Social Banking 2.0 – Der Kunde übernimmt die Regie

Quo vadis Finanzblogs (Teil I) – Die Marktanalyse

with one comment

Passend zur Verleihung der Finanzblog Awards in Berlin auf der re:publica beleuchte ich die Zukunft dieser informellen Mediengattung in einer mehrteiligen Serie. Wer mischt denn da mit? Unternehmen, Journalisten, Quer- und Vordenker und … und…. und…

Erster Teil: Wandert die Wirtschaftszeitung demnächst ganz ins Netz?

Es ist schon eine schleichende Revolution, wenn die Zeitung plötzlich fast vollständig zum digitalen Bandwurm mutiert. Am Beispiel des Handelsblatts skizziert der Nachrichtendienst finanznachrichten.de den Wandel in der Medienbranche. Denn die digitale Tageszeitung des Handelsblatts erscheint seit Anfang März immerhin drei Mal am Tag als neue iPad-Applikation, angereichert mit Videoformaten, Realtime-Kursen und einem personalisierten Informationszugriff.

Folgt man den Ausführungen der Blattmacher, wird der komplette Produktionsprozess nun sukzessive auf den digitalen Fußabdruck umgepolt. Für die einen ist dies nur eine logische technische Evolution, für Andere macht es den Wandel zur vernetzten Wirtschaftskommunikation „in Echtzeit“ sichtbar. Aber auch die Inhalte ändern sich: Zu den wichtigsten Funktionen der App vom Handelsblatt gehören ein Branchenmonitor, der aktuelle Infos und detaillierte Hintergrundberichte für alle wichtigen Wirtschaftszweige liefert, moderne Infografiken, ein Marktdatencenter mit Realtime-Kursen sowie die Rubrik „Zweite Meinung“ mit Positionen anderer Zeitungen.

Auch dieser Schritt signalisiert zwar nicht den kompletten Bruch mit der gedruckten Zeitungsausgabe und den klassischen Prinzipien des „Blattmachens“, unterstreicht aber die schrittweise vollzogene Öffnung nach außen. Wer die Veränderungen in der Medienbranche in den größeren Kontext einordnet, wird unschwer feststellen, dass das Internet nicht nur die größte Innovation seit dem Buchdruck darstellt. Deutlich ist vielmehr auch, dass die Öffentlichkeitsarbeit von Unternehmen einem schleichenden Wandel unterliegt.

Alte Medienformate müssen sich den neuen Nutzergewohnheiten anpassen, neue Spieler betreten das Terrain. Deutlich wird dies am Beispiel von Finanzblogs, die in Geldfragen als Vorreiter in die neue Welt der vernetzten Wirtschaftskommunikation hinein fungieren. Aufgrund ihres persönlichen Stils und ihrer (meist) klaren Sprache haben Blogger ein leichtes Spiel, um gegenüber einem meist unverständlichen „Fachkauderwelsch“ in der Finanzkommunikation in eine offene Flanke hinein zu stoßen.

Betrachten wir diesen informellen Markt etwas differenzierter. Welche Blogs gehören derzeit zu den Top 100? Mit dieser Fragestellung beschäftigen sich die Wissenschaftler vom Hasso Plattner Institut (HPI) in Potsdam. Die Antwort soll der Leser künftig per Mausklick binnen Sekunden erhalten. Mit schnellen Informationen und Kommentaren zu aktuellen Tagesereignissen habe die Blogosphäre, also die Welt der Weblogs, die unzählige Blogger mit ihren Internet-Tagebüchern geschaffen haben, eine wichtige publizistische Wirkung entfaltet, betont das HPI. Die neue Meinungsmacht spürten deshalb vor allem Unternehmen, Politiker und Journalisten. Weil Weblogs einfach zu speisen und untereinander stark vernetzt seien, verbreiteten sich deren Inhalte weltweit rasant, bilanzieren die Wissenschaftler.

Geprägt hat das Hasso Plattner Institut dazu den neuen Begriff: Blog Intelligence. Nun möchten die Wissenschaftler alle Weblogs technisch erschließen, inhaltlich untersuchen und visualisieren. Man darf gespannt sein, welchen Mehrwert die Informationsforscher hier zu den unzähligen im Netz verfügbaren Blogübersichten und Rankings bieten, gerade auch mit Blick auf die hier zu behandelnde Spezies der „Finance Blog Intelligence“.

Wer bloggt denn da draußen?

Es sind Finanzfachleute, Unternehmensberater, Journalisten, Zukunftsforscher, aber auch Menschen aus ganz unterschiedlichen Branchen und Kontexten, die ihre Stimme zu Finanzfragen im Netz erheben. Kein Unbekannter ist beispielsweise der Finanzjournalist Felix Salmon, der auf den Internetseiten des Nachrichtendienstes Reuters  ein lesenswertes Format betreibt.

Der weltweit bekannteste Blog eines Ökonomen aber dürfte derjenige von Paul Krugmann sein. Dabei darf man aber eines nicht vergessen. Erstens: Der Wirtschaftswissenschaftler hat einen Nobelpreis gewonnen, was die Sache enorm erleichtert. Zweitens: Krugmann agiert auf einer Unterseite der renommierten Zeitung New York Times, was die Reichweite drastisch erhöht.

Die Liste relevanter Meinungsführer unter den Finanzblogs soll aber hier nicht weiter fortgeführt werden. Denn im Guten wie im weniger Guten, sowieso kommt mit fünf- bis zehnjähriger Zeitverzögerung alles zu uns, aus dem Land der (fast) unbegrenzten Möglichkeiten. Und dann hat es jeder schon vorher gewusst, dass es so kommen musste, und war natürlich von Anfang an dabei, obwohl erst vorgestern das Neue im Netz noch kritisch beäugt oder gar verdammt worden ist. 

Also: Auch in Deutschland befinden sich Finanz- und Wirtschaftsblogs im Aufwärtstrend. Deren Stellung als Meinungsmacher und Multiplikatoren wächst, noch etwas eingeklemmt in der Rolle zwischen Außenseiter und Avantgarde. Sie können die Leit- und Massenmedien medien zwar nicht ersetzen, ihnen von der Seitenlinie aus aber frischen Schwung verleihen.

Mit anderen Worten: So manches bislang unentdeckte spannende Format wartet wie eine Goldmine darauf, irgendwann entdeckt zu werden. Meist unterhalb der Rubrik „Wirtschaftsblogs“ einsortiert, befindet sich dabei eine Reihe von Blogs, die sich spezifisch mit der Welt von Banken und Finanzen auseinandersetzen. Denn Kästchen- und Schubladendenken hat (nicht nur) in Deutschland Tradition.  Aber das Neue setzt sich irgendwann immer durch.

Kurz: Wirtschafts- und Finanzblogs wachsen auch hierzulande weiter, qualitativ wie quantitativ. Irgendwann kapiert es auch der letzte Ewig-Gestrige, dass da nicht nur blutige Amateure bloggen. Das zeigt schon das Lebensalter der Protagonisten, denn in der Regel ist ein gewisser beruflicher wie privater Erfahrungsschatz beim Schreiben übers das Thema Geld von Vorteil. Im Kontrast zu Mode-, IT- oder Lifestyleblogs. Wer sich intensiver darüber informieren will, ob es sich hier um Breiten-, und/oder Spitzensport handelt, dem sei die morgige Podiumsdiskussion auf der re:publica (Stage 5, 16 Uhr) empfohlen:

Finanzblogs: Intellektuelle Elite oder verständliches Massenmedium?

Written by lochmaier

Mai 5, 2013 um 8:14 am

Veröffentlicht in Uncategorized

Eine Antwort

Subscribe to comments with RSS.

  1. […] Social Banking 2.0: Quo vadis Finanzblogs (Teil I) – Die Marktanalyse […]


Hinterlasse einen Kommentar