Börse: Interview mit den Spekunauten zum neuen Herdentrieb
Heraufziehende Krisen sind auch in den Medien immer gut für „Extremisten“ – die einen verkünden in Gestalt der Online-Broker Rekordumsätze. Die Privanleger hätten aus der Krise gelernt und stiegen jetzt richtig ein. Die anderen – in Form etwa der neuen Printausgabe vom SPIEGEL – rufen hingegen den Gelduntergang aus.
Bleiben wir mal in der nicht ganz so sensationslüsternen geistigen Mitte. Die Akzienindizes kennen derzeit aber vor allem die eine Richtung, nämlich nach unten. Grund genug, einen Spezialisten aus den neuen Finanzcommunities im Web 2.0 um seine Einschätzung zu fragen. Mehr als die vielen selbsternannten Experten daneben liegen kann man ja kaum.
Zum Hintergrund der Spekunauten – ursprünglich als rein virtuelle Börsen-Community gestartet, hat sich die Plattform in diesem Jahr dazu entschlossen, ihren Mitgliedern die Möglichkeit zu geben, echte Transaktionen zu veröffentlichen. Mal sehen, was draus wird. Bislang steht der Betreiber ja noch im Schatten von Mitbewerbern. Dass es hier aber auch einige fundamentale Unterschiede gibt, dazu gleich mehr.
Im Gespräch mit Social Banking 2.0 erläutert nun einer der Macher hinter den Berliner Spekunauten, Geschäftsführer Malte Münchert, seine Sicht der Dinge zum Börsen-Auf-und-Ab.
Social Banking 2.0: Für den durchschnittlichen Privatanleger war die Börse in den vergangenen Jahren ein Minusgeschäft, insbesondere bei Fondsprodukten. Wie nehmen Sie die Veränderungen an der Börse wahr, die immer volatilere Ausschläge mit sich bringt, und damit kaum mehr kalkulierbar ist?
Malte Münchert: Die früher gepriesene Buy-and-Hold-Strategie funktioniert streng genommen schon seit dem Jahr 2000 nicht mehr richtig. So haben sowohl der DAX als auch der NASDAQ100 ihre damaligen Höchststände nie wieder gesehen und wir bewegen uns mit großen Ausschlägen mehr oder weniger seitwärts. Dennoch sind die mittelfristigen Trends immer noch ausgeprägt genug, um davon zu profitieren.
Dafür muss man sein Depot allerdings aktiver managen, wozu vielen Privatanlegern allerdings sowohl die Zeit aber auch die Erfahrung fehlt. Ich denke, dass dies einer der wesentlichen Gründe ist, warum sich transparente Börsen-Communities wie auch unsere über regen Zulauf in den vergangenen Jahren freuen können.
Social Banking 2.0: Was können Anleger denn tun, angesichts der derzeitigen Entwicklung?
Man muss akzeptieren, dass es nicht immer nur nach oben geht und deshalb auch einmal bereit sein, Gewinne zu realisieren. Fast noch wichtiger ist es zudem, auch Verluste zu begrenzen und nicht zu versuchen, diese auszusitzen. Zudem gibt es nicht nur Aufwärtsbewegungen, sondern auch Abwärtsbewegungen, in denen man Geld verdienen kann. Viele Anleger haben aber Probleme damit, auch einmal auf fallende Kurse zu setzen und lassen damit die Hälfte aller Trends ungenutzt verstreichen.
Social Banking 2.0: Für ambitionierte Anleger stellt sich die Frage, ob sie das lieber selbst in die Hand nehmen, statt es Vermögensberatern zu überlassen, die ohnehin nur auf die eigene Provision schauen. Ist dieses Ziel realistisch?
Wer in der Lage ist, seine Anlagen aktiv selbst zu managen, sollte darüber zumindest nachdenken. Aktiv agierende Vermögensverwalter sind in der Regel a) teuer, verlangen b) hohe Mindestanlagesummen und verfügen c) dennoch nicht über eine transparente Performance-Aufzeichnung. Wer dagegen aktiv sein Vermögen managt, kann sich dafür z.B. auf Spekunauten.de Ideen holen, indem er die Strategien von Mitgliedern verfolgt, die nachweislich in der Vergangenheit erfolgreich gehandelt haben.
Allerdings sind aktive Anleger trotz aller Hilfe, die eine Börsen-Community wie Spekunauten.de leisten kann, immer noch selbst für ihr Risikomanagement verantwortlich und müssen auch die für ein aktives Management notwendige Zeit investieren. Wer dies nicht kann oder möchte, sollte sein Vermögen lieber in professionelle Hände abgeben. Zumindest aber an der Zeitkomponente arbeiten wir: So soll es in naher Zukunft möglich sein, die Transaktionen erfolgreicher Mitglieder (wir nennen diese Mitglieder „Alpha-Trader“) automatisiert in seinem eigenen Depot zu kopieren.
Social Banking 2.0: Wodurch unterscheidem sich die Spekunauten gegenüber anderen Plattformen wie etoro und ayondo?
Ein wesentlicher Unterschied besteht meiner Meinung nach bereits schon darin, dass wir als Börsen-Community gestartet sind, nicht als Broker oder Signalvermittler. Und genau diese aktive Community ist unserer Meinung nach auch unsere Stärke. Bei uns findet ein reger Austausch zwischen den Mitgliedern statt. Auch die Alpha-Trader haben bei uns ein Gesicht, können in der Community teilnehmen und sind für jedes Mitglied ansprechbar. Dieser persönliche Bezug ist aber wichtig, wenn man jemandem sein Geld anvertrauen möchte. Im übrigen wird dieser Austausch auch von potenziellen „Alpha-Tradern“ geschätzt, die über den persönlichen Kontakt eine ganz andere Kundenbindung zu ihren Followern aufbauen können.
Ein weiterer Unterschied besteht in der Ausrichtung von Spekunauten.de. Sowohl auf ayondo und etoro fokussieren sich die Signalgeber meiner Einschätzung nach auf hochvolatile Forex-Strategien, die mit einem entsprechend hohen Risiko einhergehen. Für die breite Mehrheit der Anleger ist dieses Anlagefeld jedoch etwas exotisch, so dass bei uns der Schwerpunkt auf Aktienstrategien liegt. Damit auch eine gute Nachvollziehbarkeit gegeben ist, haben wir das Anlagespektrum neben liquiden Rohstoffen und Indizes auf rund 500 große deutsche und internationale Werte beschränkt. Dies mag vielleicht auf den ersten Blick langweilig klingen, bringt aber neben der guten Nachvollziehbarkeit auch Sicherheit: So hohe Schwankungen in der Performance, wie dies bei eToro oder Ayondo an der Tagesordnung ist, habe ich bei der Performance unserer Mitglieder noch nicht feststellen können.
Social Banking 2.0: Bieten kollektive Web 2.0-basierte Modelle tatsächlich eine Innovation für den Aktienhandel, oder werden sie eher eine Randerscheinung für ein paar interessierte Freaks bleiben?
Wenn die bisher am Markt existierenden Modelle sich nicht mehr weiterentwickeln, dann bleiben sie eine Randerscheinung. In der aktuellen Form bieten sie der breiten Anlegermasse noch keinen echten Vorteil. Die breite Masse möchte sich nicht aktiv beteiligen, sondern auf einfache, bequeme Weise davon profitieren können. Daran arbeiten wir.
Social Banking 2.0: Wie sehen denn die bisherigen Resultate aus, gibt es hier schon einen real nachvollziehbaren Track Record?
Die Möglichkeit, auch seine realen Trades zu veröffentlichen, gibt es ja erst seit wenigen Tagen. Es gab auch schon die ersten Kontoeröffnungen, aber natürlich noch keine belastbaren Ergebnisse. Da das Anlageuniversum bei Spekunauten.de aber schon seit dem Relaunch im Frühjahr 2011 auf große, liquide Aktien, Rohstoffe, Indizes und Währungspaare beschränkt ist, besitzen auch die virtuellen Prognosen eine gewisse Aussagekraft.
Social Banking 2.0: Sie veröffentlichen nach eigenen Angaben als erste Börsencommunity die realen Ergebnisse ihrer Mitglieder, wie schneiden die denn im Vergleich zur Herde während der jetztigen Krise ab?
Wie schon erwähnt, kann ich zu den realen Ergebnissen im Moment leider noch nichts sagen. Ansonsten muss man ganz klar sagen, dass auch Spekunauten.de ein Querschnitt des Marktes ist und sich hier nicht nur erfolgreiche Anleger finden lassen. Hier hilft allerdings die Transparenz unser Plattform, nachhaltig erfolgreiche Mitglieder schnell und zuverlässig zu identifizieren. Ein einfache mögliche Strategie wäre z.B., in der aktuellen Woche immer auf die Top10 der Vorwoche zu setzen. Hätte man diese Strategie verfolgt, hätte man in der ersten Augusthälfte immerhin noch eine Performance von 0,5% erzielt, während der DAX in der gleichen Zeit um 16% abgestürzt ist. Es zeigt sich also, dass unsere Top-Mitglieder nicht nur zufällig dort oben stehen, sondern auch in stürmischen Zeiten ihr Depot auf Kurs halten können.
Social Banking 2.0: Welche Erfolgsstrategie ist denn die richtige, um mit den immer kürzeren Aufs und Abs an den Börsen zurecht zu kommen, schließlich kann nicht jeder Privatanleger den ganzen Tag am Computer sitzen?
Richtig. Und hier können Plattformen wie unsere zukünftig einen echten Mehrwert bieten, wenn sie es Anlegern ermöglichen, auf intuitive und bequeme Weise an der Performance erfolgreicher „Alpha-Trader“ teilzuhaben. Aber auch so kann man heute bei den Brokern ja im Voraus seine Ein- und Ausstiegspunkte festsetzen und diese dann automatisiert ausführen lassen. Die komfortabelsten Plattformen für einen solchen teilautomatisierten Handel bieten meiner Meinung nach CFD-Broker an. Ein weiterer Vorteil ist hier übrigens auch, dass man unkompliziert auf fallende Kurse setzen kann. Dies ist bei Aktien-Brokern nicht ohne weiteres möglich.
Social Banking 2.0: Und noch eine persönliche Frage: Welches ist denn ihr individuelles Rezept für die Börse?
Ganz ehrlich: Ich wäre wahrscheinlich einer der ersten Anleger, der die Möglichkeit wahrnehmen würde, automatisiert die Strategien von „Alpha-Tradern“ in meinem Depot zu kopieren. Ich habe weder die Zeit, noch eine erfolgreiche Strategie, um gewinnbringend im kurzfristigen Rahmen an der Börse zu handeln. Deswegen war ich von unserer Idee auch von Anfang an überzeugt, weil ich den Mehrwert für Anleger persönlich nachempfinden kann.
Interview: Lothar Lochmaier
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