Social Banking 2.0 – Der Kunde übernimmt die Regie

Female Banking: Die Zukunft des Geldes ist (auch) weiblich

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Heute gibt es für jede Zielgruppe ein passendes Produkt – warum nicht auch bei Banken? Aber diese Nachricht ist doch mehr als eine Randnotiz – denn die Zukunft von (Social) Banking ist auch weiblich geprägt, aber ohne die entsprechenden Klischees, die damit manche Platzhirsche jetzt immer noch verbinden.

Warum nicht: Kürzlich sagte ein führender Wirtschaftslenker, Frauen dürfen genau so viele Fehler machen, wie das angeblich bessere Geschlecht. So kann man es auch geschickt ausdrücken, um sich wie ein Aal im bunten Fischteich zu winden.

Mal im Klartext: Es geht nicht drum, wer von den beiden Spezies nun die besseren Manager und Menschen sind, sondern es geht „nur“ um die nackte Gleichberechtigung.  Und die ist nun mal, da Frauen auch in der Finanzindustrie – börsentechnisch ausgedrückt – chronisch unterbewertet sind, nur dadurch herzustellen, dass einflußreiche weibliche Wirtschaftskapitäne damit beginnen, die Spielregeln zu verändern.

Bislang gab es allerdings wenig Freude, diese neuen Spielreglen irgendwo geographisch zu besichtigen – abgesehen von einigen wenigen rühmlichen Ausnahmen, die ich in früheren Weblog-Einträgen schon mal beleuchtet habe: 

https://lochmaier.wordpress.com/2009/10/08/finanzbosse-nachhaltige-frauenpower-ersetzt-schnoden-mammon/

https://lochmaier.wordpress.com/2009/08/25/management-2-0-ist-die-zukunft-von-social-banking-weiblich/

Aufhorchen lässt jetzt aber folgende „börsenrelevante“ Nachricht, die Guardian und dann auch Spiegel online gestern veröffentlich haben – demnach investiert jetzt eine Schweizer Bank nur in Unternehmen, bei denen Frauen im gleichberechtigten Quotenverhältnis an der Spitze stehen. 

http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/0,1518,657714,00.html

http://www.guardian.co.uk/business/2009/oct/26/investment-fund-women-executives

Zugegeben – die Idee eines auf die weibliche Führungsetage zugeschnittenen Fondsprodukts (immerhin mit einem bis Jahresende prognostizierten Volumen von rund 200 Millionen Dollar), sie erscheint einerseits auf den ersten Blick etwas populistisch und marktschreierisch, mögen jetzt einige Kritiker sofort den (meist männlichen) Zeigefinger heben. 

Aber auf der anderen Seite gibt’s auch ein ungläubiges Raunen auf den bislang unbeteiligten Rängen weit weg vom eigentlichen Spielfeld: Wie soll man denn als strukturell benachteiligte weibliche Spezies bitte schön die Spielregeln ändern, wenn man sie gar nicht direkt beeinflussen kann.  

Einfache Antwort: Indem man neue Spielregeln schafft, und da ist das mit prominenter Unterstützung gestartete Projekt eine von vielen spannenden Nuancen, die sich im neuen Markt für Dienstleistungen rund ums Social Banking bilden.

Schirmherrinnen des Fonds sind immerhin Cherie Blair, Gattin des ehemaligen britischen Premierministers Tony Blair, Kim Campbell und Jenny Shipley, ehemalige Regierungschefinnen aus Kanada und Neuseeland. Die Schweizer Bank Naissance Capital hat das Projekt gestartet – und erhofft sich sicherlich einen kleinen Werbeeffekt im eigenen Bekanntheitsgrad und in der Bildung des guten Rufs.

Wir sollten also die Frauen nicht gleich zum supranationalen Rettungsprogramm aus der Krise in der Weltwirtschaft ausrufen, aber Waffengleichheit wäre Pflichtprogramm, zumal Frauen eine zunehmend gewichtige Kundenklientel in der Finanzwirtschaft darstellen – vielleicht überzeugt dieses Argument unsere Male Banker:

http://edition.cnn.com/2009/WORLD/asiapcf/10/25/intl.women.global.economy/

Trotz dem ganzen Hype – so oder so kommt ein Puzzleteil zum anderen – Wer sich jetzt noch die Mühe macht, den Beitrag der kürzlich ausgezeichneten ersten Ökonomie-Nobelpreisträgerin Elinor Ostrom etwas genauer zu lesen, siehe mein Eintrag dazu:

https://lochmaier.wordpress.com/2009/10/13/nobelpreis-fur-wirtschaft-viele-augen-sehen-besser/

… bei dem klingelt es jetzt vielleicht, dass die Zukunft von Social Banking auch zu einem großen Teil weiblich geprägt sein dürfte, – was aber keine moralische Kategorie darstellt, sondern schlicht die Notwendigkeit ausdrückt, die Spielregeln in einer durch die bunte Vielfalt an Akteuren selbst vernetzten nachhaltigen Geldökonomie auf eine solidere Grundlage zu stellen. Artenvielfalt und Transparenz nach dem Motto viele Augen sehen mehr sind der Humus und gleichzeitig der Rettungsfallschirm im neuen Finanzsystem. 

http://www.wiwo.de/politik-weltwirtschaft/baut-mehr-radwege-411691/

Hier ohne weiteren Nachtisch einige wichtige Zitate aus dem Interview der Wirtschaftswoche mit Elinor Ostrom:

Ich glaube darum, unbürokratische Kontrolle ist unverzichtbar. Manche Kontrollsysteme sind aber sehr bürokratisch und tragen daher möglicherweise noch zusätzlich zu den Problemen bei. Wir müssen deshalb bessere Kontrollsysteme finden, die zudem sicherstellen, dass Sanktionen greifen, wenn jemand ein Versprechen oder eine Verpflichtung nicht erfüllt.

Aber der Finanzmarkt ist kein Gemüsemarkt. Wir sollten nicht die naive Vorstellung haben, da gibt es immer eine Angebots- und eine Nachfragekurve, und das wird immer funktionieren. Die Wissenschaft kann mit Komplexität umgehen, aber wenn wir versuchen, komplexe Zusammenhänge mit einfachen Modellen zu erklären, dann können wir mehr Schaden anrichten als Gutes tun.

Das Denken zurzeit ist, wenn wir unser Haus auf eine bestimmte Weise heizen, dann produziert das nur externe Auswirkungen für den Globus. Aber tatsächlich existieren, je nachdem wie wir das Haus heizen, positive und negative externe Auswirkungen auf viel mehr Ebenen. Wenn wir also denken, die Lösung kann nur eine globale sein, dann sitzen wir nur da und warten und warten und warten, und es wird schlimmer und schlimmer. Das wäre nicht klug. Wenn wir glauben, es gibt nur Kosten auf bestimmten Ebenen und keine positiven Effekte, dann haben wir ein Problem. Aber es gibt diese positiven Effekte, die durch Aktionen auf lokaler und regionaler Ebene erreicht werden können.

Schauen Sie nach Freiburg in Deutschland. Dort sind sie sehr aktiv mit dem Bau von Radwegen. Durch den reduzierten Verkehr ergaben sich mehrere positive Effekte auf lokaler Ebene. Die Familien fahren mehr Rad und sind gesünder. Sie geben zudem weniger Geld für Benzin aus. In der Stadt gibt es weniger Verschmutzung. In Kalifornien gibt es Darlehen, mit denen Hausbesitzer für eine bessere Isolierung ihrer Häuser sorgen können.

Das sind sinnvolle Investitionen, die sich langfristig auszahlen. Wenn wir nicht auch lokal und national auf solche positiven Wirkungen achten, dann haben wir die
Situation nicht vollständig erfasst. Besteuerung von Energieverbrauch, Begrenzungen von Emissionen, Anreize zum Energiesparen, das sind alles Ansätze, die wir bereits auf lokaler und nationaler Ebene verfolgen sollten.

Written by lochmaier

Oktober 29, 2009 um 1:32 pm

Veröffentlicht in Uncategorized

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