Social Banking 2.0 – Der Kunde übernimmt die Regie

Commerzbank reloaded: Wie eine neue Online-Marke (ohne Kundenbeteiligung) entsteht

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TheFinancialBrand berichtet ausführlich darüber, wie die verantwortlichen Werbedenker der Commerzbank seit der Übernahme der Dresdner Bank an einem neuen Image feilen – sprich, es gilt zunächst mal das Logo komplett zu redesignen und „rebranden“, wie es heute im Fachjargon wohl so heißt:

http://thefinancialbrand.com/2009/12/16/commerzbank-dresdner-logos-brand/?utm_source=feedburner&utm_medium=feed&utm_campaign=Feed%3A+thefinancialbrand+%28The+Financial+Brand%29

Sieht irgendwie recht putzig aus das neue Logo. Ob da wohl bei den Kunden neue Glückshormone entstehen? Beteiligt sind sie ja kaum. Zum Vergleich: Der Online-Kreditauktionator Smava hat den neuen Marktslogan von der Community inspirieren lassen. Das Ergebnis trifft den Zeitgeist sicherlich mehr, als wenn das eine Agentur von oben herab nach einem glatt gebürsteten Pitch erledigt hätte. Jetzt wirbt Smava mit der Unterzeile „Kredite ohne Klemme“, davon könnte sich auch die Commerzbank eine kleine Scheibe abschneiden.

Aber die Großbanken haben vielleicht gerade ein paar andere Sorgen, sie fürchten vielmehr Kreditausfälle bei Unternehmen in Höhe von 75 Mrd. Euro, berichtet Spiegel online:

http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/0,1518,670108,00.html

Eine etwas andere Sichtweise zu der Problematik legt der Leiter des Politikressorts der Financial Times Deutschland, Andreas Theyssen, an den Tag. Er findet mit einiger sachlicher Berechtigung, „dass die Banken geknebelt“ werden sollten, und auch deren Risiko weh tun muss, sprich sie sollen Verluste künftig nicht nur sozialisieren und elegant an den Steuerzahler weiterreichen dürfen:

http://www.wissen.de/wde/generator/wissen/services/nachrichten/ftd/PW/50056015.html

Was hat das mit dem Markenauftritt der Commerzbank zu tun? Genau, nicht viel, und darin liegt das Problem, das Prozedere die Marke zentral gesteuert in den Chefetagen unter Beteiligung der hochkreativen Werbeszene (jedem sei sein Job gegönnt) auszuhandeln, wirkt heute fast schon antiquarisch, und hat kaum mehr etwas innovative. Wo ist eigentlich der Kunde in diesem Markenspiel?

Ganz nebenbei erwähnt werden soll an dieser Stelle auch, dass die Commerzbank, was die Nutzung von sozialen Medien in der direkten Kundenkommunikation angeht, ein absolutes Schlusslicht darstellt, wenn man sich mal die vielen Internetseiten anschaut, die die Bank so alle betreibt. Wir wollen bloß kein direktes Feed back zu unseren Produkten generieren und einholen, lautet die versteckte Botschaft.

Im Gegensatz dazu versucht es die Deutsche Bank wenigstens ab und zu mal, mit dem Kunden via Social Media – allerdings weitgehend per Einbahnstraßenschleife – in Kontakt zu treten, wie ich hier beleuchtet habe.

Bei der Commerzbank setzt man aber definitiv auf eine vermutlich teure und zentral gesteuerte Werbekampagne, über deren Fortgang wir sogar live in Szene gesetzt werden. Wie das Dresdner-Commerzbank-Logo entsteht, das alle Filialen bereits im zweiten Quartal 2010 übernehmen werden, das verdeutlicht nämlich ein Macher-Video auf Youtube:

Written by lochmaier

Januar 5, 2010 um 8:15 am

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5 Antworten

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  1. Wow. Das Video ist echt sehr lehrreich. Wollte schon immer mal den Marken Experten über die Schulter schauen. Mehrere Monate hat man also gebraucht, um das Dresdner Bank Logo neu einzufärben. Oder habe ich da was falsch verstanden?
    Gut auch, dass man nicht im Elfenbeinturm entwickelt hat und auch die Marktforscher etwas verdienen durften. So sind die Staatshilfen sicherlich gut investiert. Hätte man nicht noch den Bundesadler noch mit in das Logo aufnehmen können.
    Hätte mir nur noch gewünscht, dass die Experten im Film imposante Hüte getragen hätten, um der Sache noch mehr Würde zu geben. Mehr Zitate von Marken Experten oder Professoren hätten mir auch gefallen.
    Ein grosses Lob an die Commerzbank. Alles richtig gemacht. Es ist eben noch immer gut gegangen, wie der Kölner allerdings auf Kölsch zu sagen pflegt.

    Boris

    Januar 5, 2010 at 7:56 pm

  2. Nachdem der neue Markenauftritt der Commerzbank bei mir etwas gesackt ist, macht sich insgesamt doch etwas Enttäuschung breit. Ich habe nach dem Riesen-Merger irgendwie mehr von der neuen Marke erwartet.

    Die Bildmarke lasse ich mal außen vor, die ist zwar nicht besonders innvoativ, aber sehr naheliegend und wird so auch funktionieren. Eine ganz andere Meinung habe ich aber zu der Wortmarke „Gemeinsam mehr erreichen“. Ein Rundblick in die deutsche Bankenlandschaft hätte schnell gezeigt, dass das Thema Gemeinsamkeit schon von der DZ Bank gut besetzt ist. So lautet der Claim beim Spitzeninstitut der Genossenschaftsbanken folgerichtig „Zusammen geht mehr“.

    Ich persönlich habe den Beraterbank-Ansatz der Dresdner als sehr prägend und wertig wahrgenommen. So hätte ich auch vermutet, dass die Commerzbank die Marktposition „Beraterbank“ übernimmt und weiterspinnt. Jetzt ist es aber eine ganz andere, weniger klare Positionierung geworden.

    Thomas

    Februar 14, 2010 at 11:16 pm

  3. […] von Thomas Hönscheid, dem Autor der Internetseiten www.direktbank-marketing.de, der den neuen Markenauftritt der Commerzbank wie folgt kommentiert: Nachdem der neue Markenauftritt der Commerzbank bei mir etwas […]

  4. […] Einstiegsfenster dazu empfehle ich meinen früheren Beitrag Commerzbank reloaded: Wie eine neue Online-Marke (ohne Kundenbeteiligung) entsteht. Das ist nun wirklich schade. Mein damaliges Fazit, an dem sich kaum etwas geändert […]


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