Social Banking 2.0 – Der Kunde übernimmt die Regie

Archive for Juli 2010

Die Bank sind wir: Die besten Zitate aus dem Buch (3)

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Das Geschäft mit dem Privatkunden stellt aus Sicht der Geldinstitute nur einen Randbereich dar. Ungleich größere Gewinne verspricht das Investmentbanking und Agieren in hochdynamischen Kapitalmärkten. Es scheint, dass sich die träge Masse der durchschnittlichen Anleger beliebig auf dem Schachbrett hin und her navigieren lässt. In den Bankfilialen hat sich eine lähmende Stimmung breit gemacht, zwischen dem eigenen Anspruch, kundenfreundlich zu sein, und einer flächendeckend mangelhaften Beratungsqualität.

Quelle: Social Banking 2.0

Written by lochmaier

Juli 29, 2010 at 1:54 pm

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Noa Bank: Geschäftsmodell vor der Zerreißprobe

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Die Noa Bank habe das Vertrauen der Anleger nicht mehr verdient, geht die Wirtschaftswoche heute mittag hart ins Gericht mit dem im November 2009 gestarteten Newcomer. Eine kleine Auswahl der aktuellen Presseartikel:

http://www.welt.de/die-welt/finanzen/article8703246/Der-Kampf-der-Noa-Bank-gegen-dunkle-Maechte.html

http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/0,1518,708884,00.html

http://www.ftd.de/unternehmen/finanzdienstleister/:finanzaufsicht-ba-fin-geschaeftsverbot-fuer-die-noa-bank/50149615.html

Etwas verhaltener – gleichwohl auch durchaus kritisch – bilanziert Dirk Elsner vom Blicklog das aktuelle Geschehen, nachzulesen hier auf sharewise.com – um eine Bank, die es mit der Transparenz wie schon in meinem letzten Blogeintrag skizziert, nicht mehr so genau nahm, wie es der eigene selbst gesteckte Anspruch vermuten ließ.

Weitere Blogger beleuchten das Thema, so etwa auf  Carta. Es ist jetzt nicht die Zeit für blinde ungesicherte Spekulationen. Denn im Moment ist das Geschehen aus der Außensicht schwer einzuschätzen und zu kommentieren. Viele Protagonisten drehen am Rad.

Aber dass die jetzige Nagelprobe eine für die Seriösität des gesamten Geschäftsmodells der Noa Bank darstellt – das liegt auf der Hand.

Kurzum: Allzu viele selbst gestrickte Managementfehler – abgesehen vom äußeren Druck – darf sich der Newcomer nicht mehr leisten, sonst sortieren  die Kunden das Institut getreu dem Motto „Die Bank sind wir“ aus der Riege der Innovatoren im neuen Marktsegment von Social Banking wieder aus.

Written by lochmaier

Juli 29, 2010 at 1:43 pm

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Die Bank sind wir: Die besten Zitate aus dem Buch (2)

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Wann haben Sie als Kunde das letzte Mal bei ihrem Geldinstitut von einer qualifizierten Beratung profitiert? Oder anders gefragt: Tragen Banken noch dazu dabei, unser Erspartes zu sichern, werthaltig zu investieren und wenigstens ein bisschen zu vermehren? Können Unternehmen aus Wirtschaft und Industrie mithilfe der Finanzindustrie damit rechnen, produktive Ideen in die Tat umsetzen?

Quelle: Social Banking 2.0

Written by lochmaier

Juli 22, 2010 at 8:13 am

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Bankberatung: Kunde berät und verkauft sich besser selbst

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Die Ergebnisse der Stiftung Warentest sind eindeutig – und gleichwohl wenig überraschend. Die Banken berieten die Kunden auf einem erschreckend niedrigen Niveau. Es habe sich so gut wie nichts durch das gesetzlich vorgeschriebene Beratungsprotokoll geändert, bilanziert das Handelsblatt:

Man könne sich einfach nicht auf einen Bankberater verlassen, erklärte der Chef der Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV), Gerd Billen. Nach diesem Test entpuppten sich die öffentlichen Bekundungen der Banken, ihre Prozesse verbessert und sich dem Ziel einer langfristigen Kundenbindung verschrieben zu haben, als leere Worthülsen.

Das Resumee der Zeitschrift Finanztest: „Das Ergebnis dieser und der vergangenen Untersuchung ist eindeutig: Sie können sich nicht einfach auf einen Bankberater verlassen“. Kunden sollten daher selber aktiv werden, etwa mehrere Beratungsgespräche führen und die Anlagevorschläge vergleichen.

Quelle: handelsblatt.com

Wo liegen die Alternativen, außer sich am besten gleich nur und ausschließlich selbst zu beraten, und die Anlageentscheidungen in die eigenen Hände zu nehmen? So weiß man oder frau wenigstens, wem er oder sie die Schuld geben kann, wenn es mal schlecht läuft mit der Geldvermehrung. 

Wie sieht es mit anderen Alternativen aus? Dem neuen „grün-sozialen“ Trend auf den Zahn fühlt Anette Rehm vom Internetportal geldmagazin.de – sie greift dabei auch auf einige Ergebnisse meines Buches „Die Bank sind wir“ zurück. Die Expertin für die wa(h)re „Kundenfreundlichkeit“ titelt folgerichtig:

Nachhaltig, ethisch, ökologisch wird salonfähig 

Zwar haben diese Banken und Finanzdienstleister seit Beginn der Finanzkrise immer stärkeren Zulauf. Im Vergleich zu den Kundenzahlen großer Banken (Deutsche Bank, ING DiBa u.a.) und Sparkassen sind die Kundenstämme aber noch überschaubar. Woran liegt es?

„Dies dürfte sich unter dem Einfluss eines gesellschaftlichen Umdenkens in Richtung nachhaltiges Wirtschaften allmählich ändern, vorausgesetzt die nachhaltigen Institute öffnen sich selbst stärker undogmatischen Zielgruppen, die eine ökologische Orientierung der Geldanlage zwar befürworten, jedoch nicht um den Preis von schlechteren Konditionen und höheren Gebühren.“ So bringt es Lothar Lochmaier, Experte Social Banking, auf den Punkt.

Anders ausgedrückt: Der Preis muss auch stimmen!   

Quelle: geld-magazin.de

Ach ja – fast hätte ich diesen kleinen Hinweis noch vergessen, den die Börsenzeitung in einem (offline) recht ausführlichen Artikel für die Insider aus der Branche gerne weiter reicht. Vielleicht hat diese News irgendwann ja mal „Börsenrelevanz“ – und dann hätte sich auch die zweifelhafte Sache mit den Anlageprotokollen erledigt. Die Quintessenz fasst die Überschrift zusammen:

In der Bank der Zukunft hat der Kunde das Sagen

 

Written by lochmaier

Juli 22, 2010 at 8:07 am

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Die Bank sind wir: Die besten Zitate aus dem Buch (1)

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Über den Sommer hinweg drosselt dieses Weblog seine aktuelle Berichterstattung – und es gibt stattdessen einige Anregungen zum Nachdenken. Und zwar kommen aus Sicht des Autors einige interessante Gedankensplitter aus der gerade im Mai erschienenen Publikation „Die Bank sind wir“ zum Einsatz.

In unregelmäßiger Reihenfolge erhalten die Leser somit nicht nur einige geistige Häppchen zum Anregen, sondern auch kurze Zitate, die aus Sicht des Autors den gelben Marker besonders verdienen.  Hier das erste Zitat:

Schließlich gibt es nur eine Zukunft für  Social Banking, wenn viele Gärtner gemeinsam kleine Pflänzchen großziehen, statt als Jäger sich ausschließlich von der Renditementalität treiben lassen.

Quelle: Social Banking 2.0

Übrigens: Gärtnern und Rendite muss sich nicht ausschließen, jedoch sollten die Karten offen auf dem Tisch liegen, um nicht neue potemkinsche Dörfer für die Welt zu inszenieren. Hier eine musikalisch kreative Version der Balagan Band zum „Schlachtschiff Potemkin“:

Written by lochmaier

Juli 19, 2010 at 7:07 am

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Finanzberater(in): Wie virtuell kann und darf er/sie denn sein?

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„Virtuelle Berater eröffnen Banken die Möglichkeiten, ihre selbst gesteckten Ziele im Kundenmanagement schnell und effektiv umzusetzen“, so suggeriert es uns jedenfalls eine werblich gehaltene Presseinformation des Dienstleisters The Selfservice Company, der verstärkt auf Social Software Lösungen setzt, statt auf reale Finanzberater (denen manche vielleicht noch weniger vertrauen als dem virtuellen Avatar, den aber leider auch keiner wirklich greifen kann, wenn die Heilsversprechen der sicheren und gleichzeitig renditestarken Geldanlage sich meist als Luftblase erweisen).  

Gehen wir der Sache mit dem virtuellen Finanzberater einmal kurz auf den Grund, einige Schlüsselbotschaften:

Die Arbeit des virtuellen Beraters beschränkt sich dabei durchaus nicht nur auf die Beantwortung von Fragen. Er kann auch auf Basis einer Klick-Analyse oder einer bereits gestellten Frage neue Produkte anbieten. Und er beweist echte Business Intelligence: Ein virtueller Berater der neuen Generation liefert die Fragen der Kunden Schwarz auf Weiß, enthüllt deren Sorgen und Nöte oder zeigt, wie sie auf Marketingkampagne reagieren. Gibt es einmal mehr Gesprächsbedarf übergibt der Virtuelle Berater gemäß der festgelegten Business Rules den laufenden Dialog in einen Live- Chat mit dem Servicecenter oder bietet einen Rückruf an. Der Dialog kann so nahtlos von realen Mitarbeitern fortgesetzt werden! Mit einem virtuellen Mitarbeiter bekommt Ihre Webseite ein Gesicht und der Kundendialog beginnt ohne jeden Medienbruch. Vertrauen und Kundenzufriedenheit steigen messbar.

Quelle: The Selfservice Company

Fazit: Ich bin mir nicht ganz sicher, ob der hippe Finanzavatar die Probleme der Branche löst, nämlich dem Kunden (online wie offline) vor, während – und nach der Beratung reinen Wein einzuschenken. Einen etwas anderen Lösungsansatz in Richtung effizientere Beratung verfolgt Dienstleister myprivatebanking, der in einer Presseinformation folgendes verlauten lässt:

Kunden von Vermögensverwaltern können über eine Reduktion ihrer Gebühren die langfristige Rendite ihrer Anlagen erheblich steigern. Ein Kunde der seinem Anlageberater heute 2-3% der Anlagesumme pro Jahr an direkten und indirekten Gebühren zahlt und diese Kosten halbiert, kann seinen Anlageerfolg nach 20 Jahren um mehr als 25% erhöhen. Ein neuer Service von MyPrivateBanking, einem unabhängigen Berater von Vermögensverwaltungskunden, unterstützt Kunden von Vermögensverwaltern bei der vollen Ausschöpfung dieser Potentiale für Kostensenkungen und den Verhandlungen der Gebühren.

Genauer anschauen kann man sich dieses Geschäftsmodell einschließlich einiger Graphiken hier.

Nun fragt man sich am Ende als Kunde, wo eigentlich die guten Produkte herkommen sollen, die einen Vermögensberater, gleich ob „unabhängig“, individuell, virtuell – oder sonst irgendwie artifiziell auf Leistung und Modernität getunt, überhaupt noch rechtfertigen. Denn die Branche treibt ja immer neue Varianten in den Massenmarkt, so sollen etwa jetzt Exchange Traded Funds (ETF’s) für Privatinvestoren mächtig in Mode kommen, berichtet dasinvestment.com:

Gerade die als schwierig geltenden Privatkunden könnten mit der Einführung von neuen Richtlinien für die unabhängige Kundenberatung in Großbritannien (Retail Distribution Review der FSA) einen weiteren Wachstumsschub für die ETF-Industrie in Gang bringen. Denn die Bank von England sieht ETFs, trotz der von ihr aufgezeigten Risiken in diesen Produkten, als geeignete Instrumente für Privatanleger.  

Im Klartext: Wenn beim Leistungspaket individuelles Wealth Management am Ende nur „Mass customization“ drin ist, jedoch die Gebühren extraordinär „individuell“ (überzogen) sind, dann zahlt am Ende der Kunde die Zeche. Da empfiehlt es sich doch für den aufgeklärten Teil der Anlegerschaft, die Dinge auch selbst in eigener Regie zu behalten.

Im Zweifelsfall ist es dem Vermögensberater nämlich, so die posthume Begründung bei einem kleinen Fehlschlag, nicht gelungen, den Markt zu treffen oder zu schlagen, aber das sei ja nun wirklich nicht sein Problem, so der elegante Nebensatz. Er hat ja zuvor in seinem Beratungsprotokoll über alle Risiken (und natürlich vor allem Chancen) intensiv aufgeklärt.

Deshalb basteln sich Finanzberater aus einem kleinen Schmuckkästchen heute selbst ganz individuell, so darf man dem Artikel auf dasinvestment.com entnehmen, ihren kleinen Zertifikate-Kasten zusammen, mit dem sie Kunden später zuhause (oder vor dem Rechner) beglücken.

Wohl dem, der manchmal nicht zu Hause ist, oder den Ausschalt-Knopf am PC noch rechtzeitig findet. Oder habe ich jetzt das bahn brechende Marktpotenzial des virtuellen Finanzberaters übersehen? Dann muss ich mir jetzt wohl das folgende (nicht ganz echte) Videoclip zum Hollywood Blockbuster Avatar anschauen:

Written by lochmaier

Juli 15, 2010 at 7:47 am

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Unbank now! Kreativwettbewerb zum Mitmachen

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Gesucht wird in einer etwas eigenwilligen Stellenausschreibung von The Financial Brand ein Vice President Unbanking – eigentlich keine schlechte Idee, würde jetzt vielleicht Boris Janek von Finance 2.0 sagen, der diesen Begriff ja für die (Un)Tätigkeit einer ganzen Branche gelegentlich benutzt.

Lassen wir uns also auf das Gedankenexperiment „Unbanking“ ein – hier gehts zum Wettbewerb, bei dem man sogar ein eigenes Video einreichen kann. Dahinter scheint sich allerdings mehr als ein reiner Marketinggag zu verbergen, denn die Kampagne wird schließlich von der Connexx Credit Union veranstaltet, also keiner reinen Spaßtruppe, die mit dem Bankgeschäft überhaupt gar nichts am Hut hat.

Wie kann man mitmachen? 

Next, we’ve got a challenge for you. Send us a brief video explaining why you should be the Vice President of Unbanking. What is it about traditional banking you don’t like? What makes credit unions different than banks? Would you rather share your profits with shareholders, or have a say in how your money is managed? These are a few ideas to get you started. Get our attention and remember, be creative and have fun with it. Best of luck – we can’t wait to see it!

Hier noch einige weitere Details zu dieser etwas realkabarettistisch anmutenden Stellenausschreibung eines „Unbanking Managers“, der aber bekanntlich im Zuschnitt des Qualifikationsprofils als „Vice President“ nur repräsentieren soll, statt die Zukunft mitgestalten:

The successful candidate will get unique experience in a real marketing environment while getting paid and earning college credits. The VP of Unbanking will help “tell the world all of the great things about Connex and what it means to ‘Unbank.’” The duration of the internship is not specified. 

Mehr Infos und weitere Erklärvideos zu dieser Kampagne gibt es hier:

http://thefinancialbrand.com/12501/connex-vice-president-of-unbanking/

 

Written by lochmaier

Juli 14, 2010 at 7:34 am

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Attac: Globalisierungskritiker gründen „demokratische Bürgerbank“

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Vielen Menschen reicht es nicht mehr, nach der Finanzkrise auf das aus dem Ruder gelaufene Bankensystem zu schimpfen – und weiter in passiver Ohnmacht zu verharren.  In der Tat, kreative Ideen und Engagement sind gefragt: Siemens tut es, einige andere denken auch daran – und jetzt kann man auf den Internetseiten der Globalisierungskritiker von Attac Österreich, die jüngst erst durch das Bankentribunal auf sich aufmerksam gemacht haben, folgende interessante Meldung lesen:

Das profitorientierte Bankensystem sei maßgeblich für die Finanzkrise verantwortlich: „Ein zu großer und zu mächtiger Bankensektor stemmt sich gegen jegliche demokratische Regulierung und verhindert selbst kosmetische Reformen. Engagierte Menschen aus ganz Österreich planen daher die Gründung einer „Demokratischen Bank.“ Diese Bank soll gemeinwohlorientiert ausgerichtet sein – Geld und Kredit dienen als öffentliches Gut.

„So wie es eine flächendeckende öffentliche Bildungs-, Gesundheits- oder Bahninfrastruktur gibt, soll es in Zukunft auch eine öffentliche, jedoch demokratische Bankeninfrastruktur geben. Grundsätzlich sollten alle Banken dem Gemeinwohl dienen. Wer das nicht tut, sollte a) nicht in den Genuss der staatlichen Einlagengarantie kommen; b) keinen Zugang zur EZB erhalten und c) den Staat nicht als Kunden gewinnen können“, fordert Strickner.

Die Idee der „Demokratischen Bank“ basiert auf einem von Attac Österreich ausgearbeiteten Konzept.* Attac begrüßt daher eine Gründung durch die Zivilgesellschaft. „Wir freuen uns, dass unser Input so rasch Früchte trägt. Die Zeit für eine alternative Bank in Österreich ist mehr als reif“, sagt Alexandra Strickner von Attac Österreich. Attac lädt dazu ein, den Aufbau der Demokratischen Bank zu unterstützen – durch tatkräftige Mitarbeit, Bewerbung oder finanzielle Beiträge.

Quelle: Attac.at

Ein etwas ausführlicheres 6-seitiges Positionspapier von Attac zur Gründung der neuen „demokratischen Bank“ findet sich hier. Interessant ist, dass sich jetzt viele Mitspieler aus unterschiedlichsten gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Motiven heraus mit kreativen Ideen an die Gründung einer am Gemeinwohl orientierten „Bürgerbank“ oder einer „Wirtschaftsbank“ (siehe Siemens und Co.) widmen – oder aber neue Geschäftsmodelle von Peer-to-Peer-Banking weiter entwickeln.

Einerseits sollten diese neuen Ansätze in ihrer Folgewirkung auf die große Welt der Börsen und des Investmentbankings nicht überschätzt werden, zumal einige Ansätze etwas ideologisch motiviert sind. Die Frage der begrenzten Vorstandsgehälter etwa ist ein überaus sensibles Thema, über das man (auch mit Blick auf die von Attac gesetzten Thesen) kontrovers diskutieren kann.

Andererseits zeigt dies doch sehr deutlich, dass die Menschen verstärkt in das große Räderwerk der Finanzindustrie und „Black Box Bank“ mit eigenen Konzepten eingreifen wollen. Siehe dazu etwa auch das aktuelle Stimmungsbild „Wir sind nicht eure Geldautomaten“ auf dem Weblog Spiegelfechter.

Und dass die Menschen überhaupt in das große Räderwerk namens „banking business continues as usual“ mit kreativen Ideen eingreifen, daran gibt es nun wirklich nichts auszusetzen, jenseits von persönlichen Einstellungen. Ein Trend verschafft sich Freiraum, den man durchaus als Social Banking 1.0 und 2.0 bezeichnen kann, und der sich sicherlich in diesem Jahrzehnt in seinen unterschiedlichsten Kreativvarianten fortsetzen wird.

Übrigens: Die „Demokratische Bank“ von Attac hat bereits eine eigene Homepage.  Das Motto lautet: Geld und Kredit sind ein öffentliches Gut. Dem kann man eigentlich nur zustimmen, und es wäre sinnvoll, altes Lagerdenken aufzubrechen, und runde Tische jenseits von Sonntagsreden zu bilden, um die Finanzökonomie stärker am Puls der realen Wertschöpfung durch Arbeit auszurichten.

Written by lochmaier

Juli 13, 2010 at 10:31 am

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SEB Bank: Santander „übernimmt Twitternews“

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Es war der SEB Bank über den deutschen Twitter-Account nur eine kurze Meldung wert:

Da war gestern nachmittag kurz und knapp folgendes zu lesen: „SEB richtet Deutschlandgeschäft neu aus“ – (so kann man es im Twitter-Jargon auch ausdrücken) – zur Pressemitteilung wurde dann direkt weiter verlinkt. 

Es erscheint noch verfrüht, die strategischen Details der Übernahme aus Privatkundensicht zu bewerten. Aus Bloggersicht gibt es hier auf dem finanz-blog.blogspot eine erste Einschätzung, dass die Midsommer-Specials künftig etwas anders ausfallen. Dabei wird es sicherlich nicht bleiben, es wird sicher in Sachen Filial- und Personalstruktur auch einige „Änderungen“ geben, orakelt etwa verdi. 

Man darf jedoch auch gespannt sein, ob und wie sich die Social Media Aktivitäten der SEB Bank fortsetzen oder verändern werden – denn unter der Flagge Santander könnte sich einiges ändern. Oder anders ausgedrückt: Der Einsatz der direkten Kundenkommunikation gehört – im Gegensatz zu anderen spanischen Banken – bei Santander bisher noch nicht zum Kernbereich der Öffentlichkeitsarbeit.

Written by lochmaier

Juli 13, 2010 at 7:50 am

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Smava: Interview mit Alexander Artopé – Neuen Standard im Kreditgeschäft einführen

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Wer den Artikel von Dirk Elsner „Seid Ihr die Bank? Stärkste Industrie aber das schwächste Bankensystem aufmerksam gelesen hat, wird feststellen, welches Potential in den Alternativen zur teils phantasielosen „Finanzindustrie“ schlummert – und das ganz jenseits von zu hoch gesteckten moralischen Kriterien.

So titelt Boris Janek von Finance 2.0: „Das Buch von Lothar Lochmaier: Die Bank sind wir könnte das inoffizielle Programm dieser Veränderungsbewegung sein oder werden.“

Ich bin jedenfalls davon überzeugt, dass dieses Jahrzehnt gravierende Veränderungen in der Art des Bankgeschäfts bringen wird. Es gibt neben zahlreichen Risiken auch viele neue Chancen.

Vor einigen Tagen habe ich in diesem Weblog vom neuen Joint Venture zwischen Personal Finance- und Social Lending Anbietern wie mint.com und Lending Club berichtet – es ist tatsächlich vieles in Bewegung, es ist das Jahrzehnt von Social Banking (2.0) in seinen unterschiedlichen Facetten. Die Spreu wird sich vom Weizen trennen, die Angebote werden reifen, und sie werden sich immer mehr professionalisieren.

Der gesellschaftliche Paradigmenwandel – insbesondere die jüngere hoch qualifizierte Mittelschicht – wird sich alternativen Anlageklassen zuwenden, die ihnen mehr Selbststeuerung und Autonomie ermöglichen, als ausgebrannte staatliche Institutionen und zahlreiche in die Krise geratene Geschäftsmodelle sogenannter Leitbranchen – und dazu gehören eben auch die meisten Banken, die weiterhin das Motto „business as usual“ propagieren.  

Dies ist für dieses Weblog Social Banking 2.0 ein Grund mehr, sich über den Status Quo der (auch) nutzerbasierten Regieführung von neuen Anlagevarianten mit Alexander Artope zu unterhalten, dem Geschäftsführer von Smava, und ihn zu seinen Einschätzungen über den Markt der von den Mitgliedern selbst mitgestalteten Geld- und Kreditvergabe zu befragen. Smava gehört neben Zopa und Lending Club immerhin zu den weltweit führenden Peer-to-Peer-Kreditbörsen.

Social Banking 2.0: Herr Artope, wie beurteilen Sie denn die Zusammenarbeit zwischen einer Social Lending Plattform wie Lending Club und dem Spezialisten für die persönliche Finanzbuchhaltung Mint.com aus strategischer Business-Perspektive?

Artope: Das passt gut zusammen. Beide Finanzdienstleister sprechen eine ähnliche Zielgruppe an: Erstens Menschen, die ihre Geldgeschäfte und Finanzen primär online tätigen. Zweitens Leute, denen Selbstbestimmung und Transparenz wichtig ist. Und beide Partner bieten jeweils ein Produkt an, dass die Bedürfnisse ihrer Zielgruppe auf eine innovative Art bedient. Folgerichtig halte ich es für strategisch sinnvoll, dass diese Dienste eine Kooperation eingehen.

Social Banking 2.0: Bislang wachsen die Social Lending Plattformen weltweit zwar mit zweistelligen Raten, dennoch befinden sie sich bezogen auf den gesamten Kuchen in der Kreditvergabe immer noch auf einem sehr niedrigen Niveau. Welche Wege sind denn aus Ihrer Sicht geeignet, damit Peer-to-Peer-Lending und P2P-Banking an Schlagkraft gewinnen?

Artope: Generell lautet für mich die Überschrift über das Thema eher „alternatives Banking“ und nicht nur  „Social Lending“. Darunter verstehe ich neben smava.de Anbieter wie die Fidor, die Triodos Bank oder auch die GLS Bank. Diese Anbieter vereint das Ziel, neuartige Finanzdienstleistungen zu bieten, die es bei klassischen Banken nicht gibt. Und: sie vereint das Ziel, transparent zu sein und häufig mit ihren Kunden zu kommunizieren. Bezogen auf smava.de arbeiten wir ständig daran, die Bekanntheit von smava.de weiter auszubauen, so dass immer mehr Leute smava.de nutzen.

Social Banking 2.0: smava setzt auf die Kooperation mit Cortal Consors. Glauben Sie, dass die Kooperation mit einem führenden Börsenbroker der richtige Weg für das unternehmerische Wachstum darstellt, oder sind die Nutzertypologien beider Plattformen nicht zu unterschiedlich?

Artope: Cortal Consors ist aus zwei Gründen für uns ein guter Partner. Erstens denke ich, dass Cortal als Direktbank teilweise eine vergleichbare Zielgruppe wie smava.de anspricht – Leute die einfach und zu guten Konditionen ihre Geldgeschäfte online vornehmen möchten. Zweitens ist Cortal ein sehr innovativer Finanzdienstleister. Cortal hat als erste Bank weltweit eine Kooperation mit einem Social Lending-Anbieter abgeschlossen, damit ihre Kunden die Anlageklasse „Privatkredit“ kennen lernen und nutzen können. Im Ergebnis ist die Partnerschaft mit einer so renommierten Bank für smava.de ein guter Weg, neue Kunden zu gewinnen.

Social Banking 2.0: Wie sieht denn die konkrete Bilanz aus, hat sich durch die Zusammenarbeit mit Cortal Consors die Wachstumsdynamik beschleunigt?

 Artope: Wir sind mit der Entwicklung dieser Partnerschaft sehr zufrieden.

Social Banking 2.0: Smava setzt verstärkt auf Kredite für Selbstständige und kleine Gewerbetreibende. Liegt dort tatsächlich der „Business-Case“ für einen größeren Sprung nach vorne begründet?

Artope: Selbstständige bzw. Konsumenten, das ist für uns kein „Entweder – oder“. Wir haben im Laufe der Zeit erkannt – erstmals im April 2008 mit der Erhöhung der Kreditobergrenze auf 25.000 Euro und mit der Einführung von betrieblichen Finanzierungen – dass unser Angebot auch für Selbständige sehr gut passt. Das entwickeln wir produktseitig kontinuierlich weiter. Das bedeutet aber nicht, dass wir die Zielgruppe der Konsumenten nicht mehr ansprechen, im Gegenteil: Neuerungen wie der 2009 eingeführte Schnellkredit bedeuten eine sehr schnelle Finanzierung und erhöhen so die Produktattraktivität von smava insbesondere für Konsumenten. Für uns sind beide Zielgruppen wichtig.

Social Banking 2.0: Zweifellos haben viele Menschen längst die Berührungsängste mit dem Social Lending verloren. Vor allem scheint es derzeit genug Anleger zu geben, die in Smava -auch angesichts niedirger Zinsen für andere Geldanlagen – eine echte alternative Investmentklasse sehen. Könnten dies nicht erhöhte Ausfallraten nach sich ziehen, wenn die Kreditvergabe zu lax gehandhabt würde?

Artope: In der Tat sehen wir eine höhere allgemeine Akzeptanz für Social Lending, was uns freut. Dennoch hat das keine Auswirkungen auf die Ausfallraten. Wie bisher prüft smava bei der Zulassung zum Marktplatz, ob ein Kreditnehmer grundsätzlich seinen Kredit zurückzahlen kann. Dann treffen Anleger auf Basis ihrer Präferenzen eine Anlageentscheidung und verhandeln den Zins mit dem Kreditnehmer. In der Summe treffen unsere Anleger gute Entscheidungen und das hat sich auch nicht geändert. Das zeigen auch unsere konstanten Ausfallzahlen, die wir auf unserer Webseite transparent veröffentlichen.

Social Banking 2.0: Und abschließend noch ein Ausblick: Womit dürfen wir bei Smava national und international gesehen in diesem Jahr an spannenden Innovationen rechnen?

Artope: smava hat das Ziel, einen neuen Standard im Kreditgeschäft zu etablieren. Daran arbeiten wir mit vielen kleinen und auch größeren Themen. Insofern kann ich hier leider nur unkonkret bleiben. Nur soviel: Anfang nächsten Jahres werden wir eine erhebliche Neuerung im Marktplatz einführen.

Interview: Lothar Lochmaier

Written by lochmaier

Juli 12, 2010 at 7:06 am

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