Finanzbosse: Nachhaltige Frauenpower deutlich unterbezahlt
Mammon ist ursprünglich ein unredlich erworbener Gewinn oder unmoralisch eingesetzter Reichtum, wenn er etwa zur lebensbestimmenden Maxime wird. Da stellt sich doch gleich die Frage: Können Frauen besser mit Geld umgehen, bzw. wären Sie angesichts vieler männlich tickender „Testosteron-Bomben“ in der Finanzwelt die besseren Manager? Dieser Frage habe ich mich bereits vorsichtig in einem früheren Weblog-Eintrag angenähert.
Eher ein symbolisches Zeichen, dass weibliche Qualitäten in der Finanzwelt nicht wirklich gefragt sind, ist diese kuriose Meldung hier:
US-Bankerin spielte „Robin Hood“
Eine 53-Jährige Mitarbeiterin wurde zu einer einjährigen Haftstrafe verurteilt, nachdem sie 340.000 Dollar an bedürftige Bank-Kunden verschenkt hatte.
Quelle: http://www.kleinezeitung.at/nachrichten/chronik/2157316/us-bankerin-spielte-robin-hood.story
Rechtlich zwar ein klarer Fall, aber irgendwie auch ein hilfloser Versuch, sich gegen die ellbogenbetonten Spielregeln in der Branche aufzulehnen. Und jetzt zeigt dieser Artikel aus der österreichischen „Presse“, dass angeblich gerade jetzt in der Finanzwelt die weiblichen Tugenden wie soziale Kompetenz und umsichtiges Agieren gefragt sind:
Susanne Höllinger, Chefin des „Private Banking“ der Erste Bank, hofft auf eine echte Gleichstellung der Geschlechter. Siehe das Interview in die Presse:
Fazit: Leider dauert die Evolution sehr lange, solange Frauen vor allem in den ihnen zugewiesenen Primärtugenden als „Krankenschwester“ beim großen Aufräumen gefragt sind, wenn die männliche Hybris mal wieder übers Ziel hinaus geschossen ist.
Das prominenteste Beispiel war Bundeskanzlerin Merkel, die nach dem Ende der Ära Kohl die dunklen Seiten im Spendenkapitel zuschlagen müsste. Dann wurde sie mutig, und avancierte von der Krankenschwester zur Chefärztin. Zuerst musste sie natürlich noch einmal einem anderen männlichen Chefarzt (Edmund Stoiber) den Vortritt lassen, ehe „man“ sie endgültig an die Machthebel ließ. Seitdem schmollen die männlichen Konkurrenten in der CDU.
Zu einer Karriere a la Angela Merkel braucht es ziemlich Glück und das richtige Timing für den „historischen Moment“, oder einen gönnerhaften männlichen Förderer, wenn Frau mal wieder gegen den reißenden Strom schwimmt. Die triste Realität für das Gros der Karrierewilligen sieht wohl eher noch so aus, dass sich weibliche Mitarbeiter mit deutlich niedrigeren Gehältern abfinden dürfen, so auch in der Bankenbranche:
http://www.google.com/hostednews/afp/article/ALeqM5j11GhqVUmKhGP1JeAejgJW6f9_Lw
In Deutschland sieht die Lage der Frauen mit Blick auf die Gehälter in der Finanz- und Versicherungsbranche ebenso schlecht wie im internationalen Trend aus, berichtet Spiegel online:
Zitat: Das Problem, das Frauen schon zu Karrierebeginn benachteiligt werden, zieht sich in unterschiedlicher Ausprägung durch alle Branchen. In den einzelnen Sektoren variiert der Lohnunterschied im Vergleich zu männlichen Berufseinsteigern zwischen 4,9 Prozent (Energie/Wasser) und 21,2 Prozent (Kredit/Versicherungsgewerbe).
Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/0,1518,652531-2,00.html
Ausblick: Noch und schon wieder regieren in den Finanzmetropolen wie in London die „City-Boys„. Das bekannteste Beispiel Geraint Anderson aus der Szene nach seinem Coming-Out lässt sich auf der Plattform www.cityboy.biz genauer studieren. Leider steigen solche Exemplare erst dann aus und beschmutzen das eigene Nest, wenn sie Genug Geld verdient haben, und die Chance sehen, sich als Branchenkritiker erneut mit Ruhm und Geld zu bekleckern.
Männliche Erfolgslogik im doppelten Sinne eben. Deshalb muss man derartige Enthüllungsstories in Buchform nicht unbedingt kaufen, um diese „Doppelmoral“ zu unterstützen. Es gibt natürlich auch eine weibliche Version des neuen gesellschaftlichten „Aufsteigers“, der/die als „Aussteiger“ verkleidet daher kommt. Hier berichtet ein „City-Girl“ aus London ihre Erfahrungen, nachdem sie sich geoutet hat:
http://www.handelsblatt.com/unternehmen/koepfe/city-girl-barbara-stcherbatcheff;2466177
Wer mehr über „den Preis des Geldes“ wissen will, dem sei der Thementag bei 3SAT empfohlen, mit einer ganzen Fülle teils sehenswerter Dokumentationen:
http://www.3sat.de/dynamic/sitegen/bin/sitegen.php?tab=2&source=/specials/137798/index.html
Wirklich Mut einflößend ist aber auch das hier nicht: Zum Beispiel hat die ehemalige Investmentbankerin Anne T. ein Buch geschrieben. Zehn Jahre lang jonglierte sie in der Frankfuter Bankenwelt mit Millionen, bevor sie 2008 – kurz vor dem Finanzcrash – ausstieg. Wie praktisch, wenn sich das Ganze noch in Buchform noch als individuelle Lernphase verkaufen lässt:
Offenbar gibt es zu wenige, die nicht erst nach dem großen Geldverdienen Charakter und Persönlichkeit zeigen. Aber es gibt auch Mut einflößende Gegenbeispiele, wie Mary Iskenderian, Präsidentin von Women’s World Banking, siehe das Interview in der Süddeutschen Zeitung:
http://jetzt.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/486767
Wenn alle Dämme brechen, dann hilft nur noch der Blick ins Ausland, um zu zeigen, dass es schon mächtige Frauen an der Spitze von Bankhäusern gibt, so in Indien Chanda Kochhar. Ein Interview dazu mit ihr „Indiens Frauen machen leichter Karriere“ (als die Deutschen, möchte man hinzu fügen) findet sich hier in der FAZ.
Weitere Infos zu Chanda Kochhar:
http://en.wikipedia.org/wiki/Chanda_Kochhar
Fazit: Es werden irgendwann mehr Frauen an der Spitze sein, und angesichts von Waffengleichheit der Geschlechter in den Wirtschaftsunternehmen und gläsernen Banktürmen erübrigt sich die (langweilige, weil nur mit sozialen oder biologischen Klischees zu beantwortende) Frage, ob Frauen nun die besseren Menschen oder Manager sind.
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Female Banking: Die Zukunft des Geldes ist (auch) weiblich « Social Banking 2.0 – Der Kunde übernimmt die Regie
Oktober 29, 2009 at 1:32 pm
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Robina Wood: Ausgebremste Frauenpower in der Finanzindustrie? « Social Banking 2.0 – Der Kunde übernimmt die Regie
November 23, 2009 at 4:53 pm