einen Wert besitzen“, schreibt die Basler Zeitung. Inzwischen aber besitze diese Branche weltweit einen Marktwert von über zwei Milliarden Dollar.

Haben wir was verpasst, schwenkt die Stimmung jetzt um, und sind wir Deutsche wieder mal die Letzten, die es mitkriegen, und dann wieder so tun, als hätten wir es immer schon gewusst. Immerhin, Facebook-Gründer Mark Zuckerberg wird jetzt der neue Internet-Schatzmeister. Wow – da ist also viel frische Musik drin, auch wenn jetzt einige sagen, das sind doch finanziell gesehen nur Peanuts. Aber Vorsicht: Kleinvieh macht auch viel – und manchmal sogar richtig produktiven Mist.

Written by lochmaier

August 30, 2010 at 7:15 am

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Stuttgart21: Wenn Bürgerbeteiligung 2.0 den Geldstaat neu erfindet

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Die Debatte um „Stuttgart 21“, den neuen, ein „paar“ Milliarden Euro teuren Stuttgarter Hauptbahnhof, sie tobt auch im Internet, berichtet die Tageszeitung Welt.

Dies ist auch Ausdruck von wachsendem Frust, bei dem sich ein gewisser Teil der Bürger die Frage stellt, ob der Staat vernünftig mit dem Geld seiner Gefolgschaft umgeht, und in welche sinnvollen oder unsinnigen Projekte er dies investiert.

Es gibt eine eigene Live-Webcam, es wird getwittert, die Protestler verabreden sich über SMS, Twitter, Facebook und andere mobile Kanäle. Einige Politiker befürchten sogar, dass die Kritiker im Netz massiv in der Überzahl seine. Oh je, eine an sich politisch unverdächtige Generation probt neue Spielregeln der Bürgerbeteiligung, und ein ganzes Land versteht nur noch Bahnhof. 

Es sind ja alles andere als Dummköpfe, die sich da auf den Straßen gegen das Projekt versammeln, und die jetzt immer mehr eigene Communities gründen, wie auf Facebook „Kein Stuttgart21„. Da kommt die geballte Informationskraft der Twitter-Seite „Stuttgart21„, in der einige außerfahrplanmäßige Verspätungen gemeldet werden, nur wie ein laues Lüftchen daher. Abfahrt verpasst, möchte man da den planerischen S21-Schaffnern zurufen.

Unter den Protestlern ist auch der Schauspieler Walter Sittler, den der Berliner Tagesspiegel hier etwas ausführlicher portraitiert.  Die Süddeutsche Zeitung zitiert ihn mit den Worten „Weitermachen ist Sturheit“ – und der Stern titelt in einem Interview mit dem Schauspieler „Kalte Wut nach innen“

Wie wärs mit einem Blick nach Großbritannien, wo die Bürgerbeteiligung teilweise ein bisschen weiter fortgeschritten ist, als in Deutschland, wo es manchen reicht, eine zentrale Verwaltungsnummer 115 einzuführen. Kein Anschluss unter dieser Nummer, nicht nur für die Generation Y, das steht heute schon fest.

Dabei könnte man doch auch auf das intelligente Internet zurück greifen. Im englischen Königreich gibt es dazu erste Ansätze. Darüber gibt der Erfinder des world wide webs, Tim Berners-Lee, in einem Interview mit den VDI nachrichten Auskunft – ein kurzer Auszug, der die Potenziale der virtuellen Bürgerbeteiligung 2.0 gerade mit Blick auf die öffentliche Verwaltung und das Ausgabenmanagement aufzeigt:

VDI nachrichten: Wie lässt sich das auf die Managebarkeit von Wirtschaft, Ökologie oder Politik übertragen. Lässt sich mit dem semantischen Web das Vakuum füllen, das entsteht, wenn den Verantwortlichen Kompetenzen und Fakten fehlen?

Schon die existierenden Werkzeuge für das semantische Web sind nützlich genug, um in Nachhaltigkeit einzusteigen. Beispielsweise im Bereich Politik: Vor etwa einem Jahr hat mich der damalige Premierminister Gordon Brown gefragt, was Großbritannien im Web tun soll und ich habe ihm vor allem eins geraten: Stellen Sie Ihre Daten ins Netz. Er hat zugestimmt und seitdem können Bürger nicht nur die Seiten der Regierung im Netz besuchen, sondern haben auch Zugriff beispielsweise auf Haushaltsdaten. Heute kann jeder Interessierte in Großbritannien sehen, wie ein Ministerialbeamter seine Projekte finanziert und in welchen Gremien er sitzt. Nach den jüngsten Wahlen hat die neue Regierung diesen Kurs fortgeführt und sie stellte die sogenannten Coins-Daten ins Netz, eine Datenbank der Ausgaben des Finanzministeriums. Nun sind solche Daten für fiskalische Laien nur schwer zu verstehen. Genau hier kommt das semantische Web ins Spiel. Die Londoner Tageszeitung „The Guardian“ nahm die Daten, verknüpfte sie mit einer Auswertungs- und Darstellungssoftware und stellte das Ganze als einfachen Service auf ihre Webseite. So entstehen neue nützliche Anwendungen, weil die Daten vom Werkzeug getrennt sind. Die Regierung musste den Bürgerservice nicht selbst bauen, sondern es kam ein Dritter, hier „The Guardian“, sah in dem Service eine gute Ergänzung seines Geschäftsmodells, und veredelte die Daten. Und natürlich sind diese Werkzeuge universal anwendbar. Sie warten nur darauf, mit weiteren Daten gefüttert zu werden.

VDI nachrichten: Wie können diese Werkzeuge Politiker, Unternehmer oder Bürger dabei unterstützen, effektiver zu arbeiten?

In zwei Bereichen. Und wenn wir in zehn Jahren zurückblicken, wird es interessant sein zu sehen, welche die dominantere war. Zum einen wird immer mehr Transparenz gefordert. Beide britische Regierungen haben sich für die Datenfreigabe eingesetzt, weil sie rechenschaftspflichtig für die Bevölkerung sein wollen. Sie wollen, dass das Volk sieht, was die Regierung tut, wie sie das Geld einsetzt. Die Regierung sagt: „Beschwert Euch nicht gleich, sondern verfolgt erst einmal, was wir tun.“ Das macht Regieren effizienter, da sich die Leute mit den entsprechenden Themen selbst auseinandersetzen.

Im zweiten Sektor geht es um Empfehlung und Erfahrung. Stellen Sie sich vor, Sie sitzen in einer Abteilung der Regierung und Sie versuchen, eine Entscheidung zu treffen. Momentan haben Sie nur Zugriff auf die Daten Ihrer eigenen Abteilung. Wie gut wäre es, in dieser Situation zu wissen, wie die Franzosen oder Schweden in einer ähnlichen Lage entschieden haben! Heute muss ein Beamter diese Daten umständlich und langwierig anfordern. Und das heißt meistens, dass Sie Ihre Hypothese nicht testen, Ihre Aktionen nicht simulieren und Sie sich nicht über ähnliche Erfahrungen informieren. Wenn die Informationen aber öffentlich zugänglich wären, können Sie die Erfahrungen Ihrer Nachbarn integrieren.

Quelle: VDI nachrichten

Nun wollen wir diese britischen Ansätze natürlich nicht gleich unisono in den Himmel loben. Aber es zeigt: Wenn der Staat seine Bürger nicht produktiv in den Geldkreislauf einbindet, dann werden sich im Netz nicht nur alternative Protestformen anbahnen, sondern auch neue Lebensentwürfe manifestieren, die sich schließlich immer mehr Raum verschaffen.

Das aber wäre nun im Gegensatz zum oftmals wenig kreativen Mitteleinsatz in der öffentlichen Verwaltung eine ausgesprochen gute Nachricht. Welche Ansätze es bezogen auf das Geld mit Blick auf den Staat im Sinne der Bürgerbeteiligung 2.0 sonst noch gibt, das beleuchte ich übrigens auch in meinem Buch „Die Bank sind wir„.  Auch zwischen den Zeilen zu lesen, empfiehlt sich.     

Written by lochmaier

August 29, 2010 at 8:38 am

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Selfmade-Millionär Karl Rabeder: Geld macht doch (nicht) glücklich?

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Jetzt hat er es getan und seine Villa für 99 Euro versteigert:

Der 48-jährige Österreicher war Millionär seit seinem 32. Lebensjahr. Erwirtschaftet hat er sein Vermögen mit der ehemaligen Gärtnerei seiner Großeltern, die er mit Mitte 20 in eine Firma für Wohnaccessoires verwandelt hat. Des vielen Geldes ist er jetzt überdrüssig – und möchte damit lieber andere glücklich machen. So versucht der reiche Unternehmer aus Linz an der Donau seit März 2009 seine Villa zu verlosen – jetzt ist eine Deutsche die neue glückliche Besitzerin.

Der Erlös der Lotteriescheine geht dabei nicht an Rabeder, sondern soll vollständig seiner eigens gegründeten Organisation My MicroCredit zugutekommen, mit der er Markthändlern und Bauern in Lateinamerika zu Kleinkrediten verhelfen will – ganz uneigennützig. Er selbst hat mit dem Thema Geld offenbar abgeschlossen. „Ich war mal reich und werde jetzt, wo ich immer weniger reich bin, glücklich und vermögend. Vermögend ist jemand, der mit seinem Besitz was Positives zu bewirken vermag“, erklärt Karl Rabeder in einem Interview mit dem christlichen Magazin „Chrismon“.

Quelle: news.immobilo.de

Ein etwas ausführlicheres Portrait des nicht unumstrittenen Self-Made-Millionärs findet sich in der Tageszeitung die Welt. Statt hier in eine weiter gehendere Analyse über die Motivationen von Karl Rabeder einzusteigen, ist es aus Sicht von Social Banking 2.0 interessanter, die Plattform für Mikrokredite zu beleuchten, die er selbst ins Leben gerufen hat. Eine kurze Selbstdarstellung:

MyMicroCredit ist eine non-profit Organisation mit Sitz in Deutschland und Österreich. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, die Armut in weniger entwickelten Regionen der Erde zu verringern.

Auf unserer Website haben die Menschen in Europa die Möglichkeit, schnell, direkt und transparent Mittel für bedürftige Menschen in Lateinamerika, Asien und Afrika bereit zu stellen, sowohl in Form von MikroKrediten, als auch durch die Finanzierung von Schulungen und Ausbildungen.

Die grundlegenden Unterschiede zwischen dieser Variante und der weltweit bekannten Alternativa kiva beleuchtet das best-practice Businessblog hier. Ein Auszug:

  • Die Kreditgeber erhalten am Ende der Laufzeit keine Zinsen, sondern maximal das eingezahlte Kapital zurück. Dadurch soll gewährleistet werden, dass die Kreditnehmer in den Entwicklungsländern möglichst geringe Zinsen an die Mikrofinanzinstitute zahlen müssen.
  • Zur Abdeckung der mit der Mikrokreditvermittlung verbundenen Kosten für Währungswechsel, Absicherung des Währungsrisikos, Überweisungsspesen, Softwarenutzung, etc. werden die Kreditgeber darum gebeten, eine zusätzliche Spende in der Höhe von 10% zusätzlich zu Ihrem Mikrokredit zu geben, die in Deutschland steuerlich abzugsfähig sein kann. Dafür gibt es keine Querfinanzierung durch die Zinsmarge.
  • MyMicroCredit finanziert sich nicht durch eine Zinsmarge, sondern nur durch freiwillige Spenden der sozialen Investoren und wird in der Anfangsphase auch von Spenden der Gründer, Organisationen und Sponsoren gestützt.
  • Derzeit arbeitet MyMicroCredit mit dem MFI Apoyo Integral in El Salvador, Nicaragua, zusammen und konzentriert sich auf Ausbildungen zum Agrarlehrer. Diese Ausbilder sollen später weitere Projekte von MyMicroCredit betreuen und damit ein Garant für den Erfolg und die hohe Rückzahlungsquote der Kredite sein.
  • Die Kreditvergabe ist ohne Registrierung bei Überweisung oder Lastschrift möglich. Claus Lehmann kommentiert das wie folgt: “Das ist zwar einerseits schnell in der Bedienung/Abwicklung, andererseits bedingt das fehlende Login, das Kreditgeber keinen Überblick haben, wem sie wann Geld geliehen haben.”
  • Quelle: best-practice-business.de (Stand März 2010)

    Fazit: Obgleich Social Media kein Allheilmittel in der Kommunikation darstellt, könnten die Internetkanäle, die etwa beim amerikanischen Pendant kiva bereits eine zentrale Rolle spielen, auch bei der österreichisch-deutschen Variante noch besser bestückt sein. Denn gerade jüngere Interessenten erwarten doch, dass moderne Mikrokreditanbieter sich ihnen auf den bereits vertrauten Kommunikationskanälen annähern – und auch dort mit transparenten Informationen aufwarten und punkten.

    Über die einzelnen Projekte, die Karl Rabeder und seine Mitstreiter fördern oder bereits finanziert haben, kann man sich jedoch auch heute schon übers Netz informieren, auf der Homepage von mymicrocredit.org. Ein Interview mit Karl Rabeder bieten einen persönlichen Eindruck, zum Thema „Wirtschaft für den Menschen“ – geführt vom enorm-Magazin , das sich auch via Youtube anschauen lässt:

    Written by lochmaier

    August 29, 2010 at 7:43 am

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    Money School: Spielerische Werkzeuge eröffnen neue Geldhorizonte

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    Die Informationsplattform „kinder-cash“ bietet einige interessante Ansätze: „Unser Schulsystem deckt den Umgang mit Geld nicht ab. Viele Eltern sind anscheinend überfordert. Das Resultat: 30 bis 40 Prozent der 18- bis 24-Jährigen geben mehr Geld aus, als sie haben“, sagen die Initiatoren.

    Hinter der Plattform verbirgt sich die Schweizer Firma Zentris AG. Die Süddeutsche Zeitung hat kürzlich über die Initiative des Unternehmers  Daniel Wehrli berichtet. Einige Auszüge:

    Im Jahr 2001, Wehrli arbeitete seit Jahren bei verschiedenen Banken und Finanzgesellschaften, baten ihn mehrere Bekannte um Rat. Sie waren zwischen 18 und 20 Jahre alt, hatten eine gute Ausbildung und einen soliden Job – und dennoch Schulden. Einer hatte seine Franken beim Glücksspiel verloren, ein anderer seine Wohnung neu und zu teuer eingerichtet. Wehrli war verwundert, er fragte sich: Wie ist es möglich, dass junge, gebildete Menschen in die Schuldenfalle geraten. Und vor allem: Wie ist das zu verhindern?

    Daniel Wehrli gab 2007 seinen alten Job auf und startete das Projekt ‚Kinder-Cash‘. Er adaptierte das in den USA mehrfach ausgezeichnete System für die Schweiz und erhielt gleich noch die Rechte für Europa und Afrika dazu. Zunächst konnten Eltern das ‚Sparsäuli‘, wie der Schweizer sagt, in Buchhandlungen oder im Internet kaufen. Ganz billig war das nicht: umgerechnet knapp 25 Euro kostet das Sparschwein.

    Mittlerweile arbeitet Wehrli mit der Kinder- und Jugendstiftung Pro Juventute zusammen. Seit Juni können sich Schweizer Grundschulen bei Kinder-Cash anmelden. Sie erhalten kostenlos Materialien für den Unterricht im nächsten Schuljahr plus Begleithefte für Eltern und Schüler: vom Malheft zu Übungsblättern und Lektionen im Internet. Dazu gibt es ein Sparsäuli fürs Klassenzimmer und eines für jeden Schüler.

    Quelle: sueddeutsche.de

    Mehr Infos gibt zum Hintergrund von kinder-cash gibt auch der Schweizer Tagesanzeiger.

    Fazit: Ein interessanter Ansatz, der sicher „Geldschule“ machen wird. Es gibt auch international gesehen ähnliche Lern- und Spieltools, bei denen sich alles ums Geld dreht, etwa die Moonjar-Suite bzw. Classic Moonjar Moneybox. Siehe dazu auch den früheren Artikel von Social Banking 2.0 zu diesem Thema.

    Written by lochmaier

    August 28, 2010 at 7:28 am

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    Fidor Bank AG setzt in sensiblem Marktumfeld auf Wachstum

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    Die Infoplattform 4investors.de berichtet, dass die börsennotierte (Entry-Standard) Fidor Bank über den Ankauf eines Forderungsportfolios ihr Kreditgeschäft ausweiten möchte. Das Paket habe ein Volumen von 35 Millionen Euro und sei von der Vantargis Gruppe erworben worden, zitiert die Plattform das Unternehmen.

    Die Summe teilt sich demnach auf Finanzierungsverträgen aus dem Leasing- und Mietkaufgeschäft mit etwa 180 Mittelstandskunden sowie ein Factoring-Portfolio auf. Die Beträge seien kreditversichert, so Fidor. Angaben zum Kaufpreis des Portfolios wollte der Newcomer nicht nennen. 

    Auf dem hauseigenen Webkanal der ersten „Web 2.0-Bank“ in Deutschland kann man die Nachrichtenlage und die damit verbundene angeregte Diskussion der Nutzer verfolgen und erahnen. Matthias Kröner kommentiert diesen Schritt, einen neuen Großinvestor mit ins Boot zu holen, wie folgt:

    In der Vergangenheit hatten wir immer wieder über die Entwicklung der Aktivseite gesprochen. Sie, die User und Kunden unserer Bank haben verständlicherweise immer wieder gefragt, was sich hier tun wird. Denn wie wir alle wissen, ist die Aktivseite für die Bank etwas sehr Wesentliches. Von unserer Seite haben wir darauf hingewiesen, dass wir sehr an der Entwicklung unseres eigenen Kreditangebots arbeiten. Dies gilt für den Retail-Bereich ebenso wie für den Geschäftskunden-Bereich. Hierzu wird es auch in 2010 noch Neuigkeiten geben – sollten nicht irgendwelche Stricke reißen. Neben dem Aufbau eines eigenen, operativen Angebots haben wir über den möglichen Erwerb eines Kreditportfolios gesprochen. Dabei – auch das sagten wir – muss die Art und das Risiko des Portfolios zu unserer „Community-Bank“ passen. Während also der Aufbau eines eigenen Kreditangebots noch ein wenig Zeit beanspruchen wird, können wir heute schon zum Thema Portfolio Erwerb Erfolge vermelden. Damit ist dann auch die „Aktiv-Passiv-Wippe“ deutlich ausgeglichener als zuvor 😉

    Indes, derzeit ist – auch infolge der eingeleiteten Insolvenz der Noa Bank und Factoring, über die Social Banking 2.0 ausführlich berichtete – der Markt in Bewegung und reagiert nervös auf kleine Ausschläge.

    Umso mehr stellt sich für die Macher von neuen internetbasierten Ansätzen im Social Banking die Aufgabe, für ein möglichst großes Maß an Transparenz und Konsistenz in der Geschäftsstrategie und Ausweitung der damit verbundenen Aktivitäten zu sorgen. Ein Leserkommentar auf den Fidor-Seiten beschreibt die Herausforderung so:

    Finde die Info auch sehr gut und freue mich über die Transparenz, die hier herrscht. Mich stört nur der Satz: „sollten nicht irgendwelche Stricke reißen“. Hoffe das mit „unser“ Bank alles im Lot ist. Die Entscheidung über die noabank machen den Markt eben sensibel und nachdenklich.

    Quelle: community.fidor.de

    Umso heikler mit Blick auf das Stimmungsbarometer in der Finanzcommunity ist die „mission possible“ rund um die Fidor Bank AG, als dass nun ein neuer Großinvestor aus der Frankfurter Private Equity Szene nun die Geschäftspolitik mit bestimmt.

    Die Frankfurter Private-Equity-Beteiligungsgesellschaft Corporate Finance Partners (CFP & Founders Investments) erhöht dadurch ihren Anteil von 9,9 Prozent auf 20,5 Prozent – und wird somit als strategischer Investor größter Einzelaktionär der auf das Community-Banking spezialisierten Fidor Bank, berichtet peopleanddeals.de. 

    Auf der Plattform gruenderszene.de findet sich eine kurze Beschreibung von CFP. Das Unternehmen ist auch Mitglied im Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften (BVK). Zum Portfolio gehören auch innovative Internet-Unternehmen wie humangrid, mehr dazu auf deutsche-startups.de . Insofern scheint die Beteiligung an Fidor durchaus ins Geschäftsmodell zu passen.

    Was neue Möglichkeiten der phantasievollen Interaktion in der Web 2.0-Bank angeht, so setzt der Betreiber vor allem auf das neue „Smart Money-Center“. Darüber erhalten Kunden der Fidor Bank AG  die Möglichkeit, Geld auf einfache Weise zu versenden.

    Dabei kann der Empfänger durch eine Fidor-ID, Mobil-Nummer, einen Community-Nicknamen, oder eine Email-Adresse bestimmt werden. Auch können Geldbeträge an Freunde einfach und nachvollziehbar verliehen werden. „Fidor oder Banking mal anders“, beleuchtet daran anknüpfend das Weblog written in basic.

    Im kommenden Jahr will Fidor nach Anlaufverlusten bereits ein ausgeglichens Ergebnis vorweisen, berichtet das Deutsche Anlegerfernsehen (DAF), die auch ein längeres Interview mit dem Vorstand Steffen Seeger führte.

    Mit dem Emissionserlös kann laut Unternehmensangaben, so bilanziert DAF, zum einen die Geschäftsstrategie schneller umgesetzt – und zum anderen das haftende Eigenkapital der Fidor Bank AG gestärkt werden. Dies erweitere den Spielraum für den Ausbau des Kundenkreditgeschäfts, so der Konzern.

    In der Blogosphäre räumt man dem Newcomer jedenfalls weiterhin gute Chancen ein, am Markt für eine nun wirklich sensible Gelddienstleistung mit einer Web 2.0-basierten Philosophie Fuß zu fassen, findet jedenfalls der Postdramatiker:

    Die Bank ist kein Unternehmen, sondern eine Netzwerkassoziation. Kein Netzwerk von ganz gleichen, es gibt Profis und Berater, und die Bank hat natürlich sowohl eigenes Interesse und eigene Agenden. Aber die Bank weiß auch, dass sie von ihrem offenen Netzwerk abhängig ist. Für mich ein Riesenschritt hin zum Banking in der Digitalöknomie.

    Wir bilanzieren: Letztlich ist die Fidor Bank 2.0 doch ein Mix aus einem (ganz normalen) Wirtschaftsunternehmen, bei dem auch externe Interessengruppen mitbestimmen, die Welt kann eben nicht jeden Tag neu erfunden werden und einige Gesetze in der Wirtschaftswelt mit Erdanziehungskraft gelten auch für den Newcomer – gleichwohl handelt es sich dabei auch um eine „lose und gleichwohl kreative Netzwerkassoziation mit vielen flexiblen Knoten“.

    Über die Weiterentwicklung des damit verbundenen Geschäftsmodells wird es in der Community sicherlich noch einige, manchesmal auch kontroverse Diskussionen geben, und die Macher werden Geduld brauchen, bis die kollektive Schwarmintelligenz den Stein der Weisen den Berg hinauf rollen wird. Das Potenzial dazu ist sicherlich vorhanden, es zu heben bedeutet allerdings keine ganz leichte Aufgabe.

    Das aber haben die „Banker zum Anfassen“ von der Fidor Bank ja auch nie behauptet. Je verteilter und dezentraler die kollektive Schwarmintelligenz an den Kapitalmärkten operiert, je weniger sich neue Monopole der Informationsverteilung herausbilden, umso geringer fiele das Risiko von gravierenden Fehlentwicklungen aus.

    Andererseits schenken viele Anleger einer Empfehlung erst wirklich Glauben, wenn die Zahl derjenigen groß genug ist, die einem konkreten Tipp ebenfalls Folge leisten, habe ich in meinem Kapitel zu den finanziellen Netzwerken in „Die Bank sind wir“ skizziert. 

    Kurzum: Die Herausforderung besteht darin, den „Herdentrieb“ produktiv zu bewältigen und das Missbrauchsrisiko durch subjektiv falsch oder unzureichend interpretierte Informationen zu minimieren, die sich gerade über das Internet rasant um den Globus verbreiten. Denn Geld soll ja verbinden und nicht neue Barrieren aufbauen.

    Dennoch zeigt sich trotz konzeptioneller Unwägbarkeiten, die in Kauf genommen werden müssen, am Beispiel von finanziellen Interessengemeinschaften, dass man auch gemeinsam erfolgreich sein kann. Deutschlands erster Mitmachfonds von investtor wirbt mit dem Slogan „Masse statt Klasse“. Ein regulierter, transparenter Fonds, den der Anleger direkt beeinflussen kann, indem er fortlaufend seine eigene Meinung einbringe, berichtet die Infoplattform extra-funds.de

    Damit ersetze er weitgehend den Fondsmanager. Bezogen auf Investtor betonen die Macher, so berichtet extra-funds.de weiter, dass das Wissen der vielen nur deshalb sinnvoll eingesetzt werden könne, weil die Daten objektiv aggregiert seien.

    Außerdem müsse sichergestellt sein, dass Manipulationen ausgeschlossen seien, um Informationskaskaden zu vermeiden. Aus diesem Grund werde auf der Plattform nur anonymisiert und strukturiert bewertet. Die Teilnehmer treffen also ihre Entscheidungen unabhängig voneinander, betonen die Initiatoren. 

    Die Bewährungszeit der neuen Bankmodelle im Web 2.0-Umfeld, sie hat begonnen.

    Written by lochmaier

    August 27, 2010 at 6:43 am

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