Social Trading (Teil VI): Interview mit Investtor
Neben der bereits vorgestellten Plattform wikifolio gibt es den im Beitrag zuvor bereits vorgestellten „Mitmachfonds“ von Investtor. Mitgründer Michael Thaler erteilt Auskunft über den Stand der Dinge.
Social Banking 2.0: Was hat sich seit Gründung von investtor geändert, was bleibt gleich?
Michael Thaler: INVESTTOR Mitmachfonds ist Deutschlands Erster Mitmachfonds, bei dem die Anleger aus einem definierten Anlageuniversum mitbestimmen können, welche Aktien in den Fonds investiert werden. Diesem Grundsatz sind wir seit dem Beginn im Juni 2010 treu geblieben.
Etwas vereinfacht haben wir die Abstimmungstechnologie, zudem sind wir dabei Anleger mit nachweislich guten Abstimmungen höher zu gewichten – also eine Kombination aus Qualität und Quantität.
Insgesamt haben wir nun mehrere hunderttausend Abstimmungen – und die Ergebnisse ermutigen uns, dass wir in die richtige Richtung unterwegs sind.
SB 2.0: Wie viele Kunden und Kapital sind unter Management?
Über 100 aktive Teilnehmer und rund € 2 Mio. AuM.
SB 2.0: Wie grenzt sich das Modell gegen andere Plattformen wie (vor allem) wikifolio, aber vielleicht auch eToro oder Ayondo ab?
Auf Grund des vorausgewählten Anlageuniversums (Blue-Chip weltweit) können Anleger bei uns von einer vergleichsweise stetigen Wertentwicklung ausgehen. Zudem wird die Grundidee: Viele zusammen wissen mehr als ein Einzelner eigentlich außer vom Mitmachfonds nur in Ansätzen von dem neuen Sharewise Fonds gelebt.
Das ist m.E. ein grundsätzlich anderer Ansatz als die Deutschland sucht den Superstar-Plattformen wie bei wikifolio. Wie beim Original werden hier m.E. teils mit hohem Risiko neue Sternchen aufgebaut, die aber wohl meist genauso schnell wieder verglühen. Lasse mich gerne eines Besseren überzeugen, aber für uns, die aus der Vermögensverwalterwelt kommen, dass ist nicht unsere Welt.
SB 2.0: Kurz, wie sieht investtor ein erfolgreiches Social Trading?
So traurig es für den Investor ist, aber um an der Börse erfolgreich zu sein, brauche ich mit meinen Aktienunternehmen auch etwas Geduld. Von der guten Idee bis zur Umsetzung benötigt ein Management teils mehrere Jahre. Irgendwann auf dem Weg zum Ziel entdecken die Börsenteilnehmer den potentiellen Mehrwert. Unser Ziel ist es, bei spannenden Themen möglichst frühzeitig dabei zu sein. Unser Ansatz: Zusammen wissen wir mehr als ein Einzelner leben gerade von den vielen Augen und Ohren, die täglich auf der Suche nach diesen Produkten und Unternehmen sind.
Anders gesagt – wir wollen mit unserem Ansatz – zunächst gute Anlageideen im realen Wirtschaftleben entdecken – etwas was ein Einzelner, welcher nur den historischen Chart vor Augen hat – leicht mal übersieht. Das sehen wir als unseren technologischen Vorsprung vor dem Markt.
SB 2.0: Irrt die Masse tatsächlich seltener als Individuen, schließlich gewinnt an der Börse nicht die Masse, sondern nur wenige?
Unser Ansatz zielt tatsächlich auf Aktien, die von verschiedenen Investoren als Kauf bestätigt werden. Das Resultat ist tatsächlich wie vorgesehen: Wir haben eine deutlich niedrigere Volatilität (Schwankungsbreite) im Fonds, als der gesamte Aktienmarkt (DAX oder MSCI World). Dafür ist die Rendite etwas geringer, wächst aber verlässlich an.
Nehmen Sie eine Analogie aus dem Immobilienmarkt: Der Konsens würde Ihnen raten, eine Wohnimmobilie in München oder Hamburg zu erwerben. Sie werden damit höchstwahrscheinlich keine gigantische Rendite erzielen, wie Sie vielleicht in Wolfsburg möglich wäre, aber Sie können mit großer Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, nicht auf die „Schnauze zu fliegen.“
Wir sind der festen Überzeugung, dass die Mehrheit der Anleger gar nicht bereit ist, das Risiko zu tragen, um den nächsten 100% auszumachen, worum es mir, aber auch vielen etablierten Anlegern geht, ist gute Unternehmen zu finden, die verlässliche Wertaufbewahrungsorte sind und wo immer wieder ein paar Prozentpunkte drauf wachsen.
SB 2.0: Wie also sieht Ihr Faktencheck der Philosophie von James Surowiecki aus?
Wenn es um verlässliche Prognosen geht ist die Masse m.E. nahezu unschlagbar, wem es um die Aktienüberraschung des Jahrtausends geht, der braucht vor allem eine ganze Menge Glück und eine hohe Risikobereitschaft.
Interview: Lothar Lochmaier
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