Ing-Diba: Mit Plattform finanzversteher.de ein erster Schritt ins Social Media Universum
Wie von mir in meinem letzten Eintrag zu Deutschlands derzeit erfolgreichster Direktbank Ing-Diba bereits angedeutet, ist aus meiner damaligen Vermutung recht schnell Wahrheit geworden.
Denn heute kommt folgende Nachricht herein, die ich (nicht zu Werbe- sondern zu Studienzwecken) direkt an die Leser von Social Banking 2.0 weiter reiche – schließlich übernimmt auf diesem Weblog der Kunde die Regie. Hier also der Wortlaut der Presseinformation der „Direktbank plus 2.0“:
Online-Portal finanzversteher.de will Verbrauchern Finanzen verstehbar machen
In Zeiten, in denen die Beratung von Banken, Versicherungen und angeblich unabhängigen Vermögensberatern immer stärker in die Kritik gerät und oft als reiner Provisionsvertrieb entlarvt wird, kommt es für die Verbraucher mehr denn je darauf an, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Und das ist gar nicht so schwer, wie viele Kunden denken. Denn kompliziert werden die Entscheidungen oft nur dadurch, dass unklar ist, ob man einem Berater vertrauen kann. Und durch Produkte, die kein normaler Mensch mehr versteht, weil sie viel zu kompliziert sind.
Die ING-DiBa will deshalb im Bankenmarkt jetzt ein klares Gegengewicht schaffen: Die Direktbank startet im Internet zum zweiten Jahrestag der Lehman-Pleite das neue Finanzportal „finanzversteher.de„. Dessen Ziel ist es, Verbrauchern das nötige „Handwerkszeug“ bereitzustellen, damit diese in Zukunft viele Entscheidungen rund ums Geld selbst treffen können.
„Als Direktbank profitieren wir davon, dass Kunden in Finanzfragen gut informiert sind und selbst entscheiden können. Damit das zukünftig bei immer mehr Verbrauchern der Fall ist, haben wir in den letzen Monaten das Internetportal ‚finanzversteher.de‘ entwickelt“, sagt ING-DiBa Vorstandsvorsitzender Ben Tellings.
Die Nutzer finden dort knappe, verständliche Informationen zu wichtigen Fragen rund um die Themen Geldanlage und Altersvorsorge. Außerdem helfen Checklisten sowie verschiedene Auswahl- und Analyseprogramme bei der Entscheidungsfindung.
Bisher einzigartig im Bankenmarkt ist dabei, dass das Portal völlig werbefrei ist und sich alle Empfehlungen allein am Interesse des Kunden orientieren. Nach der Einführung des Beipackzettels für Finanzprodukte im vergangenen Jahr will die ING-DiBa mit dem Portal ‚finanzversteher.de‚ ein weiteres deutliches Zeichen für mehr Transparenz und Fairness im Privatkunden-Geschäft setzen.
Quelle: Unternehmensinformation
Fazit: Aus einer ersten Durchsicht der Plattform lässt sich jedoch nicht erkennen, dass der Verbraucher selbst tatsächlich mehr Autonomie erhält, direkt ins Geschehen der Ing-Diba einzugreifen. Gut sind aber die Videos, die Grundprinzipien der Geldanlage oder die damit verbundene Risikoaffiniät ausführlich erklären. Immerhin ein erster Schritt in mehr Transparenz, denn Beratungsprotokolle sind ja nun wirklich nur ein „nice not to have“.
Aber es gibt auch gewisse Grenzen: Letztlich scheint es sich um eine Art wissensbasierte Suchmaschine zu handeln, die den Nutzer zwar einige Zusatzinformationen bietet, ihn letztlich aber nur besser und effizienter durch das Produktuniversum von Deutschlands größter Direktbank mit ca. 6 Mio. Kunden hindurch führen soll. Oder kommt da noch was nach und war das nur der erste Schritt in die Direktbank 2.0?
Kurzum: Die Plattform löst erst einmal nur einen Teil des von der Ing-Diba oben avisierten Kundenversprechens ein: „Es kommt für die Verbraucher mehr denn je darauf an, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen.“ Das stimmt, aber was, wenn der Kunde direkt in die Produktgestaltung eingreift. Ich weiß, das ginge vielen zu weit, wird sich aber irgendwann nicht mehr vermeiden lassen, auch wenn es für alle Beteiligten ein recht mühevoller Prozess werden wird.
Gute Idee – aber da die Plattform alleine von EINER Bank – der ING-DiBa geführt wird, sollte doch jedem Kunden klar sein zu was dies führt.
Früher oder später werden deren Produkte allein dort vermarktet – nicht so mein Fall.
Tagesgeld News
September 13, 2010 at 7:20 pm
Hallo Herr Lochmaier,
danke für
den interessanten Beitrag. Ich habe- da ich im Urlaub
bin das Portal der Ing noch nicht gesehen. Die Idee klingt aber gut und ich finde es sehr schade, dass mal wieder die
Direktbamkennetwas machen, das
eigentlich von Sparkassen und Genossenschaftsbanken hätte kommen sollen, diese denken aber leider immernoch nach der Formel Bakberatung=Filiale. Insofern mein Lob an die Ing. Dies ist ein richtiger
erster Schritt. Man muss die Latte ja nicht direkt so hoch legen, wie Sie es mit dem
Aufruf zur Beteiligung an der Entwicklung von Bankprodukten tun, was meiner Meinung nach auch keine Garantie für sozialeres Banking ist und viele Verbraucher aktuell wohl weder wirklich wünschen noch leisten könnten
mfg Boris Janek
Boris
September 14, 2010 at 6:16 am
Hallo Herr Janek,
Ihr Kommentar bringt es gut auf den Punkt – das wäre eigentlich der Job der Genossenschaftsbanken und Sparkassen gewesen, mit einem derartigen Infoportal zu punkten, die sind aber zu träge aufgestellt, eine Direktbank wie die Ing-Diba ist flexibel und offen genug für Neues. Kundenorientierung beginnt eben bei einem derartigen Infoportal. Was ich mit meiner Aussage, dass die Kunden beteiligt werden wollen am Produkt- und Wertschöpfungsprozess meinte, ist weder, dass Banking dadurch sozialer wird, noch dass dies etwas für die breite Masse ist. Schauen Sie sich aber das Kundenklientel der Ing-Diba an. Das sind (meist) gut verdienende Professionals, die neues gerade im Netz auch irgendwann ausprobieren. Zumindest ein Teil der Kunden. Es wird also nicht bei unidirektionalen Kommunikationskultur bleiben, oder email-Kontaktformularen und Hotlines. Und hier ist eben in der Entwicklung der Direktbank 2.0 das letzte Wort noch nicht gesprochen. Nicht mehr, nicht weniger. Aber sicherlich verdient die Initiative positive Beachtung, weil sie einen Schritt in die richtige Richtung bedeutet.
lochmaier
September 14, 2010 at 7:15 am
Lieber Herr Lochmaier, lieber Herr Janek,
vielen Dank für lobenden und ermutigenden Worte zu finanzversteher.de. Wenn Sie Anregungen haben, was wir noch verbessern können, teilen Sie uns diese bitte mit.
Gruss
MK
Martin Krebs
September 16, 2010 at 3:27 pm
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