Social Banking 2.0 – Der Kunde übernimmt die Regie

Stiftung Warentest: Wie funktioniert eigentlich das Geschäftsmodell?

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Interessiert hat mich die Frage, wie die Stiftung Warentest eigentlich ihr Geld verdient, schon immer. Überall kleben die schönen Testetiketten drauf, im Supermarkt schauen viele Verbraucher hin, und wenn ein „gut“ durch die oberste Verbraucherinstanz vergeben drauf steht, ist man oder frau eher geneigt, das Produkt in den bunten Warenkorb zu legen. 

Das gilt erst recht für Finanzprodukte, wo ohnehin keiner mehr durchblickt und hände rigend nach Orientierung sucht. Angeblich „neutrale Vergleiche“ hinken gerade bei komplexen Varianten oftmals auf einem Bein, zudem lassen sich Äpfel und Birnen kaum vergleichen. Gelegentlich mutet das zelebrierte Testergebnis wie eine Volkserziehungsmaßnahme zum biederen Durchschnittskonsumenten an.

Sprich, wenn ein Finanzprodukt bewertet werden soll, kann man zwar die Richtung als Entscheidungshilfe vorgeben, aber letztlich muss der Kunde selbst entscheiden – und auch die Konsequenzen tragen. Das tut beim Thema Geld besonders weh. 

Für jene, die bei ihren Käufen nicht aus dem Rahmen fallen, bietet das Flaggschiff der Verbraucherorientierung also einen gewissen Pulsmesser. Wie also funktioniert das Geschäftsmodell der Stiftung Warentest? Das wollte ich in Erfahrung bringen.

Zunächst: Die umsatzträchtigste Sparte ist tatsächlich Finanztest. Sie ist verantwortlich für einen recht großen Teil der Einnahmen, die kostenpflichtigen Abrufe spielen (noch) keine so große Rolle.  

Im Klarttext sieht das wie folgt aus: Die Stiftung Warentest hatte im vergangenen Jahr einen Etat von rund 48 Mio. Euro. 84 Prozent davon wurden selbst erwirtschaftet, 16 Prozent kamen als Zuwendungen von Bundesministerien.

Von den 84 Prozent, die selbst erwirtschaftet worden sind, entfallen 23,5 Prozent auf Finanztest, 54,7 Prozent auf test – und rund 4 Prozent auf kostenpflichtige Onlineabrufe.

Der Rest sind die Zuwendungen und der Verkauf von Büchern und Non-Print-Produkten, z.B. Trinkwasser-Analysen u.ä.).  Die Zuwendungen kommen übrigens überwiegend vom Bundesverbraucherschutzministerium, quasi als Ausgleich dafür, dass Finanztest anzeigenfrei arbeitet.

Das Forschungs- und das Umweltministerium finanzieren außerdem zwei kleine Gruppen im Hause, die einmal berufliche Weiterbildungsangebote testen und zum anderen Tipps zum Klimaschutz erarbeiten. Die Werbung mit Testergebnissen ist laut Stiftung Finanztest offenbar bewusst keine Einnahmequelle.

Hersteller, die mit dem Logo werben möchten, zahlen eine einmalige Gebühr von 500 Euro und können dann für sämtliche Produkte, die getestet worden sind, so lange oder immer wieder neu werben, wie sie möchten, bzw. wie das Testergebnis noch aktuell ist  – es wird dann unaktuell, wenn ein neuer Test der gleichen Produktgruppe veröffentlicht wurde oder der Anbieter sein Produkt verändert hat.

Das heißt aber zum Beispiel, dass Henkel oder Procter und Gamble einmal zahlen, dann aber mit den Ergebnissen für sämtliche getesteten Produkte werben kann. Das Geld, was hierdurch eingenommen wird, geht zum größten Teil an eine externe Anwaltskanzlei, die für die Stiftung Warentest die Werbung mit Testergebnissen dahingehend überprüft, dass nicht mit falschen, ausgedachten oder überholten Ergebnissen geworben wird.

Andere Vermarktungs- und Werbeformen spielen demnach keine Rolle, weil es sie hier nicht gibt. Da die gesamten Publikationen anzeigenfrei sind, gibt es also keine Einnahmen durch Werbung, das sei bei der Gründung der Stiftung so festgelegt worden, um völlig unabhängig von Anbietern testen und veröffentlichen zu können.

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Written by lochmaier

November 9, 2010 um 8:41 am

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Eine Antwort

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  1. […] Stiftung Warentest: Wie funktioniert eigentlich das Geschäftsmodell? "Im Klarttext sieht das wie folgt aus: Die Stiftung Warentest hatte im vergangenen Jahr einen Etat von rund 48 Mio. Euro. 84 Prozent davon wurden selbst erwirtschaftet, 16 Prozent kamen als Zuwendungen von Bundesministerien. […]


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