Social Banking 2.0 – Der Kunde übernimmt die Regie

Green Crowdfunding: Interview mit Milkthesun über solare Effekte

with one comment

Als reiner Vermittler, ähnlich wie die Auktionsplattform eBay, sieht sich Milk the Sun. Das Unternehmen fungiert in erster Linie als Online-Marktplatz für Photovoltaik-Anlagen. Der Betreiber überlässt es dem Geschick der Anleger, jedes Vorhaben selbst durch einen individuellen Qualitätscheck auf Herz und Nieren zu überprüfen. Wie das funktioniert, erklärt im virtuellen Schlagabtausch Simon Edel von der Milk the Sun GmbH in Berlin.

Social Banking 2.0: Welche Erfolgschancen bieten Crowdfunding-Plattformen zur (dezentralen) Energiewende generell?

Simon Edel: Crowdfunding ist eine hervorragende Möglichkeit, um gemeinschaftlich Projekte finanziell zu unterstützen und zu finanzieren. So kann sich jeder privat an den Erneuerbaren Energien beteiligen. Dezentral heißt in diesem Falle dann auch, dass nicht nur große Energieversorgungsunternehmen im Besitz der Kraftwerke sind, sondern dass der Bürger vor Ort seinen Strom selbst mitproduzieren kann. Das senkt auch den Strompreis, weil es den Besitz verteilt und den Konkurrenzdruck erhöht. Dieser Zusammenhang macht letztlich Crowdfunding bzw. generell die Teilhabe an Erneuerbaren Energien für jeden interessant.

SB 2.0: Inwieweit unterscheidet sich der internetbasierte Ansatz bei milkthesun von der „klassischen“ Energiegebeteiligung?

Milk the Sun ist als Online-Marktplatz für Photovoltaik-Projekte und Anlagen in erster Linie dafür verantwortlich, für Leute den passenden Gesprächspartner zu finden. Wir stellen einen direkten Kontakt zwischen denjenigen, die investieren wollen und denjenigen, die Investoren suchen, her. Als Marktplatz sind wir dahingehend natürlich von dem Angebot abhängig, das Leute bei uns einstellen. Rechtliche Details klären die Verhandlungspartner dann unter sich. Der große Vorteil unseres Marktplatzes sind die geringen Transaktionskosten, weil Vermittlerketten, wie sie im Offline-Geschäft häufig auftreten, ausgeschlossen werden und damit keine Zusatzkosten verursachen können.

SB 2.0: Wie sind die bisherigen Erfahrungen, hier die Geschäftspartner bei PV-Projekten zusammen zu bringen, bislang verlaufen?

Wir spüren, dass ein großes Interesse an der Energiewende und an Photovoltaik besteht. Die Geschäftspartner, die wir zusammen bringen, zeigen sich sehr kooperativ und versuchen, sich auf die jeweiligen Gegenüber einzustellen. Das führt zu einem guten Verhandlungsklima und auch dazu, dass unser Aufwand erheblich reduziert wird. Und genau das ist ja Sinn der Sache – der direkte Kontakt zwischen Anbieter und Investor. Die Idee, über Milk the Sun Anteile an PV-Anlagen anzubieten, kam so auch nicht von uns, sondern von den Anbietern hinter den Projekten.

SB 2.0: Welches Erlösmodell strebt milkthesun an? Wie refinanziert sich die Plattform erfolgreich?

Milk the Sun erhält vom Käufer eine Provision von 5€/kWp bei Projektrechten und Flächen und 10€/kWp bei Bestandsanlagen, sollten diese über unseren Kontakt den Besitzer wechseln. Wir verdienen also nur dann an unserem Marktplatz, wenn auch die Geschäftspartner zu einem zufriedenstellenden Ergebnis gekommen sind. Zudem bedeuten diese Preise eine Provision von gerade mal 0,5% bis 1% des Sachwertes.

SB 2.0: Für welche Vorhaben und Marktsegmente eignet sich das „Crowdfunding der Energiewende von unten“?

Crowdfunding sind im Prinzip keine Grenzen gesetzt. Letztendlich müssen nur die richtigen Köpfe dahinter stehen, und dann kannst fast jedes Projekt über Bürgerhand finanziert werden. Die Energiewende kann damit in vielen verschiedenen Segmenten „von unten“ vorangetrieben werden. Beispielhaft dafür sind die Bemühungen in Berlin, Vattenfall nach Ablauf des Konzessionsvertrages das Stromnetz abzukaufen und in Bürgerhand zu bekommen.

SB 2.0: Bieten derartige neue Geschäftsmodelle auch die Chance zu einer Renaissance der nachhaltigen regionalen Wertschöpfung, etwa via dezentrales Stadtwerkemodell?

Ja. Was die Stadtwerke Schönau schon seit Jahren praktizieren, nämlich über Bürgerbeteiligung Ihre Stromversorgung selbstständig nach dem Willen der Bürger zu organisieren, setzt sich ja mittlerweile auch in anderen Gegenden und Städten durch. So wurden vor kurzem erst die Stadtwerke Stuttgart gegründet, um auf eine dezentrale Zukunft der Energieversorgung hinzuarbeiten.

SB 2.0: Und ein Ausblick: Wo geht hier die Reise hin, steigen hier auch größere Investoren mit ein, oder bleibt das eher etwas für kleinere Vorhaben?

Auf unserem Marktplatz werden kleine Photovoltaik-Anlagen genauso angeboten wie riesige Solarparks. Käufer sind oft auch Privatleute und Privatfonds, die sichere Anlagen suchen und so Teil der Dezentralisierung der Energieproduktion werden. Größere Investoren sind längst Teil der Energiewende, und mehr und mehr Unternehmen verstehen und sehen den Vorteil der Photovoltaik in diesem Bereich. Die Energiewende ist so für jedermann zugänglich, ob mit viel Geld oder mit weniger. Das unterstreicht wiederum die Rolle der Dezentralität, die das große Ziel der Reise ist.

Interview: Lothar Lochmaier

Written by lochmaier

Mai 15, 2013 um 2:22 pm

Veröffentlicht in Uncategorized

Eine Antwort

Subscribe to comments with RSS.

  1. Am 11. Juni erreicht die Redaktion die Mitteilung seitens dem ProjectForum4t2 über eine rechtliche Auseinandersetzung, deren Inhalt den Lesern via Link zu einer Pressemitteilung des betroffenen Unternehmens vom 10.06. zur Kenntnis gegeben werden soll:

    http://www.imittelstand.de/themen/presse.html?boxid=602464

    lochmaier

    Juni 12, 2013 at 6:48 am


Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

%d Bloggern gefällt das: