Social Banking 2.0 – Der Kunde übernimmt die Regie

Archive for Juni 2012

Kinderbank: So sieht ein Finanzinstitut mit Generationsboni aus

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Kürzlich entdeckte ich in Berlin das interessante Bildmotiv einer Kinderbank. Was für die Generationengerechtigkeit in Afrika gilt, trifft auch hierzulande zu. Es lohnt sich darüber nachzudenken, wie man den demographischen Faktor in die Geschäftsmodelle von Banken einweben kann … Das wäre doch mal statt dem US-Dollar eine neue Leitwährung mit Signalcharakter jenseits von Ramschstatus. 

Bonitätsklasse 1A: Wie die Ratingagenturen die Kinderbank wohl bewerten? Foto: Lothar Lochmaier

Nun ja, zumindest eine Jugendbank, genauer Youth Bank auf Spendenbasis, gibt es schon einmal in Berlin-Hellersdorf, vielleicht gar keine so schlechte und ausbaufähige Idee, oder? Hier ein kleines Demovideo:  


Und mehr Infos dazu gibt es auf der Webseite der Youth Bank

Und wem das noch nicht reicht, um die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen als „die“ nachwachsenden Rohstoffe noch nicht zu checken, dem empfehle ich das Puppentheater www.umweltkasper.de – Da geht dem letzten, erklärt mit einfachen Worten, Bildern und Gesten,  ein Lichtlein auf, wohin sich nicht nur die Finanzindustrie bei der Energiewende jenseits von Blendwerk hin entwickeln müsste.

Written by lochmaier

Juni 28, 2012 at 11:01 am

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Energiewende von unten: Wie erfolgreich ist die Weisheit der Vielen?

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Gestern war ich auf der Jahreskonferenz des Rats für Nachhaltigkeit in Berlin. Dort wurden nicht nur die Wunden der vielen verpassten Chancen nach dem Rio+20 Gipfel geleckt, sondern auch über neue Themen diskutiert. Neben den Placebo-Diskussionen war für mich die Energiewende von unten spannend, bei der allerdings unklar ist, ob es sich um einen medialen Hype handelt, oder um einen nachhaltigen Aufbruch.

Zunächst kurz und trocken meine Bilanz: Da die Energiewende von oben nicht mehr funktioniert, darf oder muss jetzt der Bürger ran, um die Kohlen aus dem Atomfeuer zu holen – und sie von unten einzuleiten. Denn sonst akzeptiert das Stimmvolk höhere Strompreise nie, so das politische Kalkül (von oben) dahinter.

Bleiben wir aber etwas auf der sachlicheren Linie jenseits von Schwarz-Weiß-Malerei. Es tut sich tatsächlich einiges, Bürgerbeteiligung ist plötzlich en vogue. Bürger- und Solarwindparks, genossenschaftliche Beteiligungsmodelle und vieles mehr liegen im Trend. 

Der Bundesverband Windenergie e.V. (BWE) sieht darin gar eine „demokratische Alternative zur konventionellen Energieerzeugung. Das Konzept ermöglicht es den Menschen in den Kommunen, sich gemeinsam aktiv an der lokalen Energiepolitik zu beteiligen.“ Wie die einzelnen Modelle konkret gestrickt sind, kann man einer ausführlichen Broschüre Windenergie in Bürgerhand entnehmen.

Allerdings ist es mit dem Slogan „Energie aus der Region für die Region“ so eine Sache, denn es gibt auch scharfe Auseinandersetzungen um den richtigen Weg vor Ort. Biogasanlagen auf industrieller Basis, Konflikte um den Naturschutz, Streit um die Raumplanung, Gefechte um den Königsweg zwischen einzelnen erneuerbaren Ressourcen – dies sind nur einige schwelende Konfliktfelder. 

Trotzdem herrscht derzeit geradezu eine euphorische Aufbruchstimmung wie vor der Wende in der DDR. Sogar die Banken sind jetzt voll bei der Sache. So gab Hauptgeschäftsführer Michael Kemmer vom Bankenverband in der Börsenzeitung zu Protokoll: „Für dezentrale Energieprojekte bieten sich darüber hinaus finanzielle Bürgerbeteiligungen an. Energiesparbriefe oder Genussrechte haben doppelten Nutzen: Nicht nur die Finanzierung wird gewährleistet, sondern auch die Akzeptanz von Bauprojekten erhöht.“

Schaun’mer mal, ob diese Rechnung auch jenseits von Genussscheinen made by Prokon aufgeht. Denn der Bürger hält hoffentlich nach soliden Investments Ausschau, und nicht nach dem Rattenfänger von Hameln, der plötzlich im hippen Ökogewand den Bürgern die neue Zielrichtung vorflötet.

Klar ist, die beiden Minister Altmaier und Rösler sollen die Öffentlichkeit am Monitoring-Prozess zur Energiewende von unten beteiligen. Da wird es viele Kommissionen und noch mehr hübsche Protokolle geben. Wie es tatsächlich um die Chancen einer von unten eingeleiteten Energiewende, die von oben orchestriert oder fallweise abgesegnet wird, und welche Felder sich zur Bürgerbeteiligung eignen, bedarf natürlich einer genaueren Betrachtung. Das werden aber nicht nur die Eliten entscheiden.

Damit sind wir beim Thema: Denn der auch in Netzaffinen Kreisen nicht ganz unbekannte „Störenfried der geistigen Sattheit und innerbetrieblichen Arroganz“, man verzeihe mir diese verbale Zuspitzung, gemeint ist Prof. Peter Kruse -, er präsentierte gestern einige interessante Forschungsergebnisse, die man mitsamt Hintergrundmaterial in einer Pressemitteilung der von ihm gegründeten Unternehmensberatung nextpractice genauer unter die Lupe nehmen kann. Hier geht es zum Download: Bürger wollen mehr Mitsprache bei der Energiewende

Ich fasse mal – statt langer Erklärungen – das Allerwichtigste aus seinem gestrigen Vortrag beim Rat für Nachhaltigkeit im Spotlight zusammen. Laut nextpractice ergeben sich anhand einer intensiven qualitativen Befragung von 200 Bundesbürgern (huch, das ist ja gar nicht repräsentativ) drei relevante Zielkorridore, die ineinander greifen sollten.

Erstens: Wirtschaftlichkeit und Versorgungssicherheit. Zweitens: Umweltschutz und Ressourcenschonung. Drittens: Beteiligung und Bürgerengagement. Die drei folgenden Elemente aus dem verdichteten Stimmungsbild stellen laut Kruse das unverzichtbare Koordinatenkreuz und die quasi systemische Voraussetzung für das künftige Gelingen der Energiewende dar. Das stellt zwar kein komplettes Bild des bundesdeutschen Gemütszustands dar, bietet aber wichtige Orientierungspunkte zur „emotionalen“ Befindlichkeit gegenüber der Energiepolitik.

Die Bundesbürger stellen laut Prof. Peter Kruse den Regierungen der letzten 20 Jahre ein schlechtes Arbeitszeugnis aus. Foto: Lothar Lochmaier

Erste Achse der Energiewende: Wirtschaftlichkeit und Versorgungssicherheit

Was die Bürger wirklich wollen

– Engpässe und Netzschwankung voll im Griff haben

– Durch Renditeorientierung die Produktivität steigern

– Mit Großanlagen Bezahlbarkeit von Energie erhalten

– Energietransport und -versorgung zusichern können

– Klares Energiekonzept entwickeln und durchhalten

Was die Endverbraucher ablehnen

– Risiko von Ausfall und Mangelversorgung eingehen

– Ökonomisch ineffiziente Stromerzeugung befürchten

– Strom mit Subventionen sozial ungerecht verteuern

– Ohne strategisches Konzept nervös drauflosagieren

Zweitens: Umweltschutz und Ressourcenschonung

Was die Bürger wirklich wollen

– Unbegrenzt verfügbare regenerative Quellen nutzen

– Ökologische Schonung von Ressourcen priorisieren

– Mit geringem Energieverbrauch einen Beitrag leisten

– Umweltschonende Energieerzeugungen präferieren

– Weitsichtig an die zukünftigen Generationen denken

– Klima belastende Schadstoffemissionen reduzieren

– Als Kunde auf Energiemix Einfluss nehmen können

– Aktiv an Suche nach Zukunftslösungen teilnehmen

– Vorreiterrolle bei neuer Energietechnik übernehmen

– Energiequellen ohne Risikorückstände bevorzugen

– Nur moderne und risikoarme Technologie einsetzen

– Nachhaltig gute Kosten-Nutzen-Relation anstreben

– Bewusst auf Verbrauch und Energieeffizienz achten

Was die Endverbraucher nicht befürworten

 – Langzeitrisiko und Gefahr billigend in Kauf nehmen

– Ohne Rücksicht auf Verluste Umwelt verschmutzen

– Die Begrenztheit von Ressourcen einfach ignorieren

– Umgebung und Klima mit CO2-Emissionen belasten

– Erde ausbeuten und hässliche Narben hinterlassen

– Verschwenderisch unachtsam Energie verbrauchen

– In erster Linie Kunden abzocken und Profit erhöhen

– Als Verbraucher unreflektiert billige Anbieter wählen

– Einfach bequem bestehende Lösungen beibehalten

– Zu alte ineffiziente Energietechnologien beibehalten

– Begrenzte Ressourcen plan- und sinnlos ausbeuten

– Ohne echten Gegenwert hohe Preise durchdrücken

– Mit günstigem Strom als Massenware Profit machen

Ohne Worte. Foto: Lothar Lochmaier

Drittens: Beteiligung und Bürgerengagement

Was die Bürger wirklich wollen

– Unabhängigkeit von den Stromkonzernen erhöhen

– Selbst die Verantwortung für Ökostrom übernehmen

– Souverän und unabhängig Einfluss nehmen können

– Konsumenten die volle Kostenkontrolle ermöglichen

– Mit mehr Wettbewerb und Effizienz Kosten dämpfen

– An den Interessen der Bürger ausgerichtet handeln

– Vor Ort die Energie zum Eigengebrauch produzieren

– Mensch und Umwelt klar vor den Eigennutz stellen

– Dauerhaft sozial vertretbare Strompreise garantieren

– Verantwortungsvoll und sparsam mit Strom umgehen

– Unbeeinflusst von den Lobby-Interessen informieren

Was die Endverbraucher ablehnen

– Unmündig bei den Anbietern nichts zu melden haben

– Intransparente Selbstbedienungskartelle akzeptieren

– Keinen Einfluss auf Preisgestaltung nehmen können

– Mit Fachchinesisch die Zusammenhänge vernebeln

– Mit purer Geldmacherei den Kapitalmarkt befriedigen

– Als Verbraucher völlig von Konzernen abhängig sein

– Für Versorgungssicherheit Monopolstruktur zulassen

– Generell Wirtschafts- und Machtinteressen verfolgen

– Information zurückhalten und Situation schönreden

– Mit willkürlicher Preispolitik Betrugsgefühle erzeugen

– Mit gezielter Irritation eigene Interessen durchsetzen

Quelle und Copyright: nextpractice GmbH

Fazit: Ein bisschen Liquid Feedback reicht nicht aus

Die eine Seite der Medaille lautet: Es gibt leider kein einfaches Softwaretool, das den schwierigen Interessenausgleich der Energiewende von unten dramatisch beschleunigen könnte. Ein bisschen Liquid Feedback reicht jedenfalls definitiv nicht aus, um den Prozess vor Ort verlässlich zu moderieren. Das bestätigt auch Peter Kruse.

Es gibt aber auch eine gute Nachricht jenseits von einem nun deutlich verstärkten Medienhype: Die Energiewende gelingt nur dezentral – oder aber sie wird vom Bürger gleich ganz blockiert.

Folglich sind sich alle Experten in einer Frage einig: Man kann die Energiewende nur ausprobieren. Technologische Werkzeuge tragen allenfalls dazu bei, den Moderationsprozess zu optimieren, sie können aber nicht prinzipiell den Weg für den dafür erforderlichen Interessenausgleich bereiten.

Dies erfordert vom durch das Mitmachweb getragenen Diskurs mehr Kompetenzaneignung der lokalen Gestalter. Sie müssen über den Tellerrand hinaus schauen und ihre Projekte nicht nur im Kontext einer kuscheligen Kleingärtnermentalität mit Ökotouch betrachten. Rechenschaftspflichtig sind alle Interessengruppen.

Anders herum betrachtet hat der Bürger als ständig dazu lernender Energieexperte eine klare Botschaft nach oben signalisiert: Wir wollen die Energiewende mitgestalten, sofern diese auf dezentralen Prinzipien basiert und wir nicht nur als billige Bühnenkulisse da sind, um die Beschlüsse der Regierenden oder von Stromkonzernen formal abzunicken.

Literatur: Der Schockwellenreiter hat ein kleines Wiki zur Energiewende von unten eingerichtet. Das mehr als latent vorhandene Konfliktpotential in den 16 deutschen Bundesländern beschreibe ich in einem aktuellen Artikel in den VDI nachrichten zur Energiewende: Länder bremsen Netzintegration und Ausbau auf nationaler Ebene.

Written by lochmaier

Juni 26, 2012 at 8:14 am

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Ökonomie: Kabarettist persifliert die reine Lee(h)re

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Yoram Bauman ist zwar irgendwie Amerikaner. Er nimmt jedoch nicht ganz 100-prozentig marktliberal durchtränkt die nicht immer ganz richtig liegende ökonomische Heilsleere kräftig aufs Korn. Mit den Mitteln des Comedians. Steilvorlagen gibt es aus den diversen Lehrbüchern, die unverhältnismäßig viel ungewolltes Humorpotential  enthalten, taucht man nur tief genug hinein.

Spätestens seit der Finanzkrise dürfte dem letzten Finanzmohikaner aus der allzu neoliberal eingefärbten Welt klar geworden sein, dass der Siegeszug des Kapitalismus nicht ganz so endgültig sein muss wie gedacht. Wirklichkeitsfremde Ökonomiemodelle, schräge bis völlig daneben liegende Prognosen werfen immer wieder die Frage auf, ob wir es hier nicht mit einer „Branche“ zu tun haben, die viel Weihrauch aber wenig Wahrheit oder zumindest bleibende Erkenntnisgewinne versprüht.

Aber genug der Vorworte, hier einige Kostproben von Yoram Bauman (mehr über ihn hier auf Wikipedia), frei nach dem Motto „shit happens“, auch oder gerade in der ökonomischen Heilslee(h)re. Beginnen wir doch mal mit den großen Philosophen aus dem asiatischen Raum, aber schauen Sie doch selbst, was Konfuzius, Hinduismus, Taoismus – und die Volkswirtschaftslehre so alles verbindet:

Und hier einige Kommentare zu den 10 großen makroökonomischen Prinzipien:

Und noch eine letzte kleine Kostprobe:

Written by lochmaier

Juni 23, 2012 at 7:56 am

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Q 110: Die Zukunft der Bankfiliale? 11 Fragen und 0 Antworten

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Vor kurzem ging ich in Berlins schicker Neuer Mitte spazieren – der Weg führte mich in die Q 110, die Vorzeigefiliale schlechthin in Deutschland, wenn es um eine moderne Umgebung in der Bankfiliale geht, die jedem Sturm trotzen soll. Mein Erlebnis und persönlicher Wohlfühlfaktor lassen allerdings nur einen Schluss zu. Es gibt viele Fragen, aber keine Antworten. Denn fast alles in der Q 110, dem Flaggschiff der Deutschen Bank, wirkt im bunten Bühnenkolorit reichlich konstruiert und künstlich über die reale Welt aufgesetzt.

Bevor ich zum eigentlichen Thema komme, ein Rückgriff auf futuristische Zukunftsszenarien am Beispiel der legendären Fernsehserie Star Trek. Neben dem Shakespeare-Darsteller Captain Picard gab es in einigen Folgen der zweiten Version vor rund zwanzig Jahren eine Filmfigur namens Q zu bestaunen.

Dessen Funktion erklärt uns Memory Alpha: Das Q-Kontinuum ist sowohl die Heimat der Q als auch die Bezeichnung für ihr Zusammenleben. Das Kontinuum ist ein extradimensionaler Lebensraum, den der menschliche Verstand nicht zu begreifen im Stande ist. Für die Q haben Zeit und Raum in ihrem Kontinuum keine Bedeutung, weswegen sie sich ohne Verzögerung von jedem beliebigen Ort und jeder beliebigen Zeit des Universums zu einem anderen transportieren können.  

Vollbild anzeigen

John de Lancie alias Q zeigt in der Serie Star Trek keinen Respekt vor Menschen. Q ist ein Wesen, das einer gleichnamigen, nahezu omnipotenten Spezies angehört. Als solches kann er Zeit, Raum und Materie fast beliebig verändern.

Nun aber zum gar nicht so weit davon entfernten eigentlichen Themenkomplex der Spezies Q, nämlich der Q 110: Vor dem Weiterlesen empfehle ich zunächst per Link einen kleinen virtuellen Rundgang durch die Q 110 der Deutschen Bank in Berlin, damit Sie verstehen, was ich meine. Oder um es mit deren eigenen Worten auszudrücken:Wir haben uns gefragt, wie eine moderne Bank im 21. Jahrhundert aussehen sollte, in der die Menschen weiter in den Mittelpunkt rücken.“

Q110 specials

Quelle: Deutsche Bank

Die Antwort der Deutschen Bank auf diese Frage fiel so aus: „Das Ergebnis ist Q110 – die Deutsche Bank der Zukunft. Hier machen wir das Banking von morgen schon heute erlebbar.“ Soweit diese kleine Einführung. Es geht hier übrigens, wie so oft in diesem Blog, weder spezifisch um die Deutsche Bank als „Prügelknaben“, noch um das Bankenbashing allgemein – sondern um eine nüchterne, wenngleich kritisch-zugespitzte Bestandsaufnahme.

Warum aber werden in den kommenden Jahren von den derzeit – glaubt man offiziellen Statistiken – rund 24.000 Bankfilialen in Deutschland, bis zum Jahr 2020 die Hälfte verschwinden? Klar, weil es wenig Sinn macht, eine hoch getunte Filiale wie die Q 110 aufzusuchen, deren Charme irgendwo in einer hybriden Erlebniswelt zwischen Ikea-Kindergarten, McDonalds, einem Drei-Sterne-Restaurant und einem Kinder-Forschungslabor, und nicht zu vergessen, einem Tschibo-Einkaufsladen stecken bleibt.

Kurzum, alles was sich standardisieren lässt, ist überflüssig, nur dort wo hohe Qualität tatsächlich nachweislich zu vertretbaren Kosten erbracht wird, da hat die Bankfiliale jenseits von optischem Blendwerk wirklich eine Zukunft. Deshalb stelle ich elf Fragen, auf die es in der Branche bislang keine überzeugenden Antworten gibt:

Erstens: Warum soll ich als Kunde überhaupt eine Filiale aufsuchen, wenn ich mich im Netz besser informieren kann als der Berater hinter dem Wohlfühltresen, der mir die wichtigen Fragen ohnehin nicht beantworten kann oder will.

Zweitens: Auch über Provisionslastige Produkte erfahre ich im Netz mehr als vom Berater.

Drittens: Geldautomaten gibt es schon flächendeckend, auch deshalb brauche ich nicht mehr rein in die Filiale. 

Viertens: Wenn ich einkaufen will, dann gehe ich zum Original, zu McDonalds, Starbucks, Tschibo oder zu IKEA, aber nicht in die Q 110.

Fünftens:  Die Wohlfühlfiliale ist ein künstliches Marketingskonstrukt, das aus der Verzweiflung heraus geboren ist, dass die Bankfiliale in der Form keine Zukunft hat.

Sechstens: Dort, wo die Bankfiliale eine Zukunft hätte, nämlich insbesondere in ländlichen Regionen, müssen die Berater von Sparkassen und Volksbanken fast noch stärker als früher Zertifikate und sonstige undurchsichtigen Produkte verkaufen (auch an 80-jährige Rentner, ich belege diese Behauptung gerne schriftlich), um das eigene Überleben bzw. die Zielrendite der kleinen Filiale zu sichern. Dieser Schuss geht definitiv nach hinten los.

Siebtens: Für Jüngere ist die Bankfiliale so sexy wie der Gang zum Zahnarzt, das Karies und der Zahnplac – man wird es bestimmt nicht los, wenn man weiter nichts tun und ändert.

Achtens: Märkte sind Gespräche, es gilt zu überzeugen statt zu überreden. Für diese Art der differenzierten Kundenkommunikation sind die unter- bzw. falsch qualifizierten sowie „angereizten“ Bankberater nicht ausreichend vorbereitet.

Neuntens: Ich sitze lieber auf einer Parkbank und höre den Vögeln zu, dort erfahre ich mehr als in einem einstimmigen Powerpoint-Gesang in der Bankfiliale, wo die Krähen dominieren und die negativen Stimmen aus gutem Grunde ausgeblendet werden.

Zehntens:  Die Bankfiliale folgt den interaktiven Regeln im Netz, nicht umgekehrt – oder sie ist in der Fläche nahezu überflüssig.

Elftens: Abschließend die gute Nachricht, ein Teil der Bankfilialen könnte längerfristig überleben, wenn man sich dort den Slogan „Der Kunde steht im Mittelpunkt“ nicht nur auf die Werbefahnen schreibt.

Das waren 11 Fragen und o Antworten. Sie können gerne eine eigene Frage oder Antwort hinzufügen. Was würde Q von Star Trek jetzt tun?

Nachtrag am 21.06. (08.46 h): Mittlerweile hat ein Mitarbeiter der Deutschen Bank via Twitter folgendes zu meinem Beitrag verlauten lassen: „wunderlicher artikel. gar keine fragen gestellt. allenfalls thesen aufgestellt. die kann man teilen. oder nicht.“ Der Genaugkeit und sportlichen Fairness halber soll hier nicht unerwähnt bleiben, dass es sich bei dieser Wortmeldung via Twitter nicht um ein offizielles Statement der Deutschen Bank handelte, sondern nur um „die private Meinung eines einzelnen Mitarbeiters“. 

Dazu mein Kommentar: „Meine Thesen oder Fragen sind konzeptionelle Anregungen, mit denen man sich bei der Deutschen Bank intensiver beschäftigen kann. Oder nicht.“ Letzteres wäre schade. Denn schließlich sind meine Ratschläge, wie die Bankfiliale am Puls der Realwirtschaft postiert sein kann, viel billiger zu haben als jene von McKinsey & Co. 

Und hier noch ein Imagevideo der Deutschen Bank zur Q 110:

Written by lochmaier

Juni 20, 2012 at 7:02 am

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Börsenerfolg+Griechenland: Mastermind für Märkte als Sisyphosarbeit

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Wer sich in den letzten Monaten als Privatanleger an den Aktienmärkten engagierte, für den war dieser Job kein vergnügungssteuerpflichtiges Ereignis. Eher schon eines, für den das Schmerzensgeld unsicher war. Denn die Märkte haben vor allem in Europa schon seit Februar keine klare Richtung mehr, Tendenz fallend, volatile Seitwärtsbewegungen, die Zukunft ist mehr als unsicher. Die gelernte Lektion: Nur wer als Privatanleger die Börse als Fulltime-Job begreift und sich intensiv mit den Marktmechanismen beschäftigt, der kann über längere Zeit einigermaßen bestehen.

Zum Einstieg seien jedem Privatinvestor in der Aktienwelt einige bittere Pillen gegen die allgemeine Bewußtseinstrübung eingeschenkt.

Erstens: Glauben Sie keinem der in den Leitmedien meist genannten Börsengurus!

Zweitens: Erfolgreich zu investieren, das ist ein Fulltime-Job und kein Freizeitspaß!

Drittens: Wie bei jeder Form der Selbständigkeit braucht man zwei bis drei Jahre, um sich Strategie, Handwerkszeug und Erfahrungswissen anzueignen.

Noch Fragen? Dann gehen wir kurz ins Detail – fangen wir mit den Börsengurus an. Vergessen Sie Max Otte. Denn der verkauft unter dem Label Value Investing nur schalen Fusel in neuen Schläuchen. Er empfiehlt besonders gerne Aktien der Marke „Saubillig“, zum Beispiel aus Südeuropa. Wer als Lamm diesem Börsenwolf folgt, macht selten eine Rendite. Auch Wenn Mr. Dax, Dirk Müller, auf den Titelseiten der Gazetten auftaucht, ist es meist Zeit, die Veranstaltung zu verlassen.

Zweitens, Fulltime-Job statt Freizeitspaß – das heißt, einige leider machmal auch dröge Grundlagenwerke in der technischen Chartanalyse sowie der Fundamentalanalyse gelesen zu haben, um die Markttendenzen besser verstehen, einordnen, also lesen zu können. Dazu gibt es einige Klassiker, die es in sich haben.

Drittens, die richtigen News- und Hintergrundplattformen aufsuchen, um das theoretische Rüstzeug, gute Nerven und eine klare Strategie ständig weiter zu entwickeln. Keiner hat die Weisheit mit goldenen Algolöffeln gefressen, und die Millionen liegen eben nicht auf der Straße. Erfolg ist harte Arbeit, erst recht an der Börse.

Wer sich aktuell informieren möchte, dem lege ich insbesondere das Blogformat von Mr. Market ans Herz. Dort lernt man das kleine und große Ein-Mal-Eins des umsichtigen Investierens von der Pike an. Er bewertet tagesaktuell die neuesten Trends und zeigt, was eine Kopf-Schulter-und-sonst-noch-ein-Körperteil-Formation ist, ob wir es nun nur mit einem Bounce, also einem teuflischen Zwischenhoch vor dem nächsten Lawinenabgang – oder aber gar mit einer fundamentalen Trendwende zu tun haben, und vieles andere mehr.

Im Klartext: Fundierte, also weder marktschreierisch noch selbstbeweihräuchernde Börsenblogs können dazu beitragen, jenseits von Nebelkerzen das Wesentliche in der produktiv verstandenen Aktienkultur zu erkennen. Genau darauf kommt es an, jenseits der Masse hinter die Kulisse zu blicken, um als privater Investor nicht immer das letzte Rad am abgehängten Wagen zu sein. 

Flankierende aktuelle Infos gibt es dazu etwa via Börsenblogger, dann schaut man noch bei Börse online oder finanzen.net vorbei. Und schließlich bieten amerikanische Plattformen wie finviz visualisierte Charts an, wo man die Trendbarometer visuell studieren kann. Das ist aber natürlich nur der Anfang. Es gibt jede Menge weiterer Portale jenseits des Mainstreams, die man aufsuchen kann, wenn man ambitionierte Ziele verfolgt. 

Manche Anleger haben derzeit die Nase  von europäischen oder deutschen Aktien gestrichen voll. Denn nur eines scheint klar: Die Richtung ist mehr als unklar, vor der morgigen Wahl in Griechenland.

Oder um es mit den Worten von Mr. Market, alias Hari, alias Michael Schulte auszudrücken: Wenig klare Antworten, es bleiben unzählige Fragen über Fragen. Vermutlich wird zumindest der große Absturz am Montag ausbleiben, sofern die Griechen einigermaßen die Balance zwischen Frust und notwendigem Reformwillen auf dem wackligen Drahtseil halten. Das Spannende aber Unwägbare an der Börse ist eben die Zukunft, die nicht schon vorher fest steht.

Written by lochmaier

Juni 16, 2012 at 9:48 am

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Energie(w)ende: 16 Sklaven auf einer Galeere müsst Ihr sein

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Nur wenn Menschen gemeinsam in eine Richtung rudern, fühlen sie sich im selben Boot. So auch bei der Energiewende, deren einjähriges „Jubiläum“ ich kürzlich im Berliner Wirtschaftsministerium miterlebt habe. Als Berichterstatter fragt man sich manchmal, was soll man dazu noch schreiben, wenn alle in eine andere Richtung navigieren.

Sogar unser Bundespräsident findet die Energiewende toll, warnt aber vor zu viel Planungswirtschaft. Nachtigall, icke hör dir trappsen, sagt der Berliner Volksmund dazu. Einige sehen das Vorhaben als schwieriger an als die erste Mondlandung, oder die Wiedervereinigung. Kann sein, denn Menschen sind schwerer zu bewegen als ein Raumfahrzeug.  

Im Prinzip ist ja alles klar, Atomkraft nein danke, Kohlekraft ade, Erneuerbare Energien vorwärts! Das Problem in Deutschland. Es gibt 16 Bundesländer, also gibt es 16 Energieminister in Deutschland. Da hilft auch der Ruf nach dem starken Mann im Staat, einem Art Überenergieminister nicht wirklich weiter.  So viel überschüssige Energieproduktion hatten wir ja schon mal in den dreißiger Jahren.

16 Länder, 16 Energiefürsten – Umweltminister Peter Altmaier darf den Scherbenhaufen seines Vorgängers zusammen kehren und durch die Provinz touren, um die Landesfürsten nun von einem konzertierten Vorgehen zur Energiewende überzeugen. Foto: Lothar Lochmaier

Deshalb braucht es tatsächlich einen pragmatischen Lösungsansatz, um unterschiedliche Interessen zu koordinieren. Die einen wollen die Solarenergie weiter fördern, obwohl uns die Chinesen ordentlich mit Billigprodukten einheizen. Die anderen sind für die Windenergie, obwohl gerade Windparks auf dem Wasser extrem schwierige und teure Investitionsvorhaben darstellen.

Und dann gibt es natürlich noch die ewig Gestrigen. Das muss nicht immer die Atom- oder Kohlelobby sein.

So sieht sich Bayern als energieautarke Region, möchte also am liebsten ganz allein auf einer Insel der Glückseligen leben, ganz auf Basis der erneuerbaren Energien. Von 16 Bundesländern sind acht Energierebellen, die anderen acht haben hoch fliegende Träume, sie möchten 200 oder 300 Prozent Strom aus Erneuerbaren wieder ins Stromnetz einspeisen, sprich an die anderen verkaufen.

Es ist wie beim Betreuungsgeld. Wer zuhause bleibt, kriegt am meisten Geld nach geschmissen. Deshalb sage ich: Werdet 16 Sklaven, die auf einer Galeere gemeinsam rudern, dann spürt ihr den rauen Wind, der demjenigen entgegenbläst, der tatsächlich versucht, neue Horizonte aus eigener Kraft zu erreichen und zu gestalten.

Wer sich mit dem Themenfeld, Wachstum und Nachhaltigkeit intensiver befassen möchte, dem empfehle ich die umfangreiche ARTE-Dokumentation „Endstation Fortschritt“, die, wenngleich mit etwas Pathos angereichert, zahlreiche Anregungen enthält, wie sich Wachstum, Fortschritt und Nachhaltigkeit verbinden ließen. Die aufwändige kanadische Doku ist unter anderem von Martin Scorsese koproduziert.

Teil II +++ Teil III +++ Teil IV +++ Teil V +++ Teil VI

Mehr Infos zum Film gibt es auf der Seite Survingprogress.

Written by lochmaier

Juni 13, 2012 at 6:03 am

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Schattenbanken: Wie reguliert man Social Lending,P2P-Kredite, Crowdfunding und Crowdinvesting (zu Tode)?

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Vor einem Jahr begann ich an meinem Roman Schattenbanken zu arbeiten. Er beinhaltet die kreative Aufarbeitung eines vermeintlichen Randthemas, das plötzlich populär geworden ist. Die Medien greifen das geflügelte Schlagwort mittlerweile gerne auf, wobei meist nicht klar ist, wo die Fronten zwischen „Gut“ und „Böse“ denn genau verlaufen. Deshalb tut eine sachliche Diskussion not, zu der mein Buch einen Beitrag leisten soll.

Schattenbanken

Zum Download des ebooks einschließlich einer 20-seitigen Leseprobe geht es hier: 

Schattenbanken (pdf-Format)

Und auf iTunes (optimiert für das iPad) finden Sie das Buch hier.

Was sind Schattenbanken? Die Staatengemeinschaft, Finanzindustrie? Peer-to-Peer-Plattformen, Steueroasen – oder der Bürger als der letzte auszuhebelnde menschliche Rettungsschirm? Das Handelsblatt hat dazu ein ausführliches Interview mit der neuen BAFIN-Chefin Elke König geführt. Der Tenor: Wir können uns mit der Regulierung keine Zeit mehr lassen. 

Am Pranger stehen vor allem die Hedge-Fonds, deren Renditegier gebrandmarkt wird. Oder Länder wie Spanien, die eine extreme Immobilienblase in Kauf genommen haben, mit dunklen Bilanzen in den „Bad Banks“, für die nun irgendwie der Bürger grade stehen soll. Doch ganz so einfach sollte man es sich nicht machen. Es wird nie ein perfektes Risikomanagement geben, wie Elke König auch einräumt.

Vor allem sollte jeder selbst nachdenken, welchen Part er in dem großen Spiel ganz unten in der Verwertungskette spielt, statt nur immer mit dem Finger auf andere zu zeigen. Das ist eingängig, populistisch, verfehlt aber den Kern der Sache. Unten deshalb verweise ich hier noch einmal auf meine etwas komplexere Definition zur vielschichtigen Welt der Schattenbanken.

Was ich gleichwohl glaube, siehe dazu den ausführlich recherchierten Artikel zum Status Quo im Handelsblatt: Reich der Schattenbanken steht auf der Kippe , ist dass es so nicht mehr weiter gehen wird. Die Regulierungskeule wird kommen, und wer auf irgendeiner schwarzen Liste steht, muss auch einen gravierenden Imageschaden, evtl. sogar eine geschwächte „Bankmarke“ fürchten.

Hier fasst das Handelsblatt – noch etwas hölzern im Stile der ARD Tagesthemen in der direkten bildlichen Leseransprache – das Thema in 99 Sekunden zusammen.

Wird es die Richtigen treffen, oder wird in der allgemeinen Regulierungswut das Kind gleich mit dem Bade ausgeschüttet, lautet abschließend die spannende Frage ….?

Das Handelsblatt wirft hier, wie fast alle anderen Medien und (selbst ernannte) Experten auch, Äpfel und Birnen ziemlich wild durcheinander. In der Diskussion stehen folgende „Schattenbanken“:

– Zweckgesellschaften, die mit Hilfe strukturierter Produkte arbeiten und dabei hohe Risiken eingehen,

– Wertpapierhändler, die mit Sicherheiten an den Märkten handeln,

– Hedge-Fonds, die dieses Jahr 2,3 Billionen Dollar zusammenbringen,

– Geldmarktfonds, die weltweit rund fünf Billionen Dollar verwalten,

– Versicherer, die mit ihren Langfristverpflichtungen handeln,

– Konzerne wie General Electric oder Siemens, die eigene Banken betreiben,

– Immobilienfinanzierer,

– Kreditnetzwerke, die Geld einsammeln und über das Internet verleihen.

Quelle: handelsblatt.com

Auch alternative Kreditplattformen (Social Lending und Crowdfunding bzw. -investing) wären demnach in die „böse“ Finanzkaste einzusortieren. Es lebe die Anarchie. Bleiben wir aber seriös. Doch schon signalisiert das Wirtschaftsorgan Entwarnung.

Denn P2P-Lending ist nicht per se böse oder schlecht, weil frisches Blut fließt, wie sich in Deutschland an der gerade frisch gestarteten Plattform United Equity ablesen lässt, die neben Creditreform wohl auch und vor allem in der Abwicklung mit der Fidor Bank kooperieren wird. Eine Liste aller Partner kann hier eingesehen werden. (Update am 10.06.: Die folgenden Links unter United Equity sind derzeit bis zum offiziellen Startschuss in wenigen Tagen wieder inaktiv, siehe Leserkommentar unten).

Es soll unter anderem bei United Equity auch ein Crowdrating direkt durch die Nutzergemeinde geben. Demzufolge sind 100 Bewertungen die Mindestzahl, damit Unternehmen  überhaupt auf der Plattform finanziert werden, bzw. ihr Angebot erst einmal dort einstellen können. Mal sehen, ob diese Kalkulation aufgeht.

Weitere Infos zu diesem neuen Crowdinvesting-Marktplatz erhalten Leser über diesen Zugang. Damit würde, sofern es United Equity gelingt, was leider noch nicht ersichtlich ist, die magische Schallmauer von 100.000 Euro via Bafin-Lizenz zu überwinden, ein gewichtiges Pfund ins Rennen geschickt. Und somit dürfte das Rennen zwischen Bergfürst und vielleicht noch ein bis zwei weiteren Spielern eröffnet sein. Denn am 15. Juni startet mit www.devexo.de der nächste Vertreter dieser neuen Spezies.

Der Markt ist also prinzipiell da, neue Modelle auch, aber der Verbraucher ist in seinem Verhalten recht träge. Und neue Ideen müssen andererseits ebenso wachsen und reifen, bis sich die Guten von den weniger Guten absetzen. Schließlich aber arbeiten jetzt ja viele namhafte Ex-Banker bei neuen sozialen Kreditplattformen wie Zopa (als Social oder Peer to Peer Lending bezeichnet). Können diese Augen wirklich lügen?

Das ist leider nicht immer ganz klar. Deshalb ist jenseits der Schattenbankenthematik eine intensive Diskussion um die neuen Geschäftsmodelle sehr zu begrüßen, die etwa via Gründerszene mit Blick auf die rechtliche, inhaltliche und strategische Analyse neuer Geschäftsmodelle beim Crowdinvesting bereits hier stattgefunden hat.

Machen wir die Frage mit Blick auf das Crowdfunding mal konkret: Denn der Rechtsanwalt Ferner fordert auf seinem Blog in einer interessanten Analyse des Rahmenwerks: Rechtliche Beziehungen der Nutzer auf deutschen Plattformen , die Betreiber wie Startnext, Pling, Inkubato und Co. mögen doch bitteschön eine BAFIN-Lizenz erwerben, um ihr Modell auf eine saubere Grundlage zu stellen.

Ich kann den obigen Beitrag nur jedem ans Herz legen, denn daran wird deutlich, wie sehr der Teufel im Detail steckt, weshalb wir die Welt der Schattenbanken möglichst ganz ohne Schwarz-Weiß-Malerei betrachten sollten. Oder um es mit den Worten von BAFIN-Chefin Elke König zu sagen: Die letzten Verästelungen, was Schattenbanken sind und was nicht, können wir uns tatsächlich sparen.

Fazit: Aber letztlich lebt ja eine wohl genährte ganze Berater- und Regulierungsbranche davon, den kleinen aber feinen Unterschied zwischen Schatten- und Lichtbanken uns akademisch-mathematisch exakt zu ermitteln. Auch dieser Berufszweig könnte so gesehen ein nahezu unsichtbarer Bestandteil unserers global verzweigten Schattenbankensystems sein.

Written by lochmaier

Juni 9, 2012 at 6:58 am

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Schufa: Wenn Facebook die Kreditwürdigkeit bestimmt – und warum die Movenbank doch keine so gute Idee ist

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Gestern hat das Thema „Schufa-Eintrag und Facebook“  hohe Wellen geschlagen. Als ich die erste Pressemeldung in den Händen hielt, habe ich sofort beim Projektpartner HPI in Potsdam nachgefragt und leider nur eine ausweichende Antwort erhalten. Denn es ist natürlich ziemlicher Blödsinn, aus sozialen Netzwerken die Kreditwürdigkeit von Menschen ableiten zu wollen. In diesem Sinne ist auch die von Brett King initiierte Movenbank keine gute Idee.

Schufa fährt mit Facebook-Projekt gegen die Wand, titelt die CIO. Mittlerweile hat sogar der IT-Verband BITKOM Stellung dazu bezogen:

BITKOM hat sich zu einem Forschungsvorhaben der Schufa geäußert, bei dem es um die Gewinnung von Daten aus dem Internet und sozialen Netzwerken geht. BITKOM-Präsident Prof. Dieter Kempf sagte dazu: „Nicht alles, was technisch möglich ist, sollte in die Praxis umgesetzt werden. Das Durchforsten von sozialen Netzwerken nach Informationen, die Rückschlüsse auf die finanzielle Leistungsfähigkeit erlauben, würde viele Internetnutzer zu Recht verunsichern. Wir sollten alles unterlassen, was das Vertrauen in das Internet beschädigt. Es wäre klug, auf manche Gedankenspiele zu verzichten. Die Menschen wollen sich frei und ungezwungen im Web bewegen. Diese Freiheit müssen wir erhalten und gleichzeitig immer wieder darauf hinweisen, dass man mit persönlichen Informationen im Internet sehr bewusst umgehen sollte.“

Quelle: BITKOM

In der Tat, auch ich halte das Forschungsprojekt für eine mehr als naive Schnapsidee. Man sollte von vorne herein ganz die Finger davon lassen. Und damit sind wir beim Thema. Spannend ist ja auch, woher solche Ideen kommen, es gibt ja schon gewisse Vorbilder in den USA, und welche Absichten sich dahinter verbergen, neue Geschäftsmodelle für die Finanzindustrie beispielsweise.

Genau darum geht es der Schufa, die ebenso blauäugig  wie die SAP-Jungkaderschmiede von Hasso Plattner – das HPI – in das Thema hinein gelaufen ist. Es geht ums Geld. Um viel. Auch SAP hat hier klare Interessen, es geht nicht um ein unverbindliches Forschungsprojekt, nach dem Motto, mal schauen, was dabei rum kommt. Schon mal was von SAP-HANA oder der In-Memory-Technologie gehört? Nein, dann lesen Sie meinen Printartikel in der Fachzeitschrift „die bank“ zur Business Intelligence – Daten machen mobil.

Das Auswerten von Informationen, Datamining in sozialen Netzwerken, wird sich ohnehin massiv verstärken, auch ohne derartige Forschungsprojekte. Und die Schufa will und wird den Banken definitiv ein neues Gebührenmodell aufpropfen, indem man eine weitere Dienstleistung aus der Taufe hebt, warum also nicht in Facebook und Co. nachschauen, was der potentielle Kreditnehmer alles so treibt oder in seinem Leben getrieben hat.

Wird meine Kreditwürdigkeit besser oder schlechter, wenn ich schon mal eine exzessive Party gefeiert habe?

Erhalte ich einen höheren Sklavenkredit, wenn ich nachweise, dass ich ein armer Schlucker bin, der keine wirklich wichtige Person in seinem Freundeskreis versammelt hat?

Fragen über Fragen …. aber keine Antworten. Ein erfolgreicher Selbstständiger erhält kaum einen Kredit, während ein Geringverdiener (Hauptsache sicheres Einkommen) gerne mal einen Sklavenkredit in Anspruch nehmen kann. Der Kreditscore der Banken ist vom vor vergangenen Jahrhundert.

Daran wird auch die von Brett King, einem der Vordenker zur Bank 2.0, ins Leben gerufene Movenbank nichts ändern, die bald an den Start gehen soll. Moven Bank moves Industry closer to Social Media Credit Score, titelte leadgenerationformular im Januar.  Ein Auszug:

It has grown a scoring product called CRED that combines normal scoring elements and a consumer’s amicable media “street credibility.” This includes such metrics as a customer’s timeliness in profitable bills and bent to have disastrous balances, as good as station in amicable networks, and a ability to pointer adult friends for a bank. “If we introduced 20 friends, we competence supplement 25 basement points to a saving account, or offer giveaway p-to-p transfers,” Brett King, owner and authority of MovenBank, and a author of Bank 2.0, told American Banker.   

Source: leadgenerationformula.com

Das wäre sicherlich einen weiteren Hintergrundartikel wert: Facebook und die Schufa –  wenn die soziale Kreditwürdigkeit Schule macht. Ich finde das Ganze schlicht gesagt, Bullshit, in diesem Fall bin ich ausnahmsweise mal penibler Deutscher und nicht dem marktliberalen Modell versklavter Kapitalist.

Meine Kunden- und Nutzerdaten gehören weder der Schufa noch der Movenbank, die nur auf der Mode(l)welle surfen, um damit Kohle bei Dritten zu machen.

Update (16.40 h): Das HPI in Potsdam gibt bekannt, dass es sich von dem Schufa-Projekt wieder zurück ziehen will: Angesichts mancher Missverständnisse in der Öffentlichkeit über den vereinbarten Forschungsansatz und darauf aufbauender Reaktionen könne ein solches wissenschaftliches Projekt nicht unbelastet und mit der nötigen Ruhe durchgeführt werden.

> So kann man es auch sehen, ich persönlich halte den „Gamification“ Ansatz in der Bankenwelt 2.0 für überbewertet. Hier kollidieren massiv wirtschaftliche Interessen zwischen Nutzer, Dienstleister und Bank.

Ich sehe das gar nich einmal durch die deutsche Brille eines übertriebenen Sicherheitsbewußtseins und psychotisch betriebenen Datenschutzes. Die volatile Stimmung an künftigen Finanzmärkten versucht auch die Plattform http://www.Marketbaro.de mit Gamification-Ansatz zu verknüpfen, hier dürfen die Nutzer über Stimmungen am Kapitalmarkt voten. Also ein echtes „Börsenparkett-Stimmungsportal“.

Ob dies und vieles anderes angesichts der konsequenten Integration sozialer Netzwerkmechanismen in die neue Finanzwelt ohne Schmerzensgeld für die Betroffenen abgeht?  Bilden Sie sich selbst Ihre Meinung.

Written by lochmaier

Juni 8, 2012 at 7:56 am

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Commerzbank: Fußball ist Euer Leben und unser Geld

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Fußball ist in Deutschland das Allerwichtigste, zumindest für den männlichen Teil der Bevölkerung. Schließlich steht die Europameisterschaft an. Die Commerzbank hat die Premium-Partnerschaft mit dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) verlängert. Im Zuge dessen tritt die Männer-Nationalelf erstmals im Werbefernsehen für die Commerzbank auf.

Banken lieben den Sport, weil er vom Geld ablenkt. Mir sagte mal ein Banker, er hoffe, dass die deutsche Nationalmannschaft bei der letzten Fußball Weltmeisterschaft möglichst weit komme, da dann die Stimmung gut sei und die Leute zwischen den Spielen offener für den Kauf neuer Finanzprodukte seien.

So kann man die philosophische Bedeutung des Sports also auch sehen. Die Banken sind also aus gutem Grund längst aktiv im Sportmarketing. Der DSGV (Sparkassenverband) fördert zum Beispiel die Olympia-Mannschaft im Sommer. Jährlich lässt man sich den Spaß nicht nur vom 27. Juli bis zum 12. August in London rund 90 Mio. Euro kosten.

Die Postbank hat sich hingegen seit 2008  zurückgezogen und konzentriert sich auf den Slogan Leistung aus Leidenschaft. Die Commerzbank hat somit beim Deutschen Fußball Bund (DFB) das Ruder übernommen, auch oder gerade nach der Verstaatlichung. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. 

Immerhin, der Spaß ist nicht ganz billig, bereits die Fußball WM 2006 kam für einen Hauptsponsor bereits auf rund 45 Mio. Euro. Billiger ist es seitdem nicht geworden. Nun sitzen wir wieder auf der „Fanbank“ in der Commerzbank-Arena. Von dieser Sitzbank aus können je vier Fans die Spiele der Nationalmannschaft direkt vom Spielfeldrand verfolgen. Die Plätze auf der Bank werden vor jedem Spiel exklusiv verlost. Dabei sein ist eben fast alles.  

Obwohl, das stimmt nicht ganz.

Angeblich hat das Sparprodukt „Postbank Bonus Volltreffer“ nach Angaben des Instituts während der WM 2006 im eigenen Lande 7.000 Abschlüsse und 45 Mio. Euro bei den Kunden eingespielt.

Der von Scholz & Friends entwickelte Fernsehspot der Commerzbank für die jetzige Eurotour ist sogar Teil einer klassischen und gleichzeitig digital ausgerichteten Kampagne, und zwar für das kostenlose Girokonto des Finanzdienstleisters. Weiterer Vorteil: Kreditkarten mit dem Motiv der deutschen Mannschaft. Hoffentlich geht das gut mit dem überzogenen Konto, nicht so wie bei den Spaniern oder Griechen. Manchmal klappt es tatsächlich, so ist die Postbank jetzt beim Bundesligisten Borussia Mönchengladbach aktiv.

Aber die Fußball-Aktie ist ein äußerst volatiles Börsenprodukt. Drücken die Kunden nun bei der Commerzbank in Polen (und nicht vergessen: der Ukraine) im Stile von Facebook auf den Like- oder (nicht vorhandenen) Dislike-Button?

Und wie es passt, sagt die Financial Times Deutschland: Von wegen Kreditklemme – Banken drängen Firmenkunden Geld auf, allen voran die Commerzbank. Wie praktisch, wenn man mit dem Fußball von den realen Geschehnissen hinter der großen Kulisse ablenken kann und darf.   

Hier geht es jedenfalls zum Auslandsbüro der Commerzbank in Kiew.  Und hier gibt es einen Überblick über die dortigen Aktivitäten im Bereich Commzerbank Corporate Banking goes Ukraine

Mal schauen, ob dieser Ball am Ende nicht doch im (eigenen) Tor landet …

Der Aktienkurs der Commerzbank – mittlerweile als Pennystock verschrien und von wagemutigen Börsensurfern entlang der Marke von 1,50 Euro immer wieder kurzfristig nach unten und oben geschraubt – sagt als Leitindex und Vertrauensbarometer doch etwas aus, wenngleich sich zur Zeit nahezu die ganze Branche in der Sippenhaft befindet.

Kurzum, eine crossmedial so werblich auffällig gestreute Losung Fußball ist Euer Leben und unser Geld, muss sich am Ende nicht unbedingt bezahlt machen. Zumindest nicht direkt für die Kunden.

Written by lochmaier

Juni 6, 2012 at 12:47 pm

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Eurokrise: Der Mensch wächst mit seinen Ausgaben

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Laut einer Umfrage der ING würde die Mehrheit dem Deutschen ihrem Staat kein Geld leihen, berichtet Fondsprofessionell. Das ist schade, aber begreiflich. Denn bekanntlich wächst der Mensch mit seinen Ausgaben, pardon Aufgaben. Wie aber soll der Normalanleger durch die Eurokrise hindurch navigieren?

Jedes fünfte deutsche Erbe liegt über 100.000 Euro. Die Deutschen haben 4,7 Billionen Euro in Geldwerten gebunkert – und nochmal die selbe Summe in Sachwerten. Da könnte doch jeder 10 Prozent abgeben, und schon hätten wir die Eurokrise fast gemeistert. Nein, das ist natürlich kein Ausweg aus der Philosophie „mehr ausgeben als einnehmen“.

Meine persönlichen Grundregeln lauten (Ausnahmen bestätigen die Regel):

Erstens: Mehr einnehmen als ausgeben. Zweitens: Investieren, statt konsumieren und kompensieren. Drittens: Versuchen die Regel 1 und 2 einzuhalten. Bonus Track: Trotzdem im Hier und Jetzt bewusst leben. Und noch ein kleiner Zusatzhinweis: Kredite spielen in meinen Überlegungen praktisch keine Rolle, weil sie den natürlichen Fluss des Lebens eher eingrenzen, es sei denn, sie dienen klar umrissenen unternehmerischen Zielen.

Das Blut im Körper zirkuliert bekanntlich nur, wenn frisches nachkommt. Beim Geld ist es nicht ganz so, wer schlechtes Geld schlecht angelegten Investitionen hinterher wirft, schmeißt es doppelt und dreifach zum Fenster raus. Was sollen die Anleger tun, eigentlich nur eines, wenn etwas Geld vorhanden ist, diversifizieren, breiter streuen.

Aber auch das ist keine Gewähr, sicher durch die Krise zu kommen. Wir werden gute Nerven brauchen, wenn der Mensch mit seinen oder den Ausgaben des Staates und der Banken weiter wächst.

Horchen wir deshalb mal auf die nächste Generation, die es ausbaden darf. Hier erklärt die kanadische Schülerin Victoria Grant auf einem Fachkongress des Public Banking Institutes via Youtube in wenigen Minuten eindrücklich die Schuldenproblematik. Und diesem Statement der „nachwachsenden Rohstoffe“ gibt es nun wirklich nichts mehr hinzuzufügen.

Written by lochmaier

Juni 3, 2012 at 8:57 am

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