Social Banking 2.0 – Der Kunde übernimmt die Regie

Finanzblogs: Aserto stellt die deutschen Meinungsführer vor

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Leider konnte ich gestern nicht auf ein „Finanzblogger trifft Bankenvertreter“-Treffen nach Frankfurt reisen, zu dem ich als Spezies dieser neuen informellen Mediengattung von Aserto eingeladen war. Denn im März gibt es viele spannende Termine und da Bloggen meine schönste Nebenbeschäftigung ist, habe ich mich gestern ganz meinem Brot-und-Butter-Geschäft zugewandt.

Mehr über die Chancen und Zukunftsperspektiven eines „wertorientierten Bankensystems“ bald hier, etwa in einem Interview mit dem tschechischen Ökonomen Tomáš Sedláček, mit dem ich gestern die Finanzwelt der feinen Kontraste zwischen Schwarz und Weiß diskutiert habe, leider parallel zum Finanzblogger-Workshop.

Guten Tag, Herr Sedláček: Good Banks, Bad People? Oder war’s umgekehrt? Das ganze Interview mit dem Ökonomen lesen Sie heute auf CFO World.

Nun aber zurück zu den Finanzblogs: Jeder Tag ist ein guter Tag, um einen neuen Blog zu eröffnen, finden die Börsenblogger in einem Leserkommentar auf meinen letzten Beitrag: Buchvorstellung: Deutschland braucht Blogger, Blogger brauchen Germany. Dem kann man nur zustimmen, denn Finanzblogs sind eine meiner zehn „Killerapps“, die die Finanzindustrie künftig beeinflussen und durchaus nicht nur peripher verändern werden. Natürlich nicht jedes einzelne Blog, aber in Summe.

A propos Summe. Es beschäftigen sich neben den Universitäten, die mich auch immer wieder zum Potential dieser neuen Mediengattung befragen, auch die Marktforscher mit diesem spannenden Thema. So etwa die Trendanalysten der Agentur Aserto. Hier deshalb für die Leser ein Eindruck, was sie herausgefunden haben. Es gibt immerhin schon ein „Top-Ranking“ der meinungsstärksten Finanzblogs in Deutschland.

Testvideo 014

Erster Platz: Die Börsenblogger

Zweiter Platz: Investorsinside

Dritter Platz: Finance 2.0

Vierter Platz: Social Banking 2.0

Finanzblogs konfrontieren die gläsernen Banktürme mit der rauen Wirklichkeit

Finanzblogs konfrontieren die gläsernen Banktürme mit der rauen Wirklichkeit

Das Ganze hat noch etwas den Ruch von statistischer Kaffeesatzleserei, denn die wirklich inhaltliche Bedeutung „semantisch“ schlüssig zu erfassen, ist eine Gratwanderung. Misst man die Bedeutung der Meinungsführer an den Zugriffszahlen? An den Retweets? An der Vernetzung mit anderen Formaten? Oder gibt es gar eine unergründliche, geheimnisvolle Aura, die noch keiner kennt? All dies erscheint ein bisschen positivistische Wissenschaft zu sein.  Dennoch, hier einige Auszüge, wie Aserto die neue Szene einschätzt und taxiert:

Finanzfragen werden im Social Web viel diskutiert

So tauschen sich Anleger im Netz über gewinnbringende Geld­anlagen und Entwicklungen an den Finanzmärkten aus. Sie diskutieren die Anlagechancen ver­schiedener Finanzprodukte und die Rahmenbedingungen für Investments. Auf diese wachsen­de Kommunikation der Kunden müssen sich Banken, Versiche­rungen und Finanzunterneh­men einstellen. Sie können ihre Kunden so beispielsweise durch das Social Web in ihre Geschäfte aktiv einbinden. Daher bestehen neben vielfältigen Angeboten für Anleger auch Blogs, in denen die Fachleute aus der Branche die Konsequenzen des Web 2.0 für Banken, Versicherungen und Finanzunternehmen diskutie­ren.

Der Meinungsführerindex von aserto und pressesprecher widmet sich sowohl den bei An­legern am weitesten verbreiteten Blogs als auch den für Anbieter bedeutsamsten Angeboten. Bei den Anlegern rangieren zwei meinungsstarke Blogs vorne, die sich auf Analysen von Aktien und Finanzgeschäften spezialisiert haben. Demgegenüber sind zwei weitere Angebote deutlich auf Anbieter ausgerichtet und behandeln die Perspektive der Banken und Finanzunterneh­men.

Fundiertes Fachwissen

Allen Angeboten ist gemein, dass sie fachliche Einschätzun­gen und tiefgründige Analysen liefern. Es diskutieren hier keine Laien, sondern Personen vom Fach, die über fundiertes Wissen verfügen. Die Zielgruppe der Blogs ist deshalb auch kleiner als bei anderen Themenfeldern. Dies erklärt, weshalb selbst die stärksten Angebote nur die Mit­te der Meinungsführerskala be­legen. Im Endergebnis zeigt sich zudem, dass die Angebote dicht aufeinander folgen. Die Blogs haben zwar jeweils unterschied­liche Ansätze, mit denen sie punkten. Unterm Strich liegen sie im Meinungsführer-Ranking allerdings fast gleichauf.

Den ersten Platz teilen sich zwei Blogs: dieboersenblogger.de und investorsinside.de sind  die jeweils meinungsstärksten Angebote im Social Web für Anleger. Beide Blogs setzen sich hauptsächlich mit dem Börsen­geschehen und der Finanzwirt­schaft auseinander.

Das Blog dieboersenblogger.de liefert täglich mehrfach neue Beiträge und besticht deshalb vor allem in Sachen Aktualität. Das aus Experten bestehende Autorenteam bereitet Neuigkeiten sehr ausführlich auf und nutzt dazu häufig Diagramme und Tabellen. Neben neutraler Berichterstattung fehlt es darüber hinaus nie an eigener Einschätzung und Analysen. Das Blog wurde bereits mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Finanzblog Award der Comdirect Bank.

Das Blog investorsinside.de von Lars Röhrig ist durchaus vergleichbar. Auch hier stehen die Börsen- und Marktberichte und die mittel- und langfristigen Aussichten von Aktien im Vor­dergrund. Die Beiträge erschei­nen hier etwa alle zwei Tage und werden anders als bei dieboersenblogger.de durchaus häufig kommentiert. Der fachliche Dialog steht demnach stärker im Vordergrund.

Finanzen im Social Web

Eine thematisch etwas andere Ausrichtung findet sich bei den beiden nachfolgenden Blogs Fi­nance 2.0 und Social Banking 2.0. Beide befassen sich haupt­sächlich mit Bankdienstleistun­gen im Social Web. Finance 2.0 wird betrieben von Boris Janek, der als Manager für Digitales Marketing für ein Unternehmen im Verbund der Volks- und Raiff-eisenbanken arbeitet. Er zeigt Trends und Szenarien für Banken im multimedialen Zeitalter.

Der Fachjournalist und Buchautor Lothar Lochmaier betreibt das Blog Social Banking 2.0. Er geht davon aus, dass es traditionelle Banken mit wenig Kundendialog künftig schwer haben werden und mündige Finanzkunden auf lange Sicht selbst zu aktiven Gestaltern ih­rer Anlageentscheidungen werden. Daher bloggt er regelmäßig über neue Ideen und Ansätze im Bereich Social Banking.

Fazit: Eine neue Mediengattung hat sich etabliert. Sie wird mittlerweile nicht nur vom Rand wahr genommen, sondern auch vom Mainstream als belebende Quelle gesehen. Ein Grund mehr für mich, in den kommenden Monaten hier auf diesem Blog eine Serie zum Thema „Was leisten Finanzblogs?“ zu starten. Seien Sie gespannt und diskutieren Sie mit. Oder noch besser: Warum eröffnen Sie heute nicht gleich selbst ein eigenes Finanzblog!

Mein "Offener Brief an die Commerzbank" wurde viele Tausende Mal angeklickt: Denn er zeigt die große Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit in der hierarchischen Bankenwelt

Mein „Offener Brief an die Commerzbank“ wurde viele Tausende Mal angeklickt: Denn er zeigt die große Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit in der hierarchischen Bankenwelt

Written by lochmaier

März 15, 2013 um 8:06 am

Veröffentlicht in Uncategorized

5 Antworten

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  1. […] ,denn wir haben jetzt  Einfluss. Und natürlich sagen wir Danke. Mehr dazu im Social Banking Blog von Lothar Lochmaier, der natürlich mindestens ebenso lesenswert ist wie dieser Blog: Finanzblogs: Aserto stellt die deutschen Meinungsführer vor […]

  2. Herzlichen Glückwunsch. Da merkt man doch selbst wieder einmal, wie unbedeutend man selbst als Blogger ist, nicht mal eine Erwähnung des Bank Blogs (www.der-bank-blog.de).

    • Auch andere Biersorten schmecken lecker, sagt Finance-2.0-Blogger Boris Janek, sprich, erst die große Auswahl ergibt den reichhaltigen Geschmack.

      Was die Auswahlkriterien angeht, nach denen relevante “Meinungsführer-Finanzblogs” identifiziert werden, so besteht hier m. E. noch erheblicher Nachbesserungsbedarf. Für mich gibt es da aber keine Metriken, ist viel individueller Geschmack, wenn man so will. Es gibt völlig unterschiedliche Zielstellungen und Zielgruppen der Blogs, für mich macht sich die “Relevanz” sogar eher an nicht messbaren Kriterien im Gegensatz zu den Zugriffszahlen oder Retweets oder Twitter-Followern aus, das sagt erstmal gar nichts aus). Vieles davon kann sich wie die Twitter-Follower sogar am Markt einkaufen. Und der wirkliche Einflussradius bemisst sich m.E. an einem informellen, für Außenstehende ohnehin kaum nachvollziehbaren “reverse engineering factor”.

      Sagen wir es einfacher: Es kommt drauf an, wer das liest, und nicht wie viele. Manchmal kann ein Beitrag eines unbekannten „Meinungsführers“ mehr verändern, als 500 Beiträge der etablierten Optinion Leader.

      Kurzum, jeder Neueinsteiger hat eine Chance in diesem informellen Markt. Wenn durch einen Blogbeitrag die Welt im Kleinen nur ein bisschen weiterbewegt und verändert wird, dann trägt jeder kleine Stein dazu bei, als “Meinungsführer” in diesem Biotop zu gelten. Natürlich wird es trotzdem immer einige wenige Auserwählte geben, weil unsere Gesellschaft Preise und Abgrenzungen zur (Re)Differenzierung und Hervorhebung benötigt. Systemisch gesehen sind für mich Finanzblogs aber ein Teil des Wandels in der Banken- und Finanzwelt, von oben nach unten, wo die Kreativität deutlich höher ist als in irgendwelchen elitären nach unten abgeschlossenen Zirkeln.

      Den “sozialen” Code von Geld, die Sprache des Geldes, ist im übrigen etwas, was nur wenige in der Gesellschaft überhaupt verstehen. Die meisten haben ein Interesse die größeren Zusammenhänge zu vernebeln, weil sie davon profitieren. Insofern sind gute Finanzblogs, die nicht nur auf die zahlenmäßige Reichweite schielen, zwangsläufig ein Minderheitenprogramm. Aber sie sind auch keine Außenseiter, sondern angesichts des derzeitigen Paradigmenwandels in der Finanzindustrie die klare Avantgarde, nicht einer allein, aber in Summe.

      lochmaier

      März 17, 2013 at 8:07 am

  3. Mein Glückwunsch!

    PPinvest

    März 17, 2013 at 7:06 am

  4. […] Finanzblogs: Aserto stellt die deutschen Meinungsführer vor […]


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