Spiegel orakelt: Schadet Egoismus im Geschäftsleben wirklich?
Nun ja, wollen mal schauen, ob wir hier wieder eine Glanzstunde der Bewusstseinsaufhellung zu neuen gesellschaftlichen Ufern erlebt haben. Weg vom Turbokapitalismus, hin zum guten dritten Weg, zu dem wir jetzt plötzlich alle so wild entschlossen sind. Und dann das hier, Spiegel online orakelt vortrefflich, dass Egoismus im Geschäftsleben schade. Hier abbiegen:
http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/0,1518,655217,00.html
In 30 Sekunden überflogen? Reicht aus. Also da bin ich wirklich platt. Denn ich sehe das jetzt anders, auch wenn ich damit plötzlich nicht mehr Mainstream-fähig bin. Denn Egoismus ist die einzig treibende Kraft im Geschäftsleben. Ich bin gierig nach Glück, Geld und Ruhm – Wer darauf wartet, seine Produkte, Dienstleistungen oder Geld mit irgendwem sonst auf gleicher Augenhöhe auszutauschen, der wartet wie Godot im theatralischen Absurdistan nur auf eins, nämlich auf sein Ableben.
Die Realität sieht doch meist so aus: Homo homini lupus est – der Mensch ist dem Mensch ein Wolfe, auch wenn Spiegel jetzt ein paar nette sozial verträgliche Geschichten mit ärztlichen Befunden unterfüttert, Egoismus im Geschäftsleben mache krank, und führe sogar zu schlechteren Endergebnissen. Echt? Ordentlich getriezte Mitarbeiter, die sich gegenseitig elegant ausstechen sollen, halten den Laden doch am besten in Schwung…
Sozialgeschichtlich gesehen ist diese kleinbürgerliche, von Spiegel online zum Weltmaßstab erhobene These ziemlicher Humbug: Sklaventreiber regieren zwei Drittel der Menschheit, die über kein Grundeinkommen verfügen. Das kann auch uns im Westen in den reichen Ländern nur recht sein.
Der Rest von uns digital Na()iven schuftet außerdem mit Narrentarnkappe als moderne Workoholics in der Postmoderne an den Bildschirmen, bis die Augen flackern. Sind Vor- oder Querdenker plötzlich gefragt in den Büroetagen? Jeder, der zu viel oder das richtige zum falschen Zeitpunkt sagt oder tut, ist doch relativ rasch weg vom Fenster, oder kriegt nur ein kleines Büro mit Fenster zum Innenhof. Ist das Ausblenden von Egoismus wirklich so cool und anders?
Die ganze Debatte um den neuen guten Kapitalismus ist doch nur wie ein schlechtes Remake aus einem Film. Da schaue ich mir lieber alte Filme aus der Zeit des deutschen Wirtschaftswunders an, da spielen so lustiger Typen wie Heinz Ehrhardt mit. Bei denen konnte man die „soziale Marktwirtschaft“ noch irgendwie nachvollziehen.
Was sagt der Spiegel: Unfaires Verhalten vor, im und neben dem Arbeitsplatz löst Stress aus? Ich steh schon neben mir. In der Version „Good Capital vibrations reloaded“ schaue ich mir lieber eine tägliche Soap-Nummer wie „Verbotene Liebe“ oder Geld.Macht.Liebe.Hiebe.Triebe an. Da weiß ich wenigstens worum es geht, ums mehr oder minder elegante Intrigieren.
Kompliment. In dem Posting ist sehr viel Wahres und Treffendes drin …inklusive Heinz Erhardt
Stefan63
November 14, 2009 at 12:29 pm
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Oktober 8, 2012 at 1:57 pm
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November 26, 2012 at 8:11 pm