Social Banking 2.0 – Der Kunde übernimmt die Regie

Archive for Oktober 2009

Elektrischer Reporter: Beim Geld fängt die Freundschaft an

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Der für Handelsblatt und andere Medien tätige Elektrische Reporter Mario Sixtus hat heute ein Video eingestellt, das direkt auf die Peer-to-Peer-Kreditbörsen eingeht. Aufwändig gemacht und deshalb empfehlenswert:

Elektrischer Reporter – P2P-Kredite: Mit Geld beginnt die Freundschaft

Kurzinfo vom Elektrischen Reporter dazu: 

Wer einen Kredit braucht, geht zur Bank, fragt einen Freund oder – wendet sich ein andere Nutzer im Internet. Online-Plattformen für so genannte P2P-Kredite wollen sich als Alternative zum Bankkredit etablieren. Wie eine Mischung aus Ebay und Facebook organisieren sie einen Marktplatz für Geld, auf dem Kreditwünsche und Anlagegelder – von „Person to Person“ (P2P) – zusammengeführt werden.

Neben harten Bonitätskriterien und dem Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage, bestimmen auch weiche Faktoren wie persönliche Profile oder die Beschreibung der geplanten Kreditverwendung den Zinssatz. Der Elektrische Reporter erklärt, wie die Sache mit dem geliehenes Geld aus dem Web funktioniert und untersucht, ob Anbieter wie Smava, Prosper oder Zopa den Banken wirklich gefährlich werden können.

> Wer neugierig geworden ist, ob derartige Peer-to-Peer-Plattformen nur ein laues Lüftchen und nicht mal einen nennenswerten Störfaktor im übergreifenden Räderwerk der Finanzindustrie darstellen – oder doch mehr -, dem empfehle ich zum einen das Essay von Rainer Lenz zum „Neustart des Finanzsystems“ im Handelsblatt:

http://www.handelsblatt.com/politik/gastbeitraege/das-finanzsystem-braucht-einen-neustart;2443326

… und meinen Weblog-Eintrag vom September:
https://lochmaier.wordpress.com/2009/09/17/umbruch-wie-das-mitmachweb-die-bankbilanzen-bedroht

Written by lochmaier

Oktober 30, 2009 at 11:46 am

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Just for fun? Kinder spielen Bankenkrise nach

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Warum sollten Kinder die Finanzkrise nicht einfach mal nachspielen, sie verstehen sowieso besser, wie unsere Welt tickt. Zumindest ganz kleine Nachkömmlinge müssen nämlich nicht wie die Erwachsenen nachdenken, bevor sie sich entscheiden, ob sie die Wahrheit sagen oder lügen. Deshalb hier der ultimative „jugendfreie“ Bildungstipp für alle Erwachsenen: Einfach mal auf Youtube, so wie es bereits 20.000 andere Nutzer getan haben, die Bankenkrise nachspielen, ganz risikofrei:

Written by lochmaier

Oktober 30, 2009 at 8:34 am

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Bankenadel: Finanzindustrie arbeitet gegen Realökonomie

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Die Geldparty hat nie aufgehört – oder wie es Banker im Frankfurter Börsenviertel mit neuer und alter Sektlaune gerne ausdrücken: Stell dir vor, es ist Finanzkrise – und keiner geht hin. Das Motto stimmt allerdings nur für die Kaste der Bankadligen, die wie weiland die französischen Sonnenkönige vor der Revolution 1789 über der Gesellschaft thronen. Der Rest der Gesellschaft, vor allem die so genannte Realökonomie, wird von der Kreditklemme „heimgesucht“ – sie dürfen die Rechnung der sektlaunigen Partygesellschaft mitbezahlen:

http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/wirtschaftsminister-bruederle-greift-banken-an;2475819

Die Banken hätten ja eigentlich eine dienende Funktion, nämlich die Realwirtschaft zu stützen oder zu versorgen – aber wenn man durch andere Finanzdeals besseres Geld verdient, ohne es in die krisen geschüttelten Unternehmen zu investieren, warum nicht? Dieses Fazit zieht eine aufschlussreiche Videodokumentation auf Spiegel online:

http://www.spiegel.de/video/video-1028571.html

Fazit: Kurzfristig mag sich diese Denke für einige Spieler rechnen, die die Mauern ihrer Paläste allerdings vielleicht etwas höher ziehen sollten. Aber mittelfristig, und das heißt bald, gehen die Signale  in die falsche Richtung: Das wird alternativen Bankmodellen Auftrieb verleihen, und neue Geldkreisläufe nach dem Genossenschaftsprinzip 2.0 schaffen und die Spielregeln werden sich verändern:

https://lochmaier.wordpress.com/2009/10/27/enterprise-2-0-genossenschaften-made-by-digital-natives/

 

 

 

Written by lochmaier

Oktober 30, 2009 at 8:09 am

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Female Banking: Die Zukunft des Geldes ist (auch) weiblich

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Heute gibt es für jede Zielgruppe ein passendes Produkt – warum nicht auch bei Banken? Aber diese Nachricht ist doch mehr als eine Randnotiz – denn die Zukunft von (Social) Banking ist auch weiblich geprägt, aber ohne die entsprechenden Klischees, die damit manche Platzhirsche jetzt immer noch verbinden.

Warum nicht: Kürzlich sagte ein führender Wirtschaftslenker, Frauen dürfen genau so viele Fehler machen, wie das angeblich bessere Geschlecht. So kann man es auch geschickt ausdrücken, um sich wie ein Aal im bunten Fischteich zu winden.

Mal im Klartext: Es geht nicht drum, wer von den beiden Spezies nun die besseren Manager und Menschen sind, sondern es geht „nur“ um die nackte Gleichberechtigung.  Und die ist nun mal, da Frauen auch in der Finanzindustrie – börsentechnisch ausgedrückt – chronisch unterbewertet sind, nur dadurch herzustellen, dass einflußreiche weibliche Wirtschaftskapitäne damit beginnen, die Spielregeln zu verändern.

Bislang gab es allerdings wenig Freude, diese neuen Spielreglen irgendwo geographisch zu besichtigen – abgesehen von einigen wenigen rühmlichen Ausnahmen, die ich in früheren Weblog-Einträgen schon mal beleuchtet habe: 

https://lochmaier.wordpress.com/2009/10/08/finanzbosse-nachhaltige-frauenpower-ersetzt-schnoden-mammon/

https://lochmaier.wordpress.com/2009/08/25/management-2-0-ist-die-zukunft-von-social-banking-weiblich/

Aufhorchen lässt jetzt aber folgende „börsenrelevante“ Nachricht, die Guardian und dann auch Spiegel online gestern veröffentlich haben – demnach investiert jetzt eine Schweizer Bank nur in Unternehmen, bei denen Frauen im gleichberechtigten Quotenverhältnis an der Spitze stehen. 

http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/0,1518,657714,00.html

http://www.guardian.co.uk/business/2009/oct/26/investment-fund-women-executives

Zugegeben – die Idee eines auf die weibliche Führungsetage zugeschnittenen Fondsprodukts (immerhin mit einem bis Jahresende prognostizierten Volumen von rund 200 Millionen Dollar), sie erscheint einerseits auf den ersten Blick etwas populistisch und marktschreierisch, mögen jetzt einige Kritiker sofort den (meist männlichen) Zeigefinger heben. 

Aber auf der anderen Seite gibt’s auch ein ungläubiges Raunen auf den bislang unbeteiligten Rängen weit weg vom eigentlichen Spielfeld: Wie soll man denn als strukturell benachteiligte weibliche Spezies bitte schön die Spielregeln ändern, wenn man sie gar nicht direkt beeinflussen kann.  

Einfache Antwort: Indem man neue Spielregeln schafft, und da ist das mit prominenter Unterstützung gestartete Projekt eine von vielen spannenden Nuancen, die sich im neuen Markt für Dienstleistungen rund ums Social Banking bilden.

Schirmherrinnen des Fonds sind immerhin Cherie Blair, Gattin des ehemaligen britischen Premierministers Tony Blair, Kim Campbell und Jenny Shipley, ehemalige Regierungschefinnen aus Kanada und Neuseeland. Die Schweizer Bank Naissance Capital hat das Projekt gestartet – und erhofft sich sicherlich einen kleinen Werbeeffekt im eigenen Bekanntheitsgrad und in der Bildung des guten Rufs.

Wir sollten also die Frauen nicht gleich zum supranationalen Rettungsprogramm aus der Krise in der Weltwirtschaft ausrufen, aber Waffengleichheit wäre Pflichtprogramm, zumal Frauen eine zunehmend gewichtige Kundenklientel in der Finanzwirtschaft darstellen – vielleicht überzeugt dieses Argument unsere Male Banker:

http://edition.cnn.com/2009/WORLD/asiapcf/10/25/intl.women.global.economy/

Trotz dem ganzen Hype – so oder so kommt ein Puzzleteil zum anderen – Wer sich jetzt noch die Mühe macht, den Beitrag der kürzlich ausgezeichneten ersten Ökonomie-Nobelpreisträgerin Elinor Ostrom etwas genauer zu lesen, siehe mein Eintrag dazu:

https://lochmaier.wordpress.com/2009/10/13/nobelpreis-fur-wirtschaft-viele-augen-sehen-besser/

… bei dem klingelt es jetzt vielleicht, dass die Zukunft von Social Banking auch zu einem großen Teil weiblich geprägt sein dürfte, – was aber keine moralische Kategorie darstellt, sondern schlicht die Notwendigkeit ausdrückt, die Spielregeln in einer durch die bunte Vielfalt an Akteuren selbst vernetzten nachhaltigen Geldökonomie auf eine solidere Grundlage zu stellen. Artenvielfalt und Transparenz nach dem Motto viele Augen sehen mehr sind der Humus und gleichzeitig der Rettungsfallschirm im neuen Finanzsystem. 

http://www.wiwo.de/politik-weltwirtschaft/baut-mehr-radwege-411691/

Hier ohne weiteren Nachtisch einige wichtige Zitate aus dem Interview der Wirtschaftswoche mit Elinor Ostrom:

Ich glaube darum, unbürokratische Kontrolle ist unverzichtbar. Manche Kontrollsysteme sind aber sehr bürokratisch und tragen daher möglicherweise noch zusätzlich zu den Problemen bei. Wir müssen deshalb bessere Kontrollsysteme finden, die zudem sicherstellen, dass Sanktionen greifen, wenn jemand ein Versprechen oder eine Verpflichtung nicht erfüllt.

Aber der Finanzmarkt ist kein Gemüsemarkt. Wir sollten nicht die naive Vorstellung haben, da gibt es immer eine Angebots- und eine Nachfragekurve, und das wird immer funktionieren. Die Wissenschaft kann mit Komplexität umgehen, aber wenn wir versuchen, komplexe Zusammenhänge mit einfachen Modellen zu erklären, dann können wir mehr Schaden anrichten als Gutes tun.

Das Denken zurzeit ist, wenn wir unser Haus auf eine bestimmte Weise heizen, dann produziert das nur externe Auswirkungen für den Globus. Aber tatsächlich existieren, je nachdem wie wir das Haus heizen, positive und negative externe Auswirkungen auf viel mehr Ebenen. Wenn wir also denken, die Lösung kann nur eine globale sein, dann sitzen wir nur da und warten und warten und warten, und es wird schlimmer und schlimmer. Das wäre nicht klug. Wenn wir glauben, es gibt nur Kosten auf bestimmten Ebenen und keine positiven Effekte, dann haben wir ein Problem. Aber es gibt diese positiven Effekte, die durch Aktionen auf lokaler und regionaler Ebene erreicht werden können.

Schauen Sie nach Freiburg in Deutschland. Dort sind sie sehr aktiv mit dem Bau von Radwegen. Durch den reduzierten Verkehr ergaben sich mehrere positive Effekte auf lokaler Ebene. Die Familien fahren mehr Rad und sind gesünder. Sie geben zudem weniger Geld für Benzin aus. In der Stadt gibt es weniger Verschmutzung. In Kalifornien gibt es Darlehen, mit denen Hausbesitzer für eine bessere Isolierung ihrer Häuser sorgen können.

Das sind sinnvolle Investitionen, die sich langfristig auszahlen. Wenn wir nicht auch lokal und national auf solche positiven Wirkungen achten, dann haben wir die
Situation nicht vollständig erfasst. Besteuerung von Energieverbrauch, Begrenzungen von Emissionen, Anreize zum Energiesparen, das sind alles Ansätze, die wir bereits auf lokaler und nationaler Ebene verfolgen sollten.

Written by lochmaier

Oktober 29, 2009 at 1:32 pm

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Vorsicht – Realsatire: Banker = Punker?

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Dass es durchaus unterschiedliche Formen von „Subkulturen“ gibt, die sich „schnorrend“ (sorry liebe Leute) an die Gesellschaft anhängen, ist bekannt. Bis zum Ausbruch der Finanzkrise zählte man allerdings eine Gruppe bestimmt nicht dazu, die Banker, zumindest solange sie noch Bankiers waren.

Ein auch auf Youtube zugängliches Video hält nun einen kreativen neuen Blickwinkel bereit. Was haben Banker und Punker gemeinsam? Vieles: Denn beide Gruppen lebten für den Moment, pfiffen auf den Staat, ließen sich trotzdem von ihm aushalten, liebten teure Autos (die einen zum Fahren, die anderen zum Zerstören) und wehrten sich gegen staatliche Aufsicht – das verdeutlicht das NDR-Magazin Extra 3:  Banker = Punker oder anders gesagt: Vorsicht = bissige Realsatire.

Written by lochmaier

Oktober 29, 2009 at 10:23 am

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Datenklau: Nach Banken rücken Versicherungen raus

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… Leider geben die Banken die Wahrheit immer nur in klein dosierten Scheibchen heraus, was sie mit den Kundendaten so alles anstellen. Nachdem uns schon AWD und Postbank in den letzten Tagen und Wochen mit ihren nicht ganz freiwillig abgegebenen Geständnissen beglückt haben, sind jetzt die Versicherungen dran.

http://www.ftd.de/unternehmen/versicherungen/:datenskandal-spitze-des-eisbergs-banken-nutzen-kontodaten-zum-verkauf-von-versicherungen/50029403.html

Es wäre ja toll, wenn Kontenauszüge dazu geprüft würden, um festzustellen, ob da etwas illegal abgebucht wurde. Aber die neuen AGB’s von Banken haben genau dies abgeschafft, jetzt muss der Kunde selbst sehen, wo er bleibt :

https://lochmaier.wordpress.com/2009/10/09/trickreiche-agbs-banken-andern-geschaftsbedingungen/

Da macht es doch viel mehr Spaß, sich am kreativen Datamining zu versuchen, und vorauszublicken, wofür der Kunde sein Geld demnächst verwendet – und ihm dann gleich das passende Angebot zu unterbreiten. Harmoser Anruf vom Berater genügt, mit der Frage verknüpft: Wie geht es Ihnen denn heute? – ich hätte da vielleicht was Interessantes für Sie, das Sie nicht ablehnen sollten.

Was die Vermittler alles so über Sie wissen, das beschreibt die Stiftung Warentest:

http://www.test.de/themen/geldanlage-banken/meldung/-Datenmissbrauch-durch-Postbank/1820303/1820303/

Das Problem: Es gibt nach einer Statistik vom BVK rund 250.000 freie Versicherungsvermittler in Deutschland. Hinzu kommen nochmal zig-tausende Finanzberater, wieviele das sind, das weiß  so genau keiner. Diese elegant gewandete Horde eines modernen Raubrittertums muss irgendwie beschäftigt und ernährt werden, um das Beste aus Ihnen herauszuholen, Ihr Geld! Denken Sie bitte auch an die Familien der Berater, auch die wollen schließlich ernährt werden, leider geschieht die mit unserer entgangenen Rendite.

 

 

 

Written by lochmaier

Oktober 29, 2009 at 8:45 am

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Honorarberatung: Diskussion um Provisionsverbot geht am neuralgischen Punkt vorbei

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Wer sich die Diskussion um die Honorarberatung in der Bankenszene anschaut, findet derzeit jede Menge Anschauungsmaterial. Die Öffentlichkeit wird geradezu torpetiert mit Artikeln in der Finanz- und Wirtschaftspresse.

Jetzt hat sogar die Commerzbank über die angeschlossenen Direktbanken Cortal Consors bzw. Comdirect ein konkretes Preis-Leistungs-Modell angekündigt, mit dem sie die Kunden künftig beglücken will:

http://www.boerse-online.de/finanzen/aktuell/:Honorarberatung–Da-waren-es-schon-mal-drei/513562.html

So sieht das Modell laut Börse online konkret aus: Das Preismodell der Beratung besteht bei Comdirect aus zwei Komponenten: Zum einen zahlen Kunden 0,6 Prozent des Portfoliovolumens pro Jahr oder 0,05 Prozent pro Monat, mindestens werden 24,90 Euro pro Monat fällig. Hinzu kommt für jede Order – auch bei Fonds – die herkömmliche comdirect-Preisstaffel: Sie beträgt 4,90 Euro plus 0,25 Prozent des Ordervolumens, mindestens 9,90 Euro, maximal 59,90. Hinzukommen noch etwaige Fremdspesen. Wie bei Honorarmodellen üblich, bekommen Kunden sämtliche Vergütungen zurückerstattet, die die Bank von Produktanbietern erhält, etwa Bestandsprovisionen bei Fonds.

> Alles klar? Das klingt gut – aber wie ich schon in einem früheren Beitrag gezeigt habe – alles ist nur ein eleganter Verschiebebahnhof der Kosten vom einen Posten auf den anderen, bei dem der Kunde am Ende erneut draufzahlt.

Oder anders ausgedrückt: Es handelt sich um ein marketingtechnisches Blendwerk, bei dem ganz im Stile der bisherigen Produktdiktate von oben immer neue Nebelkerzen gezündet werden. Ein kreativer Methodenmix, der die Grenzlinie zwischen festen und variablen Gebühren verwischt.

Gibt es Alternativen? Und wenn ja, welche? Derzeit beackert als einziger neuer Spieler die Quirin Bank das Terrain der Honorarberatung konsequent. Ein Schritt in die richtige Richtung – siehe die ausgedehnte Werbekampagne gegen die Bundeskanzlerin Angela Merkel:

http://quirinnews.de/honorarberatung-weltweit-auf-dem-vormarsch/

In der Community sorgt derzeit vor allem diese Petition von Qurin-Bank-Chef Karl Mathäus Schmidt für reichlich Diskussionsstoff:

„Das Geschäftsmodell vieler Banken basiert darauf, ihren Kunden Produkte mit hohen Provisionen zu verkaufen, statt sie unabhängig, fair und transparent zu beraten. Der Anreiz, zum eigenen Vorteil zu handeln, ist systembedingt. Hohe Provisionen bedeuten hohe Einnahmen für die Bank, aber nicht zwingend für den Anleger. Ein Dilemma, das mit dem herkömmlichen Provisionsmodell nicht auflösbar ist.

Die Folgen: Banken machen auch dann Gewinn, wenn der Kunde Verluste erwirtschaftet. Diese Falschberatung verursacht nach einer Untersuchung des Bundesverbraucherschutzministeriums einen volkswirtschaftlichen Schaden von 30 Milliarden Euro pro Jahr. Das Provisionsmodell ist eine der wesentlichen Ursachen für die hohen Anlegerverluste, und es hat die aktuelle Finanzmarktkrise mit verursacht.

Unser Ziel: Der Gesetzgeber muss Schluss machen mit versteckten Gebühren und Provisionen im Privatkundengeschäft. So wird der Weg frei für ein transparentes Vergütungssystem und so kommen Bankkunden in den vollen Genuss ihrer erwirtschafteten Gewinne.

Nur auf diese Weise lässt sich das Vertrauen zwischen Kunden und ihren Banken zurückgewinnen und auf Dauer erhalten.

Deshalb appellieren wir an die neue Bundesregierung, Provisionen im Banksystem gesetzlich zu untersagen. Ähnlich, wie es die britische Finanzaufsicht FSA bereits 2012 in Großbritannien umsetzen wird.

Unterstützen Sie uns! Gemeinsam für ein faires und transparentes Banksystem in Deutschland! Unterzeichnen Sie unsere Petition an den Gesetzgeber.“

Andere Spieler in der neuen Szenerie rund ums Social Banking haben das Thema aufgegriffen, wie Fidor. Auf deren Community-Seiten gibt es einige interessante Kommentare zum „Provisionsverbot“:

http://community.fidor.de/geldfrage/597

Fazit: Sicherlich gibts zurecht viel Beifall für derartige Vorschläge – Nur leider: Ein Provisionsverbot ist so wenig realistisch wie die Umkehr der Beweislast in der Bankberatung. Die Welt wird nicht dadurch besser, indem wir uns virtuell eine andere zurecht biegen.

Ich fürchte also, die Diskussion geht am eigentlichen Problem vorbei. Auch Aufklärung bringt letztlich nicht weiter, wenn die Alternativen fehlen, denen die breite Masse vertrauen kann. Welches sind die spannenden Produkte hinter jeder Beratungsdientleistung, unabhängig davon, ob diese anhand von Provisionen oder fortlaufend honoriert wird?

Ein Blog-Leser von Social Banking 2.0 kommentiert das so: 

„Also ich habe mich für eine honorarberatung entschieden und bin eigentlich ganz zufrieden! Letztendlich verdient jeder Banker: ob nun mit festem Honorar oder über Ausgabeaufschläge (kann auch gern mal 5% vom vermögen sein), Verkaufsprovisionen (2-3%) und Kick-backs. Ich glaube preislich gibts dann im endeffekt keinen unterschied. aber wie die Qualität der Beratung war?! Da denke ich einfach mal an die vielen Lehman- und Zertifikate-Opfer…..“

Bilanzieren wir also kurz und knackig: Die Honorarberatung ist der Weg und die Brücke, und nicht das Ziel! So gesehen lautet mein Statement: „Pro-Vision“ – Neu wäre etwas anderes, nämlich die Innovationspyramide und den Wertschöpfungsprozess in der Bankenindustrie auf den Kopf zu stellen, und den Kunden nach oben zu setzen.

Das ist in der Praxis aber kein einfaches Unterfangen, denn die kollektive Schwarmintelligenz auf den Finanzmärkten ist nicht leicht zu realisieren. Es gibt noch keinen Generalschlüssel dazu, jeder Anbieter der dies behauptet, stapelt die Kartons reichlich hoch. Siehe meinen früheren Eintrag:

https://lochmaier.wordpress.com/2009/09/30/financial-croudsourcing-2-0-wie-gut-ist-die-schwarmintelligenz-wirklich/

Dennoch: Die Bank nach dem Leitmotiv Financial Croudsourcing 2.0 wird kommen, in kleinen Schritten, wir gehen spannenden Zeiten entgegen. 

Written by lochmaier

Oktober 29, 2009 at 8:23 am

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Kapitalismus am Scheideweg: Gibt es den dritten Weg dazwischen?

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Was kann der „gute“ Kapitalismus jenseits von sozialistisch angehachter Tagträumerei tatsächlich leisten? Zunächst einmal: Die Welt ist weder gut noch schlecht, ganz im Gegenteil. Sie liegt immer irgendwo dazwischen, das bestätigt zumindest Buchautor Sebastian Dullien in einem Spiegel-Essay: 

http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/0,1518,654553,00.html

Mehr Infos und ein Interview mit dem Autor zu seinem Buch „Der gute Kapitalismus“:

http://www.transcript-verlag.de/ts1346/ts1346.php

Manöverkritik: Solide recherchiert und aufbereitet – aber als gesellschaftliche Zukunftvision so richtig umhauen muss einen das nicht – auch nicht das gerade erschienene Sachbuch des ARD-Börsenspezialisten Michael Best „Kapitalismus reloaded“, siehe einige Auszüge dazu mit Blick auf das Jahr 2060 im Manager Magazin:

http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,652603,00.html 

Wie wäre es also – ein dritter Weg zwischen den Polen Sozialismus und Kapitalismus – zwischen Good Banks und Bad Banks? Das klingt verführerisch – Wie stichhaltig ist aber folgende Analyse von Sebastian Dullien:

Dabei sollten der Finanzsektor und seine Dynamik im Bereich der Kreditschöpfung nicht verteufelt werden. Zwar wird übermäßige Kreditvergabe als ein zentraler Grund für die Blase am US-Immobilienmarkt und damit die aktuelle Krise angesehen. Es darf aber nicht vergessen werden, dass Kredit und Kreditwachstum an sich nichts Schlechtes sind. Vielmehr ist Kredit Treibstoff von Innovation und Wachstum. Anders als in den vergangenen Jahren, als die Finanzgeschäfte oft Selbstzweck waren, muss der Finanzsektor aber wieder zum Dienstleister für den Rest der Wirtschaft werden. Diese Rolle kann der Finanzsektor allerdings nur übernehmen, solange es nicht zu Überschuldung oder Schuldenkrisen einzelner Länder oder Sektoren kommt. Solche Krisen vernichten regelmäßig jenes Eigenkapital, das die Banken zur Kreditvergabe an Unternehmen brauchen. Wer aber ein neues, stabiles Wachstumsmodell will, darf eine kontinuierlich steigende Verschuldung – sei es des Staates oder der Privathaushalte – nicht zum Wachstumstreiber machen. […] Global gedacht bedeutet dies, dass die Schaffung von Nachfrage über Löhne und Gehälter erfolgen muss, die möglichst in jedem Land mit dem Produktivitätswachstum steigen sollten. Das zentrale Instrument zum Management dieser Nachfrage ist eine aktive Lohnpolitik.

Fazit: Das Ganze klingt nicht wirklich überzeugend, da es nur auf dem populistischen Prinzip des sparsamen Haushaltens und ein paar makroökonomisch zweifellos sinnvollen Maßnahmen basiert. Nicht weniger, aber auch nicht mehr. Denn letztlich wird Gier immer der zentrale Anreiz in unseren Nervensystem bleiben. Irgendwie gleichen sich die Zukunftsentwürfe in einer Art sozialverträglichen Gutmenschen-Harmonie derzeit, eine quasi von Politik und Wirtschaft selbst verordnete Rückbesinnung zur Vernunft.

Der nachhaltige Kapitalismus funktioniert jedoch jenseits der Zahlenklauberei nur dann, wenn es andere Leitmotive und Visionen gibt, denen die ganze Gesellschaft folgt. Erst dann ließe sich auch der schmale Grat zwischen notwendiger Renditeorientierung und exzessiver Habgier, die als zentrale Spielkomponente direkt im System verankert ist, besser in den Griff bekommen.  

Man muss also nicht jedes Buch kaufen, das derzeit den Markt mit vermeintlich alternativen Gesellschaftsentwürfen zur Finanzkrise überschwemmt.  Noch dazu wenn dieses, wie bei Sebastian Dullien der Fall, mit einem Vorwort der Fast-Bundespräsidentin Gesine Schwan (SPD) ausgestattet ist, einer früheren Politikprofessorin aus Berlin. 

Denn von Finanzen hat Gesine Schwan am wenigsten von uns allen Ahnung, wie sie eindrucksvoll im Vorfeld der gescheiterten Wahl zur Bundespräsidentin gezeigt hat. Sie zeigte beim Besuch eines Altenheims nämlich nicht das geringste Verständnis für die von der Finanzwelt gebeutelten Rentner. Der dritte Weg scheint weit entfernt – aber schauen Sie doch selbst, was der Spiegel damals am 22.05.2009 über Gesine Schwan berichtete:

Ein Donnerstag im Mai, Schwan besucht ein auffallend vornehmes Berliner Altersheim. Vor ihr sitzen zwei Dutzend Rentner, irgendwann kommt die Kandidatin auf die Krise zu sprechen. „Ich vermute, dass sie selbst jetzt in ihrem individuellen Leben davon gar nicht so sehr viel mitbekommen“, sagt Schwan. „Sie sind wahrscheinlich irgendwie hier gesichert.“ Unruhe im Publikum, an einem Tisch sitzen drei „Lehman-Opfer“: Sie haben durch die Pleite der US-Bank ihre Altersvorsorge von zigtausenden Euro verloren. Eine Frau bricht in Tränen aus.

Schwan wirkt unsicher, reibt Daumen und Zeigefinger, und zeichnet ein ziemlich düsteres Bild. Von „Wut“ ist die Rede, von „explosiver Stimmung“, „Gewalthandlungen“ und „selbstzerstörerischem Verhalten“. Als Schwan wieder verschwunden ist, rechnen die Senioren mit ihr ab. „Das hat mit dem, was wir uns vorgestellt haben, nichts zu tun“, schimpft eine Heimbewohnerin. „Wir wollten ja nicht so was hören. Wir hätten hören wollen: Wie kann man es besser machen?“, meint eine andere: „Thema verfehlt.“

Quelle: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,626073,00.html 

 

 

 

Written by lochmaier

Oktober 28, 2009 at 7:32 am

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Honorarberatung reloaded: Bitte warten, die Uhr läuft!

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In dem Kinofilm „Der Feind in meinem eigenen Bett“ brillierte vor fast zwanzig Jahren der Hollywood-Star Julia Roberts als gepeinigte Ehefrau. Nach kurzer Phase der Romantik entpuppte sich der Ehemann als fieser Unterdrücker, der seiner Ehefrau den Willen aufzwang und sie nach Belieben drangsalierte. Schließlich wusste sie keinen anderen Ausweg, ihren eigenen Tod zu inszenieren, um dem Peiniger im eigenen Bett zu entfliehen.

Was hat das an den Haaren herbei gezogene Beispiel denn mit der Überschrift oben zu tun? Ganz einfach: Wir werden aufs Kreuz gelegt – die Realität in der Honorarberatung ist nicht ganz so weit von diesem Filmstoff entfernt, wie mancher glauben mag.

Es herrscht allgemeine Ratlosigkeit vor. Denn so mancher Wirtschaftskapitän in der Finanzindustrie durchlebt derzeit ähnliche Qualen an der Spitze seines jetzigen Firmenkonglomerats. Das führt uns direkt zu der Frage, sind Sie auch als Partner mit im Boot, als „Kunde“ der Deutschen BankXYZ?

Dann haben sie jetzt viele vermeintliche Freunde, sprich unaufgeforderte Begleiter, die sich mit ihrer Curriculum Vitae oder ihrem Nutzerprofil beschäftigen. Kreatives Datamining eben, natürlich zu Ihrem Besten. Wenn der Berater sie verkauft, dann läuft die Uhr gegen uns alle.  

Dass die Honorarberatung mehr Schein als Sein darstellt, ist unschwer zu erkennen. Der kleine Bankkunde kann nicht zahlen, und der große will nicht, für eine Leistung, die ja noch nicht erbracht ist. Insofern ist das einzig konsequente Geschäftsmodell eines, das den Mitarbeiter am Erfolg des Kunden fortlaufend beteiligt, und nicht umgekehrt dem Kunden den Verlust alleine aufbürdet, und das auch noch mit hohen Gebühren gegen Vorkasse.

Dass Honorarberatung nicht vom Fleck kommt und auch so nie kommen kann, das beleuchtet heute das Handelsblatt:

http://www.handelsblatt.com/finanzen/vorsorge/heftiger-streit-ueber-bezahlung-der-berater;2474026

Gibt es Alternativen? Derzeit kaum. Oder vielleicht doch: Julia Roberts entkam in dem oben beschriebenen Film ihrem Peiniger, indem sie geschickt ihren eigenen, vermeintlich tödlichen Unfall inszenierte, durch den sie dem Fiesling schließlich entkam.

Es gab letztlich ein Happy End – und einen neuen Lebenspartner. Eigentlich muss die Reaktion in der realen Welt der Geldanlage nicht ganz so dramatisch wie bei Julia Roberts selbst inszenierten Abgang ausfallen. Es reicht auch schon, sich dadurch tot zu stellen, die mit allerlei Nebelkerzen und Blendwerk beworbenen Bankprodukte nicht mehr ohne näheres Hinsehen oder überhaupt zu kaufen.

Die Folge: Somit erhalten alternative Bankmodelle Auftrieb, andere spüren den simplen Druck vom Markt. Neue Spieler können sich ebenso entfalten wie die alten sich ändern müssen. Bank 1.0 und Social Banking 2.0 treffen sich (vielleicht bald) in der Mitte:

https://lochmaier.wordpress.com/2009/06/27/bank-1-0-trifft-social-banking-2-0/

Written by lochmaier

Oktober 27, 2009 at 10:55 am

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Postbank: Ist der Ruf erst ruiniert…

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Lessons learnt von Postbank & Co. – Datenschützer prüfen Verstöße – Handelsvertreter sind auch „Kunden“ – Bank 2.0 sollte auf ethisch fundiertes Online-Reputation Management setzen –

Jetzt stöbern mal zur Abwechslung die Datenschützer bei der Postbank – statt umgekehrt diese über freie Berater bei den Kunden nach Verwertbarem, berichtet Handelsblatt:

http://www.handelsblatt.com/unternehmen/banken-versicherungen/postbank-im-visier-der-datenschuetzer;2474038 

Dass ganz nebenbei betrachtet, auch die Produkte der Postbank alles andere als transparent und profitabel für den Kunden sind – und so gesehen eine weitere „Datenschutzfalle“ darstellen – habe ich mit expliziter „Würdigung“ der Postbank bereits in einem früheren Weblog-Eintrag ausführlich beleuchtet:

https://lochmaier.wordpress.com/2009/06/29/im-test-banken-laden-filialkonzept-emotional-neu-auf/ 

Überhaupt: Wieder mal haben uns Deutsche Telekom, Deutsche Bahn, Lidl und andere Konzerne bis hin zur Postbank deutlich gemacht, wie gläsern unsere Welt bereits ist. Der Nutzer, Kunde oder Verbraucher soll davon natürlich nichts mitkriegen. Da bleibt nur  der Satz: Selbst die sicherste Bank ist derzeit ein mehr als unsicheres Geschäft. Nur wenn soziale Nachhaltigkeit das Geschäft nicht stört, will man sich eine ethische Fassade leisten – und leider stört das Soziale das Business immer, rund um die Uhr. 

Die Rufschädigung per Mausklick im Internet hat zahlreiche Facetten, die von technischen Schwachstellen in der IT, über Herausforderungen in der Matrix-Organisation, bis hin zu Fragen des Führungsstiles reichen. Zunächst einmal gilt es die Bandbreite an denkbaren Möglichkeiten systematisch zu erfassen.

Fest steht nämlich eines: Negative Nachrichten und bloße Gerüchte über das Unternehmen verbreiten sich heute binnen Minuten um den ganzen Globus, was das innerbetriebliche Reputationsmanagement erheblich kompliziert. Andererseits kann eine positive Reputation im Netz oftmals binnen Stunden den Aktienkurs und damit den Unternehmenswert nach oben treiben. Danach sieht es derzeit bei der Postbank nicht aus.

Eine Strategie rund um die Web bzw. Online Reputation, die allerdings nur auf das börsentechnische Vabanquespiel setzt, greift zu kurz. Auf einem stabilen und nachhaltigen Wachstumspfad verläuft die Entwicklung nur dann, wenn das Thema Corporate Social Responsibility (CSR) dauerhaft auf die Agenda rückt. Als wichtigste Aktiva für die innerbetriebliche Reputationspflege sind nicht nur das Vertrauen der Kunden in die Produkte und damit in die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens anzusehen, sondern auch die Mitarbeiter. Der IT-Sicherheit bzw. dem Datenschutz kommt die Aufgabe zu, auch diese wertvollen Güter umfassend zu schützen.

Der Führungsstil sollte sich an ethischen Kriterien orientieren. Demzufolge lässt sich ein nachhaltiges positives Image kaum über kurzfristige Kommunikationsprogramme herstellen. Was zählt, sind Resultate, die über einen längeren Zeitraum durch widerspruchsfreies und glaubwürdiges Handeln hervorgerufen und bestätigt sind. Einschränkend bleibt jedoch mit Blick auf das im world wide web generierte, gleichwohl rasant wandelbare Image festzuhalten, dass gerade das dynamische kommunikative Element eine allzu statische Betrachtung der Reputationspflege auf der Zeitachse erschwert.

Vor allem können sich im Netz selbst unwahre Gerüchte bereits dann zum eigenen Schaden verbreitet haben, noch bevor das Unternehmen überhaupt in der Lage ist, darauf mit sachlichen Argumenten angemessen zu reagieren. Infolge dessen stellt sich die Definition zum Online Reputation Management ungleich komplexer dar, als dies ein klassisches, mit Hilfe qualitativer oder quantitativer Methoden ausbalanciertes Risikomanagementsystem, überhaupt erfassen kann.

So lässt sich die Web Reputation kaum rein funktional als die Summe aller Inhalte definieren, die sich im Internet zu einem Unternehmen, einem Produkt oder einer Person auffinden lassen. Als aktuelle Beispiele für negative Kampagnen, die das Web Reputation Management nachhaltig tangieren, weil sie infolge einer mangelnden internen Transparenz und Kommunikation zwischen der Führungsspitze und Mitarbeitern reichhaltig Nahrung gefunden haben, lassen sich die beiden Krisen geschüttelten Konzerne Siemens bzw. Deutsche Telekom heranziehen.

Beim Unternehmen Deutscher Telekom zog bereits längst vor der jetzigen Krise der interne Rundbrief eines Mitarbeiters im Intranet derart weite Kreise, dass die ursprünglich nur dafür bestimmten Botschaften mit allen dort diskutierten Kritikpunkten schließlich an die Medien gelangten. Infolgedessen geriet die Konzernleitung plötzlich in die Defensive und war gezwungen Stellung zu beziehen, während sich in der Öffentlichkeit das negative Image rasant weiter verbreitete. Vielleicht war auch dies ein Grund, warum sich hektischer Aktionismus bei einigen Akteuren breit machte, der zu einem fast irrational anmutenden Missbrauch von Macht und Einfluss geführt hat. Bei der Postbank war klar, dass die „Datenschutzbrücke“ zu den externen Beratern – wie auch immer – irgendwann auffliegen muss.

Aber auch ohne äußere Anlässe wie eine drohende Entlassungswelle oder einem internem Korruptionsfall – wie bei Siemens der Fall – rücken Unternehmen ins öffentliche Visier. So musste sich einer der führenden amerikanischen PC-Hersteller plötzlich mit der Tatsache auseinander setzen, dass auf der Suchmaschine Google die überwiegende Zahl der auf der Bildersuche angezeigten Laptops die Firma unerwartet in ein schlechtes Licht rückte – und das scheinbar ohne ersichtlichen Grund.

Auf der anderen Seite bietet das Internet ein großes Reservoir, die Marke und ihre Kernbotschaften dynamisch weiter zu verbreiten und somit den Unternehmenswert nachhaltig und positiv zu beeinflussen. Allerdings hat sich durch die rasante Verbreitung vom Web 2.0 eine aktive Nutzergemeinde an kritischen Konsumenten versammelt, die das Internet nutzen, um ihre Meinung in selten vorhersehbarer Weise zu veröffentlichen.

Landet dann eine negative Nachricht auf einem einschlägigen Forum im Netz, so verbreitet sich diese ebenso rasant weiter. Das Spektrum der Ruf schädigenden Attacken kritischer Stimmen von außen wie von innen reicht infolgedessen von Verbalattacken, über Diffamierungen einzelner Personen oder Geschäftsbereiche, bis hin zur Verletzung von Geheimhaltungsvorschriften, die das Know-how und die Kernkompetenz des Unternehmens empfindlich tangieren können.

Insbesondere frustrierte Mitarbeiter finden (manchmal vielleicht sogar zurecht) im Internet das ideale Medium, um sich gegen die Konzerspitze zu verbünden. Jede erdenkliche Schwachstelle im Unternehmen zu schließen, gleicht indes einer Illusion, zumal sich im world wide web längst eine ausgesprochen aktive Blogger-Szene gebildet hat, die negative wie positive Nachrichten sofort aufsaugt und dabei meist unvorhersehbar über selektive Informationskanäle weiter verbreitet.

Die beste Gewähr dafür, dass die Wellen nach außen nicht allzu hoch schlagen, ist ein offener und fairer Umgang mit Mitarbeitern, Geschäftspartnern und der Öffentlichkeit. Größe zeigt sich auch oder gerade in kritischen Situationen. Dies sollten sich nicht nur die Verantwortlichen der Postbank zu Herzen nehmen.

…. Und hier für alle Verantwortlichen mal ein paar praktische Tipps, die ich selbst in den letzten Jahren mal eruiert bzw. zusammen gestellt habe:

Übersicht – Aktueller denn je: Datenschutzparagraphen im Web-2.0-Zeitalter

Seit Anfang 2006 war das Thema jedoch wieder verstärkt in der öffentlichen Diskussion. Eine Arbeitsgruppe der Datenschutzbeauftragten des Bundes und der Länder ging daran, für die neuen BSI-Standards und die IT-Grundschutz-Kataloge das frühere Kapitel 3.5 „Datenschutz“ entsprechend zu ergänzen. Die Maßnahmen der IT-Grundschutz-Kataloge galt es außerdem mit dem § 9 Bundesdatenschutzgesetz (BDSG) zu koordinieren.

Datenschutzrechtliche Gefährdungspotenziale im Unternehmen:

> Fehlende Zuverlässigkeit

> Nichteinhaltung der Zweckbindung

> Überschreitung des Erforderlichkeitsgrundsatzes

> Fehlende/unzureichende Datenvermeidung/-sparsamkeit

> Verletzung des Datengeheimnisses

> Fehlende oder nicht ausreichende Vorabkontrolle

> Gefährdung der Rechte Betroffener

> Fehlende/unzureichende Absicherung der Auftrags-Datenverarbeitung

> Fehlende Transparenz für den Betroffenen und die Datenschutzkontrollinstanzen

> Gefährdung vorgegebener Kontrollziele

> Fehlende/unzureichende Absicherung der Datenverarbeitung im Ausland

> Gefährdungen bei automatisierten Einzelfallentscheidungen oder automatisierten Abrufen

> Fehlende oder unzureichende Datenschutzkontrolle

Leitende Fragestellungen für die Verantwortlichen:

> Welche Maßnahmen sind für Datenschutz erforderlich?

> Wie hoch ist der Schutzbedarf der Daten/Datenkategorien?

> Welche Maßnahmen speziell sind erforderlich (z.B. Passwortlänge etc.)?

> Welche Maßnahme gehört zu welcher Anforderung?

> Wie sieht der neue Datenschutzbaustein aus? 

Tipps für die Umsetzung:

> Verpflichtung/Unterrichtung der Mitarbeiter

> Organisatorische Verfahren zur Sicherstellung der Rechte der Betroffenen

> Führung von Verfahrensverzeichnissen und Erfüllung der Meldepflichten

> Datenschutzrechtliche Freigabe

> Meldung und Regelung von Abrufverfahren

> Regelungen zur Auftragsdatenverarbeitung

> Regelungen zur Verknüpfung und Verwendung von Daten

Written by lochmaier

Oktober 27, 2009 at 10:08 am

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