Social Banking 2.0 – Der Kunde übernimmt die Regie

Archive for September 2009

Financial Croudsourcing 2.0: Wie gut ist die Schwarmintelligenz wirklich?

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Beim G-20-Gipfel in Pittsburgh sprach US-Präsident Barack Obama einen von der Weltöffentlichkeit eher unbemerkten Satz, der in der allgemeinen Regulierungsinszenierung unterging: Obama: Auf den Finanzmärkten dürfe es nicht wieder vorkommen, dass wenige Akteure viele Menschen gefährdeten.

Das klang bestechend einfach ung gut, bloss wie soll das geschehen, um zu verhindern, dass die nächste wilde marodierende Horde um den Globus zieht? Gibt es einen Weg, wie sich die kollektive Vernunft als regulierende Instanz auf den Finanzmärkten entfalten kann, um die fehl geleiteten Exzesse einzelner zu unterbinden?

Immerhin, auf dem großen politischen Schachbrett ist der Wandel von dem exklusiven G-8-Gremium zur G-20-Staatengemeinschaft ein erstes Indiz, mehr Länder einzubinden, und nicht nur die hoch industrialierten, sondern auch Schwellenländer und perspektivisch auch Entwicklungsländer.

Auch das kling gut, es erhöht die Sicherheit, Vielfalt und Transparenz, sofern die Entscheidungen keine blossen Papiertiger sind. Dass mit Blick auf den Aktionsradius der G-20 ein differenzierter Blick gefragt ist, deutet ZEIT online an:

http://www.zeit.de/newsticker/2009/9/26/iptc-bdt-20090925-711-22504582xml

Es wird gerade beim Siegeszug des Mitmachwebs viel von kollektiver Schwarmintelligenz gesprochen, von Croudsourcing und dem Internet, durch das sich diese virtuelle Ansammlung von Vernunft erst lenken lässt. Wie sieht es mit dem „Financial Croudsourcing“ aus – was taugt es wirklich? Zur Einführung:

http://www.brandeins.de/archiv/artikel/schlaue-menge.html

Zitat: In einer Computersimulation, die das Szenario “ Futtersuche an Nahrungsplätzen mit Ungewissem Ertrag“ (übertragbar auf: „Geldanlage an Märkten mit unsicherer Rendite“) nachstellt, hat der Chicagoer Psychologe Reid Hastie kürzlich mit einem Kollegen verschiedene Methoden kollektiver Entscheidungsfindung um die bessere Vorhersage wetteifern lassen. Das frappierende Resultat: Die Gruppe erzielte genauso gute Ergebnisse, wenn sie schlicht den Nahrungs- beziehungsweise Anlageplatz wählte, für den sich die meisten in der Gruppe entschieden hatten, als wenn sie sich an dem Urteil ihres besten Mitglieds orientierte.

Soweit, so gut? Zunächst einmal lohnt es sich, mit Chancen und Grenzen der natürlichen Schwarmintelligenz zu befassen. Sie ist kein Allheilmittel für jede Form der Meinungs- und Interessenbildung oder einen unternehmerischen Prozess, der besser funktioniert, wenn viele entscheiden statt einem einsamen Rufer in der Chefetage.

Der Begriff Schwarmintelligenz stammt aus dem Tierreich, woraus der Mensch diese Methode abkupfern will. Ameisen, Fische und Vögel, sie organisieren sich im Schwarm, zum einen um sich besser zu schützen, und zum anderen um die Futtersuche besser zu bewältigen. Ein empfehlenswertes Video auf Arte (45-minütige Dokumentation) gibt einen Einblick in die Chancen und Grenzen:

http://plus7.arte.tv/de/1697660,CmC=2847552,scheduleId=2822790.html

Ein zentrales Problem ist, dass die Schwarmintelligenz eher auf das „Mittelmaß“ ausgerichtet ist, die kollektive Vernunft besteht darin, dass sich der einzelne in den Schwarm einfügt, um dort eine bessere Überlebensstrategie vorzufinden und den Alltag effizienter (nicht unbedingt besser) zu organisieren.  Siehe auch:

http://de.wikipedia.org/wiki/Die_Weisheit_der_Vielen

Fazit: Keineswegs ist das Prinzip der Selbststeuerung immer ein probates Mittel, das sich beliebig auf die Finanzmärkte übertragen lässt. Denn die kollektive Dynamik ist dem einzelnen nicht immer bewusst, man denke nur an den Herdentrieb an den Börsen, wenn viele Anleger einem Leithammel folgen (und meist zu spät aufs richtige oder falsche Pferd setzen).

Gerade an den Finanzmärkten ist „Herdenverhalten“ oftmals der Auslöser von Finanzkrisen. Die negativen Folgen wären – analog zum Tierleben – Staus, Blockaden und Massenpanik. Doch die Schwarmintelligenz kann auch funktionieren.  Forscher fanden heraus, dass der Erfolgsfaktor darin besteht, dass der Mittelwert besser ist als die Schätzung einzelner.

Ein Beispiel: Ameisen suchen den kürzesten Weg zur Nahrung, und sie finden diese, indem die ersten, die den Weg zurücklegen,  eine Art Biomarker (Pheromone) ablegen, so dass die Masse diesen nur nachzufolgen braucht. 

Fischschwärme schützen sich, indem sie sich gegen die großen Raubfische im Schwarm permanent bewegen und unkalkulierbare Ausweichbewegungen vollziehen. Dabei bilden sich kleine Gruppen von mehreren Fischen, die miteinander sinnvoll interagieren, denn unmöglich kann jeder Fisch die Richtung des ganzen Schwarms allein bestimmen oder voraussehen.

Und Zugvögel wiederum bilden eine ähnliche Formation, um Energie zu sparen beim langen Flug vom Norden in den Süden, von den Sommer- zu den Winterrastplätzen. Klare Rückschlüsse, wie sich die Schwarmintelligenz an den Finanzmärkten nutzen ließe, gibt es indes keine.

Die Gruppe kann mit ihren Entscheidungen ebenso daneben liegen wie ein Einzelner.  Wie komplex „Financial Croudsourcing 2.0“ ist, das lässt sich mit Blick auf inteaktive Prognosemärkte am Beispiel der Plattform www.markttrend.com erkennen. Mehr Infos dazu:

http://idw-online.de/pages/de/news335717

Gehen wir noch einen Schritt weiter: Wieweit sich also durch gemeinsames Agieren über Social Banking 2.0 mehr Geld verdienen lässt, und gleichzeitig die Gesamtsicherheit des Systems gesteigert werden kann, auch dazu gibt es kein schlüssiges, theoretisch fundiertes Patentrezept.

Wenn eine Kaufempfehlung an der Börse von vielen Nutzern ausgesprochen wird, etwa zu einem bestimmten Unternehmen oder einer Aktie, so erhöht dies sicherlich die Transparenz und Meinungsvielfalt.  Aber auch das ist im übertragenen Sinne beim „Financial Croudsourcing“ nicht immer der beste Weg. Denn andererseits besteht das Risiko, dass sich ein neuerlicher Herdentrieb ausbildet, der dafür sorgt, dass das richtige Timing für eine Geldanlage ausbleibt.

http://navigarenecesseest.wordpress.com/2008/10/28/von-wegen-schwarmintelligenz/

http://www.czyslansky.net/?p=199

Anderseits könnte das Ausnutzen von Schwarmintelligenz auch Massenpaniken vermeiden helfen, schreibt jedenfalls Spiegel online:

http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,647065,00.html

Wie also ließe sich „Financial Croudsourcing“ durch Communities nutzen, das ist ein spannendes Experiment, dem sich derzeit viele Betreiber wie Fidor stellen.

Die Zeit wird zeigen, ob sich die unterschiedlichen Modelle von „Community-Banking„, das „Banking unter gleichgesinnten Freunden“, als marktreif erweisen.  Eigentlich hört doch beim Geld meist die Freundschaft auf, selbst in der eigenen Familie (spätestens wenn es ans Verteilen der Erbschaft geht), oder?

http://wirtschaft.t-online.de/umfrage-beim-geld-hoert-fuer-deutsche-die-freundschaft-auf/id_19732452/index

Fragt sich also, ob Geld ein Kitt sein kann, der Menschen näher zusammen bringt. Wohl nur, wenn es eine „Win-Win-Situation“ ist, von der alle Partner gleichermaßen profitieren. Wenn nicht, läuft die Community – ganz nach dem Umkehrprinzip von Schwarmintelligenz – so rasch auseinander wie eine versprengte Herde Hühner.  

Wie wäre es, wenn der Schwarm von den „Besten an den Finanzmärkten“ lernte? Auf dem Community-Portal Ayondo können Privatanleger Handelssignale von professionellen Tradern in Echtzeit abrufen und im eigenen Broker-Konto nachhandeln – gemäß dem Motto „Traden wie die Profis“. Hier gibt Gründer Manuel Heyden in einem Interview Auskunft, wie das Geschäftsmodell konkret funktioniert:

http://www.forium.de/redaktion/im-interview-manuel-heyden-ueber-das-neue-trading-portal-ayondo/

Ob und wie derartige Beispiele wie Ayondo für den ganzen Schwarm Sinn und Schule machen, ist noch offen. Sicherlich kommen wir bei Handelssignalen ganz leicht in das „Hochrisikosegment“, wo bei “ gehedgten“ Produkten die Messlatte zum Kopieren von Herdenverhalten durch die Masse kein unproblematisches Unterfangen darstellt. Es darf also weiter experimentiert werden.

Bilanzieren wir also: Lohnend ist es jenseits von Schwarz-Weiß-Malerei allemal, sich schon heute mit diesem Trend auseinanderzusetzen, wie sich die Schwarmintelligenz zur besseren Steuerung von Finanzmärkten nutzen lässt.

Bei der Kreditvergabe scheint das nach dem Smava-Prinzip etwas einfacher zu funktionieren, denn der Darlehensgeber entscheidet, wem er den Kredit gibt, und die Poolbildung vieler Geber reduziert das Risiko für den einzelnen. Der Kreditnehmer kann sich das Geld zu niedrigeren Zinsen leihen. Die „Community“ sorgt durch permanente Verbesserungsvorschläge dafür, dass die Verfahren zur Messung von Bonität und Kreditwürdigkeit sich stets auf Höhe der Zeit befinden.

Und durch niedrigere Transaktionskosten kann sich das Geschäftsmodell für den Betreiber rechnen, wenn einmal eine kritische Größenordnung erreicht ist. So gesehen für alle Beteiligten ein simples, aber effektives Modell fürs Financial Croudsourcing. Siehe dazu das erklärende Video auf Youtube (das soll keine Schleichwerbung sein):

Und: Das Mitmachweb bietet sicherlich auch die Möglichkeit, gemeinsam bessere Entscheidungen für die Geldanlage zu treffen. Auch das ist eine Binsenweisheit. Ob es jedoch eine Art „Google-Bank“ geben wird, wie sie der amerikanische Journalist und Vordenker Jeff Jarvis beschreibt, dahin ist der Weg sicherlich noch lang und steinig:

http://www.manager-magazin.de/it/artikel/0,2828,622982,00.html

Merke: Klar zu denken und ein eigenes Urteil zu fällen, diese Maßgabe gilt für  jeden Menschen auch weiterhin. Denn jede wichtige Entscheidung im Leben ist letztlich eine einsame Angelegenheit, auch wenn viele gute, aber manchmal aber auch selbsternannte Ratgeber, um einen herum stehen…

Zum Abschluß deshalb noch ein Link, der die Gratwanderung zwischen „Vertrauen“ und „Misstrauen“ beleuchtet, die jeder einzelne – unabhängig davon, ob er solo oder im Kollektiv agiert, durchlaufen muss. Hier schließt sich der Kreis zum Financial Croudsourcing der Marke 2.0, wo sich menschliche Verhaltensweisen und tierische Instinkte treffen. Das Buch „Animal Spirits“ von George Akerlof und Robert Shiller befasst sich nämlich mit aufgeblähten Blasen und anderen vertrauenserweckenden Geschichten – eine Buchkritik in der NZZ.

Written by lochmaier

September 30, 2009 at 6:40 am

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Bundestagswahl: Bildet sich eine neue „Internetpartei“?

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Dass die Piratenpartei rund zwei Prozent der Stimmen bei der Bundestagswahl erhalten hat, überrascht kaum. Was folgt daraus? Manche mögen diesen Erfolg als Randerscheinung abtun. Doch welche der großen und bisher im Parlament vertretenen kleinen Parteien ist schon in der Lage, das Ausmaß einer neuen sich über das Internet organisierenden Webkultur zu erfassen. Fest steht: Einige twitternde Politiker machen noch keinen Sommer. Eine neue Netzkultur könnte sich auch politisch organisieren und über virale Mechanismen an Einfluß gewinnen.

Woraus speist sich diese Bewegung? Dazu Spiegel online in der Wahlanalyse:

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,651683,00.html 

Zitat: Tatsächlich haben sich die Piraten binnen kurzer Zeit zum Sprachrohr für Internetaktivisten entwickelt, die sich von den großen Parteien unverstanden fühlen. Und in ihrem natürlichen Lebensraum – dem Internet – zunehmend bedroht.

Die FAZ geht noch einen Schritt weiter und sieht die „Nerds“ im Vormarsch

Hat die Piratenpartei oder eine sonstige über virale Mechanismen sich selbst organisierende kollektive Schwarmintelligenz eine wirkliche Machtperspektive? Jedenfalls ist kaum zu übersehen, dass alle anderen Parteien bislang jenseits des billigen Kopierens von Web 2.0-Mechanismen es nicht verstehen, das Internet als produktives Instrument nutzen, um ihre politische Willensbildung zu organisieren. Und genau das könnte unter einem bürgerlich-konservativen Werteregime der digitalen Bürgerbewegung weiteren Auftrieb verleihen.  Dass die Piratenpartei noch viel zu lernen hat, und ob sie ihr heterogenes Profil schärfen kann, das ist eine offene Frage.

Auftrieb gibt ihnen, dass die etablierten Politiker das Internet als eigenständigen Regeln folgenden kulturellen Lebensraum noch gar nicht entdeckt haben. Es bleibt jedoch nicht nur interessant, wie das Netz in den politischen Raum hinein wirkt, auch in der Wirtschaft ist es spannend zu beobachten, ob und wie die Hierarchiestrukturen in den Unternehmen sich verändern werden, Stichwort Enterprise 2.0 

Steckt dahinter mehr als ein kurzlebiger Modetrend? Gestern berichtete die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, dass Home Offices einen Unsinn darstellten, da Teams wesentlich produktiver seien als ein Einzelner. Begründung: Die Guten ziehen die schlechten mit. Warum nicht das eine und das andere sinnvoll ergänzen, statt Schwarz-Weiß-zu-malen.

Dass es überhaupt eines Memorandums bedarf, um das Internet als nützliche Einrichtung in der öffentlichen Meinungsbildung anzusehen, spricht Bände. Hier noch einmal das „Internet-Manifest“ mit 17 Punkten zum Nachlesen:

http://www.netzpolitik.org/2009/internet-manifest-wie-journalismus-heute-funktioniert-17-behauptungen/

Wir Deutschen diskutieren und zerreden eben lieber eine Entwicklung, statt komplementäre Sichtweisen – wie jene von Bloggern und von Journalisten – als belebendes Element anzusehen. Wir leben lieber in einer „Kästchen-und-Schubladen-Gesellschaft“.

Oder anders gesagt: Solange wir die Thematik der digitalen Partizipation auf einem Ausschlußprinzip diskutieren, einen Gegensatz zwischen Computer, Netz und dem Mensch als Individuum und in seiner kollektiven Organisationsform herstellen, solange wird sich eine neue digitale Bewegung an den Rändern weiter entfalten  und – wie das Social Banking 2.0 – auch die Mitte unserer Gesellschaft erreichen.

Die Financial Times berichtet dazu: Sparer in Europa und den USA verlieren das Vertrauen in die Banken und kümmern sich vermehrt lieber selbst um ihre Ersparnisse und Geldanlagen, so eine länderübergreifende Studie. Darin nennen die Befragten erst an zweiter Stelle Kreditinstitute, wenn es darum geht, wer sich um ihr Geld kümmern soll. Hier der ganze Beitrag: 

http://www.ft.com/cms/s/0/0e13ea70-aba7-11de-9be4-00144feabdc0.html?ftcamp=rss&nclick_check=1

Wer bitte schön außer dem Internet soll die Funktion übernehmen? Soziale Interessengemeinschaften, übers Web organisiert, sind die Autobahnen der Zukunft, auf dem unsere Gesellschaft beschleunigt, fragt sich nur wieviel Benzin wir dabei verbrauchen.

Written by lochmaier

September 28, 2009 at 7:38 am

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G-20-Gipfel in Pittsburgh: Social Banking ist der Gegenentwurf

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Während die Strippenzieher dieser Welt in Pittsburgh über die zukünftige Regulierung der Finanzmärkte diskutieren, fragt man sich, wo denn der Gegenentwurf zur bisherigen Bankenwelt bleibt. Denn im Grunde lässt sich die freie Finanzwirtschaft nicht an die Kandarre nehmen. Zu viel staatliche Regulierung ist genauso schädlich wie zu viel ungebremstes laissez-faire.

Wo also bleibt die Alternative? Denn mehr als illustre Zaungäste an den Bildschirmen dieser Welt sind die Menschen bei diesem Gipfel nicht, und jede Form von Protest wird als Akt von Vandalismus gebrandmarkt, siehe etwa die Vorberichterstattung von Spiegel online:

http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/0,1518,651145,00.html 

Dabei haben die Menschen die Alternative selbst in der Hand – bzw. im eigenen Geldbeutel. Das Internet ermöglicht es, nicht nur neue Formen des Protestes wie das jüngst in Mode gekommene Flash-Mob zu erproben. Fazit: Über das Web lassen sich aber nicht nur neue Formen des Bürgerprotests erproben, sondern auch neue Spielarten der Bürgerbeteiligung ausloten und entwickeln.

Sogar die große Gruppe der „Nichtwähler“ könnte sich im Netz beteiligen. Das Mitmachweb kann demzufolge auch als kreatives Instrument dazu benutzt werden, zwar nicht die Spielregeln in der Bankenwirtschaft zu beeinflußen – doch aber in welche Kanäle die Gelder fließen. Stichwort „Social Banking 2.0“, der Titel dieses Weblogs. Was darunter zu verstehen ist,  das ist natürlich immer wieder in den unterschiedlichsten Einträgen erklärt und angedeutet.

Der Finanzwissenschaftler Sven Remer, der am Bochumer Institute for Social Banking unterrichtet, liefert hier eine ganz einfache Definition in einem Rundfunkinterview mit dem Deutschlandradio, das aber auch in Print-Form nachzulesen ist:

http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/interview/1034006/

Sven Remer: Social Banking ist natürlich auch ein Kunstbegriff… Wie passen diese beiden Begriffe „social“ und „banking“ zusammen? Die meisten denken, es passt nicht, wir gehen davon aus, dass es doch passt und wir würden, vereinfacht ausgedrückt, sagen: Social Banking ist ein Bankwesen, das den Menschen mit seinen Bedürfnissen in den Mittelpunkt stellt und sich als Bankwesen wiederum wirklich als Dienstleister versteht.

 Übrigens: Am Bochumer Institut lassen sich tatsächlich Banker bzw. Manager ausbilden, die  es etwas anders tun wollen, nämlich das Geldvermehren. Und zwar mit Hilfe einer nachhaltigen Unternehmensführung. Mehr Infos:

http://www.social-banking.org/ 

Bemerkenswert ist auch, dass es unter den jüngeren Bankmanagern, aber durchaus auch in der Regie der erfahrenen Profis nun doch einige gibt, die beruflich umsatteln – und ihren Job nicht nur von den nackten Zahlenspielen her begreifen. 

Zum einen sind das Leute, die durch die Finanzkrise in ihrer Bank als Mitläufer ausgespuckt wurden, also eher unfreiwillig auf die Verliererseite geraten sind, siehe den Erfahrungsbericht eines jungen ehemaligen „Lehmans“:

http://www.spiegel.de/unispiegel/jobundberuf/0,1518,649037,00.html

Aber auch auf den oberen Etagen herrscht Bewegung. So wechselte Georg Schürmann (47), bisher Mitglied der Geschäftsleitung Private Banking bei der Deutschen Bank, im Juli die Fronten. Jetzt arbeitet er bei der für ihr nachhaltiges Geschäftsmodell bekannten niederländischen Triodos Bank NV. Dort betreut er den Aufbau der deutschen Niederlassung im Privatkundengeschäft. Siehe die offizielle Meldung hier :

http://www.geldinstitute.de/data/beitrag/Artikel-_4043367.html

Vor der Finanzkrise hätte man sich für solch eine Meldung eher noch im Sandkasten für kleine Jungs verstecken müssen. Heute kann man damit schon mal in die Offensive gehen, und das als konsistent in der Gestaltung des eigenen Lebenslaufs verkaufen.

Bei allen übrigen, die sich um einen Job bei gleich welcher Bank bewerben, dürfen natürlich auch weiterhin keine großen Lücken im Curriculum Vitae vorhanden sein, wie ein Jahr zum bloßen Nachdenken, was die Welt im innersten zusammenhält. Eventuell ist das mehr als Geld. Aber lieber nicht auffallen – sonst wird einem im Assessment Center noch mangelnde Profitgier und ein sprunghafter Charakter nachgesagt.

Trotzdem, es tut sich nicht nur was auf der einen, der gefräßigen Seite, wo die Gewinne angeblich wieder wie Strom aus der Steckdose fließen. Man kann deshalb verstehen, dass einige Banker 2.0 den Sprung über den großen Ozean zwischen Social und Banking wagen, und mit Hilfe des Mitmachwebs die Brücke zwischen den unversöhnlichen Polen schlagen.

Denn vergnügungssteuerpflichtig sind die anderen Jobs bei den etablierten Platzhirschen kaum, wenngleich das Schmerzensgeld im einen oder anderen Fall stimmen mag. Aber es spricht sich auch das rum: Wer soziale, monetäre und ökologische Rendite unter einen Hut kriegen will, das einfache Grundprinzip von Social Banking, lebt vielleicht am Ende doch länger und intensiver. Nicht jedes Glückshormon im Lebenszyklus wird eben über die reine Geldvermehrung – gleich mit welchen Mitteln – ausgestoßen. 

Wer noch mehr darüber lesen will, was der Autor und die an der Zukunft in Deutschland beteiligten Akteure ganz konkret unter Social Banking plus Web 2.0 verstehen kann – – der kann sich hier in meinem Artikel „Außenseiter oder Avantgarde“ in der Fachzeitschrift GI Geldinstitute (September-Ausgabe) online umschauen:

http://www.geldinstitute.de/data/beitrag/Artikel-Aussenseiter-oder-Avantgarde-_4043493.html

Und wer jetzt noch zum Abschluß die offizielle Definiton von Social Banking 2.0 – analog zum Titel dieses Weblogs – nachlesen will, wird hier bei den Marktforschern von Gartner fündig, die das Thema in einer Studie „Das neue Zeitalter von Social Banking“ beleuchtet haben:

http://www.paymentsnews.com/2009/05/gartner-the-new-age-of-social-banking.html

Gartner definiert Social Banking als ein neues Konzept fürs Retail-Banking, das die Verbindungen zwischen Einleger, Kreditnehmer und Finanzinstituten transparent macht. Seine Wurzeln findet der Trend nicht nur im sozialen Konsum, sondern auch in der sozialen Verantwortung und der Netzwerkbeteiligung.

Somit ermöglicht es Social Banking 2.0, finanzielle soziale Netzwerke zu knüpfen, sich dort über die aktuellen Trends auszutauschen und seine Finanzen individuell zu verwalten.  Aber das ist nicht alles: Die Akteure können auch Mikrobörsen für die Kreditvergabe und die Geldanlage gründen, neue Geschäftsmodelle ins Leben rufen –  und somit die Bankenlandschaft der Zukunft maßgeblich beeinflußen und mitgestalten. 

Fazit: Mit Hilfe des Mitmachwebs und sozialen Gemeinschaften erhält das statische, weil weitgehend vom Staat geregelte Social Banking der ersten Generation weiteren Auftrieb. Und zwar, weil die Möglichkeiten, Bankprodukte vom Design bis hin zu den Vertriebsstrukturen zu beeinflußen, erheblich gewachsen sind.

Auch Brancheninsidern dämmert es langsam, wie die Bank der Zukunft aussehen müsste.

Kurzum: Beim Social Banking 2.0 wäre der Kunde tatsächlich zur Abwechslung mal der König. Beleibt bloß die Frage, ob die Banken diese Entwicklung aktiv mitgestalten oder eher an den Rand gedrängt werden.

Social Banking 2.0 bedeutet übrigens nicht, keine Gewinne zu machen und ausschließlich an andere zu denken – sondern ein Geben und Nehmen im gleichen Takt und zu ebenso fairen wie transparenten Austauschbedingungen.

Das wird auch das zentrale Kriterium sein, an dem die Betreiber und Akteure neuer Plattformen zu messen sind. Denn nur wenn sie keinen Etikettenschwindel mit dem Wort „social banking“ treiben und seriös agieren, kann der Trend mehr als eine kurzlebige Modeerscheinung sein.  

Wem das alles jetzt immer noch zu theoretisch war, der findet hier im Handelsblatt den Beleg, dass sich ethisches Banking durchaus in der Gesellschaft verbreitet.  Das Beispiel einer Volksbank in Thüringen zeigt, dass der Fisch vom Kopf her sauber sein sollte, sprich das Management sollte die richtigen Anreize für Mitarbeiter und Kunden setzen.

 

Written by lochmaier

September 25, 2009 at 7:21 am

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Sparwut in Banken richtig „leveragen“

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Der an sich so harmlos daher kommende finanzwirtschaftliche Begriff in der Bankenszene – „Leverage-Effekt“ – ist ins Gerade gekommen: Denn zu oft wurde von den Verantwortlichen da „gehebelt“ ,wo die Späne nur auf der anderen Seite fielen, nämlich beim Kunden. Doch der sollte noch dazu davon gar nichts mitkriegen.

Wo und wie Banken demgegenüber den „finanziellen Sparhebel“ an den richtigen Positionen ansetzen können, und zwar erstmal bei sich selbst – das hat der Autor dieses Weblogs Lothar Lochmaier in einem Fachartikel in der aktuellen Ausgabe 09/2009 der Fachzeitschrift „die bank“ beschrieben.

Zusammenfassung: Nicht weiter bringt es, die Mitarbeiter auf den unteren administrativen und vertrieblichen Ebenen nur auszusortieren, weil die Kunden nicht mehr bereits sind, jedes beliebige Produkt ungeprüft zu schlucken. Kreative Ideen nach innen sind stattdessen gefragt. Aber welche?

Neben einigen eher grundsätzlichen Maßnahmen und Ratschlägen, finde ich vor allem diese Ansätze hier im Sinne einer veränderten kulturellen Wahrnehmung spannend:

Mit Hilfe von IT-Werkzeugen lässt sich innerhalb eines vordefinierten zeitlichen Rahmens ein kompletter Innovationskreislauf zu einem bestimmten Thema erzeugen und durchführen. So können Mitarbeiter auf einer speziell eingerichteten und moderierten Plattform binnen einer klar definierten Zeitspanne beispielsweise eigene Ideen zum innerbetrieblichen Vorschlagwesen einreichen.

Oder die intelligent vernetzten Wissensarbeiter entwickeln ganz praktische Vorschläge, um die Reisekosten zu senken. Eine entsprechende Initiative sollte natürlich sorgfältig geplant sein, damit keine kontraproduktiven Effekte entstehen. Praktische Beispiele in Konzernen haben aber bereits gezeigt, dass die weltweite Umsetzung einer derartigen Innovationsinitiative durchaus Erfolg versprechend sein kann, sofern das Unternehmen sich über die Zielmarken und Meilensteine im Klaren ist.
Ein prägnanter Ansatz kann überdies darin bestehen, statt Dienstreisen den Einsatz von Collaboration Tools in der Projektbearbeitung zur Pflicht zu machen. Das Unternehmen benötigt weniger Arbeitsplätze und Parkplätze – aber die kollaborative IT muss natürlich vorhanden sein: Hilfreich sind kreative Werkzeuge wie Instant Messaging, Web Conferencing oder Social Software wie Blogs, Bookmark Sharing oder Community Tools mit persönlichen Profilen, die alle rund um eine Person produzierten Wissensbausteine in gesammelter Form auflisten.
Die momentane Wirtschaftkrise kann also durchaus in positiver Form einen Anstoß zu mehr Veränderungsbereitschaft und Experimentierfreude auslösen. Ein neuer Ansatz kann es sein, das zusätzliche Bürogebäude doch nicht zu bauen und stattdessen den Mitarbeitern zuhause ihre DSL-Leitungskosten zu erstatten. Der kulturelle Wandel sollte aber nicht überstürzt angegangen und in seiner Gesamtheit sorgfältig geplant werden.

Flexible Arbeitsformen wie die stärkere Nutzung von Telearbeit sind demzufolge nur ein Baustein, um verborgene Produktivitätsreservoirs zu heben. Die Krise ermöglicht vor allem eine Rückbesinnung darauf, welche Dinge es im Unternehmen zu verändern gilt. Dass die IT durchaus das Potenzial hat, etablierte Hierarchien sowie gängige, aber ineffektive Denk- und Arbeitsprozesse aufzubrechen, zeigt sich anhand von Online-Simulationen. Dadurch lassen sich beispielsweise alternative Einsatzszenarien und Arbeitsgebiete darstellen, um die Mitarbeiter für innerbetriebliche Veränderungen zu sensibilisieren.

Fazit: Gute Ideen gäbe es genug, man muss sie nur umsetzen wollen.

 

Written by lochmaier

September 24, 2009 at 8:51 am

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Mikrokredite und Kapitalismus 2.0: Wer macht das Rennen?

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Wer arbeitet „effektiver“ bei der Finanzierung und Vergabe von Mikrokrediten, im Fachjargon als Microfinance bezeichnet? Da gibt es gleich mehrere Spieler am Markt, wie sich etwa im Blicklog nachlesen lässt, der das Metier anhand aktueller Neuigkeiten unter die Lupe genommen hat:

Da gibt es neben dem Staat, etablierten Fonds von Banken, neuen Spielern aus der ethisch-nachhaltigen Geldanlage, wie Triodos und die GLS Bank natürlich vor allem die weltweit bekannte und renommierte Grameen Bank

Doch ist sie tatsächlich so erfolgreich wie viele glauben? Eine Studie der gewerkschaftsnahen Böckler-Stiftung legt jedenfalls durchaus gewisse Zweifel an einer übermäßigen Euphorie nahe.   

Einige Auszüge aus der Analyse von Autor Dr. Frank Gaeth:

Ein wesentlicher Teil der Kontroverse um die Grameen-Bank gilt der Frage der Nachhaltigkeit des Grameen-Konzepts und der damit verbundenen Fähigkeit des Unternehmens, aus eigenen finanziellen Mitteln bestehen zu können.

David Hulme stellt in einem 2009 erschienenen Beitrag die These auf, dass die Grameen-Bank in den 1990er Jahren unmittelbar vor einem wirtschaftlichen Zusammenbruch gestanden hätte. Als Beobachter vor Ort hätte er festgestellt, dass in den 1990er Jahren die Rückzahlungsquoten der Kreditnehmer kontinuierlich fielen. Kredite seien nicht konsequent für Investitionen genutzt worden, sondern auch für Konsum und sogar für die Zahlung von Mitgift.

Die Schwierigkeiten, die sich aus einer derartigen Refinanzierung ergeben, verstärken sich zur Zeit der Finanzkrise, die auch an der Mikrofinanzbranche nicht spurlos vorübergeht. Der ECONOMIST berichtet von einem Milliarden-Defizit durch steigende Refinanzierungskosten bzw. ausbleibendes neues Kapital. Hier seien die Mikrofinanzinstitute (MFI) gerade deshalb betroffen, weil die Laufzeiten ihrer Kredite sehr kurz sind und eine Anschlussfinanzierung wesentlicher Teil des Kreditprozesses ist. Die Grameen-Bank sieht sich hier nach eigener Darstellung in einer Stellungnahme jedoch nicht betroffen und verweist darauf, dass die Kreditnehmer der Bank umfangreiche eigene Rücklagen gebildet hätten und unabhängig von Geldgebern seien.

Mikrofinanz bedeutet heute schon einen erheblichen Umsatz für eine Vielzahl der Anbieter. Die Kreditvolumina wachsen exponentiell und die Liste der Unterstützer des Mikrofinanzgedankens ist lang. Beispielsweise kooperiert das MFI KIVA mit PayPal, Youtube, Google, Yahoo, Intel, Facebook, Microsoft, Starbucks, MTV, MySpace und weitere Unternehmen. Experten gehen davon aus, dass bis 2010 rund 20 Mrd. Dollar weltweit in Mikrokrediten angelegt werden, 2007 waren es 4,4 Mrd. Dollar. Es sollte nicht übersehen werden, dass Mikrokredite für die oft privaten Kreditgeber beim Peer to Peer Lending nicht unbedingt risikolos sind, wie von MFIs und Medien oft behauptet.

Grameen bietet keine schnelle und billige Vergabe von Kleinkrediten, denn weder lässt sich innerhalb weniger Tage eine geeignete Gruppe zusammenstellen noch wären der Aufwand der Bank und die Ausfallquoten so gering, dass niedrige Zinshöhen zu erwarten wären. Auch das bestätigen Vertreter des Grameen-Projekts in Deutschland. Hier ist eine Vielzahl der Mikrofinanzierer sicherlich im Vorteil, die zum Teil in wenigen Tagen ihre Kreditentscheidungen treffen bzw. private Kreditgeber den Kredit mit dem Kreditnehmer online aushandeln lassen. Es ist erheblich schneller und kostengünstiger, Individualkredite etwa über eine Internetplattform wie Smava, Kiva, Zopa oder Betterplace zu organisieren. Für die Betroffenen aus der Langzeitarbeitslosigkeit wäre auch der Start in eine Vollerwerbsgründung mit Hilfe der Bundesagentur für Arbeit deutlich weniger risikobehaftet und dessen Beratung ist umfassend und kostenlos bzw. stark gefördert.

Quelle: http://www.politik-poker.de/mikrokredite.php

Fazit: Im Kern sind es drei unterschiedliche Gruppen, die sich um Marktanteile und Kunden bemühen, jedoch sind die Schwerpunkte recht unterschiedlich, um einen einfachen Vergleich zuzulassen. Erfolgversprechend erscheinen alle Varianten trotz gewisser Schwächen allemal.

Beim privaten gewinnorientierten Anbieter Smava sollte der Kunde natürlich wissen, dass er als Existenzgründer – um einen Kredit von anderen Nutzern zu erhalten – über zwei Jahre seine Selbständigkeit erprobt haben muss, um eine ausreichende Bonität erhalten, zumindest wenn er angibt, das Darlehen für betriebliche Zwecke nutzen zu wollen.

Bei den Mikrofinanzorganisationen sind die rechtlichen Hürden zwar etwas einfacher, das formale Prozedere jedoch gegenüber einer internetbasierten Peer-to-Peer-Kredit-Plattform erheblich bürokratischer. Außerdem sind die Zielgruppen nicht unbedingt identisch.

Dass Mikrofinanzinstitutionen ebenfalls von der Finanz- und Wirtschaftskrise betroffen sind und in deren Strudel geraten, auch dafür gibt es gewisse Indizien. Nichts ist ein Selbstläufer, und schon gar nicht der Markt für Mikrokredite.

http://www.handelszeitung.ch/artikel/Finanz-Kredit-fuer-die-aermsten-in-Gefahr_605838.html

http://www.microfinancefocus.com/news/2009/09/16/the-pain-of-failure-liquidation-lessons-in-microfinance/

Insofern wäre noch weiter zu präzisieren, was denn zu verstehen wäre unter dem Schlagwort „Kapitalismus 2.0“, bei dem die Vernunft der Menschen und die Verantwortung gegenüber der Umwelt über das Prinzip der nackten Geldvermehrung dominieren.  

Die begrenzte Trennschärfe der Wortschöpfung „Capitalismus 2.0“ – wieder mal eine Kopfgeburt aus dem (leider nur) von den USA geprägten interaktiven Gemischtwarenladen im Mitmachweb – ist dennoch eine erste Diskussionsgrundlage, um über die künftigen Kernaufgaben von Banken und deren „dünnen Beitrag zum Wohle des Kunden (Thin Value) nachzudenken, das merkt auch das Weblog Finance 2.0 an.

Sicherlich, einige gute Ansätze stehen drin, aber das vom Vordenker Umair Haque entworfene „Finance 2.0 Manifesto“ bräuchte doch etwas mehr deutsche Gründlichkeit, um als würziges Substrat in einer ansonsten ziemlich drögen Suppe zu wirken.

Ziehen wir also eher mal nüchtern Bilanz: Es wird künftig keine „magische Erfolgsformel“ für Mikrokredite in welcher Form auch immer geben, sondern eine ganze Reihe von komplementären Marktmodellen und Zugängen zu den Mikrofinanzmärkten.

Erfolgskritisch für alle Modelle sind möglichst geringe Ausfallraten von knapp unter fünf Prozent. Ansonsten besteht das Risiko, dass ein externer Spieler die erhöhten Risiken auffangen müsste, wie wohl bei der Grameen Bank ab und an der Fall gewesen. Aber auch die privaten Plattformen wie Prosper kämpfen damit, ihre Kredite nicht optimal weiter verwerten zu können.

Und der Gegenwind verschärft sich – Eine Herausforderung angesichts der ökonomischen Rahmenbedingungen, denn Wirtschafts- und Finanzkrise werden noch ihre Opfer fordern, sowohl bei den privaten Insolvenzen als auch bei den Betrieben, wo der eine oder andere die nächsten zwei Jahre nicht überleben wird.

Ein Beleg für diese These ist eine Ertragsanalyse, die das Privatkundensegment des deutschen Bankgewerbes unter die Lupe nimmt. Der Befund für die nächsten beiden Jahre fällt ausgesprochen negativ aus, schreiben die Autoren der Unternehmensberatung Innovalue (also kein neutraler Beitrag, aber dennoch im Detail ganz interessant zu lesen) in der Fachzeitschrift die bank:

Von der Entwicklung sinkender Margen und steigender Kosten im Privatkundengeschäft der etablierten Banken werden die neuen Spieler von Grameen bis Smava auf dem Markt für Mikrokredite einerseits profitieren. Andererseits aber müssen diese darauf achten, nicht in den Sog des wirtschaftlichen Abwärtstrends in den kommenden Jahren gerissen zu werden.

Schaut man sich jedenfalls vom Blick des professionellen Risikomanagements aus gesehen so manches doch relativ simpel gestrickte Community-basiertes Einlagensicherungsmodell an, wie ROSCA (Rotating Savings and Credit Association), so ist eine gesunde Skepsis statt einer überbordenden Euphorie gegenüber der uneingeschränkten Funktionstüchtigkeit von Microfinace-Organisationen durchaus angebracht:

http://en.wikipedia.org/wiki/Rotating_Savings_and_Credit_Association

Auf der anderen Seite darf man mit ein bisschen Humor anmerken, dass wir alle nur Einäugige unter Blinden sind. Denn schaut man sich nämlich die in der industriellen Finanzwirtschaft über Jahrzehnte entwickelte top-professionellen Methodiken zur voraus schauenden Risikobewertung an, wie Value-at-Risk   … so wird deutlich, dass die hoch polierte Fassade der gläsernen Bankentürme einen nur blenden kann, vor allem, wenn dahinter die nackte Geldgier wütet. Wie morsch das Gebälk bei Value-at-Risk ist, dazu siehe den folgenden Report:

http://democrats.science.house.gov/Media/file/Commdocs/hearings/2009/Oversight/10sep/Taleb_Testimony.pdf

Hier das wichtigste in Kürze:

Let us move voluntarily into Capitalism 2.0 by helping what needs to be broken break on its own, converting debt into equity, marginalising the economics and business school establishments, shutting down the “Nobel” in economics, banning leveraged buyouts, putting bankers where they belong, clawing back the bonuses of those who got us here, and teaching people to navigate a world with fewer certainties.

Then we will see an economic life closer to our biological environment: smaller companies, richer ecology, no leverage. A world in which entrepreneurs, not bankers, take the risks and companies are born and die every day without making the news.

… und meinen Fachartikel auf Heise Telepolis zum Thema Wie teuer ist der Finanzmarkt-Tsunami für die Umwelt?, der abgesehen von ein paar Kleinigkeiten kaum etwas von seiner Aktualität eingebüßt hat:

Einige Zitate aus dem Beitrag von Lothar Lochmaier:

Ein nur statisch verfolgter Value-at-Risk-Ansatz führt jedenfalls nicht dazu, das gesamte vorhandene Risiko bei einer Bank bestimmen zu können. Und was die Banken nur allzu gerne bei der Kreditvergabe von ihren Kunden verlangen, sollten sie natürlich auch auf sich selbst anwenden. Sprich: Statt erhöhte Konditionen und Risiken jetzt nur mit Aufschlägen an die Kunden weiter zu reichen, wäre es besser, endlich angemessene Kontrollprozesse zu implementieren. Jedoch dürfe das freie Spiel der Märkte dadurch natürlich nicht tangiert sein, so das Credo aus der Finanzindustrie.


Hat das Marktbewertungsmodell „Value at Risk“ ausgedient?

Mit dem Begriff „Wert im Risiko“ oder englisch Value at Risk (VaR) bezeichnet die der realen Industrie quasi vor gelagerte Finanzindustrie auf breiter Front das angewendete gültige Risikomaß. Es gibt an, welchen Wert der Verlust einer bestimmten Risikoposition – z. B. eines Portfolios von Wertpapieren – mit einer gegebenen Wahrscheinlichkeit und in einem gegebenen Zeithorizont nicht überschreiten darf.

Das von Investmentbanken wie J.P. Morgan maßgeblich beeinflusste „Value at Risk“ gilt auch nach der Krise an den internationalen Kapitalmärkten noch als das Standardrisikomaß im Finanzsektor. Mehr noch: Längst setzen auch Unternehmen aus Industrie- und Handel diese Methode bei der Quantifizierung von bestimmten meist finanzwirtschaftlichen Risiken ein. Experten kritisieren an dem Value-at-Risk-Ansatz, dass dieser per se nicht geeignet sei, den (extremen) „Maximalverlust“ zu bestimmen.

Brancheninsider aus der Finanzindustrie halten dem entgegen, dass das Ziel der Risikomessung gar nicht darauf ausgelegt sein kann, den „theoretisch möglichen Maximalverlust“ zu bestimmen. Diese Aufgabe verbleibe letztlich bei jedem einzelnen Unternehmen. Schon einmal in der Geschichte musste Sisyphos ganz alleine einen Stein den Berg hinauf rollen, der diesen bekanntlich auch erschlagen kann.

Eine vollkommene planbare Sicherheit könne es somit also überhaupt nicht geben. Ein rentables Unternehmen trage quasi in Eigenregie das „Mindestmaß an Risiko“. In der Praxis hat sich deshalb bei den meisten Unternehmen eine Art individueller Methodenmix durchgesetzt, meist im Rahmen einer Szenarioorientieren Wahrscheinlichkeitsbetrachtung.

Fazit: Menschen kommen und gehen auf dieser Welt – die Umwelt gibt es aber nur einmal, und dafür gibt es noch kein geeignetes Risikomaß (Value-at-Risk). Nun aber von der grauen Theorie der Finanzmathematik, die unser aller Leben auch nicht wirklich beflügelt – wieder zurück ins wirkliche Leben.

Die zehn von Nassim N. Taleb aufgestellten Prinzipien für eine robustere (Finanz)Welt gibt es hier nachzulesen.

Nun abschließend ein Ausblick zu den Microkrediten und Mikrofinanzinstitutionen (MFI): Gerade wenn die Neuanträge nach Peer-to-Peer-Krediten wie in den vergangenen Monaten weiter zulegen, könnte dies zu mehr Bewertungen mit niedriger Bonität führen, und damit die Ausfallraten der Betreiber in die Höhe treiben – unabhängig davon, ob es sich um Entwicklungs-, Schwellen- oder Industrieländer handelt.

Wie dem auch sei, das spannende Wettrennen um neue Märkte ist eröffnet, und es gibt durchaus interessante neue Biographien auf diesem sehr lebendigen Markt zu bestaunen.

Zum Beispiel den erfolgreichen österreichischen Unternehmer Karl Rabeder, der seine Bergvilla verlosen möchte, um sich nachhaltigen Geschäftsideen wie seiner neuen Plattform zu widmen, berichtet jedenfalls das Nachrichtenmagazin Focus. Fazit: Es bleibt spannend, wie sich die Alternativen nach oben schrauben.

Written by lochmaier

September 21, 2009 at 7:15 am

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Umbruch: Wie das Mitmachweb die Bankbilanzen bedroht

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Der Begriff „Bank“ stammt aus dem Italienischen (banchi) und bedeutet tatsächlich so etwas ähnliches wie eine „Parkbank“. Denn die ersten Deals im Mittelalter wurden draußen im Freien gemacht – damals sahen sich die Menschen in den aufblühenden Handelsstädten in Genua oder Venedig meist noch direkt in die Augen, wenn sie miteinander verhandelten.

Und damals ging es an der Schwelle zum neuzeitlichen Frühkapitalismus im 12. und 13. Jahrhundert noch um ein Geldsystem auf Basis von unterschiedlichen Münzgeldern.  Nicht unkompliziert – aber im Vergleich zur heutigen Finanzarithmetik mit Baueropfern und vielen trojanischen Pferden lagen die Karten meist auf dem Tisch – zumindest hatte man noch eine theoretische Chance, einige „Hütchenspieler“ sozusagen Auge-in-Auge an ihrem seltsamen Geschäftsgebaren zu erkennen.

Heute ist alles unsichtbar, vor allem die grauen Eminenzen in der interaktiven Finanzwelt. Harry Potter ist leichter zu verstehen als die von Geisterhand um den Globus manövrierten Geld- und Kapitalströme. Was eine Bank heutzutage so alles  treibt, beziehungsweise wovon sie betriebs- und volkswirtschaftlich gesehen ganz konkret lebt, das lässt sich im Fachjargon mit drei Kernelementen wie folgt definieren:

Erstens: Risikotransformation

http://de.wikipedia.org/wiki/Risikotransformation

Zweitens: Fristentransformation

http://de.wikipedia.org/wiki/Fristentransformation

Drittens: Losgrößentransformation  

http://de.wikipedia.org/wiki/Losgr%C3%B6%C3%9Fentransformation

Und wer grundsätzlich wissen will, was eine Bankbilanzierung ausmacht:

http://de.wikipedia.org/wiki/Bankbilanzierung

Alles klar? Wenn nicht, dem erklärt in ruhigem, leicht schweizer-deutsch eingefärbtem Dialekt, der Bankenexperte Konrad  Hummler, worum es betriebswirtschaftlich konkret geht – und vor allem wie das Internet die Bankenlandschaft in den nächsten Jahren umkrempeln wird. 

Das Video ist  knapp 5 Minuten lang, sorry, da gibts eine kleine Werbeeinblendung vorab. Hier gehts zum ansonsten Spam-freien Video der Neuen Züricher Zeitung (NZZ):

http://www.nzz.ch/finanzen/impulse_archiv_juni09/impulse_juni_2009_1.2656628.html?video=1.2673974

In Ruhe angesehen? Empfehlenswert ist der Beitrag vor allem deshalb, weil das Video-Interview in der Schweizer Online-Präsenz der Neuen Züricher Zeitung  nicht von einem hippen-coolen-lässigen und euphorischen Mitmach-Nerd stammt, sondern von einem unverdächtigen konservativen Marktbeobachter bzw. Branchen-Insider.

Denn Konrad Hummler ist Privatbankier und war bis vor geraumer Zeit eine Art „graue Eminenz“ in der Branche, aber durchaus anerkannt, wenn auch nicht von allen. Denn er hat sich in den Augen so manches Platzhirsches eher als Netzbeschmutzer einen Namen gemacht, manche nennen ihn sogar „Bankieranarchist“, ein von einer Novelle des portugiesischen Schriftstellers Fernando Pessoa entlehnter Begriff. 

So ähnlich sieht Konrad Hummler durchaus auch sich selbst – mehr über die Vita von Konrad Hummler (Wochenzeitung vom 07.07.2005):

http://www.woz.ch/artikel/inhalt/2005/nr27/Schweiz/12026.html

Dr. Hummler: «Ich bin mitnichten Establishment. Obwohl ich viele Leute kenne, die es sind. Wenn Sie mehr wissen wollen, dann lesen Sie Fernando Pessoas Essay vom Bankieranarchisten. Das ist der Bankier, wie ich es sehe: Er ist allein, also der wahre Anarchist. Er hat Abstand zu allen, auch zu den Kunden. Er ist nicht Teil des Ganzen. Ich habe in den Banken einen Haufen Kollegen: Fast alle von ihnen sind geldgeil. Solche Leute können nicht beraten, weil sie persönliche Interessen haben. Ich hingegen bin nicht Teil des Ganzen.»

Übrigens definiert Fernando Pessoa den anarchistischen Bankier so: Der wahre Anarchist muss Banker werden; der wahre Bankier ist konsequenter Anarchist. Brandneu ist dieser Artikel bzw. das Portrait über den Querdenker Konrad Hummler in der Süddeutschen Zeitung vom 07.09.09

http://www.sueddeutsche.de/I5f38O/3037087/Raus-aus-Amerika.html

Es tut sich doch was in der Szene – Hier etwa kündigt der Teilhaber der Privatbank Wegelin sogar den vollständigen Rückzug seines Instituts aus dem USA-Geschäft an, aus dem Ursprungsland des „Finanzimperialismus“ sozusagen. Wenn das Beispiel Schule macht! Siehe den Artikel in der Basler Zeitung vom 27.08.09:

http://bazonline.ch/wirtschaft/unternehmen-und-konjunktur/Bankieraerger-ueber-die-USImperialisten/story/20527707 

.Den ausführlichen Anlagekommentar zum USA-Geschäft der Privatbank Wegelin v. 24.08.09 gibt es hier: 

http://www.wegelin.ch/download/medien/presse/kom_265de.pdf

> Wieder zurück von der Literatur und den USA zum klassischen Bankenalltag – Der Experte stellt  sämtliche Kernfunktionen, die ein Geldinstitut bislang exklusiv dominiert und verwaltet hat, unisono zur Disposition.

Am derzeitigen Widerspruchspegel lässt sich ablesen, dass die Branche noch nicht reif für einen Umbruch ist. Wer nochmals die Selbstherrlichkeit in der Chefetage im Stile der Lehman Brothers nachvollziehen möchte, wird an dieser Stelle ein gutes Jahr später in der derzeit allerorts grassierenden Retrospektive fündig:

http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/0,1518,648788,00.html

Kommentar: Die Lehman Brothers waren wie eine Rakete – leider stürzen Raketen irgendwann alle aufgrund der Schwerkraftgesetze und mangelndem Treibstoff wieder ab. Und eine neue „Lehman-Akte“ ist jederzeit möglich, prognostiziert der Wirtschaftshistoriker Niall Ferguson:

http://www.handelsblatt.com/unternehmen/banken-versicherungen/ein-neuer-fall-lehman-ist-jederzeit-moeglich;2456472

Die triste Realität, mit der Anleger – wie die immer noch auf Entschädigung harrenden Lehmann-Investoren – derzeit konfrontiert sind, sieht ohnehin eher so aus:

http://www.spiegel.de/wirtschaft/service/0,1518,647502,00.html

Fazit: Nicht in allem muss man dem Privatbankier Konrad Hummler recht geben – Aber wer das Interview oben genauer liest, wird feststellen, dass der Umbruch in eine neue Bankenökonomie 2.0 doch in irgendeiner Form kommen wird…fragt sich bloss wie.

Und Hummler stellt fest, dass sich die Banken massiv gegen diesen Trend zu mehr Mitbestimmung seitens der Kunden sträuben werden, durch den Internet-Plattformen die Bankbilanzen bedrohen oder zumindest deren Gewinnmargen schmälern.

Auch ein anderes Szenario wäre denkbar, falls die Finanzindustrie die neuen Spieler beim Social Banking 2.0 nicht mehr in der kleinen kuscheligen Nische in Schach halten kann: Dann werden sie versuchen, diese entweder „freundlich zu umarmen“ – oder gleich ganz zu schlucken und in ihr eigenes Portfolio zu integrieren. Ablehnen – ausgrenzen – umarmen – und schlucken – oder kopieren, und das Original hernach vernichten.

Aber auch bei diesem Versuch der freundlich-unfreundlichen Übernahme könnten unterschiedliche Welten aufeinander prallen, einerseits die um Autonomie und seriöse Information bemühten finanziellen Gemeinschaften und Individualisten, und auf der anderen Seite, die vor allem um ihr eigenes Profitinteresse besorgten Finanzhäuser.

Wie das Rennen ausgehen wird, bleibt spannend, aber das kreative Wettrennen um die an der richtigen Stelle der Wertschöpfungskette transformierte „Bank der Zukunft“ scheint eröffnet. Wird die interaktive Finanzwelt wie das Suchmaschinenmonopol von Google wieder von den USA dominiert werden? Noch sind all dies hoch spekulative Fragen.

Wer jetzt bis hierher durchgehalten hat, neugierig geworden ist, und sich von den Niederungen des grauen Bankalltags in der nur äußerlich aufgepeppten Bankfiliale abheben will, dem empfehle ich den ausführlichen Anlagenkommentar zu „beflügelnden Strukturveränderungen“ in der Branche – von Konrad Hummler am 11.05.09 (Seiten 6-8):

http://static.nzz.ch/files/2/1/0/anlagekommentar263_1.2751210.pdf

Keine Lösung für den Punkt „Risikotransformation“ dürfte allerdings ein Vorschlag sein, der nicht von Hummler stammt, den aber die Schweizer Handelszeitung präsentiert, nämlich, dass man riskante Bankstrategien für das teuerste Regulierungsversagen der Menschheitsgeschichte mit einer zusätzlichen „Risiko = Versicherungsprämie“ belegt, also das Eingehen von Risiken seitens der Banken quasi zusätzlich zu besteuern, siehe:

http://www.handelszeitung.ch/artikel/Unternehmen-SDA_Teuerstes-Regulierungsversagen-der-Menschheitsgeschichte_604277.html  

Schlußfolgerung: Im Wahnsinn der nicht-staatlichen und staatlichen Regulierungswut wäre mehr konstruktiver Durchblick gefragt, statt immer mehr unpraktikable Vorschläge en gros zu produzieren. Hören wir dazu nochmals Konrad Hummler in seinem Anlagenkommentar:

Alles sieht zudem nach noch mehr, noch komplexerer Regulierung aus, nach noch grösseren Horden letztlich unproduktiver Auditoren, Anwälte und Aufsichtsorgane, nach immer neuen und noch raffinierter ausgelegeten Stress- und anderen Test, nach Schikanierung der Manager zum populistischen Zweck der Bonusbeschränkung.

Aber auch das mangelnde Greifen von Regulierungen oder der Selbstkontrolle durch die Akteure ist ein Argument mehr, warum Kredit-Plattformen wie Smava, Zopa und Prosper sich nennenswerte Marktanteile sichern werden, aber auch Personal Finance 2.0 aus dem Boden sprießen, sofern die neuen Mitspieler und Wettbewerber seriös und transparent aufgestellt sind.

Written by lochmaier

September 17, 2009 at 12:48 pm

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Wirtschaftsaufschwung kommt: Glaube nur der Statistik, die du selbst fälschst

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Es gibt einige einfache Zahlenspiele, die zeigen, dass nicht so viel dran ist, an dem derzeitigen Gerede um den „Wirtschaftsaufschwung“ aus der Rezession. Leider neigen die Menschen dazu, die Welt entweder nur schwarz oder nur weiß zu sehen.

Entweder es herrscht Weltuntergangsstimmung, wie nach dem Ausbruch der Finanzkrise, oder alle wollen plötzlich wieder vergessen, dass es überhaupt jemals eine Wirtschaftskrise gab. Die Zeit heilt alle Wunden. Die Restarbeit in der Bewusstseinstrübung übernimmt die Daily Soap im Fernsehen.

Und zur Zeit herrscht Optimismus – immer positiv denken, finden wir ja prinzipiell gut. Doch sind die Auftragsbücher wirklich wieder voll, die Bankbilanzen konsolidiert und zukunftsfest gemacht?

Zum ersten: Wer nach einem Abschwung – wie bei unserem Rückgrat, der deutschen Industrie, der Fall – mit Umsatzeinbrüchen von etwa 20 bis 60 Prozent klar kommen muss, freut sich über jedes Prozentpunkt, den es nach dem Erreichen der Talsohle wieder nach oben geht.

Statistisch gesehen ist das natürlich eine „Milchmännerrechnung“ – denn wenn es nach einem Drittel runter wieder fünf Prozent rauf geht, dann bleibt unter dem Strich immer noch ein dickes Minus. Im Klartext: Ein Gesamt gesellschaftliches Wirtschaftswachstum leicht über der Nulllinie wird sich erst über Jahre hinweg wieder einstellen, wenn überhaupt. 

Aber auch das ist Augenwischerei. Glaube nur der Statistik, die du selbst fälschst. Dieses Zitat ist übrigens auch gefälscht, denn es stammt nicht von Winston Churchill, dem früheren britischen Premierminister, wie viele glauben, lässt sich beim Statistischen Landesamt Baden-Württemberg ausführlich nachlesen:

http://www.statistik-bw.de/Veroeffentl/Monatshefte/PDF/Beitrag04_11_11.pdf#search=%22Winston Churchill%22

So sieht der Mittelwert in der Statistik schon eher aus: Ein Großteil der Gesellschaft wird sich mit einer anders getakteten Ökonomie zurecht finden müssen, selbst wenn Banken noch oder schon wieder hohe Renditen einfahren. Damit ist auch die zweite Frage oben beantwortet – noch immer thronen die Verantwortlichen wie ehedem der französische Landadel über der Gesellschaft.

Der Vergleich ist durchaus nicht übertrieben, denn wie das Wall Street Journal berichtet, hat Cheronda Guyton, stellvertretender Vorsitzender des Finanzdienstleisters Wells Fargo, die selbst Hunderte Häuser zum Zwangsverkauf verwaltet, in einer Zwölf-Millionen-Dollar-Villa am Strand von Malibu eine Party geschmissen. Die ehemaligen Bewohner hätten ihr Domizil aufgeben und es Wells Fargo überlassen müssen, um ihre Schulden zu begleichen. 

Eigentlich eine coole Idee, auf dem Grab anderer zu tanzen. Noch dazu, wenn man zumindest mitverantwortlich gewesen ist, die besagten Personen dort hinein zu stoßen – klingt fast wie Leichenfledderei – Mehr dazu:

http://blogs.wsj.com/deals/2009/09/11/living-large-wells-fargo-executive-squats-in-foreclosed-house/

Zum seltsamen Paarungsverhalten moderner Banker siehe auch das Interview mit dem Börseninsider Dirk Müller: „Risikogeschäfte: Banken fahren wieder heiße Reifen“ – in Die Presse:

http://diepresse.com/home/wirtschaft/finanzkrise/508364/index.do?_vl_backlink=/home/index.do 

Wer diesen Artikel gelesen hat, wird der Aufschwungseuphorie kaum folgen. Viele werden vom angeblichen Wiederaufschwung indes – wie schon in den letzten beiden Jahrzehnten – wenig bis gar nichts spüren. Sicherlich, ein Teil der Gesellschaft wird sich retten. Insgesamt agieren wir aber wie ein in die Jahre gekommener Balletttänzer, dem der Spagat immer schwerer fällt, in diesem Fall der zwischen Arm und Reich.

Können wir die von „Overengineering“ geprägte Wirtschaft und unser Konsumverhalten anders denken – und das Rad zwischen Wachstum und Nachhaltigkeit neu erfinden? Das beleuchtet ein Artikel in die ZEIT:

http://www.zeit.de/2009/22/DOS-Wachstum

Written by lochmaier

September 16, 2009 at 8:09 am

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Honorarberatung boomt: Neue = alte Bankenphilosophie?

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Wer gestern abend das Fernsehduell der Kanzlerkandidaten zwischen Angela Merkel und dem Herausforderer Frank-Walter Steinmeier verfolgte, und dabei nicht einschlief, der konnte gleich zu Beginn von Frau Merkel folgendes hören: Man sei bereit in der Bankberatung die Umkehr der Beweislast einzuführen. Sprich die Finanzberater müssten künftig nachweisen, dass sie richtig und umfassend beraten haben, und nicht der Kunde sei gefordert, die fehler- oder lückenhafte Beratung zu dokumentieren.

Das klang gut – ist aber nichts als billiger Populismus. Der Kunde sitzt nicht am Schalthebel – und auch das Verbraucherschutzministerium ist nur ein Papiertiger. Aber nehmen wir doch die Branche selbst unter die Lupe, die sich jetzt auf ein vermeintlich neues Ziel ausrichtet.  In der Tat – Derzeit überlegen einige Banken, ob sie auf die Honorarberatung umsteigen.

Das klingt gut, in der Praxis ist es aber nur ein „Verschiebebahnhof“ von Kosten und Gebühren auf andere, besser klingende Buchhaltungsposten – z.B. von Ausgabeaufschlägen bei Aktienfonds und Zertifikaten auf jährliche Managementgebühren. 

Nehmen wir das Beispiel „Zertifikate“, der Spiegel greift das Thema auf, unter dem Titel „Schlechte Bankberatung – Teufelszeug für Ahnungslose“, und sieht die neuen Überrollbügel am fahrenden Express der Finanzindustrie bereits wieder mit hohem Tempo in der Vorwärtsbewegung:

http://www.spiegel.de/wirtschaft/service/0,1518,647857,00.html

Trotzdem berichtet die Financial Times Deutschland über Fortschritte in der Honorarberatung:

http://www.ftd.de/boersen_maerkte/aktien/marktberichte/:Anlageberatung-Volle-Konzentration-auf-den-Kunden/553477.html 

Wie realistisch sind neue Erlös- und Geschäftsmodelle in der Bankenwirtschaft mit Blick aufs Private Banking tatsächlich? Bislang ist abgesehen von der Quirin Bank – die das Modell der Honorarberatung konsequent verfolgt, aber immer noch zu den Außenseitern gehört, wenngleich mit Wachstumspotenzial  –  wenig von der neuen nachhaltigen Bankenwelt der kundenorientierten Honorarberatung zu spüren. Oder haben wir da was übersehen?

Richtig …. denn offenbar probt jetzt sogar die Commerzbank vorsichtig die neue Welt der interaktiven Beratung auf gleicher Augenhöhe mit dem Klienten, berichtet jedenfalls die Financial Times Deutschland:

http://www.ftd.de/unternehmen/finanzdienstleister/:versuch-commerzbank-probt-honorarberatung/50005482.html

Hm… klingt eigentlich gut – Aber: Die größte Gefahr bei dieser jetzt offenbar grassierenden Euphorie besteht darin, dass der neue Honorarmix die nächste Variante der Irreführung von Verbrauchern darstellt, indem mal wieder im Kleingedruckten auf zusätzliche Elemente hingewiesen wird -, so dass keiner versteht, was sind jetzt feste und was variable Gebühren. Da hilft auch kein Taschenrechner mehr.

Die Hauptsache, die Marge stimmt, denkt der Insider, so wie bei den Aktienfonds, wo die Ausgabeaufschläge und sonstigen Nebenkosten je nach Produktmix durchaus zwischen fünf bis zehn Prozent betragen. 

Komisch nur, dass es bei den meisten Fondsprodukten mit dem Fahrstuhl rasch runter geht, wenn die Börse grad mal wieder schwächelt, der Weg nach oben aber langsam und steinig wie im Schneckentempo verläuft. Wo bleibt eigentlich das aktive Fondsmanagement? 

Wer sich nochmal vor Augen führen will, wie das Provisionsmodell in der Bankenberatung aussieht, kann das in einem netten Videoclip „Finanzhai am Werk“ tun, den die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg ins Netz gestellt hat (den würden einige gerne rasch aus dem Netz entfernt haben):

http://www.youtube.com/watch?v=43-ILToDnqU

Bundesverbraucherministerin Ilse Eigner regt nun sogar ein komplettes Abrücken der Branche vom provisionsbezogenen Produktverkauf an:

http://www.welt.de/finanzen/article4500779/Aigner-plant-noch-besseren-Schutz-fuer-Anleger.html

Die Forderung ist wie die von Angela Merkel nach einer Umkehr der Beweislast eine rein populistische Maßnahme, im Verbraucherschutzministerium geben sich viele Lobbyisten die Klinke in die Hand – Realistisch erscheint jedoch der oben beschriebene kreative Methodenmix, der die Grenzlinie zwischen festen und variablen Gebühren verwischt, zum Vorteil der Kunden? Schon eher trifft ein Artikel in die „ZEIT“ den Nerv der Zeit: Zocken will nämlich gelernt sein:

http://www.zeit.de/online/2009/33/traumberuf-investmentbanker

Die Bankenwirtschaft wirbt trotz gesetzlicher Bestrebungen, die Profitsucht durch weniger verbindliche Bonimodelle zu begrenzen – s. den Kommentar zum Papiertiger MaRisk (Mindestanforderungen an das Risikomanagement in der Finanzindustrie) in der Börsenzeitung – auch weiterhin mit der Bonusorientierung:

http://www.boersen-zeitung.de/index.php?li=1&artid=2009155090

… und die Banken suchen auch weiterhin aggressiv nach neuem Personal und sie werben mit hohen Verdienstmöglichkeiten – das dürften wohl auch weiterhin nicht unbedingt langfristig ausgerichtete vertriebs- und verkaufsgetriebene Boni sein, vielleicht werden sie ja demnächst noch rasch umetikettiert, wovon der Verbraucher natürlich nicht viel mitkriegen soll:

http://www.zeit.de/2009/17/Banker-gesucht

So bleibt es letztlich bei einer kritischen Betrachtung, dass das, was derzeit passiert, nicht der Weisheit letzter Schluß sein kann. In einem Interview mit dem Spiegel „Der Kapitalismus macht krank“ sieht auch der renommierte Psychoanalytiker  Horst-Eberhard Richter ernste Vorzeichen einer weiter anhaltenden, vor allem durch die Profitgier angeheizten, systemischen Krise, Zitat:

Richter: Heute grassiert nur Unmut über die Bankenbranche. Doch der lässt sich schwer abreagieren, weil die Banken größtenteils nur ihren Job erledigt haben, meist ohne gegen Gesetze zu verstoßen.

Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,643304,00.html

Fazit: Erst wenn der „Geist“ sich ändert, bewirken auch Gesetze und Verordnungen, dass das Raubtier wieder an die Leine kommt. Das klingt nach einem moralischen Appell, der meist nicht viel bringt.

Aber auch so könnte die Stunde von Social Banking 2.0 geschlagen haben, sofern die kreative Schwarmintelligenz den richtigen Leitmotiven und Leitfiguren folgt. Das bestätigt indirekt auch der Psychoanalytiker, auf dessen Coach so mancher Gestalter der modernen Finanzwelt Platz nehmen sollte. Zitat:

Richter: Die Männer haben Angst, ihre Dominanz zu verlieren und unterdrücken vielfach schon die eigene moralische Sensibilität, um nicht als weichliche Gutmenschen zu erscheinen. Gerissenheit, Habgier und Egoismus werden in unserer Gesellschaft als Erfolgsfaktoren angesehen. Güte, Großzügigkeit, Ehrlichkeit stehen für Versagen. Wenn wir mehr Frauen in Führungspositionen in der Finanzindustrie haben, dann wird sich das ändern. Dann stehen die notwendigen Finanzmarkt-Regeln in Zukunft nicht nur auf dem Papier, sondern werden auch befolgt. Dann könnte Adam Smiths Vision der Marktwirtschaft Wirklichkeit werden.

Unter welchen Voraussetzungen ändert sich tatsächlich etwas in der Bankenindustrie? Denn weder Beratungsprotokolle, noch die nicht zu praktizierende Umkehr der Beweislast im Beratungsgespräch weisen den Weg in die Zukunft. Auch eine Produktkennzeichnung (Finanz-TÜV) in mehrere Kategorien wie „riskant“, weniger riskant und sicher, erscheint kaum praktikabel und durchsetzbar.

Sprich: Ist das Umschwenken von der Provisions- zur  Honorarberatung wirklich ein gangbarer Weg in die Zukunft? Und wenn ja, wie sähe der steinige Weg dahin aus? Einfach oben einen kurzen Kommentar hinterlassen.

 

 

Written by lochmaier

September 14, 2009 at 7:14 am

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Social plus Banking: Geht das überhaupt zusammen?

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Kann eine Bank unternehmerisch, sozial und ökologisch agieren – und einen Gleichklang zwischen Renditezielen und der gesellschaftlichen Verantwortung herstellen? Nennen wir diesen Trend einmal Social Banking. Eine von der Wirtschaftszeitung Handelsblatt Anfang September veranstaltete Tagung über zwei Tage versprach jedenfalls die Auflösung der Quadratur des Kreises. Nämlich der brennenden Frage: Sind BANKING  UND MORAL  EIN UNAUFLÖSBARER WIDERSPRUCH?

In den beiden Tagen sollte der Blick jedoch vor allem nach vorne gerichtet sein und weniger nach hinten. Sicherlich eine gute Idee, die Zeit heilt alle Wunden, denkt sich so mancher – vor allem soll die Solidargemeinschaft der haftenden Bürger rasch vergessen.

Der Tenor der Veranstaltung lautete also eher Vorwärts – wie auch immer: „Was kommt? 

Auch die zuletzt von Bankenseite viel beschworene Moral sollte zur Sprache kommen.

Der Eindruck zurück zum „Business as usual“ ist durchaus angebracht,…

http://www.handelszeitung.ch/artikel/Unternehmen-_Ohne-die-grossen-Banken-geht-nichts_602155.html 

… der sich vielen Beobachtern und der Öffentlichkeit angesichts von bereits wieder sprudelnden Boni-Zahlungen aufdrängt – wenige Monate nach dem Fast-Zusammenbruch einer ganzen Branche.

Und Privatbanker Friedrich von Metzler gab schon mal die Antwort, dass die Verantwortlichen durchaus aus der Krise gelernt hätten, siehe folgendes Interview:

http://www.cio.de/news/wirtschaftsnachrichten/897495/index.html?r=555612732151529&lid=52721

Fazit: Kurzfristige Bonuszahlungen werde es aber in Zukunft nicht mehr in der Form geben. „Über Ländergrenzen hinweg wird heute diskutiert, dass die Ergebnisse der Managertätigkeit über einen Zeitraum von mehreren Jahren bewertet werden müssen und nicht, wenn kurzfristig Gewinne erzielt werden“, sagte Metzler. Es könne sogar so kommen, dass bereits ausgezahlte Boni gestrichen würden, wenn sich herausstelle, dass die Gewinne keinen Bestand hätten.

 Quelle: CIO 

Wer sich am Puls der staatlichen und nicht-staatlichen Regulierungsmaschinerie einen Überblick über die aktuelle Diskussion „Banken im Umbruch“ verschaffen will, der wird beim Handelsblatt fündig:

http://www.handelsblatt.com/unternehmen/banken-versicherungen/deutsche-banken-laufen-sturm;2454513

http://www.handelsblatt.com/unternehmen/banken-versicherungen/ackermann-will-in-deutschland-zukaufen;2454210

http://www.handelsblatt.com/finanzen/handelsblatt-kommentar/banken-bloss-nicht-einknicken;2454527

http://www.handelsblatt.com/unternehmen/banken-versicherungen/coba-gibt-milliarden-garantien-zurueck;2454729

http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/zu-guttenberg-warnt-vor-kreditklemme;2455078

Fazit: Ob die Gegenpole „Social“ plus „Banking“ wirklich zusammen passen, das scheint im Moment mehr denn je fraglich. Ein gesellschaftlich nachhaltiger Entwurf wird sicher kaum von den etablierten Banken voran getrieben werden, sondern allenfalls, wenn ein allgemeiner Bewusstseinswandel einsetzt, und die Kunden ihre Ansprüche an die Finanzwirtschaft stellen.  

Mündige und selbstbewusste Verbraucher wären die beste Voraussetzung. Offenbar haben einige zuvor in der Irreführung von Kunden sehr aktive Banken erkannt, welcher Sprengstoff hier trotz dem vorzeitig ausgerufenen Ende der Wirtschaftskrise zumindest im Bereich von Private Banking weiter schlummert. Andere Bereiche wie Hedge Fonds sind ja längst wieder auf Wachstumskurs:

http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/0,1518,647805,00.html

Aber die Gefahr lauert in einem gesellschaftlichen Paradigmenwandel. So erklärt – gerade frisch aus der Druckerpresse aber leider noch nicht online verfügbar – Franz Josef Nick, Vorstandsvorsitzender der Citibank Deutschland (jener Bank, die Anlegern gerne vorgaukelte, sie mit Lehmann-Zertifikaten in einen sicheren Hafen in der Altersvorsorge zu führen), in einem Namensartikel in der aktuellen Ausgabe (09/2009) der Fachzeitschrift „die bank“ – www.die-bank.de  folgendes:

„Es nützt nichts, die Bedeutung von Kundenwünschen zu postulieren und gleichzeitig den Vertrieb von Produkten zu incentivieren. Die Incentive-Systeme müssen künftig den Aufbau langfristiger, auf Dauer angelegter Kundenbeziehungen belohnen.“

Quelle: www.die-bank.de

Das wäre eine Revolution – Im Klartext: Die kurzfristige Abzocke und Gier nach hohen Provisionen, frei nach dem Motto „nach uns die Sintflut“ hätten ausgespielt. Demnach soll der Kunde nun so ernst genommen werden wie das Ehe- oder Lebenspartner tun. Genau, diesen Begriff  „Lebenspartner“ hat Franz Josef Nick selbst ins Spiel gebracht.

Ob diese Sinn stiftendende Ehe wohl gut geht? Starke Worte – die Institute werden jedoch an ihren Taten zu messen sein.  Gelingt die Gratwanderung zwischen „Social“ und „Banking“  nicht, das wissen auch die Strippenzieher von Private Banking Strategien in den Chefetagen, dann werden Social Communities im Netz und Kreditmarktplätze ohne Beteiligung einer Bank zu immer größeren Konkurrenten im Wettbewerb, sofern sie ihr Geschäftsmodell auf seriöse Füße stellen.

Insofern besteht das Rad der buddistischen Selbsterkenntnis zur neuen Bescheidenheit nicht in einem neuen Selbstverständnis von „Gutmenschenbank(i)er“, sondern schlicht in der Einsicht in die neuen „Sachzwänge“ des Marktes.

Die neuen Spielregeln lauten schlicht so: Autonom und selbst verantwortlich agierende Internetverbraucher lassen sich nur noch bedingt an der Nase herum führen – und in der bis dato von sich selbst verwöhnten Bankenszene nicht mehr als eine zu vernachlässigende Randgruppe abqualifizieren. Der Markt wird es schon richten, aber vielleicht anders als viele sich dies erträumten…

 

Written by lochmaier

September 10, 2009 at 7:20 am

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Wo klemmts? Der Mittelstand und die Finanzkrise

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Bekanntlich ist der Mittelstand das Rückgrat unserer Wirtschaft. Ist das allen Verantwortungsträgern klar? Wohl nicht, denn ein Briefwechsel zwischen einer Firma und der Bundeskanzlerin Merkel, den eine Tageszeitung veröffentlichte, spricht Bände:

http://www.baden-online.de/news/artikel.phtml?page_id=69&db=news_lokales&table=artikel_kinzigtal&id=7528

Natürlich stehen nicht alle Banken permanent auf der Kreditbremse, um es mit dem Schimpfen auf die überall so präsenten Kredithaie nicht zu übertreiben. Einige Kreditinstitute haben seit dem Ausbruch der Finanzkrise sogar ihr Volumen aufgestockt – glaubt man zumindest der Statistik der WGZ Bank, siehe folgendes Interview in den VDI nachrichten:

http://www.vdi-nachrichten.com/vdi-nachrichten/aktuelle_ausgabe/akt_ausg_detail.asp?cat=3&id=44447&source=aktuelle_ausgabe

Dennoch bleibt auch hierzulande der fade Beigeschmack heften, dass eine Branche nachhaltig von den niedrigen EZB-Zinsen profitiert – und noch einen drauf setzt, indem sie mit erhöhten Risikozuschlägen bei der Kreditvergabe nochmals den monetären Gewinnspagat erweitert.

Gerade kleinere Unternehmen oder Freiberufler, die unattraktiv sind für die professionelle Kreditvergabe, fallen jedoch durchs Raster. Zu wenig margenträchtig, denkt der Banker.  Und genau deshalb werden sich in nächster Zukunft neue Nischenmärkte auftun. Innovative Ideen am Puls der Zeit sind gefragt.

Ein Landwirt macht es als Öko-Unternehmer in Sachen Geldeinwerben schon mal vor, wohin es gehen kann. Schon mal was von einer „Kuh-Anleihe“ gehört, an der Sie sich beteiligen können? 

Aber lesen Sie doch selbst in der Süddeutschen Zeitung, dass solch kreative Ideen, sich auf ganz legale Weise am Markt Kapital zu besorgen, tatsächlich funktionieren:

http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/931/486348/text/

Fazit: Social Lending, die private Kreditvergabe von Mensch zu Mensch oder innerhalb einer Gruppe, ist bei entsprechender rechtlicher Absicherung nicht nur eine Blaupause für die Konsumenten, sondern wird auch im Bereich der Mikrofinanzierung Fuß fassen.

Die Banken könnten aktiv mit dem Trend spielen, statt nur auf die gesellschaftliche Entwicklung vom hohen Adelsthron herunter zu blicken.

Wenn man dann beim Bankenverband noch nachliest, dass sich das Vertrauen in die Branche längst wieder stabilisiert hat:

http://www.bankenverband.de/channel/101416/art/2792/index.html

… demgegenüber aber andere und sicherlich wesentlich unverdächtigere Studien zur Kenntnis nimmt, die das wahre Gesicht der strukturellen Krise in der Branche aufzeigen:

http://www.faktenkontor.de/presse/Finanzkrise-Wechselwelle-enttaeuschter-Bankkunden-noch-nicht-vorbei/

… dann wird deutlich, welches Potenzial die Menschen als einzelne und in unterschiedlichen Nutzergemeinschaften in der Hand halten, wenn sie ihre Geldgeschäfte in die eigene Hand nehmen.

Written by lochmaier

September 7, 2009 at 3:03 pm

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