Social Banking 2.0 – Der Kunde übernimmt die Regie

Bankenwerbung: Zu schön, um wahr zu sein

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Neulich in der Glotze und jetzt auch auf unzähligen Straßenplakaten ist ihr lässiger Laufstil zu bewundern: Kurz vor der ARD-Tagesschau joggt Lena Kuske immer wieder mal durchs Bild. Sie ist einfach zu schön, um wahr zu sein. Oder, um es präziser auszudrücken: Bankenwerbung ist einfach zu schön, um wahr zu sein.

Gestern diskutierte ich mit Studierenden der Kunsthochschule Berlin-Weißensee die Frage, ob und wie Banken durch die Finanzkrise und neue Geschäftsmodelle auch ihre visuelle und kommunikative Außendarstellung ändern. Die Skepsis überwog, dass hier alter Wein in neue mediale Schläuche gefüllt wird. So joggt Lena Kuske elegant und in voller Aktion durchs Bild, wobei ihr genug Atem bleibt, das Bankwesen nochmal rhetorisch neu zu erfinden:

Zwei der Printmotive.

In einem früheren Beitrag habe ich die elegant durchs Bild laufenden Werbebotschaften bereits genauer unter die Lupe genommmen: Offener Brief an Lena Kuske.

Und jetzt auch noch das: Commerzbank-Chef Martin Blessing fliegt wie Bischof Tebartz-van-Elst nur allzu gerne erster Klasse auf Staatsgeld, wie Spiegel online berichtet. Für die Werbestrategen ist das schon eine gewaltige Herausforderung. Aber auch diesen konzeptionellen Spagat wird die Branche noch meistern.

Wir wussten es schon immer: Steuerzahler haften für Banken, die wiederum auf unsere Kosten Werbung im Fernsehen machen, für die wir erneut zur Kasse gebeten werden. Da sagt sich der mündige Kunde: Die Commerzbank gehört doch sowieso (fast) uns, warum dürfen wir dann die Werbespot nicht gleich selber mitgestalten?

Früher gab es mal den Werbespot der Deutschen Bank – Leistung aus Leidenschaft. Kommt wieder in Mode. Denn diese Idee will Co-Chef Jürgen Fitschen jetzt mit einem neuen Co-Creation-Ansatz wiederbeleben: „Wir wollen das sein, was man einen ehrbaren Kaufmann nennt“, ließ er über ein Interview im Magazin Brandeins verkünden.

Und jetzt auch das noch: Für die Fotoserie „Dahinter steckt immer ein kluger Kopf“ der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (F.A.Z.) lässt sich Bundesbankpräsident Jens Weidmann im Kontrollraum eines Spielcasinos ablichten – verborgen hinter einer Ausgabe der F.A.Z.

Jens Weidmann hinter einer Ausgabe der "FAZ"... (Bild: FAZ/Scholz & Friends/Hans Starck)

Bild: FAZ/Scholz & Friends/Hans Starck

Eine wirklich hübsche Idee. Dieser trendigen Zeitgeistwerbung für die Bundesbank als einem der neuen „Finanzmaster-of-the-Universe“ neben der EZB (und ganz nebenbei auch für die FAZ) gibt es fast nichts hinzufügen.

Außer vielleicht den Werbespot der Comdirect Bank: „Wir wissen, dass wir nicht das Wichtigste in Ihrem Leben sind!“ Angesichts wegbröckelnder Gewinne beim Mutterkonzern der Commerzbank wird man trotz guter Ergebnisse eben auch in den Werbespots bescheidener, und die Tochter kann sich einfach nicht wirklich von der Mutter lösen, berichtet horizont.net.

Damit sind wir bei der letzten Stufe der hohen Erkenntnistreppe: Wer kennt ihn nicht, den Werbespot vom Sportkleidungshersteller Schöffel. Er enthält nützliche Botschaften für die allzu sehr von der Bankenwerbung in Beschlag genommenen Zuseher.

Hier der Werbespot in voller Länge:

Und was lernen wir daraus?

An alle verwirrten Risikojongleure und aus dem Tritt geratenen Chancenoptimierer!

An alle heimlichen Vermögensminderer und immer noch radikale Provisionsvermehrer!

Ich bin raus.

Macht erst mal ohne mich weiter.

Bis mehr Glaubwürdigkeit in Eure Bankenwerbung Einzug hält, in der Kunden und Mitarbeiter nicht nur als hübsch inszenierte Filmkulisse missbraucht werden.

Sonst müsste ich Euch immer wieder die rote Karte zeigen.

Written by lochmaier

Oktober 29, 2013 um 12:28 pm

Veröffentlicht in Uncategorized

2 Antworten

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  1. Interessant verfasster Artikel, der duch die sarkastische Schreibweise erst seinen richtigen Touch erhält.
    Was den Inhalt anbelangt, da kann man nur sagen, absolut getroffen! Das Vertrauen an unsere Banken nimmt wohl immer weiter ab, und zwar nicht nur wegen deren Werbespots. Man darf gespannt sein wie sich das entwickeln wird.

    Mario

    Oktober 29, 2013 at 2:12 pm

  2. Muss mich dem Vorkommentator da anschließen. Aber auch die Banken merken diese Kehrtwendung. In Deutschland weniger als in USA etc. Dort gibt es schon Bankalternativen durch diverse FIntech Startups, die Banking und Service auf ein neues Level bringen. Hierzulande fehlt glaube ich den meisten Menschen das Vertrauen in etwas Neues.

    Thomas Riegel

    Februar 6, 2015 at 2:04 pm


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