Social Banking 2.0 – Der Kunde übernimmt die Regie

Finance 2.0: Tod der Demokratie oder der Finanzoligarchie?

with one comment

Das interaktive Web biete Raum für kreative Finanzidienstleistungen, textet die Schweizer Handelszeitung unter der Überschrift Finance 2.0: Gefahren der Demokratie.  Einerseits wird zwar zugestanden, dass das Web 2.0 die Allmacht der Banken brechen könne. Am Ende jedoch dominiere auch bei den vermeintlichen Alternativen der Herdentrieb, der neue Fehlentwicklungen begünstige.

Stimmt das wirklich? Denn die Finanz- und Staatsschuldenkrise hat ja gezeigt, dass die kollektive Schwarmintelligenz der konventionellen Finanzindustrie durchaus optimierungwürdig ist. Wer sich z.B. für die Aktienanlage interessiert, sollte bei Mr. Market nachlesen, wie weit sich der teils naive Kleinanleger bereits in der Hand von Algotradern befindet, die versuchen, jede konzeptionelle Schwäche der privaten Käufer auszunutzen. 

Fragen darf man somit: Vielleicht sind gewisse Fehlentwickungen in der „Finance 2.0“ auch von Produktpiraterie, Trojanischen Pferden und U-Booten seitens der alten Finanzindustrie mit verursacht.

Bleiben wir deshalb lieber auf dem Boden und versuchen das Thema jenseits von Plattitüden auszuleuchten, ob wir es hier bei der Finance 2.0 nicht etwa mit altem Wein in neuen Schläuchen zu tun hätten. Machen wir es kurz: Alles Neue ist nicht automatisch besser als das Alte, und alles Alte ist nicht automatisch gut, nur weil es seit langem existiert. 

Noch Fragen? Die Wahrheit liegt also immer zwischen den Extremen, und genau hier findet die Innovation von den Rändern den Weg in die Mitte der Gesellschaft. So auch bei den Banken.

Natürlich gibt es auch im Netz das eine oder andere windige neue Geschäftsmodell. Jedoch haben vor allem die alten Eliten ein großes Interesse daran, die neuen Geschäftsmodelle als Schmuddelkinder zu diskreditieren, denen man doch nicht folgen dürfe wie die Menschen dem Rattenfänger von Hameln. Vielleicht sind ja gerade jene, die das behaupten, die Rattenfänger selbst … Bleiben wir deshalb abseits von blinder Schwarz- und Weißmalerei.

Ich sehe die Innovation ohnehin primär vom „marktgetriebenen Standpunkt“ aus. Was ist der Markt? Die Menschen, die daran teilnehmen. Ändern sie ihr Verhalten, ändert sich auch der Markt. Das passiert bereits jeden Tag, das Internet ist eine gewaltige Partizipationsmaschine mit allen Chancen, Risiken und Nebenwirkungen.

Nehmen wir zum Beispiel einige neue Spieler, die unter dem Label „Mitmachbank“ an den Start gehen. Hier besteht einerseits die fast inflationäre Gefahr der Überhitzung, als Referenz mag hier das neue Schweizer Modell eny lab oder das neue Portal Cash dienen. Oder auch die deutsche Plattform kredito.de, die sich ähnlich wie das britische Vorbild wonga.com der „Turbokreditvergabe“ widmet.

Mikrokredite: Das Portal kredito.de steht in der Kritik 

Im Klartext: Am Ende kommt es nicht auf das äußere Erscheinungsbild an, ob also etwas cool, hipp, in und trendy ist. Es zählt der praktische Nutzwert, zu dem auch die intelligente aber auch bodenständige Art und Weise gehört, wie ein Geschäftsmodell die Stakeholder virtuell verdrahtet. Hier werden sich auch die Neuen beweisen müssen.

Ich möchte hier nicht allzu sehr in die Detailanalyse gehen, aber wer die Leserkommentare zu kredito.de unter dem Fachartikel bei deutsche-startups  akribisch und nicht nur oberflächlich nachvollzieht, der erahnt die Herausforderungen, mit denen kundenzentrierte Modelle der Marke Finance 2.0 und Social Banking (2.0) konfrontiert sind. Unbedingt lesen sollt man auch die ebenso drastischen Kommentare zu kredito.de auf Gründerszene.

Kontroverse um Kredito: Mikrokredite ohne Schufa – Marktlücke oder moralischer Bankrott

Geld leihen - schnell und unkompliziert!

Turbokreditvergabe: Wie viel Gebühren verträgt der nur äußerlich coole Darlehensnehmer?

Fazit: Wer mein vor zwei Jahren erschienenes Buch Die Bank sind wir aufmerksam gelesen und verarbeitet hat, der ist auf die neue Finanzwelt zwischen Schwarz- und Weißmalerei gut vorbereitet – und verliert nicht den Blick für das wesentliche Detail, um zwischen Hype und einem wirklich spannenden Zukunftsmodell zu unterscheiden.

Fakt ist aber auch, die Peanuts-Revolution – ganz von den Bedürfnissen des „Markts“ und der Nutzer angetrieben – sie wird weiterhin anhalten. Um aber mehr zu generieren als eine hippe Marketingfassade, bedarf es seriöser Geschäftsmodelle, die nicht nur neues Blendwerk verkaufen, sondern einen fairen Kompromiss zwischen den unterschiedlichen Parteien darstellen.

Written by lochmaier

März 26, 2012 um 7:18 am

Veröffentlicht in Uncategorized

Eine Antwort

Subscribe to comments with RSS.

  1. […] Finance 2.0: Tod der Demokratie oder der Finanzoligarchie? […]


Hinterlasse einen Kommentar