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USA im Öl- und Gasrausch: Mit Fracking zurück in die Energie-Steinzeit – Folgt Deutschland dem Trend?

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USA kann dank shale gas auf die große Ökorevolution verzichten

Die wichtigste Nachricht lautet deshalb: Das Zeitalter der Ausbeutung globaler Schiefergasvorkommen hat begonnen. Dabei handelt es sich Erdgas und Öl, die in tieferen Gesteinsschichten in der Erde gespeichert sind. Bislang war es technisch schwierig und teuer, diesen unterirdischen Speicher anzuzapfen. Das hat sich mit dem Fracking geändert. Mehr dazu in einer kleinen Übersicht via Wikipedia, einschließlich der Risiken und Nebenwirkungen dieser keineswegs ungefährlichen Gewinnungsmethode.

Der technische Fortschritt macht die erneuerbaren Energien aber gerade im Land der unbegrenzten Möglichkeiten neben neu aufgespürten Öllagerplätzen im großen Maßstab schlicht überflüssig.

Die bis dato geltenden Wirtschaftlichkeitsberechnungen für die bislang tragenden Säulen in der US-Energiewende scheinen damit Makulatur. Warum sollte man Kostenfortschritte und Effizienzgewinne abwarten, wenn Öl und Gas um ein Vielfaches rentabler sind.

Worum geht es konkret? Das Land verfügt über gigantische Vorkommen. Einige sagen,  immerhin doppelt so viel wie die Gasproduktion in Russland seit 1990. Der Traum von der energieautarken Supermacht hat sich dadurch neu belebt.

Mitt Romney hat übrigens dazu schon vor der verlorenen US-Wahl gesagt, die Europäer könnten sich ja ihre Umweltbedenken zum Fracking leisten, wenn sie stattdessen dann die Energie von Amerika aus „einkaufen“. Aber es gibt auch Bestrebungen von Konzernen, das Verfahren im großen Stile in Europa anzuwenden.

Deutlich abzulesen in den USA ist der Trend an den fallenden Gas- und Strompreisen, die in den letzten Jahren um drei Viertel gesunken sind. Die Industrienation atmet auf. Nach Jahren der Depression gibt es nun einen Silberstreif am Horizont. Wen scheren da Bedenkenträger bei Umweltfragen noch, die gerade beim „Fracking“ durchaus ihrer Berechtigung haben.

Angesichts dieser Entwicklung hätte es fast keinen Unterschied gemacht, wer die politische Führung nach der US-Wahl übernommen hätte, ob Barack Obama oder Mitt Romney. Allenfalls in Nuancen scheint deren Programm zu variieren. Während Obama die Förderung der erneuerbaren Energien nicht so drastisch auf den Prüfstand stellen mag wie sein Widersacher, so votierte Romney bereits vor der Wahl vehement für fossile Energien. Die erneuerbaren sind eben doch was für ökologische Kleingartenzüchter.

Die Republikaner sind über gesetzliche Regelungen dazu bereit, die Förderung neuer Öl- und Gasvorkommen auf jegliche Art und Weise zu erleichtern. Auch wenn dafür Umweltinteressen gegenüber der Industrie zurückstehen.

Andererseits lässt sich dem entgegen halten, dass es sich bei Schiefergas um eine deutlich umweltfreundlichere Alternative als den CO2-Hauptverursacher Kohle handelt. Für deutsche Ohren klingt diese Beweisführung fast schon „pervers“.

Fracking: Deutschland als „Umweltwächter“?

Denn hierzulande haben viele Gemeinden und Kommunen sich bereits vehement gegen das Fracking ausgesprochen, siehe das aktuelle Beispiel Bodnegg in Süddeutschland. Auch ein Teil der Industrie zögert, vorsichtig formuliert.  Der vorläufige Fehlschlag mit ambitionierten Förder- und Lagermethoden wie den unterirdischen CO2-Speichern (Carbon-Capture-Storage) sitzt vielen noch im Nacken.

Deshalb wird in Europa die öffentliche Debatte um das Fracking, so lautet im Fachjargon das gängige Verfahren der Schiefergas-Förderung, deutlich intensiver und kontrovers geführt. Immer wieder machen Bilder von Wasserhähnen die Runde, die plötzlich Feuer fangen, sobald das Wasser heraus strömt.

In einer offiziellen Pressemitteilung sah sich gestern sogar der Verband kommunaler Unternehmen e.V. zu einer klaren Stellungnahme genötigt: Die Erschließung unkonventioneller Gasvorkommen dürfe auf keinen Fall zu einem Risiko für die öffentliche Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung führen.  

Da brodelt es in den eigenen Reihen. Mit der flächendeckenden Erschließung von Schiefergas könnte eine neue Dimension von Risiken entstehen, so der VKU weiter. Eine potenzielle Gefährdung für Grund- und Trinkwasservorkommen sei nicht auszuschließen. 

Neben den natürlichen Bohrrisiken müssten deshalb insbesondere der Einsatz und Verbleib von Chemikalien und die umweltgerechte Entsorgung des stark belasteten Flowback (Lagerstättenwasser) genauestens geklärt werden. Hier sei jetzt beim Fracking in Deutschland die Politik gefordert.

Fazit: Wieder einmal sind die Unterschiede zwischen den USA und Deutschland in, sagen wir einer zentralen „fortschrittsphilosophischen“ Frage gravierend, bedingt auch durch die jeweiligen geographischen Rahmenbedingungen.

Aber auch in den USA tobt eine Art medialer Schlacht, inklusive der Speerspitzen von Super-Hollywood-Promis, zur Frage, welchen Umweltpreis der Fortschritt via Fracking-Gasgewinnung haben darf, nachzulesen etwa im Schweizer Tagesanzeiger: Matt Damon versetzt US-Gaslobby in Alarmstimmung.

Kurzum, man kann das Thema Fracking und den zweiten Goldrausch mit Blick auf die „Energiewende“ in den USA so pointieren, wie es meine aktuelle Kolumne auf dem Wallstreetjournal andeutet:

WSJ: Obamas Energiewende – Fracking rauf, Erneuerbare Energien runter 

Noch ein kritisches Video dazu: Fracking Hell – The untold Story

Abschließend noch ein kleines „Propaganda-Video“ der Öl- und Gasindustrie, die zeigt, wie harmlos und umweltverträglich die Methode des Frackings ist:

Written by lochmaier

November 22, 2012 um 4:48 pm

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